schuhe kaufen

nicht online gestellt, weil für zu langweilig befunden, dann heute gelesen, dass der handel einen rückgang von 8,8% beklagt und gedacht, es wird wahrscheinlich irgendwann gar keinen handel wie heute mehr geben, es sei denn, für ein paar überlebenswichtige güter wie bücher, lebensmittel, werkzeugkram, solche sachen, der rest überlebt vielleicht als abholort für sendungen, wenn dhl und so weiter endgültig bestreikt werden oder durch die nächste pandemie hingestreckt. ich finde das schade, ich mochte das schlendern und sich überraschen lassen, aber das ist ja angesichts der ketten überall eh schon schwieriger geworden.

ich brauchte nach zwei fehlkäufen im netz neue schuhe und wollte sie mir letzte woche kaufen gehen, im stationären handel. ich suche ein paar sneaker und flache sandalen. im ersten laden hatten sie meine größe nicht (ich trage 39 1/2 oder 40, das ist wohl zu normal), im zweiten auch nicht. gut, also von den schuhen, die mir gefielen, es hätte da sicher bei all den anderen, die mir nicht gefielen, noch auswahl gegeben. ich habe es aber dem handel wirklich nicht leicht gemacht, denn ich wollte außerdem schuhe im angebot probieren, und davon gibt es immer nur noch die 37. wollte dann noch neue birkenstocks kaufen, es gäbe da an der friedrichstrasse noch einen laden, wurde mir gesagt, ich da hin, laden nicht gefunden. zeigt sich, er ist nur so groß wie eine halbe garage, man kann keine katze drin schwingen, und die schuhe kosten alle 139 euro, nicht mehr 80, wie neulich noch. etwas verstört ab. bin dann auf dem rückweg vom treffen mit einer freundin noch am hackeschen markt vorbeigefahren, wo es vor ein paar jahren noch jede menge schuhläden gab, aber es ist alles weg, gibt nur noch imbisse, kneipen, kleine restaurants, einen riesigen applestore. gerüchteweise soll es nur in schöneberg oder steglitz noch eine reihe von schuhläden geben, da würde ich auch mit dem 9€-ticket hinkommen, aber erstmal habe ich bei einem ausflug zum g.-zwilling am samstag in magdeburg auch mal geguckt und gemerkt, dass nicht mal die schuhe einer marke alle gleiche größen haben, sondern jedes modell anders ausfällt. will man so die kunden an marken oder modellreihen binden, oder muss eine 40 in asien eben anders ausfallen als hier, ähnlich wie bei klamotten, wo alles nur noch supersmall sein soll? vielleicht ist die schuhgröße irgendwann alles was bleibt vom leben auf großem fuß. es ist meganervig. schon eine normierung der schuhgrößen würde das unterfangen viel angenehmer machen, ich freue mich jedenfalls über cm-angaben beim verkauf.

soll ich meine ca. 30-40 paar schuhe wegwerfen, die ich alle nicht mehr trage? hohe schuhe, rote schuhe, lackschuhe. stehen nur noch rum, in erwartung der zeiten, die nicht wiederkommen. ich laufe fast nur noch in flachen schuhen mit fu´ßbett herum. nur chie mihara darf bleiben, und noch ein paar feine pumps hier und da. und die roten stiefel! paar mal getragen nur. im schuhtick am savignyplatz gekauft vor x jahren, ich schaue jetzt nicht nach, ob es den laden noch gibt.

mit allem zum nichts

die marvel-filme auf disney+ kann ich gar nicht ansehen. beim neuen dr. strange sind die cgi-anteile (industrial light and magic hat sie gemacht) so dominant, der ganze aberwitzige plot dient nur als hinweisgeber auf wieder ein neues bild, jede ruhige sekunde wird damit aufgebohrt, ein horror vacui, als wär der film in gefahr, wenn sie mal einen moment für dinge wie figuren oder handlung oder dialog zurücktritt. alles in allem wirkt es wie ein sehr langer werbefilm für die firma. habe den ersten dr. strange noch ganz gern gesehen, wegen cumberbatch, einer gewissen entwicklung der figur, dem road-movie-aspekt, aber beim jetzigen finde ich keinen zugang, mit den andauernden eskalationen ins bunte, schnelle und optisch verwirrende. 2022 heißt das: sich schnell bewegende fraktale spiegelungen auf der gesamten bildoberfläche, überall löcher, wo irgendwas durchfällt oder reinsaust oder was weiß ich. einerseits das richtige medium für diese offenen formen, ohne einheit von raum, zeit oder handlung, andrerseits genügt der raum hier sich selber, dient keinem mehr, ist nur noch redundant. medium = message. die figuren gekleidet wie eine mischung aus samurai und herr der ringe, die filmversionen natürlich, das immerhin mochte ich, sehr barock und stoffreich.

wie passen diese filmwelten in die minimalistische richtung des heutigen designs, werden kinder, die damit großgeworden sind diese leichte pompösität in ihren persönlichen geschmack mitnehmen? oder ist der stil gar nicht international, sondern nur im oberen mittelstand deutschlands modern? haha, das würde mir gefallen.

