fragen

jetzt hat frau montez netterweise gefragt, vorher hatte auch frau fragmente schon mal ähnliche fragen, und die woche ist auch fast rum. gefühl dabei lässt sich haargenau als „munter voran“ beschreiben, wie es vielleicht ein wanderer bei einer picknickpause einem anderen sagt, der an ihm vorbeiläuft, in einer geschichtslosen idylle in den fünfzigern.

1. Warum bloggst du? Könntest du deine Zeit nicht sinnvoller nutzen?

nein. ich könnte vielleicht, kann es aber nicht. ich habe anfangs in eine kleine schwarze freifläche hinein gebloggt, in der das gelesenwerden nur eine vage möglichkeit und verlockende option war. ich war alleinerziehend mit drei kleinkindern, vielen unsicheren jobs und einem wackeligen diabetes, niemand hätte sich für den kram interessiert, den ich ins blog schreiben konnte, ich hab so aus dem wirklich dichten alltag mit den jungs herausfinden können. sobald mein blog dann tatsächlich gelesen wurde, war es anfangs ein schöner ersatz fürs weltliche wahrgenommenwerden, später dann the real thing, also kein ersatz mehr, mit der entwicklung des internets wurde die grenze schwammig. es scheint mir, das das bedürfnis über die jahre gleich groß und mein anspruch an meine texte viel kleiner geworden ist, als hätte die allgemeine oberflächlichkeit mein denken mitverschluckt, wobei halt, schon 2005 war mir so! so findet man sich wieder.

1b. Wieviel Zeit geht täglich drauf fürs Bloggen? Und wann schreibst Du?

meistens morgens oder spätabends vor oder nach anderen dingen, fast immer zu schnell. wenn ich zeit habe wie heute, sitze ich gern auch mal einen fast ganzen tag am blog und gehabe mich dort wohl. ca. 1 bis 2 stunden am tag. in letzter zeit übe ich in der blogzeit gitarre, was auch glücklich macht.

2. Welcher Artikel aus anderen Blogs ist dir spontan im Kopf geblieben? (nicht zu lange nachdenken) und 4. Welches Blog empfiehlst Du?

oha, das sind sehr sehr viele, ich hab die leider auf keiner liste. ein blog funktioniert ja nur als summe vieler guter einzelpostings, als tonfall, im letzten jahr hab ich frau montez entdeckt und mich verliebt, grad ihr text über ihren hund, voll hach. auch frau moseron lese ich sehr gern. wie immer goncourts texte und bilder, die so genau wie leichtfüßig sind, seine reisesachen!, frau engls kindheitserinnerungen, frau fragmentes offenbarungen, praschls alter kram, all die schönheit bei der stattkatze, isas lebensfreude, meks abenteuer, kids wunderbares panoptikum. glamourdicks liebesleben, luckys liebesleben ebenfalls! kittykomas entwicklungen. und noch viele mehr. die lebenserfahrung vom doc. sie sind alle sehr verschieden, glaube ich, ich mag diese unterschiede, ich liebe sie alle. sie sind selbstverständlich und meist freundlich geschrieben, die menschen dahinter wirken neugierig (riesentugend) und vor allem sind sie wunderbar unprätentiös, selbst die beiden dandys goncourt und kid sind bei aller eleganz zurückgenommen, mal eher barock, mal eher sottile. die wunderbare frau caro, die ein blog schreibt, wie sie früher geschrieben wurden.

ich finde permalinks gar nicht mehr so toll, merk ich grad, ich mag die linearität von blogs und schätze es, wenn die zeit auch dort vergeht. ein blog soll ein feiner und zuverlässiger begleiter sein. war das die frage?

ich lese auch gern blogs mit texten über politik, internet, frauen, rezepte, meinungen, weiss nicht, herrn ix zb les ich richtig gern, aber mir sind die autoren viel näher, die aus einem ähnlichen impuls heraus schreiben, so richtig welthaltig ist mein leben eh nicht, ich selber habe zum beispiel nur wenige meinungen und komme im alltag ganz gut ohne sie aus, meinungen sind immer abschlüsse und damit auch tot (wobei ich das tote im naturkundemuseum sehr liebe, einer meiner traumarbeitsplätze ist das archiv dort) und irgendwie nicht mehr so interessant. rezepte hab ich allerdings schon viele, gucke gleichoft im netz und im kochbuch nach, im netz liebe ich vor allem die von frau kaltmamsell, deren wirsingeintopf lustigerweise das lieblingsessen vom großen geworden ist. abgesehen von lasagna.

