die surrealisten von hinten

 

wie man in einem moment der schwäche die nicht aufgehängten surrealisten hervorkramt und mal nach preisen guckt, wenn nach einer um etliche hundert euro teureren renovierung auch noch der geschirrspüler den geist aufgibt, wie immer unmittelbar vor einer feier mit >30 gästen, und die fenster sind auch schon sehr, sehr überfällig. rechts ein E/A, der andere auch vor der auflage – zu schade, oder?

ich kannte ja den drucker, also so, dass er mich auch kannte, meine ich, mein vater war mit der frau des druckers seit ganz früher befreundet, die uns damals in einem korb unseren ersten hund ins haus brachte, der würde morgen eingeschläfert, nein, sie würde ihn nachher wieder abholen, ob wir kurz aufpassen könnten? ein cockerspaniel, 18 jahre alt geworden.

so richtig warm werde ich mit lam nicht mehr, trotzdem tut man sowas nicht, nicht bei arbeiten, mit denen man ein bisschen familiär verwachsen ist, die für vielleicht ein paar tausend über den tisch gehen würden, wenn sich denn ein käufer findet, noch in meinem rahmen bleiben irgendwie, privatwirtschaftlich sinnlos wird das behalten ja bloss, wenn der wert deutlich größer ist als das eigene vermögen. ich kann sie ja erstmal aufhängen.

 

songbook

die bilder sind groß, schwarzweiß, besonders die grösse überrascht mich, weil ich sie bisher nur im bildschirm- oder buchformat gesehen habe. jetzt nimmt die qualität der drucke einen großen raum ein und gibt ihnen das kunstding, das im kleinen format nicht so dominant ist und mir hier fast zu aufdringlich ist, bei aller klasse und qualität. die ästhetik ist plötzlich ein selbstständiger aspekt und wirkt fast verfremdend, wie ein kommentar hinterm rücken, ich weiss noch nicht, ob ich das mag oder nicht, aber die bilder haben kraft und diese leichtigkeit, die ich so großartig finde, das zeitlos dokumentarische, menschheit, wie sie eben ist, in diesem unprätentiösen einszueins-stil, lauter wunder vor landschaft. nur die größe ist mir zu ausrufezeichen, hindert aber nicht daran, minutenlang begeistert davor zu stehen, wenn sie verstehen, was ich meine.

2004 in der vorvorgängergalerie von loock, der wohnmaschine, ausstellung zum buch sleeping by the mississippi, da waren auch kleine drucke dabei, die alle auf eine wand passten, vollkommen andrer eindruck und anderer schwerpunkt.

soth ist in den letzten jahren mit dem autor brad zellar ein paar jahre regelmässig durch die USA gezogen, immer so ein paar wochen lang, sagt er, die beiden haben mit bild und text portraits der provinz zusammengestellt und in din-a3 papierzeitschriften veröffentlicht, im eigenen verlag. die wurden für jeweils 18$ direkt auf der verlagswebseite verkauft, in einer auflage von jeweils 2000, weil das eine runde zahl war, wie er sagte. die letzte über georgia war die letzte, heisst es, die bilder aller sieben hefte sind mit anderen im neuen buch versammelt, songbook, nach dem great american songbook, im buch fehlen allerdings die meisten der sehr schönen texte. er wollte raum für die bilder, hat er bei der buchvorstellung erzählt, ich finde es schade und vermisse die texte sehr, ich hoffe, die beiden haben sich nicht verkracht. das buch erscheint bei mack, weil es dort richtig beworben und gut verkauft werden soll. ist es jetzt ein buch zur ausstellung oder eine ausstellung zum buch?

die fotos bei loock zielen schon auf die grosse marktmaschine kunst und deren wohlhabende käufer ab. ich habe soth bisher als eher dem markt abgewandten künstler gesehen, vielleicht ist jetzt einfach der richtige moment für den großen sprung ins geld, oder er hat von anfang an den internetz- und den kunstmarkt mit unterschiedlichen strategien bespielt, weiß ich ja nicht. ich wünsche dem mann jedenfalls erfolg und viele käufer mit leeren wänden und bin zufrieden, ich kann mir kein großfoto leisten (preis erfragen, hab ich vergessen gestern), habe aber viele der inzwischen vergriffenen kleinen preziosen im haus, bei denen es um die sache ging, und nicht um den möglichen mehrwert. macht die armen wie die reichen glücklich. well done.