vielleicht bin ich einfach zu alt für sowas, trotzdem stört mich der regressive aspekt daran, die rückkehr aufs kleinkindhafte „und dann“ in einem spiel, in dem ständig alles möglich ist, ursache und wirkung nur lose und durch magie verknüpft, jede beziehung als konfrontation wahrgenommen wird. ist das überhaupt ein kinderfilm? er bohrt sich ja fest in dieser frühen entwicklungstufe, statt wie die animationsfilme von zb hayao miyazaki eine welt von mitgefühl, freundlichkeit und hoffnung zu zeigen. ich sehe den film eher als animationsfilm, durch den hohen anteil cgi, auch wenn die software hier mehr als rüstungsfirma verwendet wird. als 3d-version im kino ist das bestimmt ein irrer trip, mit ein paar cremants intus mache ich das vielleicht mal.

habe eine stunde durchgehalten, für einen verriss sollte ich den film vielleicht zu ende gucken? ich mochte schon bei star trek die plots mit parallelem universum nicht, bin überfordert, wenn es wie hier gar kein festes bezugsuniversum gibt. durchs bloggen hat mir der doofe film jetzt noch eine stunde weggenommen, die kriege ich auch nicht wieder. selbst schuld, was guck ich auch so einen blödsinn. bah, muss d+ wieder kündigen.

3. juli 2022

nachdem ich mir jetzt doch zweiter hand etwas lego gekauft habe, komme ich nicht dazu, es aufzubauen. das ist gut, es ist viel los, besuch, freundinnen, es braucht eine spezielle form der langeweile, um dafür lust zu haben. es funktioniert wie der regenschirm, den man nur dabeihat, wenn es nicht regnet. der merkwürdige widerspruch, dass ich im internet problemlos davon schreiben kann, es mir aber beim besuch ein bisschen peinlich ist, mit lego zu spielen, es zumindest eine zu überwindende hemmschwelle gib, die dem spielreiz etwas nimmt, also warte ich lieber. die unterschiedlichen arten von intimität in den formen von öffentlichkeit, die ich kenne. ich werde den kram mit an den see nehmen, wo sich bisher nur eine freundin angekündigt hat. sonst kann ich es ja wieder verkaufen.

wegen einem besuch den kühlschrank aufgeräumt, damit sie auch ein paar sachen hineinlegen kann. dabei unzählige 6 halb- oder ganzvolle gläser und gläschen mit marmelade entsorgt, mit sorten wie birne/mirabelle, pflaume/apfel, erdbeer/irgendwas, alle in brauntönen und mit eher fester konsistenz. ich finde diese brauntönige marmelade nicht appetitanregend, und das quittengelee, das mit einem befriedigenden plumps komplett in die tonne gerutscht ist, das mag ich auch nicht. wonach schmeckt quitte? nach nichts halbem und nichts ganzem. das meiste mitgebracht als gastgeschenk. ich esse fast nie marmelade, und wenn, dann lemon curd von chivers oder hagebutte, es steht also alles schon eine lange weile dort. auch die mutterhefe musste gehen, ich habe sie zu lange vernachlässigt, ich backe nicht mehr, seit ich so gut es geht auf kohlehydrate verzichte. die gläser habe ich alle in die spülmaschine gestellt, die werfe ich dann beim entrümpeln der abstellkammer weg.

muss mir womöglich ein neues cgm-system suchen, weil mein heißgeliebter libre 2 ausläuft und durch den, sie ahnen es, libre 3 ersetzt wird. der neue sensor gilt als nicht hackbar, die werte können nur übers internet in meine pancreas-app eingespeist werden, nicht über bluetooth, wie beim libre 2. ich kann fragen, ob ich auf arbeit das dortige wlan für private zwecke nutzen darf, halte das aber für unangemessen. das internet ist ja generell in deutschland nicht sicher verfügbar, ich füge also meiner ohnehin großen abhängigkeit von technologie noch eine weitere hinzu, bei der ich gar nichts mehr selber beheben kann – kein netz ist kein netz. die firma abbott hat null interesse daran, uns loopern zu helfen, es ist ein rein markt- und nicht kundenorientiertes unternehmen. anders als der hauptkonkurrent dexcom, der da eine gewisse kulanz zeigt, aber in der anwendung mit dem loop sehr viel komplizierter ist, mit u.a. einer weiteren app, nicht zuletzt mit einem fast dreimal so hohem preis (120€ bei abbott vs 313€ bei dexcom monatlich) etc. der sensor muss alle 10 tage ausgetauscht werden, der libre nur alle 14 tage, das sind wichtige details, es geht um lebensqualität. ich muss es sowieso erst bei der kasse beantragen. sehr genervt.

der markt ist da aber hoffentlich noch in bewegung. wir diabetiker verfügen ja über einen völlig autonomen, erfolgsunabhängigen hoffnungsgenerator, anders ginge es gar nicht. ein weiteres neues system, der eversense, muss vom arzt unter die haut verpflanzt werden, hält aber im idealfall 6 monate, das klingt richtig gut, aber es muss mit einem per magnet auf der haut über dem sensor gehaltenen lesegerät ausgelesen werden. wozu dann etwas implantieren, wenn ich doch wieder etwas drauf befestigen muss?

es wird wohl dexcom.