3. Dein absoluter Lieblings-Artikel in deinem Blog? (bitte mit Linkangabe)

ich hab keinen. ich darf zufällig grad für ein anderes projekt ein paar lieblingstexte raussuchen, gehe einfach nach ersten einfällen:

juni

zwillinge

theatertreffen 2009

liebe

lamentela

kleines ja

sommerfest

5. Welches Thema liegt Dir am meisten am Herzen?

ich hab kein richtiges thema, es sind dinge, über die ich was schreiben möchte. die ich schreiben möchte. die liebe ist mein lieblingsthema, außerdem das gelebte leben.

6. Freundschaft. Hast du mehr Freunde im Internet, oder da draußen?

noch immer mehr draussen, aber alle guten neuen freunde der letzten jahre hab ich aus dem netz, wobei es die netzfreunde viel mehr von mir wissen als die anderen – oder nein, sie wissen es auf andere weise, es ist so viel mehr diachrones wissen dabei, alte texte, alte fotos, alte empfehlungen, als ob man die netzleute seit ewigen zeiten kennt, weil man soviel weiß aus diesen leben, außerdem teile ich mit ihnen die freude am schreiben. tatsächlich finde ich es inzwischen sonderbar, menschen kennenzulernen, von denen ich noch nichts gelesen habe.

7. Ganz ehrlich und unter uns: wie oft checkst du die Statistik deines Blogs? (falls du eine hast)

wann immer ich online bin und grad was gebloggt habe, checke ich dauernd. sonst nicht.

8. Kennt Deine Familie (falls Du sowas hast) Dein Blog?

sie kannten mein twoday-blog, haben es aber nicht gelesen. nur blogger lesen blogs, oder? hat sich das geändert in den letzten jahren? seit der eigenen domain liest es niemand mehr aus der familie, glaube ich jedenfalls. die jungs wollen nicht, dass ich über sie schreibe, da lass ich also alles vorher absegnen, aber sie lesen und gucken total andere sachen im netz, naturally.

Und wie finden die deine Bloggerei?

„mach doch was richtiges“ „ich würde nie schreiben ohne geld dabei zu verdienen“ „du musst ja echt viel freizeit haben, also ich könnte mir sowas nicht leisten“ „hast du damit mich gemeint? unmöglich!“

9. Verhältst du dich manchmal noch wie ein Kind? Wenn ja, in welcher Situation?

diese frage kommt eigentlich aus einem anderen fragebogen, oder? ich glaube nicht, dass uns allzu viel vom kind unterscheidet, also bis auf den intellekt und den sex, beides erscheint mir grad so in meiner novemberlichen einkehr als sagen wir mal nicht überall sinnvoll eingesetzt, wenn man mal vom ergebnis her argumentiert, andrerseits will ich ja zu einer mehr prozessorientierten selbstwahrnehmung. an meine kinderzeit habe ich fast keine klaren erinnerungen, ich kann manchmal noch musik hören wie ein teenie, immer wenn die tür durch irgendwelche emotionen aufgedrückt wird, aber ich verhalte mich zum glück nicht mehr wie als kind, also still und verängstigt und verunsichert in fast allem.

10. Was würdest du anders machen, wenn du mit den Erfahrungen von heute noch einmal neu im Alter von 14 Jahren beginnen dürftest?

alles. oder nee, ich hab ja kinder, also gar nichts! nach den kindern aber gibt es zwei entscheidungen, die ich wahnsinnig gern rückgängig machen würe, das ist wohl in ordnung so als schnitt. war nicht die frage, ging gar nicht um entscheidungen? mehr vertrauen in mich und meine schönheit, unbedingt gitarre früher anfangen.

ich würde sowas gern lesen von frau moseron, kitty, und dem doc. über antworten von frau arboretum würde ich mich auch sehr freuen. die fragen:

