tom adams im roten salon

andrea belfi 17.05.16 im roten salon, foto: gaga nielsen
foto: gaga nielsen
andrea belfi 17.05.16 roter salon, foto: gaga nielsen
foto: gaga nielsen

abend im roten salon in der volksbühne. als support sitzt erst ein junger mann mit einem schlagzeug und diversem elektrokram auf der bühne, andrea belfi, feines gesicht, strohfarbenes glattes haar, er wirkt wie der inbegriff von burberry, bevor die marke unbedingt cool werden wollte. wir sitzen in der ersten reihe, nur ein paar meter vom musiker entfernt. er sieht kein mal ins publikum, guckt ausschließlich auf seine instrumente, mir hilft das beim reinfallenlassen, wenn jemand so frei vom bedürfnis nach kontakt ist, fühle mich dann wie ein heimlicher voyeur. es rührt mich etwas, als könnte er dem publikum noch entkommen, obwohl er es eingeladen hat. er spielt ungefähr eine halbe stunde, hypnothische, lange tracks mit geräuschen und ein bisschen rhythmus. mir ist das abstraktionsniveau zu hoch, so ohne melodie oder andere erkennbare zusammenhänge, aber es erzeugt wirkung auf eine vorrationale, vorbewußte weise, direkt ins limbische system. nach dem konzert schnorren gaga und ich blättchen von ihm, er kommt aus verona, ist schlagzeuger und ist wegen seiner musik nach berlin gekommen, er hat so ein leises, elegantes charisma, wie ein mann, der sich für botanik oder insekten interessiert, weil er es kann. er verwendet die ultradünnen und ist ein freundlicher mensch.

 

tom adams im roten salon, 17.05.16, gaga nielsen
foto: gaga nielsen

der hauptakt tom adams ist etwas sehr besonderes, auch ein einmannzirkus, auch wieder jemand, der lange allein in seinem raum gesessen hat, das fehlt mir ein bisschen, die öffnung zur restmusik, zu uns. seine songs sind wiedererkennbar in aufbau, alle mit einem refrain, in dem er mit grosser leichtigkeit in einen klaren sicheren mezzospran kippt und mit kopfstimme weitersingt, als wär der rest des lieder eine startbahn, um zu dieser stimmlage zu dürfen, in der er zu hause ist offensichtlich. auf dem flügel dabei lauter perlende (erst stand da: „einfache“, weil es mir beim zuhören manchmal zu vorhersehbar war, aber ich sehs lieber wie eine elegante reduktion, hab ich mir überlegt. schönheit muss man schützen.) skalen spielend, vier terzen übereinander, wieder und wieder, auch hier bekommt es etwas hypnotisierendes. dazu dreht er mit der anden hand an einem oben auf dem flügel abgestellten synthi (oder what ever das war. bildungslücke. muss mich informieren.), mit dem er die klänge aus ein paar mikros weiterverfremdet, die über dem offenen flügel stehen, dem wunderbar abgeschrammelten steinway im roten salon.

tom adams, roter salon 17.05.16, gaga nielsen
foto: gaga nielsen

sein gesang ist betörend schön, die schönheit steht irgendwie allein im raum, weil es keine richtigen lieder sind, die er geschrieben hat, es sind systeme für seine gesangseinlagen, alles um die stimme herumorganisiert, so kommt es mir heute vor, aber beim hören konnte ich mich gut reinfallen und auf seinen trip mitnehmen lassen. jeder song endet plötzlich und immer irgendwie erschreckend, weil nichts auf das ende hingedeutet hat. es hat alles eine große leichtigkeit, als würden ihm melodien und texte so zufliegen, er sitzt nur da, unter seinen schwarzen locken, und lässt die musik einfach passieren.

„my very first encore“ sagt er, als wir ihn auf die bühne zurückklatschen, und weiß nicht, was er spielen soll. sweet. zum abschluss gibts vinyl mit einem downloadcode, sehr postmodern, aber ich konnte wiederstehen. gaga hat gefilmt, vielleicht also ist die magie ein mal gefangen worden.

(ist noch nicht fertig, aber ich muss jetzt los und die zeit saust so … )

 

5 Gedanken zu „tom adams im roten salon“

  1. Danke für diese Erinnerung an den gestrigen Abend. Wie schnell du gechrieben hast, großartig.
    (ich schaue mal, ob ich noch ein Bild habe, das Andrea Belfi gerecht wird, dann schicke ich es dir, kannst du auch noch einfügen, wenn du magst…) Und ja, die Filmsequenzen sind sehr schön geworden, es gibt eigentlich gar nicht zu schneiden, nur in ein bißchen Davor und Danach einzubetten. Und blöde Konvertierungen vorher. Das Übliche. Aber ich bin motiviert, es nicht lange liegen zu lassen, sondern die Welt teilhaben zu lassen. Solche laufenden Bilder gibt es noch nicht von Tom Adams. Nicht annähernd. Wirkt alles sehr intim. Ich liebe das.

    1. war noch schön präsent alles, besser sofort aufschreiben. ein bild von andrea belfi gehört wirklich noch dazu!
      ich hab natürlich zu danken, ohne deinen hinweis und deine begleitung wär ich da gar nicht gewesen …

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