gestern mit freundinnen durch berlin mitte spaziert, sehr touristisch gefühlt, auf eine gute, unkritische art. die vielen gut angezogenen jungen leute, die konsequenz, mit der die leute sich kleiden und stylen, es bleiben keine leeren stellen, alles stimmt. das fühlt sich immer mehr wie etwas an, das außer geschmack und geld auch ein ideell anderes wertsystem erfordert, das ja-nein in den teuren designerläden, auf den stangen die gleichen klamotten in unterschiedlichen farbschattierungen, die gesellschaftliche vorauswahl durchs preisniveau wird ja woanders und für immer getroffen. das erobern der feinen, nur für insider erkenntlichen unterschiede, diese eine uhr, der schuh, die unversäuberte naht. die samstagsrunde in mitte wie eine art kirchgang. ich mag ja die leute und finde sie schön, und es ist schwer genug, einen weg zu finden in der welt von heute. ich erinnere mich dran, das selber wichtig gefunden zu haben, das glück als beute, die lückenlose außenhaut, kein lindenblatt hatte platz. wir haben dann in den heckmann-höfen noch einen sprizz genommen, uns über krankheiten, immobilien und urlaub unterhalten, ganz automatisch, es hat keine von uns gestört. das system ist betörend.

seit langer zeit mal wieder ein buch gekauft, das in einem anderen buch erwähnt wurde, sehr gespannt darauf, eine taschen-ausgabe vom augsburger wunderzeichenbuch. den k-filmen mal ein bisschen kunstgeschichte entgegensetzen. so ist es immer, ich will kein einziges buch mehr kaufen, noch dazu kein großes, noch dazu keines, dessen abbildungen komplett online verfügbar sind. und dann. es bleiben keine leeren stellen.

28. juni 2022

heute um vier wach geworden, allerdings auch um 22 uhr eingeschlafen, es war also okay. im lesegruppenbuch gelesen, dabei langsam auf die geräusche aus dem hinterhof aufmerksam geworden. es war befremdlich, wie in einem traum, als würde da frühmorgens etwas völlig anderes stattfinden als tagsüber. die wände ringsum sind mit efeu bewachsen, der hof ist durch zäune in drei eher kleine teile geteilt, es wachsen ein paar gepflanzte dinge und ein paar windgesähte durcheinander.

musste die recht große datei in mp3 konvertieren, ich hoffe, man hört noch was. meine aufnahmeapp ist der notorisch komplizierte field recorder, ich bin da immer froh, überhaupt eine aufnahme hinzukriegen.

jetzt, um kurz vor acht, hört man nur ein oder zwei tauben und die hofamsel. oder hatte einfach mein tinnitus kurz pause, und es ist immer so viel zu hören? die tonhöhen sind ja ähnlich. vielleicht schaltet das bewusstsein den t. jeden morgen neu ein, und ich muss es nur irgendwie schaffen, die wahrnehmung selektiv auszuhebeln, um ihn loszuwerden. interessant.

der sommer kommt mir zupass, weil die zeit da viel leichter zu dehnen ist. wenn ich um 16 uhr oder so zuhause bin, kann ich nach der arbeit wieder in mein eigenes zeitgefühl hineinzufinden, es sind es noch endlose stunden bis zum sonnenuntergang. die wärme stört mich nicht, ich registriere sie und begebe mich automatisch in den schatten oder in einen windzug, aber die meisten teile von mir nehmen alles ähnlich hochkomplex auf wie der field-recorder, mit nebengeräuschen, dem sommergeruch, dem weichen licht, der hitzestille, der fehlenden temperaturgrenze zwischen körper und nichtkörper, speichern für den winter, oder für übermorgen, wenn es wieder unter 20 grad sein wird, wie immer in berlin.

30. mai 22

das erste mal im neuen job krank zuhause geblieben. fühlt sich merkwürdig erwachsen an. habe einen dieser infekte, die sich nach corona anfühlen, aber alle tests sind negativ. glaube inzwischen, dass ich es nicht kriegen werde, aber das dachte d.-zwilling auch, und der hat es jetzt.

wenn ich allein zuhause bin, rufe ich manchmal nach emma, weil es sich so vertraut anfühlt, und weil sie immer gekommen ist.

zwischendrin das bedürfnis, mein leben zu gestalten, etwas erreichen zu wollen, schaffe es kaum, einen spielraum dafür zu sehen, eine fuge, wo noch bewegung möglich ist. das meiste hält von alleine fast zu gut, wenn auch eher von außen. wo du hingehst, da bist du dann. vielleicht fehlen mir aber auch bloss die hunderunden, die rituale, die gespräche mit den hundemenschen, die täglich erlaufene stadt. habe tatsächlich mehr stillstand als früher.

die liebe ist ja auch so ein veränderungsimpuls, ein bewegungsdrang, vielleicht sollte ich statt hund wieder einen mann suchen? der macht dann aber noch mehr arbeit. ich merke auch, dass ich wirklich gern allein bin, und warum jetzt wegen der generischen annahme, dass sich das im alter nochmal ändert, die jahre bis dahin auch schon hergeben? sich richtig zu verlieben, alles geben wollen, alles nehmen können, das wäre schön, aber ich kann mir das nicht mehr vorstellen, es ist zu lange her, und der aufwand mit den portalen immer, nee.

den neuen knausgård angefangen, lese ihn sehr gerne, bin gespannt, wie er sein neues thema klimawandel im fluss unterbringen wird. bisher wirken seine ideen dazu wie diese momente, wo im film die normalität plötzlich kippt und das unfassbare eintritt, eher wie phantastische oder scifi-elemente, ohne bezug zum bis dahin erzählten, eher deus ex machina als homo factus. man liest das und denkt so: hm? bin gespannt, wie es weitergeht.

