die vernissage am freitag war wunderbar, gaga zeigt ihr sentimentales archiv zum ersten mal öffentlich, hingefahren mit dem rad, bei einem grad plus in berlin immer mit blick auf die pfützen, kein eis, noch geht es, der körper der stadt gibt wärme ab. aus aberglauben sage ich beim fahren „bonk“ wenn ich heil durch eine kurve gekommen bin.
die galerie ist sehr besonders, oben ein paar klassische räume, hell, weiße wände, untypische raumaufteilung, und dann sieht man die sehr steile treppe in den keller, sie wirkt luftig und verleitet zum festhalten. unten ist es viel geräumiger als erwartet, wie ein gelass in einer burg mit dick gemauerten wänden, mit winkeln und ecken, einer theke und einem sofa. die arbeiten von gaga sind farbenfroh und voller leben, lauter geschichten, faustkultur schreibt auch darüber. geht hin, die künstlerin ist auch vor ort, öffnungzeit nachmittags von 14 bis 19 uhr, bis zum 29. januar in der gormannstr. 7 in berlin mitte. am freitag, den 24. um 20 uhr gibt es ein livekonzert, mit alban nikolai herbst, cosmic, jenny kittmann, hans rohe und karl neukauf, maria schuster und saskia rutner!
gagas großartige portraitaufnahmen haben eine ganze wand für sich, sind ganz nahe beieinander aufgehängt, und mit einigen der menschen auf den fotos komme ich ins gespräch, es sind viele gekommen zur vernissage.
ich erkenne gaga in allen arbeiten, den humor, die lebensfreude, ihre energie ist glamourös und tiefsinnig, eine feier des lebens. viele menschen, ein paar bekannte aus diversen alten kreisen, plaudern und gespräche. ich lasse meine tasche an einem abgrundtiefen gemauerten brunnen in der ecke des kellers stehen, dutzende meter bis in die schwärze geht er tief in den bauch der stadt. ein schöner, leichter abend.
ich bin ja die elterngeneration, die keine bilder ihrer kinder ins netz stellt, wir haben das so gelernt. falls ihr doch eventuell ein bisschen neugierig sein solltet, wie die jungs aussehen, dann zeige ich euch jetzt ein foto von allen zusammen, sozusagen. ich jedenfalls erkenne jeden von ihnen darin wieder. gemacht, oder sagt man bestellt? geprompted? hat es david-zwilling.
langsam wieder normalnull, der david-zwilling hat mich noch bis gestern beehrt, der große ist vorgestern, der gregor-zwilling am 31. von dannen gezogen. vermisse sie schon und wünsche mir mehr italienische verhältnisse, wo die kinder erst ausziehen, wenn sie eigene familien gründen, und manchmal nicht mal dann. verstehe dieses unabhängigkeits-gedöns nicht, aber deutschland ist eh auf alleine machen, alles alleine, keiner soll helfen, und wenn das kind studieren will, oder eine lehre gemacht hat, dann kommt die walz, oder die lotterie der zentralen studienplatzvergabe, und dann müssen sie flügge werden, wenn sie weiter lernen wollen. ich erinnere mich natürlich genau, wie gut sich das anfühlte, als sie alle aus dem haus waren, es war alles richtig zu seiner zeit. sie sind halt das liebste meiner welt, da gehört vermissen dazu.
jetzt beginnt die harte und lange zeit des berliner winters, aus dem es keinen ausweg zu geben scheint, das licht streift die stadt nur oberflächlich, die sonne steht dauernd viel zu tief, der winter hat eine eigene zeitrechnung, er dauert ewig und drei tage. sagte ich keinen ausweg? halt! es gibt einen hellen lichtblick noch in dieser woche, eine vernissage in der gormannstr., berlin mitte:
Gaga Nielsen gibt ab Fr, 10. Januar 2025 bis einschließlich Mi, 29. Januar 2025 in der Sevenstar Gallery Berlin, Einblick in ihr sentimentales Archiv, bestehend aus Bildern, Skulpturen, Filmen und Fotografien der letzten zwanzig Jahre, ihre bislang geheime Sammlung eigenhändig gezauberter Schätze.
