die größe der wüste ist von einem horizont bis zum anderen, mit nichts außer ein paar winzigen schienensträngen oder einer strasse darin. sie ist nicht einladend, es gibt steine, erde, außer gelegentlichen kakteen wachsen dort nur tribbles. ich fahre von der vielbefahrenen interstate 40 runter und nehme die route 66, die vollkommen leer und verlassen in der nähe verläuft. wir sind allein, so allein, dass ich meinen 13jährigen kurz fahren lassen kann, eine geschichte, die ich erzählenswerter finde als er, weil ihm die strasse natürlich gar nichts sagt, bei mir gibt es einen kleinen kick, aber der lässt sich nicht weitergeben, es ist halt eine alte strasse durch ein land, es gab einen film, jetzt gibt es touristen, sage ich den kindern, naja alt, nicht ganz 100 jahre. auf den souvenirs überall steht sowas wie: „wegen dir sind wir hier“ und „wir verdanken dir alles“, das hätte man in den ersten hundert jahren auch über die via appia sagen können, aber das fällt mir erst nachher ein, das wir hier immer noch am anfang einer geschichte stehen, in der es auch noch ums überleben geht. neben dem asphalt haben hunderte von menschen mit steinen etwas auf einen kleinen parallellaufenden erdwall geschrieben, namen und botschaften, „guck mal mama, hippiezeichen“ sagt einer zu den friedenszeichen, bestimmt im winter, draussen sind 47 grad und ich will da eigentlich nicht mehr als notwendig aus dem auto raus. ich schicke die jungs versuchsweise in die wüste, sie werden schon nach ein paar metern winzig klein vor dem riesigen panorama, der wind ist so fön, dass der schweiss sofort verdunstet. die totale stille da draussen und die temperaturen sind nichts für große lebewesen, sehr marsähnlich alles, ich werde ernst und wundere mich. ich kann mir den menschenschlag, der sich hier niederlassen mag, gar nicht vorstellen, wir bekommen ja eher die dienstleister mit, in bakersfield und jetzt grade in needles sind sie fröhlich, neugierig und wirken von der hitze vollkommen unbeeindruckt. nachdem wir in ein best western eingecheckt haben, das zufällig neben unserem mittagslokal liegt, bin ich mit den kindern runter zum colorado gefahren, im auto 50 grad, man verbrennt sich die finger am lenkrad, weil es natürlich nirgendwo schattenplätze gibt – elias‘ iphone ist angeschmolzen, als wir es mal für eine stunde im handschuhfach gelassen haben, die schwarze schicht hat lauter risse und blasen bekommen, es geht zum glück noch, er war mehr beeindruckt als verärgert.
unten am ufer sitzt eine großfamilie, die frauen auf zwei campingstühlen weit weg von den männern, alle sitzen ungerührt unter der sonne herum, wo ich schon nach ein paar metern eiskalt duschen und ein kühles getränk möchte. wir kommen sofort ins gespräch, es reicht wie überall, das man Hi! sagt. ich bekomme bier und wasser aus einer riesigen kühlbox angeboten, von einem sehr wohlproportionierten mann, glatt, braungebrannt und interessant tätowiert – und er ist ein plumber, sagt er später. als ich lachen muss, sagt er „No! I do also other stuff around the house, not just plumbing“, mit 4 kindern von verschiedenen frauen, und das leben sei einfach wunderbar. ich stehe dann ein paar minuten in diesem ofen am strand, mit den füssen im frischen und sauberen colorado-river und unterhalte mich mit dem halb so alten mann, frank, dessen kinder doppelt so alt sind wie meine, über die mühen und freuden des alleinerziehens, kommt der vater manchmal? fragt er und erzählt von seinen lebensplänen, das haus gerade gekauft und instand gesetzt, er möchte soviel verdienen, dass er mal einen sommer lang gar nicht arbeiten muss, um dann mit seinen kindern ferien zu machen, genau wie ich das gerade mache, das sei toll, wie alt ich denn sei? dann macht mir solange komplimente, bis mir der kopf auch noch innen raucht und ich leine ziehen muss, zurück in unser klimatisiertes hotelzimmer. die gegend ist wirklich heiss.
(ich wollte eigentlich paar bilder statt soviel text reinstellen, aber twoday und ipad geht irgendwie überhaupt gar nicht. twoday erkennt beim bilderhochladen das ipad nicht als rechner, das ipad lädt die bilder aber nur auf flickr oder facebook hoch. die app „blogsy“ arbeitet auch nicht mit twoday. zeit, weiterzuziehen)
…
(sie können hier über paypal etwas in die trinkgeldbüchse werfen, wenn sie möchten. das hotel mama hat auch einen wunschzettel. vielen dank dafür!)
Nein, nein, nein. Unbedingt lieber viel mehr und immer wieder Text als Bilder. Du bist nicht Instagram. Dafür lieben wir dich sehr. Ich jedenfalls.
REPLY:
Und die Bilder können Sie uns auch noch im Herbst zeigen, wenn Sie wieder daheim sind. Sie erinnern sich dann und wir gucken und staunen.
ja, lieber weiter schreiben, die Bilder entstehen doch bei uns dann im Kopf!
Die Texte sind wunderbar, ebenso wie das dabei entstehende Kopfkino. Also sehr, sehr gerne auch ohne Bilder weitermachen. Und vielen, vielen Dank für das Schreiben.
REPLY:
liebe cat, das freut mich! dann mach ich das so 🙂
arboretum, gute idee.
REPLY:
wow, ich danke euch echt 🙂
Wirklich schöner Text, der ganz ohne Bilder auskommt. Stimm ich meinen Vorrednern zu.