24. april 2022

der unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten cello ist wirklich überraschend. beim ersten höre ich die suite und mag die wärme und den klang des instruments, freue mich über die melodie. beim zweiten ist sofort alles anders, jeder ton ist klarer, genauer, hat mehr tiefe und raum, ist viel komplexer, dabei ganz leicht und fein, eine ganze dimension kommt dazu, das instrument hat eine eigene stimme, die alles zusammenhält, sich nicht aufdrängt, aber ich höre sie und habe respekt. dieses gefühl werde ich nicht mehr vergessen. alles stimmt, alles fügt sich, so soll es sich auch im leben anfühlen, wenn etwas wirklich gut ist, ein klares erkennen (das ist es).

bin grad erkältet, habe bei andauernd negativem schnelltest absurd hohe blutzuckerwerte, brauche fast dreimal soviel insulin wie sonst. das passiert eigentlich nie. das fatale hinterhersein bei stoffwechsellagen. frust, weil es auch mit den tollen systemen nicht besser wird, es geht halt mit meinem körper nicht. meine ärztin ist da stellvertretend für die medizin bei all meinen fragen oder vermutungen nur so „ja, das kann natürlich mal sein“, liefert immer nur freundliche antiklimax. vielleicht komme ich langsam ins leibärztïn-alter (das gendern liest sich hier aber doch verwirrend, ich sehs ja ein) und brauche jemanden, der alle meine werte, vitamine, hormonlagen in beziehung zum diabetes kann und zu allem eine idee hat, wie das internet.

balkon in betrieb genommen beim fertiglesen des lesegruppen-buches, anything is possible von elizabeth strout, sehr besonders. immer wieder bücher, auf die ich nie gekommen wäre, das ist mit das schönste an diesen treffen, wobei ich ehrlich gesagt immer noch kaum lese. ob die lesezeit vorbei ist? wie ist das passiert? ich habe keine disziplin und heutzutage bräuchte ich welche, gegen netflix und co., früher war das lesen der einzige ausweg.

zwischendrin behaglichkeit wg dem ´job, der so sinnvoll ist, dem regelmässigen lohn, dem alltag mit seiner struktur. wie ich morgens früh mit emma die erste runde drehe, auf dem heimweg vom job beim rewe einkaufe, dafür eine schöne radtasche gekauft habe, am samstag putze, abends erschöpft bin. dann fällt mir der krieg wieder ein, dauernd, ist das normal?

die zwillis sind 21 geworden, bis jetzt sind diese 21 jahre viel länger bei ihnen als bei mir. die kids haben mich beweglich gehalten, dafür musste ich gar nichts tun und habe mich daran gewöhnt, aber ich war natürlich jung. trotzdem nehme ich meine nachlassende kraft bis jetzt als persönliches manko wahr, nicht als normale alterserscheinung. neulich einem älteren elternteil gesagt, 60 sei das neue 40, aber das ist natürlich blödsinn, das altern beginnt unabänderlich mit anfang 50, vorher sind es eher nuancen, danach wird alles graduell immer nur schwieriger. also vom körper wegdenken, im kopf beweglich bleiben, mich an erfahrung und selbsterkenntnis und whatnot freuen, geht alles, aber als frau gibt es einfach eine dramatische zusatzdimension, grade als single. ich hab mich dran gewöhnt, im spiegel sehe ich mein altern noch nicht so, ich habe auch okaye gene, nur wenn ich gelegentlich bei heller sonne aus der nähe im handybildschirm gespiegelt werde: senkrechte falten an den lippen, wtf., und die vielen feinen linien, trotz hohem lichtschutzfaktor in den letzten jahren. es ist ein fortdauernder prozess, es wird nicht wieder weggehen, das stört mich gar nicht so, aber bis jetzt ist es auch noch ein akt der entfremdung, weil das selbstbild langsamer altert, oder anders, eben kumulativ und nicht destruktiv. jedes bild mit falten ist ein weiteres in der langen reihe aus eigen- und fremdwahrnehmungen, mit und ohne foto, und irgendwann sind es dann mehr alte als junge. wie schnell die zeit wirklich vergeht, sehe ich am hellgrauen haaransatz an den schläfen, der andauernd wieder da ist, dabei hab ich doch grade noch … keine ahnung, ob mein haar ohne nachfärben ganz oder nur teilweise grau wäre, auf den gefühlt intensiven verjüngungseffekt mag ich noch nicht verzichten. erwarte dann schockaltern ab 60 oder 65 oder so, aber die grenze wird sich bestimmt weiter magisch nach hinten verschieben, wenn ich, wenn wir dann noch da sind.

meine mutter, mit 87, über ihre freundin, 85: die ist viel jünger als ich.

