politiker

heute das interview von lauer in der taz sehr lustig und bisschen beunruhigend, soviel strom und paranoia, als sei er keine interviews gewöhnt, eigentlich nichtmal dialoge generell, jeder satz eines anderen als minenfeld, voll mit diesen kleinen tretminen. oder es ging ihm um etwas ganz anderes dabei, ein altes und vielleicht privates thema,  die fragen und umstände des interviewers kommen gar nicht zu ihm durch, die beiden bewegen sich auf zwei vollkommen unterschiedlichen ebenen. als müsste er nur mit genau diesem generischen interview etwas beweisen, irgendwas wichtiges, hat aber den den faden verloren, schon vorher, es wirkt wie eine einzige übersprungshandlung.

ich lese aber auch fast nie politiker-interviews, vielleicht gehören die auf genau diese weise interessant, dabei menschlich schwierig und thematisch ins leere zielend.

not quite

schwerer gefütterter schlafsofabezug, nur mit 600bpm geschleudert, trocknet in 4 stunden, andere wäsche in zweieinhalb, haut ist trocken wie ein altes pergament, der winter ist eine wüste hier in berlin, und wie jedes jahr ist er erst zuende, wenn man keine träne mehr weinen kann mitte april.

allererstes symptom des nahenden übergangs in die XXX* (nächste lebensphase) erlebt, erschrocken, es für eine hypo oder einen spontanen fieberanfall gehalten. eins nach dem anderen kommt dazu, eine lange kette voller steine, die wir frauen tragen müssen, als wären es perlen, wir haben keine wahl, als dabei heiter und souverän zu bleiben. männer: ihr wisst nichts, nichts. nichts.

dinnertime, und wenn das nervenkostüm mal nicht sitzt: pesto

*sorry. bin noch nicht so weit, dass ich das auch noch benennen will.

15:00

himmel sehr grau, licht dämmrig, drei uhr nachmittags. ein zwilling hat 39,5° fieber, ist ein bisschen aufgeregt darüber, trinkt tee, geniesst den kühlen lappen auf der stirn und hat es sich mit decke auf dem sofa gemütlich gemacht, vor batman auf watchever, der andere geht zu einem freund. emma bleibt vor dem kranken auf dem boden liegen, der große sohn flucht und jauchzt abwechselnd über einer partie fifa ’13,  „ich bin grad sehr gereizt und kurz davor, den rechner zu zerschlagen. nicht lachen, mama! geh lieber schnell raus“ – eltern von teenagern werden verstehen, warum mich das freut. ich sitze im sessel, auf einer bildschirmhälfte alte serien, auf der anderen schwärmereien von so männern über alte gitarren, dazu milchkaffee. der moment, an dem nichts fehlt und die baustellen alle nicht zählen, ich freu mich über meine lebenserfahrung, ohne die ich solche nachmittage vielleicht nicht als das wahrnehmen könnte, was sie sind: perfekt.

not

…. und um die wunde nochmal tiefer zu machen, kontaktet mich einer über okcupid, er würde mir nach meinem profil den neuen wes anderson empfehlen, der wär toll, er hätte ihn grad gesehen, auch die pressekonfi wär supergut, bill murray echt lustig, dann zählt er noch alle anderen anwesenden stars auf, und ich weiss natürlich, dass dieser unbekannte in der uraufführung des neuen film meines lieblingsregisseurs herumsitzt und das ausgerechnet mir mitzuteilen gewillt ist.

verd.

ich bin ganz klar die einzige, die da nicht reingekommen ist.

ich hätte mit anderson über unsere genau jetzt beginnende langjährige freundschaft plaudern können, ich hätte ein, zwei bemerkungen über beim herumwerfen zerbrochene ausgestopfte elchköpfe einflechten können, sogar so ein leicht unpassender blazer mit karos findet sich in meinem schrank, nein, ich wäre selbstredend im pelz gekommen, mit meinen drei söhnen im schlepptau. alle mit krawatte.

