die liebe an sich ist wohl häufig parasitär, sie bedient sich dann auch an bedürfnissen, die woanders herkommen, und wenn die überwiegen, dann kriegt sie davon einen blähbauch und fliegt ganz hoch, über allem, wie so ein werbezeppelin. hey, ist aber immer noch die liebe, oder nicht? die darf das vielleicht. (yes. ich hatte wochenlang kranke kinder zuhause und habe nur in diesen kinderbildern gesprochen, ich kann nicht mehr komplex.) die liebe tut mir ein bisschen leid – ich mag grade nichtmal liebespathos, und das bei meinem sternzeichen, die großen worte tragen ja immer auch blinde passagiere, lauter kleine schwarze löcher, ich seh nur noch die, wenn ich das höre oder lese – diese nicht sinnfällige reduktion (der letzte krieger, mit einem degen auf dem schon leeren schlachtfeld herumstochernd) werde ich hoffentlich komplett vergessen haben in der sekunde, in der es mich mal wieder erwischt.

das unverliebtsein schmeckt aber grade sehr fein, nach grauem sauberem asphalt, langen bartheken, anderen dingen, nach großstadt und diesem speziellen rissigen humor, der sich lange nach mitternacht einstellt, oh eine zeit, in der ich zu selten wach bin.

habe heute früh das vorhaben, wieder mehr glam zu tragen erstaunt aufgeben müssen: erst gute maniküre. dann feine strumpfhosen. der weg ist so so weit, aus dem alltag, in irgendwas selbstgesetztes, und sei es ein kleinfeiner anspruch, den sonst niemand bemerkt, aber es hat dann heut doch von selber angefangen, so beim laufen, mit dem einen kind, das jetzt grad wieder krank ist, zum kinderarzt, die beine geworfen, aus der hüfte, einen kleinen hüftschwung versucht, ohne hackenschuhe, einfach vorneweg zum üben, das körpersummen gleich wieder gehabt, die bewusste vereinnahmung der aussenflächen, in eine aussage hinein, in die selbstwahrnehmung, es muss nicht extravagant ein, nur gemeint und durchdacht, damit man nicht eine schicht lieblosigkeit und nonkuranz herumtragen muss (ich weiß noch, wie dunkel mir der osten vor maueröffnung vorkam, die leeren strassen abends, das unwarme gelbe licht, es sieht ja genauso aus heutzutage, nur voller, und der boden inziwschen eine tückische lückenpiste)

das marbacher literaturarchiv wollte mich auch mal als literarisches weblog dokumentieren, aber sie haben es dann doch nicht gemacht. mein respekt vor literatur ist hoch, ich habe auch keinen echten kunstwillen, ich habe ein weblog. mein bestreben endet bei der gestaltung, also dem versuch, etwas zu treffen mit den worten, eigentlich unabhängig davon, ob es bedeutung hat oder nicht, und die kunst hat doch eine weitere ebene, oder, so ein bedürfnis nach endgültigkeit, nach bleibenden formen, nach einem für-sich-stehen, entscheidungen, vor allem nach einem verlässlichen level an, na an was, an dem literarischen ding. und man hofft, dass die qualität so nebenbei erreicht wird, ich mag meine texte, weil sie für mich stimmen, geht das nicht jedem blogger so? vielleicht ist es ein kern der natürlichen eitelkeit, dass man bei allem realismus (egalismus) eben doch hofft, man sei gut genug, um von profis gewertschätzt zu werden. hmm.

aber again, wie toll das netz als große blankofläche, die tonnen von texten mit dem gleichen großzügigen desinteresse aufnimmt, als angebot, man kann ja den anspruch mit unterbringen, niemand stört sich daran. ich mag die durchlässigkeit, das verschwinden, auch diese gewisse beliebigkeit, die stille der projektionsfläche, also still in dem sinne, dass sie nicht widerspricht, still in dem sinn, in dem auch twitter still ist. man zeigt sich, man sieht sich.

trotzdem bin ich bisschen traurig.