(ich-sattes laber-rhabarbern, bitte um vergebung. im kopf durch den krieg so einen grundton von alles ist eitel, dann plappere ich eben ein wenig.)

kw 4-5/22

immer noch ärgere ich mich über die höchste betriebskostennachzahlung meines lebens, ausschließlich für wasser, das in berlin besonders teuer ist. vor zwei jahren wurden in die wohnungen des hauses wasserzähler eingebaut, vorher haben wir das irgendwie pauschal bezahlt. jetzt musste ich für 3 personen 800€ wasser nachzahlen, was mir immer noch unfassbar viel vorkommt. in berlin kostet der kubikmeter inclusive abwasser und aufbereitung und regenwasser ca. 5€ pro m3, fast doppelt soviel wie in anderen bundesländern. in zukunft werden die energiepreise einen immer höheren anteil an den lebenskosten haben, da muss ich mich irgendwie drauf einstellen, ich jedenfalls werde nur noch duschen.

im lesekreis großartiges buch gelesen, girl, woman, other von bernardine evaristo. 12 frauen, erzählt über die verbindungen, kontakte und beziehungen, die sie miteinander haben, über generationen und länder, auch über konflikte und krisen hinweg. die nähe zwischen müttern und töchtern hält viele dieser geschichten zusammen, das hat mich dann fast aufgeregt, weil es zu schön ist, sind doch heutzutage viele mutter-tochter-bindungen eher durch entfremdung und desinteresse gekennzeichnet. bei evaristo sind alle diese tollen frauen irgendwie vernetzt, wissen voneinander, so wie wir von unseren freundinnen wissen, was sie machen, mit wem sie zusammen sind, wieviele kinder sie haben und so weiter. ich habe wesentlich mehr freundinnen als freunde, muss mal nachdenken, wann sich das so entwickelt hat.

habe zu spät mit dem lesen angefangen, wie immer, aber bin dann so durch die 500 seiten durchgeflogen, mühelos. sehr besonderes buch.

eine geschichte beendet, die mich durch die letzten monate begleitet hat. es fühlte sich nicht mehr richtig an, wenn ich alleine war, war er weg, es war zuwenig für die nähe, die dann ja doch teil des geschichtendingens ist. liegt vielleicht auch am onlinedaten, wo die gefühle ja nicht voraussetzung des treffens sind, sondern im besten fall daraus entstehen. aber nach wieviel zeit? tagen, wochen, monaten? ich habe mein herz aus den augen verloren dabei, das hat sich zurückgezogen und einfach nichts mehr gesagt, nicht ja und eben auch nicht nein.

viel in meiner wohnung, schon wg corona, aber auch, weil ich nach dem job nicht mehr viel machen möchte. angenehme selbstgenügsamkeit entwickelt, auch wenn sich dabei ein bisschen alles nur noch im kreis ums bekannte dreht. halt, nee, das liegt am tiefen winter, am dunklen februar, an den ewigen nasskalten paargradfuffzig, die hier den tag füllen, und dann der großen, alles haltenden, alles still machenden dunkelheit, die immer noch den halben nachmittag vertilgt. blabla. winter total satt habe ich.

in den letzten monaten eher unabsichtlich meine ernährung auf kohlehydratarm umgestellt, weil ich trotz tollster algorhythmen meine postprandialen berg- und talfahrten nicht in den griff bekommen habe. die habe ich natürlich trotzdem noch, weil ich immer mal wieder so einen heisshunger auf eine gute butterstulle bekomme, aber eben nicht mehr täglich. seitdem fast 5kg abgenommen, fast beängstigend, aber ich fahre jetzt auch täglich mit dem rad zur arbeit und laufe dort 4-6000 schritte am tag, das kommt ja noch dazu. jetzt bisschen sorge, dass ich zur ziege mutiere, die polster überall sind ja weichzeichner im alter.

gestern einen totalen freudeflash gehabt, als an einer ampel plötzlich der d.-zwilling im auto neben meinem saß, sehr unmittelbar und überwältigend. das war wirklich schön.

kw 48

ich bin beruflich hauptsächlich mit ungeimpften kleinkindern zusammen, deren geschwister teilweise schon in die schule gehen, rechne also damit, corona zu bekommen, eher bald, hoffentlich erst nach weihnachten, wenn die mieterin wieder weg ist und kein besuch mehr kommt, und vertraue auf den schutz meiner 3 impfungen. weiterhin täglich testen. drücken sie mir die daumen.

absurder umgang mit corona. dazu das gefühl, dass die meisten dramatischen gefühlslagen nachvollziehbar sind, umso weniger verstehe ich es, warum man bei so hochsensiblen und existentiellen sorgen nicht die wissenschaft entscheiden lässt. es wäre so einfach. es gibt richtigen und falschen umgang mit der pandemie, jetzt mal angenommen, man will sie beenden. meiner wahrnehmung nach werden die entscheidungen über den umgang mit corona dem/der einzelnen überlassen, die dann nur noch reagieren können. der leitung von krankenhäusern oder von schulen oder betrieben. die pandemie läuft halt so vor sich hin.

die wohnung ist kaum geschmückt, kein drive dafür da. eine nichte ist zu besuch, also gibt es einen adventskalender, aber keine sterne mehr am fenster, keinen beleuchteten schnickschnack, der irgendwie für sich stehen würde, dem in meiner stimmung nichts entspricht. nehme mir vor, weihnachtsgefühle zu entwickeln, wie etwas, das sich so gehört, kann mich eventuell auf meine sentimentalität verlassen. mal schauen, ob ein funken springt.

