10-15 cent?

wenn die 10 monatlichen freien nyt-artikel mal wieder durch sind und der monat noch nicht rum ist. genervt, wenn ich den vorteil von zeitungen im netz nicht geniessen darf, das selektive und internationale lesen einzelner artikel.

warum, also ich verstehe das wirklich nicht, das ist doch das naheliegendste, warum gibt es keine möglichkeit, die sahneartikel zu kaufen? die seite 3, oder die theaterkritiken? für angemessene cent-beträge, entweder über flattr oder über kreditkarte oder über weeßdennicke, gerne auch mit daten wie bei itunes. statt dem weiter lesen– link gibt es dann nach dem teaser ein bezahlkästchen, nach 2 sekunden kann ich lesen, wo ich zeit sparen kann. ich mag dafür keine 3 euro ausgeben.

so im lauf eines monats habe ich einen haufen zeitungen im browser, eigentlich alles was geht, keine ganzen kompletten zeitungskörper, ich picke mir mal hier und mal da einen artikel heraus, warum? weil ich es kann. meine netzlektüre folgt mal einem themenbaum, mal dem zufall, einer laune oder den links von anderen. ich möchte in meinem lesestil nicht mehr allzuweit hinter all diese wunderbaren möglichkeiten zurück, ich will nicht den ganzen spiegel kaufen im netz, er ist nicht gut zu lesen, ich kann nicht blättern, wenn alles, dann lieber das echte heft, eine zeitung ist kein album, das im ganzen mehr als die summe der einzelnen songs ist, wo es eine kurve, einen aufbau, einen zusammenhang gibt, eine zeitung ist kein kunstwerk, es ist handwerk, der zusammenhalt ist der veröffentlichungstag, und die ordnung der inhalte. wahrscheinlich gehen genau da die meinungen auseinander und es gibt so einen gedanken wie den aus der bücherwelt, wo die gut verkäuflichen das experimentelle und/oder literarische buch am leben erhalten? aber auch da muss nicht jeder käufer von verloren ein exemplar von liao yiwu mitkaufen. das dürfen zwei verschieden leute machen, und die müssen sich auch nicht kennen, im selben haus leben oder dieselbe kreditkarte benutzen.

ich hab wenig lust dazu, meine bedürfnisse den marktstrategen anzupassen, wenn ich damit auf die ganzen vorteile im netz verzichten muss. umgekehrt wird doch ein schuh draus. und all diese möglichkeiten gehen doch nicht mehr weg, man kann natürlich eine mauer davor setzen, dann bleiben halt die leser weg.

der corriere della sera hat eine originelle mauer, der hält bloss die facebook-leser draussen, ich hoffe, das ist stil und keine baustelle.

überhaupt hätte ich ja früher gerne so ein gemischtes abo gehabt, montags die sz wegen der nyt, dienstag öhm vergessen, wer da was hatte, mittwochs die faz wegen der wissenschaftsbeilage, donnerstags den tagesspiegel, weil der ist eh immer gleich langweilig, und so weiter. das haben doch taz und faz mit ihren wochenendausgaben mal gemacht, lief das nicht auch ganz gut? jetzt ist das selektive lesen möglich, aber ich darf nicht. auf dem rechner würde ich vielleicht einzelne autoren oder themen abonnieren – aber nicht drei komplette zeitungen, nichtmal, wenn es die nyt ist. das traurige gefühl, wenn ich ungelesene zeitungen wegwerfe, lauter artikelwaisen, immerhin das habe ich bei ungelesenen elektrojournalen nicht. kleine unaufgerufene dateien vereint euch! neenee.

hatte aus neugierde mal die faz als pdf, man kriegt dann aber reduktion und muss auf alles verzichen, was das lesen im netz erträglich macht, es ist schwer zu lesen mit maus oder touchpad, es scheinen auch dieselben texte zu sein wie auf faz.net, warum soll man dann in eine pdf kriechen? bestimmt eine übergangslösung, aber der abturnende affekt wird eine weile halten bei mir. die app der berliner zeitung ist angenehm, aber ich kaufe mir keine komplette zeitung im netz, wenn ich es nicht muss (reine rethorik, weil da hab ich ja ein echtes abo, dass ich leider mit dem ipad nicht ins ipad kriege, muss man anrufen mit dem telefon, ja, ich bin faul). die faz plant ein bezahlmodell, hab ich gelesen, mal sehn, bei allen alles oder nichts- modellen bin ich draussen natürlich, aber es geht ja nicht um mich, es geht ja um die zeitung, also der zeitung geht es um die zeitung und nicht um mich als leserin, ich wünsch ihnen da alles alles gute, aber mein budget ist begrenzt. ich liebe die nyt, aber ich kann auch sehr gut auf sie verzichten, bis der monat um ist und ich wieder lesen darf, bis dahin lese ich die washingtonpost und salon, und nochmal, ich würde wirklich gerne für die artikel bezahlen, ich liebe zeitungen sehr.

warum nutzen die verlage nicht alles, was das netz bietet? wahrscheinlich sind mir die wichtigsten juristischen und journalistischen argumente dagegen bloss nicht eingefallen. es muss ja gute gründe geben.

 

2 Gedanken zu „10-15 cent?“

  1. Eine Fachfrau aus dem Verlagswesen hat mir mal gründlich und seufzend erklärt, warum alle ihre Versuche gescheitert sind, Micropayment (also ein paar Cent pro Einzelartikel) einzuführen: Es findet sich keine Bank für die Abwicklung. Der finanzielle Aufwand, solch ein Micropayment zu organisieren, übersteigt immer noch die Einnahmen dadurch. Sie hatte mir auch erklärt, warum flattr keine Option ist, aber die Erklärung habe ich leider wieder vergessen.

  2. das wusste ich nicht, das wäre natürlich fast traurig, wenn sowas aus so schnöden gründen nicht klappt. kein hindernis scheint entwicklungsverhindernder als geringe profitaussichten. vielleicht ist es mal wieder zeit für die gründung einer bank, oder eines betriebsinternen bezahlsystems, oder vielleicht zahlen die leut 20 euro an eine firma, und die werden dann abgebröselt beim lesen, dann brauchen die zeitungen doch bloss ein zähl- und kein bezahlsystem? ich finde micropayment-strukturen fast unvermeidlich.

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