1. Warum bloggst du? Könntest du deine Zeit nicht sinnvoller nutzen?1b. Wieviel Zeit geht täglich drauf fürs Bloggen? Und wann schreibst Du?2. Welcher Artikel aus anderen Blogs ist dir spontan im Kopf geblieben? (nicht zu lange nachdenken)3. Dein absoluter Lieblings-Artikel in deinem Blog? (bitte mit Linkangabe)4. Welches Blog empfiehlst Du?5. Welches Thema liegt Dir am meisten am Herzen?6. Freundschaft. Hast du mehr Freunde im Internet, oder da draußen?7. Ganz ehrlich und unter uns: wie oft checkst du die Statistik deines Blogs? (falls du eine hast)8. Kennt Deine Familie (falls Du sowas hast) Dein Blog?Und wie finden die deine Bloggerei?9. Verhältst du dich manchmal noch wie ein Kind? Wenn ja, in welcher Situation?10. Was würdest du anders machen, wenn du mit den Erfahrungen von heute noch einmal neu im Alter von 14 Jahren beginnen dürftest?

 

feldpost

beim suchen nach der herkunft einer geerbten taschenuhr bei meiner mutter das dicke alte fotoalbum mit der aufschrift feldpost gefunden, bis zur letzten seite gefüllt mit dutzenden von postkarten von der front im ersten weltkrieg, fast alle schwarzweiss, ein paar nachkoloriert, einige fotografien von jungen soldaten in heldenpose mit gewehr bei fuss vor wald oder fels,  mit bleistift bis zum rand vollgeschrieben, sütterlin, schlecht, aber doch lesbar, aus den jahren 1916 und 1917.

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es sind dankespostkarten an meinen urgrossvater, der die soldaten „auf ausdrücklichen wunsch“ hin mit patriotischen gedichten beglückt hat. es ist fanpost aus einer anderen zeit, er hat sogar geld mit den gedichten verdient, und es gleich wieder gespendet, lustigerweise liegen die quittungen auch alle da, eine vom „chef des heeres auf helgoland“, in der kleinen flaschenkiste, in der alle andenken an die familie meiner mutter platz finden, ich werde versuchen, die karten zu lesen, hatte gestern weder zeit noch eine kamera dabei. mich fasziniert ihre vollkommene vergangenheit, ihr plusquamperfekt, alles an ihnen ist vorbei und vergessen, adressat wie absender und anlass, eins der gedichte liegt auch im kasten, es ist eher lang, weil es sich mit allen weltkriegsgegnern deutschlands befasst, sagen wirs mal so.

wie diese ganzen leben immer zu ein paar anekdoten verdichtet werden, von den enkeln noch weitererzählt, dann werden sie schwerelos und unwichtig, die toten, und verlieren ihre haftung in der welt. kennen sie die eltern ihrer großeltern mit namen? in der handvoll geschichten über ihn erscheint er als ein lebenslustiger mann, ein apotheker, der gerne ins theater ging, gedichte schrieb, und oft und gern im laienschauspiel unterwegs war, ein paar bilder zeigen ihn im kostüm auf einer bühne, oder war er nur die beiden male dort? es ist wenig im vergleich zum überangebot an zeugnissen, die wir hinterlassen werden, aber vielleicht genügt es ja.

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er gehörte wohl außerdem dem stahlhelm an, einer truppe, von der ich noch nie gehört habe, wohl ein eher übler militaristischer und erzkonservativer haufen, später faschistischer als die faschisten, wenn wikipedia recht hat – und war ansonsten kaisertreu. er ist 1928 sehr jung gestorben, mit mitte fünfzig, ich hoffe, er wäre sauber geblieben, wenn er die dreissiger noch erlebt hätte, aber wer weiss das schon.

und die uhr? meine mutter hat dann noch alle tanten angerufen, und wir haben einen platz für sie gefunden, sie kommt aus einem ganz anderen familienzweig, von der berliner cousine der mutter meiner großmutter väterlicherseits, tmi, ich weiss, ich weiss, aber dann kann ich nachgucken in ein paar jahren, wenn ich sie wieder einmal tragen möchte. ein guter grund für erbstücke, geschichten an die luft bringen, und wäre die uhr nicht wertvoll, dann hätte sie sich niemand merken können.