<3 bibs und abos

wollte gestern diesen text über den b***-redakteur im spiegel lesen, bin aber nicht über die paywall gekommen, die zahlung des probeabos ging auch nicht, also aufgegeben. dass diese zeitungen keine mikropayments hinkriegen! selbst die taz schafft das. diese angebote sind sowas von vorgestrig, ich möchte in spiegel, zeit und tagesspiegel herumschmökern, ohne mir 3 abos leisten zu müssen. mir fehlt eine plattform, die zugang zu allen für einen betrag unter meinetwegen 20€ anbietet, oder gibts das schon?* bis dahin lese ich eben nur die nyt (12€ mtl.) und die repubblica (6€ mtl.). ich lese sowieso nicht mehr so datumsgebunden, sondern nach anderen kriterien, bei der nyt zb über deren app zuerst die „most popular“-artikel, nach dem ersten bleibe ich vielleicht ein bisschen beim thema und klicke auf die vorgeschlagenen texte dazu, oder ich schaue auf die anderen tageshits, oder ich vertiefe ein thema und gucke bei science oder politics oder books, bis mir langweilig wird oder ich los muss. die titelseite habe ich bis dahin noch kein mal gesehen, schaue meistens irgendwann im lauf des tages mal drauf, aber das ist nicht zentral. niemand braucht online eine ganze tageszeitung, das ist bedauerlich, aber man könnte den leser ja auch leiten und ihm etwas anbieten, die vorteile beim netzlesen ausbauen, statt wie der olle august immer nur die ganze zeitungsrolle zu schwingen, alles oder nichts! nimm es oder lass es! das gibts vielleicht noch bei beziehungen, bei freundschaften ist es schon divers, die freundin fürs theater, den freund für die kunst, fürs spazierengehen, fürs reden über kinder, oder über bücher, oder. wobei halt, die nyt liebe ich wirklich wie keine sonst! das ist mehr beziehung als freundschaft. die lassen mich sein, und ich habe da auch noch ein extra abos für rezepte abgeschlossen, das rätsel-abo trau ich mir noch nicht zu, aber es ist alles bezahlbar und nachvollziehbar. ich glaube, die einzigen, die sich in deutschland für die vorlieben der leserin interessieren, sind die cookiehändler.

*edit: gibt es. der bibliotheken-zugang bietet viel mehr als erwartet, auch der spiegel-text ist über die genios-suchseite zu finden. mit dem pressreader, auch da kann man sich mit der berliner bibliothekskarte anmelden, gibt es zeitschriften und zeitungen aus der ganzen welt zu lesen. für 10€ im jahr. sehr tolles angebot.

eine freundin erzählte mir dann, dass man in berlin über die seite der öffentlichen (berliner) bibliotheken auch zugang zu einigen zeitschriften erhält, unter anderem dem spiegel. ich dachte prima, da wolltest du doch eh mal wieder hin, seit diesem offenen brief von einem haufen schriftsteller*innen, in dem zumindest missverständlich gegen bibliotheken gewettert wurde. stadtbibliothekskarte nicht mehr gefunden. online anmeldung versucht, das ging aber ohne die ausweisnummer nicht, ich solle zu meiner bibliothek gehen. googeln ergab, dass die längst geschlossen worden ist, genau wie die schöne kinderbibliothek hier in meinem kiez, bei der ich mit den jungs früher so oft war, es scheint, in berlin muss keiner gegen die bibliotheken argumentieren, die sterben auch von alleine aus. also habe ich heute eine hunderunde zur nächsten öffentlichen bib gemacht. sie hatten mich im rechner, weil ich ihnen seit anno tobak noch ein paar euro schuldig war, sonst wäre der account geschlossen worden, wie mir die mitarbeiterin sagte, und ich durfte mir eine neue karte in meiner lieblingsfarbe aussuchen, sehr erfreulich. eine schöne, große, luftige bibliothek, am wasserturmplatz, gehen sie da ruhig mal hin. sie haben auch ein blog. beim rundgang ein buch vom letzten jahr gefunden, von dem ich erstaunlicherweise nichts mitbekommen habe, obwohl es in meinem lieblingsverlag erschienen ist. gleich ausgeliehen, mit bisschen schlechtem gewissen, das ich ohne diese schräge fair-lesen-aktion nie gehabt hätte, weil bibliotheken eins der wichtigsten kulturellen angebote überhaupt sind, echt, was ist mit den leuten? aber ich hätte es eh nicht gekauft, es ist zu dick, ich hab keinen platz mehr für dicke bücher, und so wie ich es verstanden habe, sind die bibs keine konkurrenz zum privatkäufer, sondern teil des marktes. ich weiß nicht, ob dieses buch in der bibliothek außer mir noch andere leute vom kaufen abgehalten hat, es gibt leider keine tabelle mit vorherigen ausleihen mehr hinten drin, wie früher. ohne bibliothek hätte ich das buch wahrscheinlich nur an- und nicht richtig gelesen, mal schauen, ob ich ein buch mit leihfrist schneller lesen werde als die anderen drei auf dem nachtisch, sonst hat nur das teilgelesene auf dem reader noch eine deadline (lesegruppentermin), also hmm.

buch von maria popova, gefunden in der bibliothek

ein buch gefunden, dass mir ohne twitter gar nicht aufgefallen wäre, aber nicht ausgeliehen.

wie sich zeigt, ist der aktuelle spiegel noch nicht über die vöbb -seite verfügbar, mal schauen, ob mich das thema nächste woche noch interessiert, könnte sein, dass nicht. jedenfalls hatten die beiden toptwitterthemen einen positiven einfluss auf meine tagesgestaltung. netz wirkt.