die kids sehen ihre schaumparty endlich mal in ganzer fläche, der große entscheidet sich für eines der abschlussballbilder, ein zwilling nimmt das, auf dem ein stein zwischen zwei arbeiterhänden fliegt, der andere schmollt und will nach hause. gregor macht ein selfie mit sich und soth, es war seine idee, er ist erst losgesaust, als ich ihm gesagt habe, der mann sei berühmt. er hat das auch soth erzählt, „because my mom says your’re famous“, daraufhin wollte soth von ihm wissen, wo ich denn sei? – zum glück woanders. das hab ich nu davon. finde es aber auch interessant, als ob ruhm die versuchte grenzüberschreitung zum berühmten von vorneherein impliziert und damit leichter macht, weniger blosstellend, weil der bittende in eine rolle schlüpfen kann, die ihn tarnt. der große fragt soth nach einem der bilder, dem mit der frau mit den beiden plastiksäcken mit getränkedosen über den schultern, und er erklärt es dem kind, geht mit ihm hin, zeigt zusammenhänge zum bild davor, dem vom rennplatz. netter typ. geht hin, die ausstellung lohnt sich, es ist galerienweekend am 2./3. mai.

unter der theke am counter haben sie auch einen schatz, ein exemplar des lange vergriffenen (es wird auch nicht mehr nachgedruckt, hat soth gesagt) broken manual, man kann es sich anschauen, wenn man die dame fragt, wirklich schönes buch, sag ich jetzt mal so in den raum. hat mir ein lehrer der kids gesteckt, den wir da getroffen haben, schon deshalb gut, dass ich die jungs dabei hatte. schöner abend.

 

eins null

twoday

10 jahre hotelmama, wer hätte das gedacht. vielen dank fürs lesen und kommentieren und verlinken, für die freundschaft und für die drinks!

ein paar gute texte sind dabei, vielleicht kommen auch noch ein paar, ich bleib dran und mache einfach immer weiter. bloggen ist die perfekte form der öffentlicheit für solche wie mich.

tanzen

das sich noch etwas öffnet vor einem, eine linie wie ein ornament, schön, ende nicht sichtbar.

nach einem langen tag nach hause kommen und keine lust aufs kochen haben, sagt der gregorzwilling mama, ich koch heut was! im kopf schnell die inhalte der tiefkühlers durchgehen, hmm, tk-pizzen sind alle, fischstäbchen könnten noch da sein, pesto ist ja immer noch irgendwo ein glas, danke! sagen. kind schaut auf sein handy, sagt, er braucht noch schnell tunfisch, geht welchen kaufen, ich muss ihm nur noch erklären, wie man ingwer verarbeitet, dann werde ich rausgeworfen. es gibt eine reis-gemüsepfanne mit paprika, thunfisch, ingwer und noch irgendwas, es schmeckt vorzüglich, ich bin wirklich überrascht und das kind hat ein sehr schönes lächeln im gesicht, als es meinen appetit bemerkt.

ob die erschöpfung bei 55-std. wochen mit dem geld zusammenhängt, dass ich dabei nicht verdiene? kann recht gut mit existenzangst umgehen dank jahrelanger gewöhnung, aber das geldausgeben für eine fortbildung mit unsicherem erfolg macht sehr müde. und wenn ich gar nicht begabt bin dafür? wenn es doch keinen markt gibt für meine ideen? wenn es vielleicht für knapp eine person genug zu holen gibt, aber nicht für eine familie? noch nicht den punkt erreicht, wo ich meine geschäftsidee für einen sicheren job nicht sofort ruhen lassen würde. die doppelte verneinung ist mein lebensraum.

 

horcynus orca (überhaupt keine rezension)

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dass ich dieses buch gelesen habe, verdankt sich vermutlich seiner bewegten entstehungsgeschichte. der erste entwurf wurde von d’arrigo im jahr 1961 bei seinem verleger abgegeben, für die korrektur der fahnen hatte er selber 14 tage veranschlagt, es hat aber tatsächlich 15 jahre gedauert, gefüllt mit intensivster arbeit an einem roman, der seit der veröffentlichung einiger kapitel daraus in der literaturzeitschrift menabò als italienischer uliysses angekündigt worden war. (vgl. hier, worin man außerdem erfährt, dass d’arrigo im film accattone einen auftritt hatte.)

