in den achtzigern war ich ja schon in berlin, in meiner uni- und freunde-blase, hatte noch keine genaue ahnung, was ich mit meinem leben machen soll, zuviel war noch abgrenzung von all dem, was ich nicht war. ich habe zu wenig gelesen für mein studium, aber ein paar autoren haben mich erwischt, wie man halt mit paarundzwanzig erwischt werden kann. ein seminar mit rainer niehoff war dabei, das erinnere ich noch heute als intensiv und leicht und leidenschaftlich klug. ich habe nicht viel gesagt da, hab aber verstanden, was literaturwissenschaft sein kann, brücke und fluß, und was nicht. es ging um hans henny jahnn, immerhin heißt der g.-zwilling mit zweitem namen henny, die bücher stehen im regal, ich lese alle paar jahre mal ein theaterstück nach, wenn jemand das inszeniert, aber für die romane fehlen mir inzwischen geduld und glauben, oder nein, es fehlt die zeit, vor allem, die fähigkeit des abtauchens in eine welt, die das wert ist.
es gibt ja autoren wie hesse, sartre, camus, chatwin, kurze bücher, die vor allem von zwanzigjährigen gelesen werden, ich bin mit dem großen in seiner hesse-phase vom see aus nach montagnola ins museum gefahren, hab mich gefreut, als beim g.-zwilling ein band sartre lag, allerdings auch gemerkt, dass ich den jungs außer paar gemeinplätzen kaum was dazu sagen konnte, es ist zu lang her, meine lebensumstände haben mit literatur nichts mehr zu tun, es gibt nur noch ein paar fragile fäden ins literaturnetz, immerhin glitzernde fäden.
ich versuche das mit diesen besonderen büchern alle paar monate mal, bleibe ein paar dutzend seiten, lese nicht oder selten zu ende. vielleicht ist es lesegruppenmaterial, aber wie früher in der uni kapitelweise, als eine art lesebegleitung, das gabs doch beim ersten knausgård, wenn ich es richtig erinnere? für all diese monolithe, vielleicht auch für den tunnel von william gass, oder den horcynus orca von d’arrigo, dann die sorge, dass auch diese bücher im rückblick verschwimmen, nicht mehr die meilensteine sind, die sie ungelesen und im vorfeld noch waren, so als sehnsuchtsobjekt, das buch, in dem ich endlich verloren gehen darf oder mich wiederfinden kann. die glastonbury romance von powys ist da anders, der roman funktioniert auch in auszügen, da lese ich gelegentlich als eine art ausflug ins grüne drin herum.
ich schaue allerdings auch gelegentlich indiana jones, aus ähnlichem impetus. egal. wochenende!
eine freundin, die literatur unterrichtet, hat mir gesagt, das heutige buch der jugend sei allegro pastell von leif randt, und naja, wenn ich das probelese, also sagen wir, ich nehme dann mein alter wahr, es liest sich wie nahtlos aus dem leben gegriffen, zwanzigjährige schreiben tagebuch, was sie unbedingt tun sollten, aber es sind halt uninteressante zwanzigjährige. dann lieber drama, intensität, grenzen, fremde weltgebäude.
hmm. ein versuch, mich selber ins lesen hineinzubloggen, und das hat ja schon mit dem daten nicht wirklich gut funktoniert.