die zeit, die ich auf den seiten vom zvab oder abebooks verbringe, ich weiß nicht, wie lang das immer ist, sie verfliegt natürlich, man selber fliegt von einem traum zum nächsten. es ist zu leicht geworden, bücher zu finden, ich sehe noch die katalogstapel, die mein vater immer auf dem sofatisch in seinem arbeitszimmer hatte, er hat die kleinen anzeigen ausgeschnitten und in die bücher gelegt, wo ich sie jetzt finde und nichts damit anfangen kann, weil sie keinen hinweis geben, nur der wert steht noch drin. die langen stillen auktionen, wo er angebote hinschickte, per post, es kam entweder ein buch oder es kam keines. die bücher zeigte er uns, es es waren seine schätze, er blieb seltsam stumm dabei und sagte zu wenig über geschichte und lebensweg der ausgaben, sie wurden zu beutestücken, losgekommen und freigekauft aus dem großen literarischen zirkus und stillgelegt in seinem bücherregal, ein privater ort, der mir staubig und unerreichbar und eigentlich lateinisch vorkam, obwohl es natürlich kein staubkorn gab, sondern alphabetische ordnung, das einzige, was ich verstand an den regalen. als mädchen habe ich mir nur die taschenbücher mit verfallserscheinungen rausgesucht, malaparte, puzo, grass, und die gelesen und zerlesen – alles andere war verschlossen und sollte es bleiben.
(grade kommt eine erinnerung hoch: beim einzug in die neue wohnung in mailand, frühe siebziger, haben meine schwester und ich uns mit den vaterbüchern eine höhle gebaut, aus den umzugskisten heraus, und es gab ein großes donnerwetter, glaube ich, aber ich erinnere nur die höhle, buchrücken nach innen, schnitt nach außen, rund um den esstisch)
ich habe mir die sammlung erst aneignen müssen, sie hatte so ein ungutes summen, weil der repräsentative aspekt mir zu laut war, die dinge mit meinem vater schwebten auch noch herum, sie rochen streng, und es gab überhaupt keine lyrik, kaum literatur nach 1950, nur hubert fichte blinkte ein bisschen auffällig. in den jahren seit seinem tod habe ich selber angefangen zu kaufen, ohne es zu merken eigentlich, und die kleine sammlung dabei aufgebohrt, sie inkonsistenter gemacht. der alte schrank platzt jetzt aus allen nähten. es sind meine bücher geworden, auch weil es ja ein spass ist, den wallenstein in der erstausgabe zu lesen.
das ziel dieser reise mit den büchern ist vielleicht, sie wieder freizusetzen, weiterzuverkaufen, jede stapelung der dinge durch marktwert oder erinnerung aufzulösen – wer weiß. noch nicht. es ist ein prozess. bis ich dahinkomme, habe ich mir ersteinmal ein neues bücherregal bauen lassen. es hat noch fast 3 leere meter.