Enrique (steht inmitten seiner schafherde): Look at them. They look peaceful.
Ruth Anne: It sounds to me as if you are in a mid career crisis.
Enrique: Lately, I asked myself, what are people going to say about me, after I am gone? ‚Enrique Lopez, he raised sheep.‘ I gotta try something else before I am too old.
Ruth Anne: What are you gonna do?
Enrique: I don’t know. Cows, maybe.
(Northern Exposure 4/16, Ill Wind)

ich so in meinen beruflichen überlegungen.

18. juli 2021

seit ich wieder zum hinterhof schlafe, höre ich jede nacht ein oder zwei orgasmen, aber keine musik oder gespräche. außerdem gurrende tauben, die sich manchmal im efeu verheddern mit lautem flügelschlag. das schlafzimmer ist immer ein paar grad kühler als der rest der wohnung, es gibt nur morgens eine halbe stunde sonne. bisher träume ich noch zu selten vom meer.

den 5. transformers-film geguckt, erst nix verstanden, weil ich nur den ersten vor jahren mit den kids gesehen habe. wusste nicht immer, wer jetzt warum gut oder böse ist, über referenzen gefreut (das raumschiff der angreifer hat gewisse ähnlichkeiten mit dem schiff vom romulaner nero im star trek 11), die animationen übertrieben detailliert, fast ermüdend, trotzdem erschreckend real, drehbuch ist bestimmt von kitakindern entwickelt, wo ein kind eben roboter ist, das andere ritter, und dann kommen aliens.

danach bisschen in „la mort d’arthure“ gelesen, in der von thomas wright 1865 neu herausgegebenen ausgabe von thomas malorys version (nach der abschrift von william caxton). es riecht leider ein bisschen gammelig, aber der text funktioniert noch immer, wright kommentiert gelegentlich, es ist ganz amüsant, und in vielen schlüsselszenen anders, so zieht der junge arthur das schwert nicht nur einmal aus dem amboss, er tut von neujahr bis pfingsten eigentlich nichts anderes, für jeden anreisenden fürsten aufs neue, bis er alle überzeugt hat.

der sommer ist noch lang. ich gehe jetzt schlafen, ein wind bewegt die gardinen.

aber wenn, dann wär es so:

das gepäck ins auto, völlig entspannt, weil ich ja allein mit hund fahre und ebenso gut die ukulele auch noch mitnehmen kann, um sie am see nicht zu spielen, oder ein fahrrad, oder zur sicherheit mein müsli. die ersten meilen in den süden, wie mein berlin noch an mir klebt, freunde, jobs, geschichten. das gedankenversunkene fahren bis in den thüringer wald, die letzten monate, was passiert ist, was nicht passiert ist, ob ich durchgekommen bin mal wieder mit mir, ob es immer noch hält, oder ich nur die brüche anders wahrnehme. der okaye bruch! ein hoch auf ihn. möge er nur im stillen krümeln. die plaste-elaste-schrift vermissen. im harz über die anzahl der kurven wundern, und das grün, und wie lang der weg ist. ab hof beginnt langsam der reisezustand, jeder kilometer mehr richtung süden macht pling und plong auf den herzsträngen. wie ich in münchen auch nach xx mal noch den navi brauche für die ausfahrt zur tante in ihrem haus am see, die familie, das bier zu den weißwürschtchen, das glückgsgefühl. am nächsten tag zu spät los, dann durch die rasertiefebene in die schweiz fahren, dort tiefenentspannt die berge hoch und runter, vielleicht stop an der bar in der via mala- schlucht. dann den bernardino hoch, endlich im tunnel, im tunnel fällt meistens die klappe und meine ferien fangen an. jedes jahr bewusstes danke, wenn es nach dem tunnel über die weitgezogenen kurven die südseite der alpen runter geht, mit blick auf ein ganzes tal, wenn blick ist. im radio laufen jetzt italienische sender, dann endlich bei lugano nord runter von der autobahn und in den feierabendverkehr eintauchen. über die kleine kurvige strasse zur grenze in fornasette, im wald hinter ponte tresa, die strassen werden leerer, durch die brust ins auge endlich zum seeufer kommen, nach luino, wo ich im riesigen carre four die ersten leckereien kaufe, wenn ich nachts ankomme, sonst fahre ich weiter bis laveno. über die seestrasse, die ich im schlaf kenne, die letzten paar dutzend km. am schluss das holprige stück durch brombeeren und wildwuchs hoch bis zum haus. fensterläden öffnen, kühles bier in die hand, liegestuhl ins verkrautete minigärtchen, blick auf die andere seeseite, während das auto noch in der sonne tickt. ausatmen. und es ist immer gutes wetter, wenn ich ankomme.

