von der strasse aus sieht man nichts, glatte fassade, l-form, eingang über einen kleinen hof. gegenüber vom vanoli, hat mir b gesagt, dem bei den jungs sehr beliebten eisenwarenladen an der hauptstraße. ich sehe ein schild und finde meinen weg, oben im ersten stock sieht man schon menschen stehen. drinnen ein palazzo, wunderschöne holzböden, neben dem saal zwei kleinere zimmer, aus dem saal ausgang auf eine art veranda, die auf einen park führt, der fast direkt und 100m steil den berg hinaufführt, strukturiert durch eine große filmreife freitreppe.
immer diese versteckten schätze! ich komme rechtzeitig zu den reden, gezeigt wird ein mailänder künstler, jahrgang 1932, mit vielen radierungen, stichen und zeichnungen und ein paar skulpturen. mich erreichen die sachen sofort, figurativ, kleine geschichten erzählend, ein bisschen wie incipits eines sehr schönen buches, zwischen 100 und 500€ kosten sie.
sie ähneln den arbeiten von enrico baj, den wir in mailand damals viel an der wand hatten, von einem kupferstecher aus dem bekanntenkreis vermittelt, und richtig hat auch pedroli eine druckwerkstatt mit schulungen und kursen an den navigli, im palazzo galloni, einem der ältesten häuser der stadt, es stand praktisch schon vor der stadt da, war herberge inmitten von wiesen, direkt am naviglio gelegen. er hat es ende der sechziger erstanden.
(ende des 15.jh wurde leonardo da vinci damit beauftragt, in mailand ein schleusensystem zu entwickeln, um die navigli als transportweg nutzbar zu machen. der marmor und das kastanienholz für den bau des mailänder doms wurden über das kanalsystem aus dem tessin auf großen flößen in die stadt geschifft, jeder kam dort vorbei, leonardo war dort eine weile zu gast, so sagt die legende, und hat im ersten stock des palazzo galloni die dame mit dem hermelin gemalt. das erfahre ich nachher vom bekannten, in den reden gab es nur elegante andeutungen, wie es sich ziemt im umgang mit diesen geschichten. pedroli hat die dame ebenfalls in einigene kleinen bildern angedeutet, man erkennt den halsschmuck und den ausdruck.)
getränke und imbiss gibt es im garten und auf der terasse, nachher erzählt mir der bekannte die geschichte des hauses, in dem eine alte dame bis zu ihrem ende gelebt hat, sie hat das haus der stadt vermacht, ein familienangehöriger hat das testament angefochten, der streit dauerte zwanzig jahre, in denen die villa leerstand. die stadt hat 2016 endlich gewonnen, mit der auflage, die villa für kulturelle belange zu nutzen. der freund hat sie bisschen modernisiert, mit einer kleinen gruppe von kulturleuten organisieren sie seitdem austellungen, lesungen, konzerte. ich kenne ein paar besucher, andere lerne ich kennen, vergucke mich in eine kleine arbeit (ich-hab-keinen-platz, keinen platz, keinen platz einself, und außerdem gibt es ihn auf ebay), schnorre eine zigarette und werde nachher mitgenommen in ein restaurant, wo wir alle noch ein paar stunden essen und weiterplaudern können.