(es ist eine echte niederlage, keine karten für so ein dringendes kulturelles ereignis zu bekommen, nach 26 jahren berlin komme ich sonst irgendwie, irgendwann überall rein. ich habe mich wohl eindeutig zuwenig angestrengt, und anders als früher wurde mir dieses jahr nicht mal eine karte geschenkt, ich hoffe, nur karmamangel. will sonst noch jemand nachtreten?)

ach, was solls, immerhin schickt mir ein unbekannter junger mann lifekommentare über anderson und die anderen helden. mein immerhin ist wie immer auch nicht übel.

maps

neulich, als das entscheiden in ein nachdenken übers entscheiden überging, hab ich die illusion des offenen weges vermisst. tatsächlich hilft es schon, die parameter in ihrer vielzahl genauer wahrzunehmen, auch wenn sie in der überzahl sind, denn manchmal genügt schon der kleinste freiraum für eine entscheidung. grade bei repubblica (der tageszeitung) eine app entdeckt, die all die verschiedenen ebenen radikal vereinfacht und als algorhythmus durchrechnen kann: eine choicemap. so verlockend wie ernüchternd.

(selbstredend nichts für mich, auf einige meiner fehler möchte ich wirklich überhaupt nicht verzichten)

KW 4

schon wieder ferien. grad wollte ich noch was schreiben, dann kam ein kind mit irgendwas durch den raum gesaust, husch, ist die idee wieder im orkus. die ablenkung wird schwerer abzuhalten, je größer die kinder werden, weil ihre themen komplexer werden, heut nacht kam einer und wollte nach ein paar gemeinsamen folgen tng und ds9 über den unterschied zwischen den borg und dem dominion reden, dann hab ich im halbschlaf über inklusive (borg) und exklusive herrschaftssysteme nachgedacht, das kollektive bewußtsein, das sich alles fremde zunutze macht, und das symbiotische, für außenstehende nicht durchdringbare der wechselbälger, in dem alles schon enthalten ist und nicht mehr raus darf. ich fand ds9 sehr modern heut nacht.

das schicksal ist ein mieser veräter“ gelesen, vom großen sohn aufgedrängt, unbedingt müsse ich das lesen, es sei großartig und sehr traurig und sehr schön. habe ich gelesen und war ein bisschen genervt darüber, dass die traurigen geschichten heutzutage so real sind, früher habe ich zb schicksale von waisenmädchen gelesen, die ihre richtigen eltern suchte, so schaurig wie fiktiv, sie wurde sogar von wölfen verfolgt und von räubern im wald, hier war nur der namen des chemo-mittels erfunden, alles andere hätte genau so passiert ein können, überhaupt das nervige übermass an trüben stoffen in der jugendliteratur, scheidungen, krebs, unglück, mobbing, drogen, nur ängste überall, kind gegen irgendeine finstere macht, das kind mehr objekt als subjekt, keine geschichten mehr, nur schicksale, kein wunder, dass all der fantasykram so viel gekauft wird, es gibt wohl nix dazwischen. und klar, kind liest begeistert, mutter freut sich, schreiben kann john green wirklich.

davidzwilling steht am schreibtisch und liest dem vater am telefon seine noten vor, er will eigentlich grad was ganz anderes machen und sagt das dem vater nicht, sondern hopst mit großer geste von einem bein auf das andere, gleichzeitig ernst dem vater ggü und mit ironisch verrenkten augenbrauen mir gegenüber, ein wunder, wenn sie mich fragen. ich finde ja, den vater gehen die noten seiner kinder 0,0 an, eins der unzähligen falschen dinge, die man eben akzeptieren muss in meiner lage, in einer idealen welt wären die noten etwas nur zwischen dem lehrer und dem kind, ein masstab, auf den man manchmal zurückgreifen muss, aber nicht immer. naja, dann wären sie überflüssig.

so, lauter postingsideen, kann ich ja alles nochmal ausarbeiten, wenn, ja.

 

und nicht vergessen

das bisschen verunsichernde gefühl, eine sache gleichzeitig zu wollen und nicht zu wollen, zwei äste, deren stamm ich bin, in beiden weit auseinanderliegenden alternativen das gemeinsame suchen, mich darin wiedererkennen, auch nicht weiter kommen. der weg zur entscheidung mal nur zwischen herz und kopf und mal auch noch durch alle außenbezirke.

die kleine lust darauf, immer den größeren sprung zu wagen.

northern exposure ’13

gestern ein päckchen aus den usa im briefkasten, nicht wie sonst nur der hinweis vom zoll, weil der versender die rechnung klugerweise aussen drauf geklebt hat.

alle zwei jahre oder so falle ich ein paar tage lang in meine in den neunzigern entdeckte lieblingsserie northern exposure. es gab kein internet damals, es gab ausser dieser serie keinen ort auf der welt, wo so ein leben möglich schien, ich sass abends um 10 auf dem bett und schaltete das verrauschte rtl2 an, in meiner 2 raumwohnung in der schönholzer strasse, und war in einer stimmung wie vor einem date, warm und aufgeregt und tierisch neugierig und, doch, richtig froh darüber, wenigstens als publikum an so einem lebensgefühl teilnehmen zu können.