Da chi ebbe modo di frequentarlo in quegli anni egli è ricordato come un uomo totalmente posseduto dal demone dell’arte e dedito notte e giorno, anche a costo della salute, a uno sforzo creativo rivolto soprattutto all’invenzione di una lingua inaudita che affondasse le sue radici ultime nel magma delle numerose lingue (dilalettali e non) di cui lo Stretto di Messina è stato punto d’incontro e di filtraggio. (von hier)

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valentines

großer sohn hat erstes valentinsdate seines lebens, mit seiner freundin, sie gehen schlittschuhlaufen, nachmittags, und danach „mal sehen, weiß ich nicht“. er fragt mich, ob er sie einladen soll oder nicht, sie wünscht sich eine weiße rose, glaubt er, weil sie so nebenbei mal erzählt hat, wie sehr sie weisse rosen mag, „und das ist doch ein hinweis, oder?“ er versucht, es zu verbergen, aber er leuchtet ein bisschen, so in den mundwinkeln und im blick, ich bin still, was mich einiges kostet, vor allem wünsche ich mir, dass er nichts vergisst von all dem. er sammelt noch keine momente wie wir großen, es ist alles sehr undramatisch und auf eine geschützte art normal, keine erfahrungen und keine ängste, blanko, und sie wissen ja noch nicht, was wichtig werden wird von dem, was sie erleben. es macht ihm sorgen, worüber sie reden sollen, wenn es mal eine pause gibt, das beschäftigt ihn am meisten. es scheint, als ob die tvshows, das internet und das gerede genauso aussen vor bleiben wie die phantasien der erwachsenen, ich denke, also so von meiner position persönlicher ahnungslosigkeit, wenn sie mit ihren special ones allein sind, dann ist der raum gut gefüllt mit gegenwart und synchronizität, da passt kein gerede dazwischen.

abends rufen der reihe nach seine freunde an und wollen ihn sprechen, aber ich weiss nicht, wo er ist, ob bei ihr oder bei seinem vater, er hat sich bei meinen nachfragen vorher aus der antwort rausgehmmst.

ich selber hatte die zweitbeste art verabredung an so einem tag (es ist so einer, weil er einen daran erinnert, ob man will oder nicht), mit meiner besten freundin, es ist kaum ein wort über männer gefallen, vielleicht ein paar lakonismen in nebensätzen.

objektiv alt

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dieses nikkor aus den achtzigern wird immer noch gebaut! das ist merkwürdig. es passt auf meine analogen kameras, die ich nicht mehr benutze, im gegensatz zur tasse behalte ich es also nur aus  gründen der schönheit und der erinnerung, an eigenes, nicht an fremdes leben, und natürlich an mögliche perfektion. hab gleich die noch viel ältere vitomatic II von meiner mutter nachgesehen, die kann man bei ebay für ca. 20 euro mitnehmen, sie macht schöne bilder, die fotoalben aus kindertagen sind voll davon. sie wiegt stattliche 748 gramm und hat feine kleine scharniere mit federn und klappen, alle aus metall, mit einem analogen belichtungsmesser.

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nächste woche sind winterferien, vielleicht kann ich den kindern ein paar filme überdonnern schenken und sie mit den analogen kameras mal durchs viertel begleiten, zum lernen, die voigtländer ist sofort einsatzbereit, wie die FE2, nur für die f80 müsste ich noch nach ’ner batterie sehen, glaube ich, die war zwischen der mechanischen und der akku-ära, aber warum sollen sie interesse haben an solchen umwegen zum bild? im sinn von „nur der weg ist das ziel“, gerade dem aspekt der sorgfalt und planung von bildern ist kaum etwas abzugewinnen, wenn man nicht auf ein repertoire von erfahrungen zurückgreifen kann.

ist ja schon bei sinnvollen tätigkeiten schwer, teenager in den kreativen freilauf zu schicken, meine generation eltern stürzt sich auf jede zarte künstlerische äußerung und fördert alles gnadenlos.