„Das Lederetui besticht nicht nur im Design, sondern schützt zuverlässig vor Stößen, Erschütterung und Abnutzung. Die Kanten sind vernäht und gewährleisten hohe Stabilität. Außen elegant und schlicht gehalten, ist die Leather Pouch Innen mit einer innovativen Pull-to-release-Technik ausgestattet, dank der Sie das iPhone 3G / 3GS schnell und einfach herausziehen und benutzen können.“

(ob der autor das nur als relation wahrnehmbare winzige hochgefühl, dass einen beim durchqueren von all den merkwürdigen sätzen einholt, die sich manchmal vor den feierabend stellen, einfach weil sie zum ende kommen, oder weil sie eben wie die bunte plastiktüte ihren zweck erfüllen, einen inhalt zu transportieren, zumindest bis nach hause, eher bei „die kanten sind vernäht“ hatte oder bei dem „innovativ“? ich fand „die kanten sind vernäht“ ziemlich klasse. bei „pull-to-release-technik“ hat ihn die demut verlassen.)

kein whisky

der eigentlich relativ entspannte versuch, auch mal andere onlinehändler als die großen zu versuchen, klappt immer nur bis zur bezahlung. das ist immerhin ein guter anfang.

meinen winterwhisky habe ich bei zwei händlern bestellt, am 1.11., bislang ist keine flasche davon hier angekommen. der eine reagiert immerhin auf meine emails, erst war der lagavulin leider just am tag meiner bestellung von „asiaten“ weggekauft, dann ist die dhl-sendung an mich verloren gegangen, mittlerweise ist auch der bestellte auchentoshan alle, also nicht im netz, nur im regal offensichtlich, ich kriege aber eine „erheblich teurere“ andere abfüllung mit, „für den us-markt“. na mal gucken. vom pech verfolgt, der händler.

der andere hat noch nicht mal die mail beantwortet, allerdings erfolgte der lastschrifteinzug erst am tag meiner mail, mit der ich mich anderthalb wochen nach bestellung mal erkundigt hatte, wie es denn so läuft mit dem versand. leute, leute, so wird das nix. onlinehandel geht leichter, wenn man gelegentlich mal ins system guckt.

(und ich glaube, bei der bank muss ich fürs zurückbuchen der überweisungen auch noch bezahlen. grmpf.)

silber

silber

gestern in meiner küche in einem sehr unzugänglichen hinteren winkel einen schweren stoffbeutel mit lauter gewickelten tüchern gefunden. darin: ein komplettes silberbesteck, 800er, leicht löffellastig, fadenmuster, mit unterschiedlichen intialen. große überraschung. ich habe ein geerbtes christofle, das wohlbehalten in pappschachteln verwahrt wird, für die anlässe, mit dem meißen. dieses vergessene und wiedergefundene muss von meinem patenonkel sein, auf vielen flohmärkten zusammengesammelt, eigenhändig für das patenkind, er hat mir bei jedem besuch ein paar teile davon mitgebracht.

dann ist mir auch eingefallen, wir wir zusammen auf dem markt am 17. juni waren, vor mauerfall, und wie konka mit geübtem griff die schönsten gabeln und löffel aus den großen kisten herausgefischt hat. er kannte sich sehr gut mit teppichen aus und suchte sich für den silberkauf gerne stände, die auch ein paar teppiche feilboten. dann wählte er den besten teppich und handelte den verkäufer mit einem feuerwerk an fachwissen und anekdoten und erinnerungen an afghanistan (oder weiß der herrgott wo, es war immer das hinterland von teppich-regionen im fernen osten) auf einen bruchteil des erstpreises herunter, vertröstete ihn dann auf „später“, er wolle aber zumindest schon mal etwas von dem silber mitnehmen, und bekam es immer, immer zu einem sehr guten preis. ich muss den leicht angelaufenen schatz klar in den alltag integrieren.