 

creta

ein nachmittag tief in den achtzigern, keine erinnerung an etwas anderes als diesen klumpen ton, 2 handvoll. es wird ein samstag gewesen sein, drumherum wahrscheinlich die familie, jeder für sich, am lago, der schreibtisch geht auf den dunklen hinteren garten raus, die lampe war nicht an und ich weiss noch, wie das licht durch die zimmertür auf den hellen ton fiel. es gab noch keine form, das material war fest und sehr dicht, mit ganz feiner textur, es hat in der gegend über viele jahre eine gut laufende keramikindustrie gegeben, die am ende nur noch waschbecken und kloschüsseln hergestellt hat. wasser auf die finger, der ton wird nachgiebiger und kommt den händen entgegen, nach einer weile gab es eine direkte verbindung zwischen material und licht und kopf, ohne jede redundanz, es war alles eins, ohne jede unsicherheit wussten die finger, wohin es geht, vollkommen mühelos. es wird eine kleine figur, beim arbeiten habe ich jeden muskel und knochen ihres rückens, jede linie des körpers in den fingern und händen, bin restlos und mit jeder zelle aufgehoben im flow. er dauert ein paar stunden und ist seitdem ein verlässlicher masstab für glück, ich hab so etwas noch ein paar mal gehabt, beim tango und in ein paar nächten, bei einigen texten, selten bei der arbeit. die figur beim aufräumen gerade wiedergefunden, sie lag seit jahrzehnten in einer schublade, in blisterfolie eingewickelt. sie ist noch fast heil, ungebrannt,  viel kleiner, als ich sie erinnert habe, sie hält ihr versprechen nicht wirklich. ich werde sie wieder wegpacken zu den anderen schätzen und sie lieber so sehen wie damals, an ihrem ersten tag. (plüsch. well, november.)

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die haar-probleme

auf dem weg an einem laden für friseurbedarf vorbeigeradelt, an meine unentrinnbar zu entsorgende lieblingsbürste gedacht, die ich schon seit wochen mit einem plastikstriegel für 2,50€ aus der drogerie ersetze, und die sogar bei den jungshaaren ziept — hinein also in die fremde welt. 4 lange regale mit ausschliesslich haarpflegeprodukten. ich nehme das haar nicht mehr so ernst wie bis ca. ende dreissig, ich vergesse in deutschland sogar das entgrauen von schläfen und haaransatz (in italien nie natürlich), ich sehe den menschen der zukunft haarlos, das kopfhaar wird dünner und gleichfarbiger werden in den nächsten paar tausend zeiten, oder immer früher ausfallen, bei beiden geschlechtern, bis nur noch eine art flaum bleiben wird, den die frauen sich natürlich abrasieren sollen. menschen als nackte, pelzlose spezies, ihr fetisch der glatten oberfläche ist allen anderen intelligenten lebensformen des weltalls unverständlich und gilt als skurril, aber niemand glaubt, wir hätten es leicht mit unserer körper/geist-kombo.

drei angestellte rennen zwischen einem raum am ende des geschäfts und dem regal mit haarteilen hin und her. ich weiche ihnen aus und sehe mich um, ich kann höchstens ein viertel der ware einer konkreten funktion zuordnen, weiss nicht, ob mich das stolz oder mutlos macht. eins der regale enthält alles an kämmen und bürsten, was man sich wünschen könnte, wenn man wünsche in der richtung hegt, viele meter mit shampoo, konditioner, spülungen in grossen flaschen und in kleinen, nach zaubersalbe aussehenden tiegeln, kein l’oreal, kein garnier.

„nimm 3, 3.4“ ruft eine frau quer durch den laden. meiner herkunft aus gutem hause zufolge bleibe ich brav vor den wildschweinborsten auf bambus stehen, aber das zauberwort antistatisch (die wüstentrockene heizungsluft) steht nicht drauf, und sie kostet auch nur 12 euro, die kann gar nicht echt sein. die angestellten rufen sich weiterhin zahlen zu, einer rennt mit einem telefonhörer nachvorne. „wer ist jetzt dran?“ „ich hatte vorhin die xxx dran, die war grad noch da“, und wusch rennt der nächste von der wand voller haarteile in den hinterraum, es liegt ein geheimnis in der haarwirtschaft, vielleicht eine echthaarauktion an geheimem, nur mit telefonen zu erreichenden ort, und die chefin, die das sonst erledigt, ist grad nicht da.