gibt es überhaupt noch negativfilme? gibt es, die guten ilfords für etwas mehr, die agfas und kodaks für um die 3€  pro film, entwickeln lassen kann man hier im kiez bei viertel vor acht, damit liegt man dann in der summe etwa bei einem kinobesuch, wenn man nicht alle fotos drucken will.

kinder, als ich ihnen die idee präsentierte: ach. warum denn?

vorweihnacht

im kopf kaum nebeneinander von drinnen und draußen, zu finster die nachrichten, zu leicht die flucht. kaum zugang zur religiösen bedeutung, der konsumaspekt ist leichter mitzumachen als das friedensbringende und gnadenspendende der weihnachtzeit, ich hoffe, mir gelingt spätestens im gottesdienst noch ein wechsel hin zum großen & ganzen. dieses jahr noch keinmal das WO gehört, fällt mir jetzt erst auf.

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wie fast jedes jahr verläßt mich der verstand kurz vor weihnachten und ich kaufe allen kindern viel zuviele geschenke, mit muttern durchs kadewe gestromert, als wären wir noch die von ganz früher, reich und sicher eingetütet in möglichkeiten. die frauen in den schlangen an den kassen, alle blond und hochhackig, die männer älter und im hintergrund, nee, war jetzt bisschen übertrieben, das kaufhaus wirkt am samstag vor dem fest trotzdem wie ein 3d-werbefilm aus den goldenen zeiten von irgendwann, mit einem selbstverständlichen und selbstverständlich sichtbaren wohlstand, der mir sonst im alltag nicht begegnet. einen tag vorher wurde das kaufhaus überfallen, mich hätten sie jedenfalls nicht mitgenommen.

wann genau habe ich mich für die ukulele entschieden, die jetzt hier herumliegt?

alles eingepackt, dabei weihnachtslieder, hat jemand eine empfehlung für schöne, nicht von knaben gesungene? ich mag erwachsene stimmen. o come all ye faithful ist mein liebstes weihnachtslied (oh kommt all ihr gläubigen, es wird auch auf latein gesungen, adeste fideles), ich hab nur eine olle version von herrn sinatra, mit einem tick zu viel input.

in der papeterie vom KDW hätt ich aber schon gern mal übernachtet. sinn für luxus als großzügigkeit, als hingabe an die schönheit der welt, nicht nur als dekadenz und überfluss, eine stilistisch sehr feine grenze.

 

KW 48 – 50

grade sehr stolz auf die jungs, war 3 wochen hintereinander 11 stunden täglich weg, und sie machen es mit mäßigem maulen mit, „das kochen hat mir gefehlt, wie schön, dass du wieder da bist“, sagen sie, nachdem es eine weile fast nur hamburger und tiefkühlpizzen und schawarma oder stullen gegeben hat. nein, nach dem medienkonsum habe ich nicht gar nicht erst gefragt, hatte aber überall frische passwörter drauf. viel gelobt und einmal laut gebrüllt, hat den druck rausgelassen, bei mir und den kindern. jetzt freies wochenende, abends sehe ich, wie der große fast 10 klimmzüge schafft (ich bin immer noch bei 0,5, aber in diesem jahr beginnen auch meine arme zu altern, ich muss da also ran, demnächst), samstags um zehne schlafen die zwillis noch und der große brummt in der dusche, hund will kuscheln, kaffee im bett, sehr bewußtes wohlbefinden meinerseits.

mich hat die wenige zeit für den haushalt effektiver gemacht, ich schaffe bad und küche vor 8 morgens, also nicht gut, aber in ordnung, nur der schreibtisch quillt über, abends schaffe ich gar nichts mehr, nicht mal gitarre, nur noch ein paar serien. zum glück bin ich auch zum grübeln (zukunft, gegenwart) zu müde. tinnitus jetzt auch auf dem anderen ohr, aber der kommt und geht, ich nehme tabletten dagegen, drückt mir die daumen.

die fortbildung ist überraschend intensiv, sehr viel stoff, der anspruch angenehm hoch, keine unterforderung, ja, ich hatte ein paar vorurteile, dabei weiß ich ja, wie jedes thema sich aufblättern und öffnen kann, wenn man genauer hinschaut. sehr tolle leute kennengelernt, und die dozenten zb im praktikum der letzen anderthalb wochen sind wirklich großartig, fachlich wie menschlich, viel inhalt, viel lachen, viel selber machen, es ist ihnen eine herzensangelegenheit, alles notwendige zu vermitteln, sie haben viel erfahrung im thema, humor und selbstironie im umgang mit sich und uns lernenden. ich wollte trotz erschöpfung gleich weitermachen. empfehlung.