welle und form

ich bin früher, als ich meine haare noch mein haar nannte, mit großer hoffnung und bereitschaft durch die regale mit haarpflegeprodukten gewandert, hatte meinungen und vorlieben, eine werteskala von guhl bis schauma, die entscheidung zwischen volumen und seidigkeit fiel mir schwer, und ich hielt sie für notwendig. das wurde im lauf der jahrzehnte alles nach und nach weniger wichtig, von alleine, es waren immer dieselben 2 oder 3 sorten shampoo, ich habe seit ein paar jahren immer öfter vergessen, mir spülungen zu kaufen, das haarspray liegt seit ewigkeiten hinter der waschmaschine, und wenn ich in der drogerie vorm shampooregal stand, hatte ich vergessen, welches ich zuletzt hatte. ein bisschen frischen wind brachten die ökologischen aspekte, also kein silikon, keine komischen stoffe, das hat mich dann eine weile wieder mit einer gewissen neugierde aufs produkt und so einem entscheidungseifer erfüllt, das fehlen von silikon habe ich den haaren angemerkt, könnte den unterschied aber jetzt schon nicht mehr beschreiben. sichtbar war es glaube ich nicht, jedenfalls auf keine weise, die nicht ebenso gut hätte eingebildet sein können. einziger reproduzierbarer effekt: nach einem produktwechsel fühlt es sich nach der ersten wäsche immer irgendwie besser an, aber ich wollte nu auch keine 5 flaschen herumstehen haben. marketingidee: vielleicht 2 sorten für im wechsel anbieten? irgendwann im letzten jahr habe ich dann einmal zu einem silikonfreien billigshampoo gegriffen, für knapp über einem euro, und siehe da – kein unterschied fühlbar, alles frisch nach der wäsche. es war eine kleine überwindung zum verlassen der sphäre notwendig, ähnlich wie beim wechsel auf android, also ein spürbarer verlust, wo ich das selbstbild jetzt selber füllen muss, wenn die marke nicht mehr da ist. jetzt war der nächste schritt fällig, habe mir ein festes shampoo gekauft, es sieht aus wie ein stück seife, man spart die bescheuerte plastikflasche. und es funktioniert wie es soll, die haare sehen nach der wäsche gewaschen aus, und nach dem bürsten frisiert. mehr kann, nach meiner lebenserfahrung, kein mensch erwarten.

cecina, 80er

hin- und her gerissen zwischen so einer lust, mir eine höhle einzurichten, die frei von moden und trends mir wohlbefinden verschafft, also eine kleine meerfantasie im schlafzimmer, das immer noch nicht tapeziert ist, erst brauche ich einen job, wobei ich mich sowieso noch dauernd umentscheide, was tapeten und farben angeht. ich habe noch nie vorher ein zimmer eingerichtet, sie haben sich immer einfach so ergeben, aber seit ich mir die einrichtung vorgenommen habe, ist sie mir wichtig.

ich schlafe zum glück überall gut, träume aber selten, und fast nie meinen lieblingstraum, in dem immer meer und wasser vorkommen, und manchmal ein boot, und wellen, deshalb wird es jetzt an der wand statt blømster wohl ein wellenmuster mit kleinen fliegenden fischen geben. und warum nicht aufs ganze gehen: ich möchte in einem boot schlafen, und suche auf ebay.it nach einem letto a barca aus dem vorletzten jahrhundert, es gibt immer mal wieder ein paar, leider meistens mit alten matratzengrößen, also nur 195cm lang und nur 140cm breit. eine freundin macht mich darauf aufmerksam, dass es die auch hierzulande gibt, zb aus dem biedermeier, oft als empire- oder louis philippe- betten angeboten. teils sehr schöne alte möbel aus kirsche und nussbaum für ein paar hundert euro, kurz davor, mir so ein kleines bett zu kaufen, weil es realistisch betrachtet sowieso zuviel aufwand bedeutet, einen mann zu suchen, der länger als ein paar nächte bleibt. sagen sie bitte trotzdem bescheid, wenn sie eins in der größe 160×200 auf dem dachboden haben.

musste mich für diesen flirt mit dem stimmungsmöbel im schlafzimmer von allerlei einflüssen befreien, darüber gemerkt, dass es ja gründe dafür geben mus, dass die betten im handel alle gleich aussehen (zb eckig, jede kurve kostet) und kann jetzt ursache/wirkung wieder richtig herum wahrnehmen. ich werde mir dann, wenn es tatsächlich alles fertig wird, noch ein paar bilder mit meerwasser ins zimmer hängen. weil ich es kann who cares.

oder ich lasse es leer und schlafe auf einer isomatte, mit platz für jede neue idee.

auf instagram angefangen, mir bilder aus rom und von der italienischen küste anzuschauen, gemerkt: ich würde schon gern wieder in italien leben, am liebsten am meer. ich war zum glück 2 wochen am see im letzten jahr, denn nach über einem jahr ist die stadt ohne kultur, ausgehen und theater, ohne vernissagen und parties und leute und premieren und konzerte in kleinen jazzclubs doch ein eher trübes pflaster.

unter 10°

wie jedes jahr bin ich im berliner eismärz gefangen, zuhause, in einer art winterlager, mit literweise warmem tee und wärmflaschen. die höhle verlassen muss ich zum glück nur zu pflichtgängen, aber nach den hunderunden brauche ich stunden, um wieder auf betriebstemperatur zu kommen, trotz vielschichtiger klamottierung. in meinem wintermanagement reicht die energie meistens bis ende februar, danach ist sense bis jenseits der 12°c- wetterscheide, die ja in berlin manchmal erst mitte april beginnt. zum ersten mal seit ewigkeiten hab ich dieses jahr auch keine bedürfnislage entwickelt, ich will ja im februar sonst immer, dauernd, kinder machen, eigentlich fast egal, mit wem. habs gar nicht vermisst. liege also mit 4 schichten, darunter ein wollener rollkragenpullover und ein dicker merinopulli und noch 3 anderen lagen auf dem sofa und harre der dinge, die das jahr noch bringen wird. mit der wärmflasche warte ich aber noch bis nach einbruch der dunkelheit. mein blutzucker spinnt ebenfalls. im berliner märz bin ich italienerin, für die alles ab appenin jenseits und norden ist.