auch sonst bin ich schon auf guten wegen durch den winter, eine freundin hat für heute ein kleines konzert vorgeschlagen, statt spaziergang, samtblech hat im innenhof des humboldt forums ein mikrokonzert gegeben, mit flügelhorn, einem waldhorn (es ist womöglich sogar ein alexander horn, wie die freundin vom großen mir auf ein geschicktes foto sachkundig mitgeteilt hat, sie kennt sich aus damit), einem euphonium und einer tuba, mit stücken „von barock bis zu den beatles“. in einer ecke des großen (überdachten) hofes steht ein kleines rondell mit bühne und sitzgelegenheiten drum herum, genannt „die mechanische arena“, darin konnten wir auch im trubeligen und gut besuchten forum konzentriert zuhören. jan linders hat als bereichsleiter zu den instrumenten, den komponisten und dem ort etwas erzählt, auf deutsch und englisch, hat ein bisschen eine brücke gebaut zwischen der musik und dem raum, es schien mir danach ganz natürlich, ein mikrokonzert auf einer minibühne in einem riesigen atrium zu erleben, wie eine schutzinsel, von der wir dann losgezogen sind, die zweite häfte des konzerts fand im dritten stock statt, da sind dann musiker*innen und publikum zusammen auf den langen rolltreppen hoch gefahren, das war schon recht lustig. gepielt wurden kurze und wiedererkennbare stücke. das konzert war umsonst, ich muss also immer noch nicht ins konto gucken, und das nächste gibt es am 2. februar, dann mit brahms und streichern. ich war vorher noch nie im forum, trotz vieler lockrufe, aber mit freundinnen und kultur kriegt man mich dann doch.
wir hatten ein sehr schönes weihnachten, das volle haus ändert das lebensgefühl sehr, überall sitzt jemand und tut etwas, liest oder spielt. wir gucken filme zusammen, auf empfehlung vom david-zwilling den animationsfilm red, der es schafft, eine hundertfach erzählte geschichte vollkommen neu zu erfinden, sehr vergnüglich. erfreue mich jedes mal am frühstück oder abendessen mit den jungs, ihr fröhliches herumkaspern, erzählen, essen, ihr schnelles herumhopsen in allen möglichen themen, sie sind schlagfertig, lustig und klug. es tut gut.
das jahr war beruflich doof, und wie frau fragmente neulich sagte: absteigen, wenn das pferd tot ist – immerhin habe ich schon angebote, bin aber noch nicht entschieden. ich zahle natürlich weiterhin dafür, nicht den richtigen job gelernt zu haben, und es kostet mich weiterhin, meine kinder allein erzogen zu haben. als frau mit kinderwunsch lohnt es sich bis zum letzten lebenstag, den richtigen mann zu heiraten, oder den falschen dann nicht zu verlassen, darum: choose wisely.
ich erkenne diese altbekannten krisenmomente zb am umgang mit den neuen airpods. wenn ich sie sofort zurückgeben möchte, weil sie dauernd rausfallen, ist die laune eher pragmatisch mies, wenn ich denke, die vorteile überwiegen, und ich brauche sie eh nur an tischen (mit freunden, in kneipen, bei sitzungen), dann ist es eher pragmatischer optimismus. den wechsel zwischen beiden kann ich körperlich nachvollziehen, ähnlich wie einen schluck wasser, der im körper runterläuft, am herzen vorbei.