hab das ipad mit goodnotes und tastatur und sonem stift gar nicht immer dabei, riesenspass am schreiben mit der hand, mit dem alten caran d’ache – kuli und einem bleistift für die skizzen und marker für die struktur. es ist die ganze zeit selbstbelohnend, schreibe wieder flüssig und lesbar inzwischen. kugelschreiber leergeschrieben. füllfederhalter ist leider unpraktisch, bin linkshänderin. ein notizbuch mit seitenzahlen und inhaltsverzeichnis gefunden, sehr gute idee, damit entfällt das ewige blättern bei blättern oder anderem. goodnotes ist trotzdem großartig, um pdfs zu kommentieren.

„Hallo, in Ihrem Profil glücklich schauen Sie. Können wir Freunde sein? Bitte antworten!“

 

 

kraftstoff

der zustand zwischen schockstarre und hamsterglück, wenn man mit supervollem einkaufswagen an der supermarktkasse steht. 3 teenagerjungs. sie wollen braten und bratensauce, steaks und steaksauce, sie wollen richtige lasagna mit ragù und bechamel, oder weißwürste, und nachtisch. danach torte. wenn sie nachmittags nach hause kommen, gibt es immer erstmal spiegeleier und speck, salamibrote und kekse, dazu ein paar kilo äpfel am tag, und ein pfund möhren, getunkt in knoblauchöl mit petersilie. wenn der kühlschrank bei schulschluss leer ist, machen sie auf dem absatz kehrt und kaufen sich erstmal schawarma oder falafel, und vielleicht noch einen hotdog für den weg. ich weiß nicht, wo das alles hingeht, der große ist hoffentlich ausgewachsen, die zwillis sind noch vor dem schub. ich kaufe ihnen kein buntes junkfood zum frühstück, von den normalen müslikram essen sie halt mehr, es gab cornflakes mal in kilopackungen! das war praktisch. und für das dünnste kind immer noch den sahneschwapp mit rein, wenn es nicht hinguckt, leckere weihenstephaner, in halbliterflaschen. sehr große goudastücke, die über nacht verschwinden, von den aus italien mitgebrachten leckeren salamis ist schon keine mehr da („die schmeckten komisch, aber ich hab sie dann trotzdem gegessen“ – trüffel-, steinpilz- und fenchelsalami. seufz), die paar kilo erdbeermarmelade vom sommer sind auch schon arg dezimiert, da bleibt nichtmal was zum verschenken übrig. das schulessen schmeckt ihnen nicht mehr, ich habe sie abgemeldet und überlege grad wieder, bentos mitzugeben, zu den schulbroten dazu, damit die organismen durch den tag kommen.

acqua passata

am see die möglichkeit gehabt, einen vergleich zwischen zwei lebensmitteln aus meiner kindheit zu ziehen. wir hatten in mailand eine große wohnung mit zwei ausgängen, einer ging aus der küche zum treppenhaus, der andere aus dem flur zum fahrstuhl. über den kücheneingang kam in abständen der getränkemann mit wasser und wein, ich erinnere nur jeweils eine kiste mit, eine ohne  und jeweils eine mit weiß- oder rotwein, den es jeden abend zum essen gab, nicht für uns kinder natürlich, darum kann ich mich an die weine nicht erinnern, aber das wasser war immer das gleiche: fiuggi und s. pellegrino (san pellegrino meint wohl heute den ort).