ich halte den mann fest, um ihn um rat zu bitten, weil in einem fachgeschäft die beratung zu den größten vergnügungen gehört. er bleibt lammfromm stehen, kurze haare, superglatte lippen, gezupfte augenbrauen – ich suche eine bürste, die gegen statisch aufgeladene haare mit nestern hilft! „aaah“, sagt er, während seine kolleginnen weiter hin-und herrennen, dieses aufseufzen, mit dem dir beim friseur nicht nur die antwort auf eine frage, sondern die lösung aller deiner haarprobleme serviert wird: „sie brauchen einen tangle teezer.“ einen was? wir laufen viele meter regal zurück, und da liegen sie. sie sind alle neonfarben. ich werde sie auch hinter der waschmaschine finden können, ohne dass ich erst eine taschenlampe hinterherwerfen muss. ich verlasse den laden also nicht mit einem gefühlt vererbbaren gegenstand, für den ich das regal extra hätte neu ausleuchten müssen, sondern damit.

 

(apple-rant für nichtprofis)

seit maverick verbringe ich mehr zeit mit dem system als in meinen pc-tagen, ein riesenreinfall, denn es ist vergeudete zeit, das neue system ist grundsätzlich nicht in ordnung. der ganze rechner ist viel langsamer, im kalender-programm vergehen bis zu 15 sekunden zwischen klicken und reaktion, das schreibprogramm stürzt bei jedem speichern ab, im hilfeforum antwortet niemand auf meine fragen, der für mich schlimmste, weil nicht bugbedingte punkt ist jedoch die missachtung meiner privatsphäre. in meinem lebenswichtigen kontakte-programm hat der rechner eigenmächtig alle daten von meiner privaten platte gelöscht und sie in die cloud verfrachtet, ein klarer diebstahl, jedenfalls für mein altmodisches rechtsempfinden. wurde ich beim installieren gefragt, ob ich damit einverstanden bin? hat mich apple vorher darüber informiert, dass ich all meine kontakdaten aus der hand geben werde? nein. facebook und google fragen vorher, da kann ich ablehnen, und habe abgelehnt. bei apple stand es bestimmt im kleingedruckten. nicht die feine art.

ah! hier regt sich doch jemand darüber auf.

wo ich mich in meinen frühen appletagen noch unterstützt fühlte vom ergebnisorientierten arbeiten mit macs, bin ich jetzt mit der bezahlung der geräte nicht aus meiner pflicht als käufer entlassen, sondern muss dem konzern ungefragt weiterhin zu diensten sein, in einer art nutztierhaltung, und wir produzieren nicht mehr nur stetig fließende dollargewinne, sondern ganz nebenbei jede menge frischer, funkelnder datenpakete. wie um himmels willen gehen die profis mit der cloud-geschichte um? kundenbindung durch kontrolle, die kunden werden nicht mehr verführt, sondern einfach eingesperrt. es ist mehr als übergriffig, stört aber wohl auch keinen, oder übertreibe ich die sache? schwer, schwer einzuschätzen. vielleicht ereilt mich auch bloss die paranoia des mittleren alters.

jetzt muss ich wohl den nächsten freien tag damit verbringen, den rechner wieder aufs vorherige betriebssystem downzugraden, mit der time machine geht das nämlich eher nicht: [sehr lange liste mit vielen einzelnen punkten]

edit: grad hat ein fähiger herr aus dem support am telefon in anderthalb stunden mein problem gelöst – das system hat nach/trotz abstellen der icloud alle aus der sicherungskopie importierten adressdaten sofort wieder gelöscht – es war mit cacheleeren, (unterschiedlichen, nicht leicht auffindbaren caches), löschen von .plist-dateien, diversen neustarts und an- und abstöpseln des internets ein komplexer vorgang, aber nuja.