ansonsten alles wie erwartet, die ersehnte zeit mit den jungs bekommt durch eine kaputte gastherme etwas abenteuerliches, immerhin ist der altbau seit vorgestern erst auf 16° abgekühlt, das ist doch was, und kalt duschen härtet ab. bin bisschen beleidigt, dass nach etlichen wochen mit temperaturen um und über 10° ausgerechnet jetzt dauerfrost herrscht, denn ein paar tage müssen wir noch durchhalten. trage meinen norwegerpullover über 2 schichten wolle (kennt ihr die pullis von dilling? leicht und warm), wolle rules, ich friere kaum, die jungs gar nicht, es stellt sich aber ein gewisser mangel an gemütlichkeit ein, deswegen eine parmigiana gemacht, das heizt auch die küche. mir fehlt der sauerstoff etwas, lüften ist nicht ohne heizung.
der vollständigkeit halber: dieses posting war zu beginn deutlich mehr rant als bericht, aber ich bin ja erwachsen.
einen extra bonus bekommt allerdings meine mutter, die am 1. feiertag zur gans vorbeigekommen ist, gestylt wie eine diva der siebziger, mit knallroten hosen und einer knallroten lederjacke, über schwarzem rolli mit hermès-tuch. gregorzwilling fühlte sich ans outfit von michael jackson in thriller erinnert, ich sage ihr das, sie: „also entschuldige mal“.
nicht begeistert vom dauerregen, dicke, schwere tropfen, die meine pläne für spaziergänge durcheinanderbringen. bin etwas angenagt von allem, bin aber foh, dass dieses jahr jetzt auch bald rum ist. es ist unterschiedlich schnell vergangen, die letzten wochen waren halbwegs angemessen, momentan könnte es gern wieder langsamer gehen. vorgenommen, in dieser woche die jungs mehr einzubinden, sie sind auch alle erledigt vom jahr, sehen freunde, spielen, lesen, essen, füllen den raum. es ist sehr zuhause alles.
mit dem großen den schönsten weihnachtsbaum ever gekauft, bei einem anderen stand als sonst, von einem mann, der aussah wie der weihnachtsmann. die große verkaufsfläche an der danziger str. ist schon leer, 3000 bäume hat er verkauft, sagt er, in dänemark gewachsen, wir zahlen 42€ für eine fast 1,80m große tanne mit dichten, saftigen ästen. armer baum, okay okay, nur diesmal noch, nächstes jahr vielleicht mal ohne, in der familie sind wir 2 zu 2 stimmen beim thema.
habe mein eigenes weihnachtsgeschenk schon ausprobiert, hatte etwas angst davor, dass es eh nicht passt, meine ohren sind eigentlich nicht für stöpsel geeignet. den auf bluesky gelesenen hinweis, man könne airpods als hörgeräte verwenden, fand ich aber viel zu verlockend, der d-zwilling hat sein ipad dabei, damit habe ich die dinger eingerichtet. in der wohnung bemerke ich ja, wenn sie rausfallen, für unterwegs werde ich mir wohl richtige geräte besorgen müssen, jedenfalls: das gefühl ist wirklich überwältigend. stand in der küche, hörte ein regelmässiges geräusch, so ein klack-klack-klack, bin ihm gefolgt, habe erst kurz vor der wand die uhr bemerkt, deren ticken ich plötzlich hören konnte. der boden ist irre laut, das holz knarzt überall, ich höre das auch ohne airpods, aber der klang ist irgendwie dreidimensionaler mit, das holz hat obertöne bekommen und wirkt plötzlich lebendig. ich höre, wie meine kleidung beim bewegen aneineinander reibt (richtige hörgeräte kann man bestimmt auch leiser stellen), es ist etwas beunruhigendes dabei. mein tinnitus ist plötzlich wieder nervig, den habe ich ewigkeiten kaum noch wahrgenommen. der hörtest auf davids ipad hat links 25 db, rechts 35 db ergeben, damit habe ich laut apple links noch keinen, rechts einen mittleren hörschaden, weiß aber nicht, ob das viel oder wenig ist. leider fallen die dinger erwartungsgemäß dauernd raus, und vermutlich brauche ich zum anschalten schon das gerät, mit dem sie eingerichtet wurden, und das ipad ist ja bald wieder in halle. oder geht das anders?
