wutanfall gegen das kapital, so unfruchtbar und tot, die wirtschaftliche argumentation als maschine, als wären die verdammten wirtschaftlichen gründe moralisch richtig, als wären sie irgendwie relevant im menschlichen (huh! frauenwort), eine naturwissenschaftliche macht, als könnte man jedes gesellschaftliche, soziale, kulturelle oder einfach biographische argument mit diesem nichts aus dem diskurs werfen: geld, wegen irgendwelchen hirnis, die niemand jemals kennenlernen wird, herr x in xy an seinem schreibtisch, dem das haus jetzt gehört, der alle rausgeschmissen hat, die da vorher drin lebten. das profitdenken ist eine nicht endenwollende niederlage für eigentlich alles außer profit, und wir sollen freundlich nickend von dannen ziehen, an den stadtrand, und dort neue lokale öffnen? wir müssen. es macht mich wütend, und schon die wut soll naiv gemacht werden, weil ich mich komplett fügen soll, inclusive meiner bedürfnisse, meiner lebensentscheidungen und meinen werten, ich soll platt auf den boden und nur noch: „ja, klar, is halt so“ sagen, mit einem sentimentalen lächeln, denn sentimentalität ist mir noch erlaubt, obwohl sie ja unprofitabel ist, oder: weil. es ist nicht nur sentimental, hinter den ganzen schließenden läden und billigen wohnungen herzutrauern, wir sollen ja auch fressen, dass es solche orte nie mehr geben wird, nicht dort, wo wir leben jedenfalls. diese abstraktion dahinter, das ich meinen privaten alltag reduzieren soll, mein bedürfnis nach kultur, nach den inneren werten, nach einem entspannten lebenstil, der ohne viel geld schön sein kann, meine erlebnismöglichkeiten, weil irgendein arschloch hinter den sieben bergen profit machen will. was zur hölle ist denn profit? zahlen auf einem konto, zahlen auf einem blatt papier, die auch von den inhabern der papiere nicht gesondert wahrgenommen werden, weil es sie nicht interessiert, sie haben das große ganze im kopf, sie führen einen kampf gegen das kleinteilige, das einzelne und unwiederholbare, sie merken das nicht, sie haben es nie bemerkt. sie haben ja alles, aber die familien, die auf der strasse stehen, die gäste der klavierkonzerte, die jetzt nicht mehr stattfinden, wie kann man im ernst eines dieser realen dinge aufgeben für das große anonyme nichts? in meiner unmittelbaren nachbarschaft ist alles voll von diesen totrenovierten dingern, geschäfte mit irgendwelchem krimskram, holzböden, alles schön bunt, alles transparent, du weißt genau, was dich erwartet in diesen läden voller dinge, überraschungen sind nicht erwünscht, es ist eine heillose langweilige transparenz eingetreten. neben dem arbeitsraum mit bloggern, studies, architekten und anderen projektlern, der gerade leergeräumt wurde, und wo die leute tagein, tagaus herumsassen, tranken, arbeiteten und parties schmissen, da war ein paar jahre lang ein konzertraum, für pianisten auf historischen konzertflügeln, bevor sie von dem investor auf die strasse gesetzt worden sind, und ich kann mir das kleine nichtmal unfreundliche lächeln des investors vorstellen, als er die kündigung ausgestellt hat. jetzt ist da glaube ich ein makler reingezogen, wo doch jeder weiß, das ein makler nicht auch noch raum einnehmen sollte, er ist als konzept schlimm genug. keine menschen mehr, die im dunklen herumsitzen und plaudern, keine total unerwarteten gespräche mehr mit männern, die alles über die tastaturen für flügel aus der zeit der romantik wissen, jetzt ist dort in den nächten alles dunkel und leer.
(nach den texten bei bov und vigilien – oh, den hat er wieder rausgenommen, sehe ich grade. es war ein text, der schon ein bisschen drüber war. natürlich war das kapital vorher da und die gentrifizierung scheint, scheint unvermeidbar, aber es kann nicht schaden, sich selber in der abfolge des unabwendbaren wahrzunehmen, wenn es auch nichts nützt, aber es nützt nur ökonomisch nichts, das unterscheidet uns doch von den automaten, diese metaebene, in der leben, stadt und kultur verbunden werden können, die keinen finanziellen nutzen braucht, weil sie menschlich und lebendig ist. die muss man ja nun nicht auch noch gleich aufgeben, neben dem lebensraum. die sauwut ist das mindeste, was man den profiteuren mit auf den weg geben sollte, neben dem mitleid für diese lebensform.)