ich hab also im herbst 2013 beim gucken mal wieder den schauspielern hinterhergegoogelt und gemerkt, dass es fast allen NEX-fans so geht, sie bleiben dabei, auch nach inzwischen über 20 jahren. auf einer seite entdeckte ich ein buch von darren burrows („ed chigliak“), das es offensichtlich noch zu bestellen gab. paypal schien sicher, ich hoffte also auf ein staubiges restexemplar aus der garage des autors oder so, war mir aber sicher, nie wieder etwas davon zu hören. stattdessen kam gestern ein buch mit 2 dvds*, direkt aus der druckerei garage, veröffentlicht im november 2013, taufrisch finanziert mit einer indiegogo-kampagne, in der dvdbox ein a4 blatt mit einer liste der drehorte, innen ein handgezeichneter stadtplan der stadt, wo die serie gedreht wurde, aussen als abgetippte googlemapslinks (oder hier), auf einem lesezeichen ein rezept für burritos von burrows frau, einer köchin, mit „2 dz“ eiern. er hat sie über diese burritos am set kennengelent, sie hat das catering besorgt – klar mag ich solche wahren geschichten. das rührende dieses ganzen fantums nimmt der schönheit der serie einiges, weil es unweigerlich die unschuld übertüncht, das sonnenuntergangsfoto, aber besser so als garnichts.

was man nicht oft genug anmosern kann: den in der TV- ausstrahlung gesendeten wunderbaren soundtrack kann man nirgendwo mehr hören. auf den dvds gibt es nur äußerst desinteressiert ausgewählte belanglose fahrstuhlmusik. burrows dazu:

„What is jarring, on the DVD, is that the music is horrible. […] they did not clear home video rights and had to put in a poor substitute. I think they simply didn’t care. If they had, having goofed once [bei den ersten staffeln] and lost the rights I think a reasonable amount of effort would have yielded a far more suitable substitute track. With whomever the fault lies, this person is not sitting at home tonight thinking: ‚We’ve really goofed on that one.‘ They’re sitting at home thinking ‚Well … whatever …'“

(grad bei frau groener gefunden: eine andere serie lebt auch weiter)

*bei den interviews mit den schauspielern: wie groß der anteil der actor-persönlichkeit an der filmfigur ist. unbelievable. nur cynthia geary ist in reallife eine so entspannte wie kluge frau und hat wenig von der naiven cheerleader-sexiness ihrer figur

 

grela/federico

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gestern auf facebook kurz mit jemandem gechattet, die dann loswollte, zum tango! tango hab ich im ernst noch auf platte, aber ich weiß nicht, wo sie stehen, hier oder woanders, hab mal einen meter LPs nach italien mitgenommen, und da stehen sie nun. die eine kassette gesucht und gefunden, die ich noch habe, einsam unter lauter dvds und cds. ohne hülle. federico und grela sind drauf, kennen sie diese vage erinnerung a einen ohrwurm und wie das hirn versucht, sich mit haut und haar in diese vergessene form zu legen, als wärs erst gestern gewesen? aber sie ist weg, denn ich bin nicht davidzwilling, dem jede melodie wieder einfällt, egal was los ist.

grela finde ich überraschend auf itunes, aber das ist ein anderes stück, lange nicht so perfekt wie das alte, ich hab ja die kassette seit 18 jahren nicht mehr gehört. stellen sie sich eine nacht im meistersaal vor, morgends um 3 oder vier, die meisten sind schon gegangen, sie sind müde und der alkohol hat sich gelegt, sodass sie besser durch die kurven kommen, es ist zu spät für alles und immer noch zu früh, um allein nachhaus zu gehen, da kommt aus einer dunklen ecke charles bronson, und geht durch den fast leeren saal zur bar, das nächste stück beginnt, es ist der grela, sie stehen auf und fragen ihn einfach, sie müssen das tun, ganz schnell, weil jeder ungetanzte takt dieser milonga nie wieder kommen wird, und sie will nur mit genau so einem mann getanzt werden, am besten auf einem staubigen boden unter alten glühbirnen, aber hier ist jetzt halt parkett, eine riesenfläche, draußen ist es still und dunkel, denn der potsdamer platz ist noch gar nicht gebaut. die milonga ist lässig und sehr aromatisch, mit feiner klasse, wie der tänzer, der sie sonst nie auffordern würde, aber es ist nacht, und niemand sieht zu, und der mann sagt „ja, warum denn nicht“, und sie werden leicht und genau, er reißt ein paar witze, er tanzt besser als sie, und er ist so gut, dass sie das nicht merken, er macht nur ein paar schnelle andeutungen, was möglich wäre, und lehnt dabei kurz seine stirn an ihre.