sollte mir jetzt doch vielleicht ein kassen-hörgerät anpassen lassen, laut einer tante sollte man damit nicht zu lange warten, weil das gehirn sonst das genaue hören verlernt.
solche ausgaben (knapp über 200€) erinnern mich daran, dass ich wenig verdiene, sonst habe ich mich eigentlich ganz gut in meinem finanziellen spielraum eingerichtet, wobei ich an der kasse von zeit für brot doch kurz dachte, es müsse eigentlich geld für brot heissen, fast 8€ pro kilo bauernbrot, den bauern will ich sehen, der das zahlen kann, und ich habe einen ganzen 4kg-laib gekauft, der von den jungs hoffentlich sehr schnell verstoffwechselt werden wird. das brot ist wirklich sehr gut, ich muss aufpassen, dass meine ansprüche nicht steigen.
zum jahresabschluss tatsächlich auf okc nochmal einen angeschrieben, er hat mich sofort blockiert. die paar atemzüge von der verletzung über die empörung in die geichgültigkeit, es lohnt einfach alles nicht. wie gehabt: freundschaften besser pflegen ist die devise, und liebe gibt es in der familie. das große erkennen, dass es in der kindheit schon nicht gegeben hat, das ist eh verloren, nicht rettbar, nie und nimmermehr. vielleicht irgendwann mal wieder einen hund.
ich wünsche euch schöne weihnachten, und hoffe, ihr erlebt (und hört) mehrheitlich schöne dinge.
endlich urlaub, der stress klebt fest an mir, ich bin noch nicht im erholungsmodus. baustelle im haus, laut nachfrage soll eine komplette lange flurwand in der wohnung unter mir abgerissen werden, falls der statiker sein okay gibt, so der handwerker. ich gebe kein okay, in alten häusern soll man keine langen wände einreissen, nur weil irgendeine passegere schöner-wohnen- mode das so vorsieht. wenn ich risse sehe, soll ich die dokumentieren, danke auch. ich denke ja, vor allem sollte man nicht mit dem abriss beginnen, bevor der statiker da war. was ist mit den leuten? sollen sie sich doch auf dem land einen bungalow ohne wände bauen.
dann lieber rausgegangen, aber es war schon nach 16 uhr, da ist in berlin alles finster, so finster, endlose meter dunkelheit, nur die lichtinseln hoch oben um die laternenschirme. der bürgersteig bleibt schwarz, man stolpert durch die vielen jahrzehnte alten löcher und rutscht über das viele pampige laub, dass da seit wochen herumliegt. ich hebe jeden fuss so hoch wie es geht und versucht einen weiten schritt, aber nicht zu weit, damit der auftrittswinkel nicht zu schräg wird, sonst ade gleichgewicht, motto: plumpe gazelle. es ist nicht einfach in berlin.
also wieder zuhause, ein buch geholt, schlecht konzentrieren gekonnt, es ist fast befremdlich, nur text zu haben. sollte etwas weniger soziale medien konsumieren, da ist ohnehin selten unverzichtbares dabei, das scrollen ruiniert die kreativität, wie ich in den sozialen medien lese. das muss sich ändern.
ansonsten ist aber alles okay. alle geschenke im haus, gans im tiefkühler, nur der baum fehlt noch. es ist nur zu anstrengend. freu mich auf die kids, auf die ruhe, auf spieleabende und gemeinsames kochen, auf die konzerte, und ja, statt herumzujammern könnte ich auch einfach nochmal in ein theater gehen, oder in eine bibliothek. neulich hat ein freund meine gitarre mal wieder bespielt, das klang sehr schön, ein anderer sass am klavier, wir haben weihnachstlieder gesungen, das war fein. nächstes mal werde ich den musikalischen teil auch vorbereiten, nicht nur die versorgung mit essen und getränken (wieder mal gemerkt: es trinkt niemand mehr, es ist fast alles noch da), also liedauswahl, noten für gitarre und piano bereitstellen, damit die sich nicht erst zusammenraufen müssen. für die gitarre neue saiten bestellt.