neue kunst

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parkplatz direkt davor, schlange vorm einlass, an dem ein mann in einem papierstapel blättert und namen durchstreicht. ich bin über freunde da und hab keine einladung, wieso überhaupt eine vernissage mit einladung? kenn ich sonst nur von museen, nicht von orten mit verkaufsabsicht. ich nutze in alter, noch nicht verlernter technik die sekunde, als der einlasser kurz woandershin guckt und gehe durch. drinnen sehr, sehr voll, die in-crowd komplett da, sehr gut angezogen, ich bin erleichtert, das die schuhe von heike makatsch so aussehen wie meine, hätte aber einen abendmantel und komplette schminkatur wählen sollen, statt der uralten d&g- herbstjacke, aber wer ahnt denn so einen auflauf?

die eine junge frau, die aussieht wie ein schatten am abend, sehr schmal, mit ultradünnen beinen in sehr engen hosen, haare bis zur taille, magerer langer kiefer, riesenaugen, riesenmund, alles auf 12cm- schuhen, nicht sicher, aus welcher dimension sie stammt, sie bringt die reflexe durcheinander. essen hätte es gegeben, im letzten hof stand eine wurstbude oder sowas.

die kunst ist kunterbunt, die sachen sind teilweise sehr gut im markt, wollen aber nicht mit mir nach hause, bis auf ein oder zwei stücke. die stimmung ist brauselig, die besucher strömen hin und her, es sieht alles genauso aus wie im film bei highend-vernissagen, es sind nur etwas zuviele leute da. die halle ist riesengross, über 500m², die stilrichtungen sehr disparat.

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stohead
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katrin fridriks

es gibt einen kleinen schwerpunkt auf geometrischem und abstraktem, ein paar gegenständliche sachen, typ halber gezeichneter frauentorso mit konstruktivistischen dreiecken und kreisen und einem stuhl, oder ein großer realistischer affenoberkörper mit einer muschel in den händen, von kevin earl taylor, die lustige, aber nicht nur feinsinnige collage mit blättern, auf denen beim näherhingucken anderes zu sehen ist, nette deko für die liegeecke in einem dieser imaginierten designerlofts.

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jonathan yeo

paar sehr schöne objekte, einen plätschernden brunnenturm aus mülltonnenfragmenten, eine zerschnittene tür mit einem sehr eleganten dicken pinselhieb darüber (von clemens behr), diese axt unten, schöne klare ideen. die großformatigen bilder sind wohl auf die grossen wohnungen all der erfolgreichen szenetypen zugeschnitten, da verlieren die abstrakten bestimmt auch sofort dieses flimmernde beliebige, und hängen dann fest, über einem sofa. die lassen sich bestimmt ganz gut verkaufen, vorgenommen, mir die namen der künstler zu merken und sie in 5-8 jahren nochmal nachzulesen.

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jaybo

beim rausgehen kam uns im halbdunkel miranda july entgegen, gekleidet wie ein garçon der zwanziger, in knickerbockern. ihre ganze großartigkeit erfasst man sogar in sekunden, beim vorübergehen. die würde ich ja sofort nehmen, aber sie ist leider schon vergeben, an den film, den film, da gibt es kein zurück, ach ach.

 

vierzig jahre

„wie man es sich als kind vorstellt“ sagt der gitarrenbauer, als ich ihn nach seinem laden frage, „mit einem schaufenster zur strasse mit gitarren drin.“ meine olle framus wird dieser tage 40, 73K steht auf dem aufkleber im bauch, und K steht als elfter buchstabe für den monat november, sie klingt noch gut, finde ich, voll und warm, sogar fast zu laut für meine abendlichen übungszeiten, und ich hab sie natürlich sehr gerne. ich soll mehr nach vorne spielen, hat mein lehrer gesagt, und dass viele seiner schüler so spielten, bei mir fühlt es sich an wie: erstmal in den eigenen kopf hinein, in jeden akkord, noch nicht in die musik oder den song, noch nicht als melodie. beim mitsingen ist es eher ein hinterhersingen, wann immer halt ein akkord daherkommt. ich werd da langsam ungeduldig nach über 7 monaten unterricht, es ist schwieriger als gedacht, die nervenstränge wachsen sehr, sehr langsam, trotzdem ist dieses körperliche lernen eine hochinteressante erfahrung, dass der körper andere strecken benutzt als der verstand, zbsp. wo lernen über text eher ein umordnen von einrichtung ist, so muss ich bei neuer feinmotorik erst mal die möbel selber bauen, und davor die wälder finden, in denen die bäume dafür stehen. es gab momente, also ein oder zwei, da fühlte ich mich wie frau engl beim tango. zu ungeduldig, meint der vorbildlich geduldige und nur im stillen vermutlich zu tode gelangweilte lehrer.