diese kassette wurde mir geschenkt von einem, der es sich, als er dann arzt geworden war, noch einmal anders überlegt hat und doch lieber eine tangoband gegründet hat, diese hier.

nein, das geht nicht weg, der tango, der ist eingeschrieben und simmert tief drinnen so vor sich hin, fast vergessen, aber hey, nur fast, wie die anderen schönen dinge. ich erinnere auch nicht mehr genau, ob es so war oder anders, die nächte waren ja genauso dunkel wie heute, aber sie waren viel länger.

 

KW 2

der jetlag nach den ferien immer. abends schlagen andauernd türen, die kinder streiten und diskutieren und lachen miteinander, als wären sie grade aufgewacht, 23:22, ein besuchskind ist auch dabei. wieder ne tür, gute nacht mama, sagt der grosse, wieder ne tür, zwilling eins, mama, gute nacht, und morgen gehen wir in kino!, tür wieder zu, tür wieder auf, zwilling zwei, nacht, mama, tür wieder zu, wieder auf, besuchskind muss noch mal. einer pfeift ein lied. der grosse smst noch mit jemandem, der mich nichts angeht, und kichert und gluckst dabei. mein herz ist fast entspannt und nur teilgenervt und freut sich darüber, schon so alt zu sein, steinalt, schwerer, fester stein, der hört nix mehr, da können ewig türen auf und zugehen.

krieg

muss einiges anpacken dieses jahr, auch noch anpacken, die hoffnung, dass jede lebensträgheit einen ausgang findet und leerrinnt wie eine sanduhr, weil ihre zeit jetzt abgelaufen ist.

wie jeden januar würde ich das jahr am liebsten einem buch widmen, weiss noch nicht, welchem, notfalls halt wieder montale, ich wollte auch mal jeden nobelpreisträger seit 1901 lesen und bin gleich beim schauerlichen quo vadis steckengeblieben, wg. der vielzahl von hollywoodreifen szenen, der autor berichtet von einem disput mit seneca und nero darüber, ob frauen eine seele haben, wird leider nicht weiter erläutert, sofort danach wird der held von zwei hünenhaften badedienern auf einen tisch von cypressenholz getragen, „der ganz mit schneeweissem Byssus aus Aegypten bedeckt war. Nun tauchten sie die Hände in wohlriechendes Olivenöl und begannen den schöngeformten Leib zu reiben.“ – das ist doch was. die meisten dieser autoren sind nicht mehr allzu bekannt, ihre werke vergessen, es scheint verlockend, da nochmal reinzulesen. ausserdem mag ich die über zvab beziehbaren alten ausgaben, die ersten paar jahre liegen hier schon.

muschelseide. heute nur noch in sant'antioco auf sardinien hergestellt, von einer einzigen frau.

nebenbei lese ich seitenweise in der grosse krieg, als buch überraschend vorhabensvoll für so einen alten krieg, aber ob ich 900 einzelseiten schaffen will? die ganzen schlachtstrategien, so befremdlich zu lesen, männer und krieg, die im planungseifer verborgene euphorie, endlich mit echten menschen und schiffen krieg spielen zu dürfen, im text spürbar wie woanders beim reden über sex, als spannungfeld, das nicht ans licht muss. die gewaltlust gehört vielleicht als teil des menschen einfach besser ritualisiert, wenn abschaffen schon so ungeheuer unmöglich ist, das ist gar nicht schwer, wenn man bei kindern nicht allzu viel falsch macht, ein gleichgewicht zwischen ausleben und selbstbeherrschung vermitteln, gewalt als ein trieb unter anderen, die auch nicht zum untergang führen, sondern gestaltbar bleiben. heikles thema für ahnungslose wie mich, aah, mehr zur gewalt lesen. haben mich die erinnerungen an meinen urgrossvater draufgebracht, außerdem wird er hundert, der erste wk, da schadet ein grundlagenbuch nicht.

