zukunftsängste

angesichts der für spekulationen meilenweit offenen berichte über fukushima kommt so eine zärtlichkeit für die gegenwart hoch, für die wohnung, ich wische ganz leicht mit der hand über die fensterbänke, sehe in die blau-orangene dämmerung und versuche, die mulmigkeit analytisch zu bezwingen. mit kindern und mutter essen gegangen, 2 andere familien aus dem haus dort gefunden (hauswirtschaft), eine unbeschwertheit, die bis in die feinheiten spürbar bleibt. die mir eher fremde zukunftsangst geht auch als antiprokrastinator durch, merk ich grad. do it now.

die panikschieber, die es aus dem washingtonsblog haben (ital./engl.)

der pessimistische wissenschaftler. (ich erinnere mich an die zeit nach tschernobyl, als ich zu gast bei einem emeritierten psychologieprof in tübingen war, freund meiner mutter, seine rolläden  waren heruntergelassen, man musste schuhe und jacke draussen lassen, er hat sein haus nicht mehr verlassen, und der unfall war schon ein paar wochen oder monate her, das gedämpfte schweigen seiner frau, und wie ich die selbstblindheit des psychologen eher lustig fand anhand der unausweichbarkeit der welt draussen.)

kobayashi berichtet, der name passt ja.

eine newsseite im netz hat sogar einen extra fukushima- reiter auf der hp

und arme seesterne (über washingtonsblog glaub’ich).

als der dritte schnupfen in folge hochgeht, mit vier kurzen runden gesunden tagen dazwischen, kriege ich einen echten wutanfall, tobe und schimpfe. niesanfall mit zwei schweren einkaufstaschen, zu hohe schuhe für das grausliche berliner pflaster, zuhause geben die kinder mit gutem grund kontra und werden gehört natürlich. nebenbei immer japan im kopf und in den gliedern, wie schon das ganze wochenende lang, es legt sich um die brust.

kochen muss trotzdem. der nächste mann kann sein wie er will, aber kochen muss er können, mein beziehungsideal grad: jemand der sagt, leg dich hin, ich mach das heute, hühnerfrikassee? aber gern, willst du einen tee vielleicht? nee, ich hab schon eingekauft.

und dann schmeckt es auch noch. heute aus lauter biosachen ein wunderbares hühnerdings gekocht, total genervt nebenher, aber egal: gelungen, lecker, reicht für morgen nach der schule auch noch.

japan als riesenelefant im raum. elias erzählt, seine mathelehrerin hätte nur ein paar sätze dazu sagen wollen, dann habe jemand eine frage gestellt, dann hätten sie die ganze stunde nur darüber geredet. alles wirkt schal und transparent vor der katastrophe.

das plutonium hat dabei die hässlichste fratze, die menschenleben der japanischen entscheider und verdränger und politiker und überhaupt aller werden staub und nichts und nochmal nichts, bevor das gift wieder raus ist aus der welt. gäbe es einen gott, er dürfte verschnupft sein angesichts solcher missachtung der schöpfung. die banalität der gründe, profit und energie vorher, danach eine welle, die einen dieseltank mitreisst.

die kinder tanzen und hopsen ein lied, bei dem alle körperteile geschüttelt werden, gackernd, einer mit darth-vader-maske auf. die heiligkeit, nee, die magische unversehrtheit, nee, auch nicht, die schönheit von kinderkörpern, wie unverletzbar körper sein sollten.

als elias neugeboren war, wie ich nichtmal die autoabgase an seine lungen lassen wollte, der kaum bremsbare schutzimpuls, wie ich große strassen gemieden hab, wie nötig und unerfüllbar dieser wunsch ist, wie man seufzt und dann in die küche geht, um aufzuräumen.

sagt mal, wisst ihr eigentlich noch genau, mit wem ihr mal und mit wem nicht? gibt es menschen, bei denen es einen kleinen bereich des zweifelns gibt, oder wo man vielleicht was verwechselt oder vergessen haben könnte, oder solche mit fließenden übergängen?

etliche schulen für den großen angesehen. bewerbungen geschrieben, umformuliert, neu geschrieben, verworfen, noch einmal neu geschrieben. die erste wahl hat bereits eine ablehnung geschickt, auf die anderen warte ich jetzt mit gewissen fatalismus.

einer der zwillis soll auch schon aufs gymnasium – zwei standen zur auswahl. beide nehmen ihn nur, wenn IHR gymnasium als erste wahl und nicht als zweite wahl auf dem anmeldezettel steht, auf dem es zwei zeilen gibt, erste und zweite schule der wahl. man soll den zettel bei einer schule abgeben, die reicht ihn dann bei nichtannahme weiter an die zweite schule der wahl, so stehts auf der anmeldung. jetzt wollen beide schulen die originalanmeldung, der tonfall dabei: beleidigt. beide schulen geben überhaupt keine garantie, dass sie das kind aufnehmen werden.

ich werde tippex kaufen gehen, mir die originalanmeldung von schule a wiedergeben lassen mit der begründung, dass – weiß jemand einen guten grund? (schule a kann die beiden durchschläge behalten, das reicht ja wohl) – und bei schule b auch eine anmeldung mit erstwunsch abgeben.

gewisse aggressionen sind nicht zu leugnen, sagen wirs mal vorsichtig und indirekt. in italien konnte man bestechen, das war wesentlich einfacher.

gut angezogene menschen in der tram morgens, die sehe ich ja sonst nie. männern im montgomery vertraue ich generell und sofort, ich würde mit ihnen mitgehen und dabei ein bisschen über dieses und jenes plaudern, sie sind nachdenklich und auf eine entspannte art altmodisch, es ist männerkleidung, nichts für jungs.