die framus lag einen tick unter dem neupreis, jedenfalls bei 1:2 umrechnung, sie wurde in bubenreuth hergestellt, die fabrik hat eine spannende geschichte mit einigen aufs und abs, sie gehört seit einem konkurs ende der siebziger der firma warwick, es werden dort immer noch gitarren gebaut. die saitenlage von meiner alten texan ist etwas übertrieben, was ich mehr sehen als erspielen kann bei meinem aufenthalt in den oberen vier bünden, und bundrein ist sie auch nicht ganz. so zum vierzigsten kann ich ihr ja mal einen besuch beim spezialisten gönnen. es geht ihr nicht schlecht bei mir, sie wird jeden tag gespielt, oder fast jeden, aber die wohnung ist im winter zu trocken mit all dem saugenden holzboden, ich werde sie neben einen der nervigen luftbefeuchter stellen, die ich wegen der alten bis sehr alten bücher angeschafft habe, die haben die heißen und feuchten jahre in mailand gut überstanden, sind hier aber oft bis zur brüchigkeit trocken gewesen, ich habe nichts gegen nasse winter –

was ich ei-gent-lich sagen wollte: einen riesen glückwunsch an mein schönes instrument, and thanks for playing along.

 

KW 44

volksabstimmung. bestimmt 10 freundliche aufforderungen zur wahl bekommen, aus dem freundeskreis, alle anderen nachbarn habe ich grade auf dem wahlweg getroffen, prenzlauer berg geht vollzählig abstimmen. das immer wieder schöne gefühl, dazuzugehören, in einem viertel zu leben, in dem die meisten menschen meine politische einstellung in etwa teilen, überhaupt soviele leute zu kennen, hängt natürlich auch mit dem langjährigen elternsein und dem hund zusammen. ich bin hier wirklich zuhause.

spass an scifi-serien, die nicht vollständig b-pics sind. bei einer spielt ein verwandter von thor heyerdahl mit, und eine junge frau, die schon x kurz- und independentfilme gemacht hat, die hauptfigur ist weiblich und so alt wie ich, also die schauspielerin, die figur ist 158 und trägt es gut, die männer sind jünger als sie, bekommen oft feuchte augen und sind weniger kampferfahren als die frauen, es gibt auch chefinnen mit selbstverständlichen kopftüchern, die tochter der hf ist ihre kämpferin, wild und gefährlich. in einer szene sollte eine junge frau sich nackig machen, um ihre unsichtbarkeit ausleben zu können, und tut das nur unter der bedingung, dass ihr männliches seriengegenüber sich ebenfalls auszieht, obwohl es außer dieser gerechten verteilung keinen grund dafür im drehbuch gab, mich freuts, ich mag schöne rücken.

wochenende mit koriander, ingwer und curries verbracht, kinder sind beim vater. ich bin noch nicht so erholt von den langen letzten monaten, dass ich auch für mich selber aufwändig kochen würde, aber ich plane immerhin wieder rezepte.

ich kann nicht mehr richtig denken, alles will zum kurzen satz, in klare worte, alles wird runtergebrochen aufs einfache, auch im schreiben. weiß aber noch nicht, womit das zusammenhängt.  vielleicht mit dem internet? oder kriege ich eine ernste krankheit, also außer der menopause, die ja auch irgendwann heranrollt. mir fehlen gründe zum nachdenken, alles wirkt so abgehandelt und beschlossen.

immer mehr spass an eigentlicher herrenkleidung, am liebsten (von jemand anderem) gebügelte hemden mit weste und jackett. es ist soviel einfacher, als sich täglich eine neue kombination ausdenken zu müssen. ich besitze eine goldene taschenuhr! wenn ich die nicht trage, muss sie eine weitere generation aussetzen, mein vater hat sie auch nicht benutzt, und wer weiss, ob von den jungs einer gentleman werden möchte.

eindeutig zuwenig kleider in meinem schrank, winterkleider mit langen ärmeln und einem unterrock, damit sie nicht kleben auf den strumpfhosen.