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ich mochte die blaue farbe des etiketts beim wasser mit, und fand in der jugend auch den roten stern darauf irgenwie yeah, und wenn es mal spannungen gab bei tisch, dann konnte man eine weile auf dem etikett herumlesen und musste nicht aufsehen. das wasser ohne sollte gesund sein, sagte mama, weil es nicht nur keine kohlensäure, sondern auch sonst kaum etwas enthielt und den körper durchspülen sollte, fast ein heilwasser. das stimmt auch heute noch, der festkörpergehalt bei s. pellegrino ist 8x höher als bei fiuggi, die wasser sind wohl noch gleich.

vorstellung, wie seit jahrzehnten wasser mit konstanter zusammensetzung aus einer quelle sprudelt, wie macht s. pellegrino das nur? die liefern doch heute ein vielfaches aus, oder kann man bei quellen einfach das loch größer machen? –  seit jahrhunderten: in fiuggi seit 63 v.c., erwähnt von michelangelo buonarotti vor über 500 jahren, in san pellegrino seit 1482, erwähnt bei leonardo da vinci, 1:o für die ungassierten, würde ich sagen.

acqua di fiuggi wird seit 1907 abgefüllt, von einer aktiengesellschaft, die firma s. pellegrino gibt es seit 1899, das wäre dann eher 0:1.

bei beiden hat sich das design nur wenig verändert, bei s. pellegrino gar nicht, bei fiuggi wurde es, wie man wohl sagt, vorsichtig modernisiert, bestimmt neuerdings, weil sie laut hp den verkaufsradius vergrößern wollen. die quelle von san pellegrino liegt bei bergamo, der ort hat eine bewegte geschichte, von den guelfen/ghibellinen über venetien, von napoleon bis zu den österreichern. fiuggi scheint ruhiger geblieben zu sein, es heißt erst seit 1911 so, davor hieß es anticoli, bekannt seit der römerzeit, es liegt im lazio, vielleicht hatten wir es deswegen, weil mein vater in rom aufgewachsen ist und es vielleicht aus seiner kindheit kannte? das würde mir gefallen, aber vermutlich waren das einfach die sorten, die der händler vertrat.

 

 

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früher haben wir nicht dauernd trinken müssen wie heute, niemand nahm getränke mit, weder zur schule noch zum park, es gab allerdings auch noch kaum plastikflaschen, meine ich zu erinnern. wir tranken nicht dauernd, sondern zum essen, wenn wir getränke mitnahmen, dann auch nahrung, und planten damit einen ernsthaften ausflug in die berge oder an den see oder so etwas. dann gab es meistens sowas wie diesen frischkäse da oben, der sich ohne kühlung hält und sehr nach kindheit schmeckt, dazu cracker. die lehrer an unserer schule, fällt mir da ein, die hatten eine vollausgestattete bar vor der aula, mit barista, fauteuils und allem, in der oberstufe trauten wir uns da manchmal rein.

jedenfalls. bis in die achtziger haben wir einen gleichstand in der geschichte und qualität dieser beiden marken, 1:1, sie schmecken auch heute beide noch gut, aber san pellegrino ist durch seinen erfolg miserabel zugerichtet worden, ordentlich abgelebt, würde man bei einem star sagen: in den flaschen ist ein viertel weniger drin, das macht in italien sonst niemand, es gibt im supermarkt glasflaschen mit einem oder plastik mit anderthalb litern inhalt, nur s. pellegrino benutzt diese albernen und würdelosen, sehr profitgiergeborenen 0,75l-flaschen aus plaste, und es muss sich das etikett mit einem anderen logo teilen, von einem motorradhersteller, keine ahnung wieso, aber ich muss es natürlich auch nicht wissen, solange das wasser nicht mit sachen versetzt wird, die auch in motoren vorkommen, also außer den stoffen, die sowieso schon drin sind. gut, es ist eine sehr feine motorradmarke, nichts gegen guzzi.

grund für den niedergang ist bestimmt der verkauf an nestle, die haben die marke für ein butterbrot ein paar brotkrumen ergattert (kann das sein? unter 50.000 euro im jahr für eine abfüllgenehmigung? bei einem millionenumsatz? ach italien.), und haben das produkt, naja, es ist die mangano in einer telenovela, so ungefähr. sie haben ein exempel statuiert.

