die faz. jetzt ist mir vorm frühstück schon schlecht geworden. der autor sollte bei berlusconi anheuern, der braucht so schreiberlinge in zukunft. wobei eine solche dreistigkeit selbst in italien auffallen würde, andrerseits ist dort zivilcourage nicht so ein heißes pflaster, sie wird gar nicht vermisst. ohmy, abscheu.

(ehrlich, ich hasse rassisten. das gute ist, man braucht gar keine zivilcourage mehr, heutzutage, um denen mal den marsch zu blasen, da reicht menschenverstand und ein demokratisches grundverständnis.)

9 Gedanken zu „“

  1. dazu fällt mir mark twain ein: „wir lieben die menschen, die frei heraus sagen, was sie denken. – so lange sie das gleiche denken wie wir.“
    ich schätze eine gesellschaft, die in der lage ist, unkommode und unpopuläre meinungen auszuhalten. bin ich doch in verhältnissen aufgewachsen, in denen dies nicht möglich war. wo russische offiziere im öffentlichen diskurs „die freunde“ und am privaten tisch in der kleingartensparte halb geraunt „die besatzer“ waren.
    provokateure gibt es in jedem lager. „soldaten sind mörder“ ist ein genauso geschackloser spruch wie „immer neue kopftuchmädchen in die welt setzen.“
    und doch werden solche meinungen nicht sinnlos geäußert, sie entspringen einem unbehagen, daß bestimmmte verhältnisse fraglos so hingenommen werden, wie sie sind.
    „warum darf ein soldat auf weisung hin straflos töten, obwohl unsere gesellschaft und unsere kulturell prägende religion das töten von menschen als eines der schwersten verbrechen bewertet?“
    „warum werden familien, die die werte der gesellschaft ablehnen, die sie sich als neue heimat gewählt haben von dieser gesellschaft versorgt?“
    ich finde es wichtig, daß solche fragen gestellt werden. niemand von uns würde ohne not ins berliner rollbergviertel ziehen und niemand, den ich kenne, würde im fall, daß er beklaut oder überfallen würde, den polizisten, der die anzeige aufnimmt, dann bullenschwein nennen.
    wir gefallen uns mitunter in nicht vom leben überprüften meinungen, die wir übernommen haben, weil sie alle mittleiweile haben, weil es bequem und akzeptiert ist, sie zu äußern. im fall von andersdenkenden und unbequemen äußerungen haben wir aber die toleranz eines eines csu wählenden bayerischen pensionärs.

  2. REPLY:
    1. die polemik „soldaten sind mörder“ wird mir mittlerweile einfach zu unreflektiert nachgeplappert. wer beschäftigt sich überhaupt noch damit, warum diese wendung 1931 in der weltbühne stand und welche kriegserfährung und -erwartung ihr hintergrund war. sie schlug damals genauso ein, wie das sarrazin-interview heute.
    2. soziale verhälnisse verbessern, bedeutet nicht unbedingt, als netter weihnachtsmann geschenke zu verteilen. wer die lebensmuster ländlicher, extrem patriarchaler gesellschaften beibehalten will, kollidiert nun einmal mit den herrschenden gesellschaftlichen verhältnissen.

  3. REPLY:
    ich denke, dass eine populistische und rassistische äußerung nicht in ordnung ist, vor allem wenn sie ein repräsentant des staates tut. ist es nur eine meinung? diese sätze waren rassistisch in ihrer verallgemeinerung (die muslime, oder die türken als staatsverächter), in ihrer herabwürdigung einer religiösen sitte (kopftuch) und in ihrer gleichsetzung einer sozialen lage mit sozialschmarotzertum. selbstverständlich darf der typ beleidigen, wen er will, aber die verantwortung sollte er schon tragen dafür.

    zivilcourage ist der falsche begriff, um sarrazins rassistische äußerung zu verteidigen.
    im faz-text wird ein falsches beispiel für diese tugend gebracht: ein polizist handelt nicht aus zivilcourage, sondern weil genau dieses eingreifen sein beruf und sein auftrag ist, er ist mit waffen, einer ausbildung und einem corpsgeist auf so einen einsatz vorbereitet. ein polizist und ein soldat sind eben keine zivilpersonen. man sollte das auseinanderhalten, gerade beim umsich schießen.

    und, was mir auch noch einfällt dazu: der staat muss auch menschen unterstützen, die ihn nicht gut finden, selbstverständlich muss er das! genau das nennt man meinungsfreiheit. das steht im grundgesetz, artikel 4 und 5.

    ich finde es gefährlich, diese auseinandersetzung über die lebensgewohnheiten anderer mit vorurteilen anzuheizen. hey, ich mag das autoritäre patriarchat auch ganz und gar nicht, aber aushungern? häme? vielleicht hat die demokratie und die meinungsfreiheit genau diesen preis, dass man nicht mit gewalt und finanzieller erpressung gegen archaische frauenverachtung vorgehen darf. sondern anders, mit geduld, geld und einer besseren politik. das geht.

  4. REPLY:
    mein gedanke zum interview mit sarrazin waren: mein lieber schwan, denk mal drüber nach, welchen verstärker dir grade dein job gibt, du bist hier nicht am biertisch. nur war mir genauso unbehaglich, als ich danach das das politisch korrekte geheul hörte.
    auch wenn es unpopular ist, das auszusprechen: mir sind solche leute wie sarrazin wichtig. er steht zwar regelmäßig bis zu den knien in allen fettnäpfen, weil er sagt, was er denkt. aber das ist mir tausendmal lieber als die leute, die sich vorher womöglich noch mit beratern absprechen, was ihr gegenüber gerade hören will und wie man dann die eigenen positionen verpackt, damit sie vo allen problemlos geschluckt werden.
    mich regen beide lager auf, rechtes wie linkes spießertum. menschen, die ihre identität perfekt mit den sinnsprüchen ihrer gesellschaftlichen gruppierung abgeglichen haben, alle anderen ausschließen und wegbeißen und nur ihre lebensrealität akzeptieren.

  5. REPLY:
    zumindest weiß man genau, woran man mit sarrazin ist und was er so denkt, da hast du recht. ich bin da optimistischer als du und hoffe, dass es nicht soviele geheime radikale gibt.

    ach hier, grad gefunden, die andere seite.

    (obwohl, wenn man sich die kürzungen der letzten jahre für integrationspolitik anguckt. wohl von 254 millionen im jahr 2005 auf 155 millionen im jahr 2009, dann bleiben eigentlich auch keine fragen offen.)

  6. REPLY:
    Nur ganz kurz eine Richtigstellung zu den Mitteln für die „Durchführung von Integrationskursen nach der Integrationskursverordnung“ aus den Bundeshaushalten 2007, 2008 und 2009 (in Millionen):

    Ist 2005: 89,182
    Ist 2006: 136,804
    Ist 2007: 126,710
    Soll 2008: 154,802
    Soll 2009: 174,077

    Die Tendenz ist ganz eindeutig ansteigend, nahezu eine Verdoppelung in 4 Jahren. Wobei man hinzufügen muss, dass die Ist- und Sollzahlen teilweise ziemlich auseinanderliegen (2007 waren ursprünglich 140,802 Mio. vorgesehen).

  7. REPLY:
    oh danke! ich wusste im finanzplan gar nicht, wonach ich suchen musste. was hab ich denn dann gefunden für zahlen? (ich wüsste gern mal, wie hoch die gesamtkosten für die integrative arbeit sind, also nicht nur sprachkurse, sondern auch schulische und städtische angebote, fachkräfte, kitas usw. )

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Heads up! You are attempting to upload an invalid image. If saved, this image will not display with your comment.