(vor 2008)

1

auf der suche nach so einer hotelduschhaube für die zweite läuseshampookur beim großen eine schublade mit seifen wiedergefunden. war ich da mal? im hassler, dem einzigen hotel in rom, gelegen am kopf der spanischen treppe, direkt neben der trinità dei monti, mit einer dachterasse, von der einem die ganze stadt zu füssen liegt. fernweh. nein, es war anders, ich wollte damals gerne, aber es war nicht so sehr wichtig. ich fand das hassler sogar ein bisschen fremd und altertümlich, ich hatte noch keinen sinn für diese ganz bestimmte wunderbare staubigkeit berühmter alter hotels, aber meine eltern wohnten dort, mein vater bekam irgendeinen preis verliehen und wurde da einquartiert, und ich habe nur ein paar kaffees genommen auf der terasse, und einen aperitiv. sie hatten oben auf den tischen solche panoramakarten aus schwerem papier, geklappt, auf der die shilouetten der ganzen gebäude und kirchen beschriftet waren, ich fand das übertrieben und hatte so eine echte kleine verzweiflung angesichts der überwältigenden geschichtsdichte dieser stadt, jedes haus hat eine, mein vater konnte all diese zeichen lesen und hat sie immerzu erzählt, die papstzeichen über den türen, die kirchen, die viertel, er war fremdenführer in rom, als junger mann. jede andere stadt wird dann plötzlich unsichtbar, das passiert mir jetzt nicht mehr, wenn ich mal wieder da bin, ich habe viel mehr substanz inzwischen hier in berlin, ob es das ist? aber früher wollte ich da wohnen und nicht im kalten norden. genau: ich schlief bei frau pallenberg auf dem sofa, direkt neben so einem vollbärtigen freundlichen jungen architekten, mit dem ich über libeskind gesprochen habe, der wohnte da wohl auch eine weile und hat mich beeindruckt, weil er so einen lebensplan hatte, egal was ich ihn fragte, er hatte eine antwort. ich mochte ihn, und wir gerieten ins fahrwasser der poesie und sprachen über montale, glaube ich, weil das möglich war damals. am nächsten tag sind wir meine schwester besuchen gegangen, die in der bar della pace gejobbt hat, bevor sie ihren mann und ihre kinder bekam, das muss mindestens 15 jahre her sein also.

eine alte seife.

davon hätte ich gern 100 mindestens, eins von jeder stelle, an die ich mich noch erinnern kann, wobei meine erinnerungen natürlich in farbe sind, eins vom potsdamer platz mit seinen flohmärkten und dem langen mauerstreifen, im alltag war es gar nicht so, dass man weiter dachte, hinter die mauer, da ging es einfach nicht weiter. heut früh den kindern von meiner mauernacht erzählt, aber sie kennen weder die sonnenallee noch den q-damm, und ein trabi ist auch nur ein wort.

heute ein freundin im auto: als sie in den sechzigern geboren wurde, war der 2. weltkrieg keine zwanzig jahre her, weniger als für uns heute der mauerfall, und wir wuchsen alle irgendwie mit kriegsgeschichten auf, hunger, rüben, bomben, kriegstote und schuld/unschuld-geschichten, es gab ja keinen erwachsenen lebenslauf ohne den krieg, aber es war praktisch gefühltes mittelalter, die körpernahe gegenwart von kindern, was vor ihnen und ihrem körper war ist alles gleich weit weg, nämlich unendlich.

die dünne decke über der rauhheit nach einer woche, die aus doofen gründen anstrengend war, das nicht kompaktseinwollen, nicht erwartbar, nicht zuverlässig entspannt und gutmütterlich.

(werde mir heute ein superschönes paar troststiefel kaufen gehen. ich hab schon 4 paar stiefel, eins davon rot, eins ohne reissverschluss, da ist an- und ausziehen echter sport, eins mit kaputtem rv. ich brauche klar noch ein paar. wie immer erwischt mich die mode doch, soviel stiefel dies jahr, oder habe nur ich eine erhöhte rezeption?)