kw 31

2 wochen kinderfrei, kaum aus dem quark gekommen. erdbeerquark. die karls-erdbeeren sind die besten der stadt, reif, süß, intensiv, gibt es heut zum letzten mal, saisonende. die ganze zeit kaum sinnvolles gemacht, auch das handwerkszeug nicht allzu ergebnisorientiert angegangen, lieber ausgegangen. gemerkt, dass mein hirn vollkommen untrainiert ist, nichts zuende gedacht, man kann das denken endgültig verlernen, dann ist alles zu spät, mir vorgenommen, texte zu lernen, dann kann ich zumindest ein bisschen durch schöne oberflächen navigieren. ich weiß nichtmal, ob ich jetzt erholter bin, oder ob ohne die kids nicht doch zuviel struktur fehlt, das alte-hasen-dümpeln-syndrom* unter alleinerziehenden, wollte mir ja eigentlich einen irgendwie-gefährten suchen für die beiden wochen, aber es gab eine so riesige auswahl, da wollte ich mich nicht entscheiden. sopranos erste paar staffeln geguckt, bis mir das einfach abknallen zu langweilig wurde, schlachtensee. fingernägel, halten aber auch ohne kinder nicht allzulange. maniküren lassen: ich könnte mich dem luxus so anschmiegen, wenn ich reich wäre, glaube ich, alles unangenehme machen lassen, jemanden kommen lassen, infinitiv passiv als betriebsmodus* bis das bezahlen können das gehirn tapeziert hat, mit lilien, und der luxus auf ne yacht umgezogen ist.

umsonst gesehen, ich weiß nichtmal, ob ich den jetzt empfehlen soll oder nicht, ich mochte die berlinbilder, der ganze film ist in einem radius von vielleicht 2km um das kino herum entstanden, in dem ich ihn gesehen habe, er zeigt einen dieser nachmittage, die wir alle mal hatten in dem alter, die ich heute mit etwas zwischen langeweile und wehmut betrachte, weil die unsicherheit und losgelöstheit der protagonistin sie zu nichts neuem führen muss, außer in den nächsten tag. der sprung in eine rahmenhandlung „filmdreh“ am ende des films ist in seiner beliebigkeit auch ein schönes berlinbild. klug und dicht war die mutter-tochter beziehung, über die man nach den paar szenen alles zu wissen glaubte.

diese nachmittage, an denen ich stundenlang auf dem rad durch mauerberlin gefahren bin, ohne schatten oder ziel, noch ohne den fortlaufenden inneren comment aus design oder ach oder kritik, überhaupt ohne absichten. inzwischen gibt es ja rhabarberschorle, da lohnt es den versuch wieder.

berlin ist sehr heiß gerade, man mag nichtmal tanzen gehen, die luft ist im körper so warm wie draussen, bestes sommergefühl seit jahren. diffusion, osmose.*

es ist gar nicht so ein irrer gewinn fürs wohlbefinden, zeit für fingernägel zu haben, weil ich den lack nicht vermisse, wenn ich keine zeit dafür habe. alles wieder entfernt, liebe den geruch vom nagellackentferner.

morgen seh ich die kinder wieder und freue mich sehr auf sie. totally.

fast sechse, vielleicht doch mal packen? dicke kamera mit? nee, wozu, die neuen bilder legen sich auf die der alten jahrzehnte, da reicht die knipse, für die kids und freunde ist die auflösung nicht wichtig. jedenfalls bin ich ne weile am lago und ohne internet, kommen sie bitte wieder ende august!

*ich packe nämlich immer noch nicht, hier noch ein halbsatz, da noch eine metapher (ich liebe metaphern, im gegensatz zu den alk-leuten), der tinnitus sirrt so gemütlich, ich könnte wahrscheinlich ellenlange texte schreiben, eine elle internet sind zwei bildschirme hintereinander weg, wenn ich etwas anderes zu tun hätte.

 

