hauptveränderung bisher mit hund: keine halbe sekunde zeit übrig, für gar nix. außerdem ständig kinderhorden an der tür, klingelnd, mal hund sehen! der große ist stolz, die brüder aufgedreht, türen schlagen, getobe und gerenne, am ende sind alle entweder überfordert oder überdreht und ich bin total müde, dabei so nebenbei ein neues und überraschendes kleines gefühl: familie jetzt vollständig, punkt, auf eine gute, warme und funktionierende weise. vanillesauce, rote grütze, brathuhn. staub legt sich.

jack

mehr leichtigkeit bitte, sagt man sich, beim wegzählen der stressfaktoren, alles wichtige ist doch schon erledigt, von dem was bleibt, ist alles im üblichen rahmen, dann müdigkeit und bisschen frust beim denken an den rahmen, aber nix davon ist übermässig viel, nur das alleinverantwortete macht die dinge etwas bleiern, je nun, das geht millionen alleinlebenden ebenso, die essen dann käsebrote, wenn sie nicht kochen wollen, und gehen aus oder ins internet, in ruhe, und es ist ja auch eine gute erholsame ruhe, wenn man allein ist mit seinen verantwortungen, ich denk dann immer: nicht noch mehr bedürfnisse von noch wem erfüllen müssen, einfach herumliegen und vom erschöpftsein in den tiefschlaf rutschen, herrlich, und ich mag mein bett auch so, mit büchern, dvds und zeitungen gefüllt. die jungs meckern bei käsebroten auch nicht, eigentlich, ich könnte also einfach einen gang runterschalten, wenns mal zuviel wird, stattdessen herzdrücken und dieses leise rauschen im körper, wie ein kurz aufleuchtendes stopschild, an dem man schon vorbeigefahren ist, weil was ist schon ein stopschild auf einem waldweg, wenn man ein ziel hat.

morgen früh kommt übrigens endlich mein hund, und außerdem ein kamerateam von einer produktionsfirma, die für den „ratgeber gesundheit“ die ausbildung von jack beobachten will. befreundete journalisten sagen mir jetzt, dass man sich nie, unter keinen umständen, das fernsehen ins haus holen soll, aber das hier ist wichtig: kein mensch kennt diabeteshunde. sie können vor allem diabetischen kindern und ihren familien das leben ungeheuer erleichtern, und ich spreche aus eigener erfahrung, mit der erinnerung an meine mutter, die in den endsechzigern diese damals noch schlechter zu kontrollierende stoffwechselkrankheit ihrer tochter bewältigen musste, und die ihre gerechtfertigte angst mit überfürsorge und kontrollversuchen verarbeitet hat.

nagut, vielleicht hätte ein interview genügt?

jedenfalls muss ich jetzt auch noch aufräumen und saubermachen heute.

– 3 1/2 wochen

in der pferdebox wuseln 7 kleine, kleine hundewelpen alle durcheinander. ich will mal gucken und schauen, ob mir einer der kleinen auffällt, aber ich kann sie nicht einmal auseinanderhalten. man liest ja immer, so auf den hundeseiten im netz, dass die leute ihren hund einfach so herausfinden können, mei, aber kann ich das? die hier sehen sich dermassen ähnlich alle! dann finde ich erstmal die super, die von sich aus auf mich zu stürmen – das tun alle, also die schnellsten – aber welcher war das noch? schon liegen alle über- und durcheinander vor meinen knien und lassen sich streicheln. die züchterin hat sich einen schon ausgeguckt, der für meine zwecke geeignet sein könnte, aber sie sagt natürlich nix, setzt sich in den hintergrund und wartet ab. nach zehn minuten sind alle hunde pötzlich sehr müde und schlafen innerhalb von 2 minuten ein, wie umgepustet, ineinander gekuschelt, einer auf meinen beinen, zwei auf den schuhen, der rest in einem knäuel daneben. bin sehr beeindruckt. nach einem kaffee und vielen beantworteten fragen gehen wir nochmal in den stall, wieder aufregung und welpensalat. ich locke sie und spiele mit ihnen, irgendwann macht etwas in meinem bauch ganz überraschend pling, ohne jede verstandeseinwirkung, ich zeige auf das tier – die züchterin sagt ja, genau den hätte sie sich ausgeguckt. es ist nicht der, den ich am schönsten finde, die intuition ist scheints ein geheimnisvolles organ, das viel schneller gucken kann und anderes sieht als die ganze frau casino.

bei den namen hab ich jumper jack, johnny oder jesse james zur auswahl. bei jack denke ich an den sehr tollen naturburschen aus men in trees, jesse war doch ein gangster? – und johnny ist eigentlich nur herr häusler, aber den sehe ich sehr selten. vorsichtshalber mal nachfragen, ob ich einen hund nach ihm benennen dürfte.

nach langem hin- und her wird es jetzt wahrscheinlich ein kurzhaar collie werden, weil die retriever-würfe schon alle verkauft sind und der kurs im november beginnen wird. ich hatte mich ja sofort in die border collies verguckt, die als die intelligentesten hunde gelten, aber wohl einen außerordentlichen hunger auf beschäftigung verspüren, dem mit reiner nasenarbeit nicht beizukommen ist – und hier im hotel sind ja schon 3 jungens zuhause, deren betreuungsbedarf auch nicht von schlechten eltern ist. australian shepherds sind auch geeignet, haben aber wieder ausgeprägte hüteeigenschaften, also hunger auf abenteuer, sollen aber weniger gescheit sein und darob genügsamer, who knows. ein lebewesen auszusuchen, nur weil es weniger intelligent als ein anderes ist, aber genauso gut aussieht – das klappt ja auch im wahren leben eher selten, und dies hier soll ja eine lebenslange beziehung werden, für das neue familienmitglied. so hunde mit langem fell und runden köpfen finde ich eigentlich bisschen schöner als die langnasen – aber wesen und temperament sind ja wohl wichtiger als schnöde äußerlichkeiten. seufz, immer diese entscheidungen. überall entscheidungen. kann ein welpe vom himmel fallen, bitte?