neulich wollte ein zwilling babybilder für ein schulprojekt haben, ich öffne mein photoprogramm und sehe, dass die ältesten bilder von 2003 sind. also habe ich begonnen, meine gut sortierten negative einzuscannen, es passen jeweils fünf 35mmm-streifen in die halterung, das gerät braucht über 1 stunde dafür, liefert aber ganz okay auflösende positive. die negative haben schon arg gelitten, obwohl sie gut sortiert in extra plastikhüllen aufbewahrt wurden, sie wirken wie aus den 40ziger jahren, ich muss da noch mal rüber gehen. merke, wieviel ich fotografiert habe früher, nie richtig gut, nie richtig schlecht, meine ich zu erinnern, mit anfang 30 war ich auf einem echten trip und hatte das schwere zeug immer dabei, bei jedem bild den gedanken ans material als kleines ausrufezeichen mit im kopf, die auswahl der filme im laden, das kennertum, dass sich darum rankte, der luxusaspekt, weil es überflüssige bilder waren, nur zum vergnügen, mit der nie ausgehenden hoffnung auf ein wirklich schönes bild. meine kameras liegen noch im schrank, eine fe2, eine f80, eine sehr alte voigtländer, alle unkaputtbar und nicht mehr benutzt, ich hoffe immer, dass die jungs vielleicht in ihrer teeniezeit lust aufs vergrößern bekommen, aber es gibt außer so einer freude am prozess keinen grund dafür. früher waren die kameras haltbarer als die bilder, jetzt hat sich das deutlich umgekehrt, ich habe die dritte digitale seit 2003 und liebe sie mehr, als ich sie benutze, nur noch familienbilder und natur gelegentlich, für alles andere fehlt die hingabe, wo ist sie hin, die hingabe? das herumlaufen auf der suche nach motiven, überhaupt das gehen auf nicht bekannten wegen – nee, es ist der blick, der nicht mehr da ist, das suchen und erkennen von dingen im großen alltagstrott. man läuft herum mit weit offenem kenntnislosem blick und sieht dann bilder – mein letztes kleines fotoprojekt waren die gummibänder, die gregorzwilling immer auf dem bürgersteig gesehen hat, als wir noch nach unten sehen mussten beim laufen, die habe ich noch irgendwo, kein fotoprojekt im eigentlichen sinne, mehr ein unerwartetes muster im alltag, bis zum bild nicht erkennbar, wie wir dann wochenlang immer die gummibänder gesehen haben, dann die bodenarten drumrum, die zeichen für jahrezeiten, der zustand der gummis – nagut, doch ein projekt.
das fette klackern einer echten spiegelreflex.
FE2! Meine ist schon etwas zerdengelt, sieht ramponiert aus, ist aber offenbar unkaputtbar. Eine Liebe fürs Leben, auch wenn ich sie doch oft nur noch zu Hause lasse und mit schicken, jüngeren Plastikschnitten fremdgehe.
Sollten die Jungs (sich) vergrößern wollen, kriegste komplette Dunkelkammer von mir.
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natürlich hast du sowas. ich könnte die kammer leeren, du brauchst bestimmt noch weihnachtsdeko, bettwäsche, zelte, taschen, schlafsäcke, schuhe, tastaturen, undefinierbare technische geräte? tausch? (man musste den negativfilm in so einer dose mit so einer flüssigkeit hin-und herdrehen für eine gewisse sehr genaue zeit, dann den film oben in den vergrößerer, das papier drunter, belichten, dann die papiere in diese wannen mit entwickler und fixierer, oder? dabei ernst gucken. dann wäscheleine. rotlicht, romantisch, wenn der herr m. dabei war.)
REPLY:
man sollte diesen freundinnen von einst einmal im jahr ausgang und licht gewähren, sonst schließen die filmläden alle, und wenn sie dann alt und sentimental werden und auf das bewährte zurückgreifen wollen, ist es ausgestorben.