telefongespräch mit dem alten herrn, der meinen großen angefahren hat, weil er beim rechtsabbiegen „eine sekunde“ nicht auf den radweg geguckt hat, „erst hab ich geguckt, dann stand da so ein bauwagen, dann war da noch ein auto, ich hab noch überlegt, der steht doch im halteverbot, und in der sekunde ist elias angekommen“, dann hat er ihn eigentlich nach hause fahren wollen, um es mir selber zu erzählen, aber „der junge“ war noch durcheinander, dann hat er elias und das rad in unseren radladen gefahren und das nötige geld für die reparatur dagelassen. und er sei dankbar, dass alles gut gegangen sei, und selbstverständlich kommt er für den schaden auf, auch wenn es mehr als die hundert euro sind, „so einen lieben jungen haben sie da, wir haben für ihn gebetet“, und am ende: „sagen sie mal, wie alt ist er denn? 14! … meine frau dachte nämlich 16, aber er wirkte doch noch ein bisschen jünger“, zur frau im hintergrund: „er ist 14“, dann wieder zu mir „so ein lieber junge, so lernt man sich auch kennen, sehen sie mal.“
kann ihm nicht böse sein.
Der Schilderung nach hatte jener Herr auch kaum eine Chance, Ihren Großen noch rechtzeitig zu sehen, wenn da ein Bauwagen und ein Auto im Halteverbot stehen und den Radweg verdecken. Ihrem Großen geht es hoffentlich wieder gut.
nun, er hätte sein auto stoppen können, um den radweg genauer zu inspizieren. das hat er aber unterlassen und ist einfach weitergefahren, obwohl er keine einsicht hatte, also nein, er hat die volle verantwortung für den unfall.
dem grossen gehts wieder gut, gsd.
Mal Hand aufs Herz, Frau casino, wie oft stoppen Sie vor dem Abbiegen mit dem Auto, um den Radweg „zu inspizieren“ und wie oft machen Sie vor dem Abbiegen lediglich einen Schulterblick? Oder fahren Sie selbst gar nicht Auto?
ich bin in früher jugend einmal durch die motorradführerscheinprüfung gefallen, weil ich einen schulterblick nicht ordentlich ausgeführt hatte! sowas prägt. nee, als ehemalige mopedfahrerin, tägliche radlerin und häufige autofahrerin bin ich supervorsichtig bei radwegen, weil ich beide seiten kenne. einfach fahren, wenn ich nichts sehen kann – never. mir sitzt der schreck, wenn plöltzlich ein wagen im weg steht, der aus einer ausfahrt hopst oder sich sonstwoher materialisiert, nach 30 jahren radeln dauerhaft in den knochen. ich stoppele dann im auto solange vor, bis einblick da ist, man verliert vielleicht 10 sekunden, das risiko ist nicht in zeit zu bemessen…
aber ich gebe ihnen vollkommen recht, als schwächerer verkehrsteilnehmer muss man defensiv fahren und immer selber gucken, auch wenn man sonst so schön im schwung ist. versuch ich den kids zu vermitteln, selber bremsen, immer, auch wenn man nicht muss.
wobei, fällt mir ein, im dunkeln diese unbeleuchteten radler, die hab ich manchmal erst seeeehr spät gesehen.
Ist mir mit diesen dunkel gekleideten Radfahrern, die ohne Licht unterwegs sind – gerne auch entgegen der Fahrtrichtung, wo sie das nicht dürfen – auch schon passiert. Ich mache stets den Schulterblick, steige aber nicht aus dem Auto aus, um vor dem Abbiegen den Radweg nochmals „zu inspizieren“ (danach klang Ihre Formulierung nämlich). Aber selbst wenn man sich an unübersichtlichen Stellen vorsichtig vortastet, kann trotzdem etwas passieren, oft ist das nur eine Sache von Sekundenbruchteilen. Ich glaube, davor ist niemand gefeit.
Es ging mir in meinem Ursprungskommentar im Übrigen auch gar nicht darum, den älteren Herrn von seiner Verantwortung freizusprechen. Ihm war das sicherlich ganz arg, er hat sich sehr gekümmert. Im Straßenverkehr kommt es dauernd vor, dass Leute Fehler machen. Im Grunde könnte man auch dem Fahrer, der das Auto im Halteverbot parkte, Vorwürfe machen.
sekunden, genau, und: nein, aussteigen nicht 🙂 das muss man aber im allgemeinen auch nicht. und ja, es passiert halt einfach, das weiß ich, da haben sie recht, die mütterliche machtlosigkeit ist teil des gehenlassens.
kennen sie den kurzfilm von werner herzog gegen das verfassen von sms hinterm steuer? war neulich mal in der SZ verlinkt, glaube ich, er zeigt allerdings lauter vermeidbare tragische unfälle, die niemand gewollt hat. ach, er ist jetzt bei youtube.
Nein, den Film kenne ich (noch) nicht. Ein Mädel hat vor einigen Wochen mit der E-Klasse ihres Vaters den alten Spider von Kaktus und Rosarium geschrottet, weil sie mit ihrem Smartphone beschäftigt war, statt auf den Stau vor sich zu achten. Sie fuhr gar nicht mal schnell, es machte nur leise Kracks und der Rahmen war verzogen. Wirtschaftlicher Totalschaden, aber zum Glück niemand verletzt.
Oha. Leben mit Schreck. So lernt man sich tatsächlich auch kennen. Immerhin hat der Mann versucht, sich zu kümmern. Vielleicht und verständlicherweise ein bißchen unbeholfen, aber: immerhin. Hier führen die einfach weiter. Hupend, natürlich.
(Ich hab letztens als Radfahrer einem Auto die Vorfahrt genommen. Auf einer Straße, auf er ich seit Jahr und Tag fahre. Erst wollte ich mich ärgern, weil der hupte, dann fiel mir auf, der hat auch noch recht. Auch auf kleinen Deichstraßen gilt rechts vor links. *flöööt*)
solang wir noch die vorfahrt nehmen, ist alles gut, jetzt mal so rausgeprollt am freitagabend.