 

filofax reloaded

apple hatte neulich all meine kalender- und adressdaten auf ihre server entführt, ohne ausdrücklich danach zu fragen. wie bei einem trickdiebstahl, man wird in ein angenehmes gespräch mit schönen menschen verwickelt und bemerkt die schnelle hand nicht unter dem tollen stadtplan. ich hab die daten wieder, aber sie fühlen sich bisschen benutzt an, nachdem sie einmal um die welt gerauscht sind und ein paar internationale datenbanken von innen gesehen haben.

also habe ich im altkram-kasten auf dem schrank die alten agendas gesucht und gemerkt, dass sie noch leben, das leder nachgedunkelt und altmodisch wirkend, zitat des zitats, die benutzung mehr geste als funktion, ein symbol der achtziger. nach den organizern kamen ja erstmal  palm und blackberry, aber die haben sich irgendwie nicht so aufgedrängt wie das smartphone später, da war der männer-wichtig-macht-aspekt in der symbolik deutlicher als die vereinfachung der oberfläche, außerhalb des CEO-bereichs waren die geräte schnell albern.

es ist so schnell gegangen mit der netzwelt, mir scheinen die dinger älter und entthronter als sie sind, dabei gibt es haufenweise youtube-filme, in denen frauen ihre filofaxe durchblättern. mein haltung also eher vorhut-hochmut. wie gefühlt überall das digitale ist, eigentlich ein wunder, wo es doch nur einzwei bereiche des lebens betrifft und zuwenig platz für klebebildchen und bunte heftklammern bietet.

die alte agenda ist da wo sie liegt und nicht heimlich noch überall sonst, es gibt für sie nur anwesenheit oder abwesenheit, das sentimentale ist ein nettes optional. ich werde sie andauernd verlegen und in meinen handtaschen verlieren, aber die daten sind dann eben nur da oder weg – oder ist das dann wie geld unter der matratze? die datenwährung stell ich ja nur zur verfügung und verdiene selber nix dran, bei verlorener kontrolle, scheint mir doof. wildwestzeiten der datenära, oder doch pensionär mit banknoten in der kaffeedose? we’ll see.

in der agenda lauter sehr alte und sehr vergessene tokens, ein cd-verleih-ausweis, 1000 berlin 65, wedding, da hab ich auch mal gewohnt irgendwann

[ich weiss nicht, ob vor oder nach neukölln, nach neukölln bin ich ’91 gleich in den osten gezogen, novalisstrasse 4, dort war ich im vierten stock, drei aussenwände, zwei zimmer, ein allesbrenner, telefon mit nachbarin geteilt, kabel über den hof, immerhin hatten wir einen der fünf hausanschlüsse, die es zu ddr-zeiten gegeben hat. im erdgeschoss lebte betty hoffman, die bessere zeiten gesehen hatte, wie die bilder von ihr in weissem kleid auf einer jacht zeigten, hand im haar, haar im wind, in den dreissigern des letzten jahrhunderts. sie war dorthin umgezogen worden, ihre großen möbel standen kreuz und quer im raum, es waren zuviel möbel für die ein oder zwei zimmer, „ich kann dann um ein paar ecken herumlaufen  wie früher“, sie heizte mit ihrem gasherd und stand elegant am fenster zum hof, klein, zierlich, um die 80-90 jahre alt. ich hab ihren hibiskus gerettet, der immernoch auf meinem balkon blüht],

eine karte der biblioteca comunale di milano, mit terroristenfoto. eine quittung über „250“, ausgestellt von der frauenärztin für eine IUS, im mai 2002, da hatte ich grade die zwillinge abgestillt. ein ticket für pussy-könig der piraten am schauspielhaus zürich, 16.12.2000, von der besten freundin inszeniert. zu allem fällt mir was ein, an nichts hätte ich mich ohne die zettel wieder erinnert, wieder mal gedacht, schnipsel reichen, kein mensch liest alte tagebücher.

das hier: filo-seite mit elias’ geburt

es gibt noch einlagen dafür, hab sie bestellt, mal versuchen, ob ich mit meiner zeitplanung zurück kann ins analoge, für die eher umfangreichen adressdaten wird es zu spät sein, das kopieren zuviel arbeit und zuviel möglichkeiten für fehler. mit dem kalender/den neuen daten endlich ein ende der unsicherheit darüber, in welchem rechner welche daten stehen, schluss mit nicht- oder doppelt oder dreifach synchronisierten terminen, all der vollkommen unausgegorene scheiss wird wegfallen, vor allem mit dem fehlenden standpunkt zur datensicherheit muss ich mich dann nicht mehr befassen, aber hey, werde ich mich ärgern, wenn das ding mal irgendwo liegenbleibt.

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außerdem im pocket-filo hinten drin eine uhr gefunden, die auch mal wieder ans licht muss.