emma.

die ärztin hatte gestern angerufen und erzählt, dass es emma schlechter ginge, sie haben ihr einen schlauch durch die nase gesteckt, um ihr sauerstoff zu geben, und sie versuchen noch ein anderes antibiotikum. ich habe gefragt, ob ich sie besuchen kann, sie meinte, besser nicht, das könnte sie aufregen, sie sei grade ganz ruhig. ich lag dann so herum und hab überlegt, trotzdem zu fahren, dann hab ich zu lange überlegt und es sein gelassen, auch, also zu einem teil, aus bequemlichkeit. ich wollte sie heute nach der arbeit besuchen. aber das ging natürlich nicht mehr, weil sie heute vormittag gestorben ist. ich bin dann heut nachmittag noch mal in die klinik gefahren, das brauchte ich, vielleicht erinnere ich mich später, wenn ich dement werde, nur daran, dass ich hingefahren bin, nicht, dass es zu spät war, und wer weiß schon, ob nicht irgendetwas von ihr noch da war, keiner weiß das, ich wollte sichergehen. habe gefragt, ob ich mich verabschieden könnte, ja, selbstverständlich, meinten die damen am empfang, brachten mich in einen raum, dann schoben sie emma auf einem rolltisch herein und haben sich entschuldigt, dass sie schon etwas steif war. die frau hat noch das fenster aufgemacht, „damit die seele raus kann“, fand ich einen netten fürsorglichen zug. ich hab sie gestreichelt, ihre stirn geküsst, mein ohr auf sie gelegt, um sicherzugehen, dass sie tot ist, hab auch immer noch gedacht, gleich atmet sie wieder, da hat mein kopf ein paar minuten gebraucht. ihr fell war weich, ihre pfoten schon kalt. die ärztin kam dann noch dazu und hat alle meine fragen beantwortet, gestern abend schien es ihr okay zu gehen, sie hatten schon überlegt, diese lungenspülung noch zu machen, um das gewebe zu säubern, heute morgen wurde sie noch mal untersucht, noch mal blut abgenommen, das hätte sie mehr als erwartet mitgenommen, sie sei ganz k.o. gewesen danach, also mehr als hätte sein sollen. sie hätte kurz die professorin fragen wollen, und dann mich anrufen, ob wir sie gehen lassen wollen, aber dann sei es ganz schnell gegangen, vielleicht noch ein schlaganfall, dann ist sie gestorben, keine zeit mehr, mich anzurufen. ich hab fast die ganze zeit geheult, konnte mich null beherrschen, das kenne ich gar nicht an mir, auch morgens am telefon, als sie meinte: haben sie einen ruhigen ort, wo sie hingehen können, da wusste ich es schon, erst am ende des gesprächs in der klinik hatte ich mich wieder im griff. seitdem hab ich das gefühl, dass mein riesiges schlechtes gewissen (bin nicht hingefahren, war nicht da) mich auch vor der trauer schützt, weil ich meinen seelenhund verloren habe. es wird eine weile dauern, das hinzukriegen, die trauer zu leben.

mir hilft es enorm, das gleich rauszuschreiben, auch die vielen kommentare auf twitter und insta haben mich getröstet, vielen dank dafür! sie war einzig.

11 Gedanken zu „emma.“

  1. So wie Du das schreibst, hättest Du sowieso nichts machen können. Im Nachhinein ist es glaube ich unheimlich wichtig, dass Du sie noch einmal sehen und anfassen konntest.

  2. Ach, ach, zu langsam, nein, nein. Das ist dann alles keine Frage der Zeit, der Gleichzeitigkeit mehr. Du warst da, egal wo Du warst. Dein Hund ist mit Deiner Liebe gestorben, mach‘ Dir keine Vorwürfe. Und ich heule wieder mit Dir, wie bei dem Hund davor, dabei haben wir uns noch nie gesehen. Take care.

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