licht geworden

ein vorteil des kinderhabens: dinge verschwinden, so dass man sie nachkaufen kann und sich dabei über die jahre deutlich nach oben verbessert. ich besitze im jahr 15 mit kindern einen sehr praktischen tesaroller, zu schwer für schultaschen, unwerfbar, und 3 haushaltsscheren pro zimmer. ähnlich sieht es mit anderen begehrten dingen aus, nur bei taschenmessern bin ich immer billiger geworden, damit die endlich mal keiner haben will, jetzt habe ich ein winziges mit blümchen, extra für mütter. dieses jahr versuche ich mich an der ultimativen haushaltstaschenlampe. wir haben über die jahre ca. ein dutzend davon verloren, weil sie von ausflügen nicht wiederkommen, hinter schränken steckenbleiben, keine ahnung, vielleicht haben wir irgendwo ein nest, dass die finsternis erleuchten könnte, würfe man batterien nach. nur die wirklich schlechten halten sich, wie die eine ohne batterien mit kurbel, die auch nach hektischem drehen nur leise glimmt. anstatt wie sonst üblich bei irgendeinem besuch des großartigen haushaltswareneckladens eine mitzunehmen, habe ich das netz bemüht und wie bei allen dingen sofort eine welt entdeckt. es gibt einen markt mit leidenschaften für taschenlampen, die foristen werfen mit lumen um sich, fast hundert leute bewerten modell x gegen modell y, ein großes auskennertum, nur männer, angler zbsp, jäger und so camper. ich mochte zuerst die fast militärisch aussehenden, kampf gegen die dunkelheit, sogar im wirklichen leben wie im flur oder keller! dann gemerkt, dass die waffenfirma walther die herstellt, nicht gekauft, aber war knapp. jetzt eine von einer firma, die fenix heißt, wegen dem phoenix, glaube ich, eine übersprungshandlung, weil ich fast was von walther – hat jemand von euch mal geschossen, fällt mir da ein? ich habe ein paar sekunden lang lust, es mal zu versuchen, eine waffe in der hand zu halten, bevor ich sofort die gezündete kugel sehe, die etwas lebendiges zerreißt und in absolut allem scheußlich ist, aber mal ein paar tontauben? natürlich genügt bei all den filmbildern die vorstellungskraft, doch diese neugierde darauf, mal zu schießen, teile ich vermutlich mit mehr menschen, als mir lieb ist. mit der neuen lampe den anfängerfehler gemacht, mir selber ins auge zu leuchten, ewig gar nix mehr gesehen. leute, sind die hell. man findet nicht nur alles in der kammer, man sieht auch den staub, sie macht sogar den schatten hinter den dingen heller, leider ist sie klein und schmal und jungsschick, sie wird vermutlich noch vor dem nächsten stromausfall eigene wege gehen. flugzeugaluminium.

 

kw 30

kinder für 14 tage weg. der trubel vor der abfahrt ist voller einzelner socken, aber sie packen alleine inzwischen, ich muss bloss noch gegenchecken. sie sind 15 und 13, ich gebe dem großen tatsächlich den fänger im roggen mit („yo, ist ja nicht so dick“) und den zwillis zu adams zeiten und einen band stephen king, den der vielleser grade verschlingt, weil ich die männer-auf-segelschiff-bücher grad nicht finde, auf die sie lust haben. der hund ist vor und nach dem abschied unruhig, ich auch, vermisse sie wie jeden sommer. ertappe mich seitdem beim vollkommen leeren vormichhinstarren, ohne meditation, ein geschenk. die zeit steht still seitdem, alles bleibt liegen, wo ich es hinpacke, und der kühlschrank leert sich nicht. woran merkt man denn, dass die zeit verstreicht, wenn man keine kinder hat?

versuche, nicht alle geschenkten bücher jetzt schon zu lesen, ein paar für die kinderferien aufzuheben. jetzt zwei wochen zeit, zumindest mal wieder konzerte, theater hat ja leiderleider sommerpause. umsonst gesehen, ich weiß nichtmal, ob ich den jetzt empfehlen soll oder nicht, ich mochte die berlinbilder, der ganze film ist in einem radius von vielleicht 2km um das kino herum entstanden, in dem ich ihn gesehen habe, er ist ein bisschen langweilig, weil er einen dieser nachmittage zeigt, die wir alle mal hatten in dem alter, die unsicherheit und losgelöstheit der protagonistin wird zu nichts neuem führen, außer dem nächsten tag. habe mir das dann ein paar radfahrten lang orgestellt, dass all die passanten der sprung in eine rahmenhandlung „filmdreh“ am ende des films ist in seiner beliebigkeit auch ein schönes berlinbild. klug und dicht war die mutter-tochter beziehung, über die man nach den paar szenen alles zu wissen glaubte.

diese nachmittage, an denen ich stundenlang auf dem rad durch mauerberlin gefahren bin, ohne schatten oder ziel. das macht jetzt mehr spass, weil es rhabarberschorle gibt.

berlin ist sehr heiß gerade, man mag nichtmal tanzen gehen, die luft steht und die tage schmelzen so dahin.