aber dann, aber dann hält mich nix mehr davon ab, wieder zu spielen und zu schreiben, und was solls, zeichnen könnt ich auch mal wieder.
ich muss mich mit zähnen und klauen an meinem vorhaben festhalten, dieses weihnachten nicht soviel zu schenken, um lieber mit der familie eine woche zu verreisen im nächsten jahr. auf jeden fall einmal mit den jungs in den pianosalon christophori, um die berliner kulturwelten zu unterstützen, die so überaus rücksichtslos und kulturfeindlich ausgehungert werden sollen im nächsten jahr. wobei es zumindest bei der förderung der großen öffentlichen häuser ein einsehen gibt, das macht hoffnung.
dieses jahr habe ich mir zu weihnachten selber ein spiel gekauft, weil die aufgabe meine situation so gut wiedergibt, in der ich versuchen will, meine person in einen besser passenden arbeitszusammenhang zu bringen, in den worten des erfinders „teile in eine vorgefertigte box zu geben“. und hier stimmt sogar der name auf den teilen! beim suchen nach einem shop dafür ploppen lauter passende geschenke für die jungs auf, ich hoffe, sie haben immer noch spass an diesen dingen, von einem weiß ich es, der g.-zwilling hat da einen wunsch geäußert. bei mir hat es ich glaube 2004 angefangen, als ich bei meinem ersten besuch in nyc im moma für gefühlt viel geld, 50 oder 60$, dieses unwiderstehliche kleine objekt mitnehmen musste. es ist ein kleines puzzle und hat den anspruch an solche spielzeuge sehr hoch gehängt.
es gibt ein par namen in dieser spielewelt, die immer wieder auftauchen. bei den ideen von dr. latussek aus dem oben verlinkten yt-film mag ich die eleganz seiner objekte, sie wirken einfach und klar in ihren aufgaben, ähnlich wie der obige puzzleball von charles o. perry, die komplexität erschließt sich erst beim suchen der lösung. in eine andere richtung gehen die spiele von jean claude constantin („ein franzose, der in deutschland lebt“ sagen die youtuber immer in den lösungsfilmchen), er baut puzzles aus vielen materialien, darunter fast barocke dosen mit vielen details, die hätte ich gern mal in den händen, möchte sie aber nicht besitzen, das aufwendige und schön gearbeitete dekor verdeckt dort eher die lösung, die dann mit wenigen schritten machbar ist. er baut auch viele andere puzzles, mir sind dabei die sequentiellen konzepte lieber, wo viele schritte in der richtigen reihenfolge nötig sind, wie bei den himitsu-bakus, die ich vor jahren mal entdeckt habe und sehr liebe. oder jürgen reiche, der für seine firma siebenstein sehr schöne puzzles erfindet, zu finden zb hier, oder ebenfalls bei der knobelbox.
gestern endlich mal wieder ausgegangen, zu einem runden geburtstag ins ferne steglitz. auf der hinfahrt in der s-bahn unangenehm bedröhnte leute, die mich anstieren und dabei fast vornüberkippen, auf der rückfahrt war es eher berlinisch interessant, eine schöne junge frau, typ erwachsen gewordene niedlichkeit, die davon spricht, dass sie auf gar keinen fall kinder will, mehrfach sagt sie das zu ihren mitreisenden, einer frau und einem mann, auch sehr jung, sie fände kinder nervig, könne nichts damit anfangen, und es sei ja eine investion, an der man mindestens 18 jahre trägt. der junge mann, mit dem sie unterwegs ist, fragt, und wenn dann der mann deines lebens kommt, der kinder will? vielleicht wäre er das gern, denke ich, der mann ihres lebens, aber weiß natürlich weniger als nichts über die drei. er steigt jedenfalls später allein aus. sie sagt, dass sie noch nicht wissen kann, was vielleicht in 10 jahren sein wird, ihre eigenen eltern hätten es jedenfalls nicht gut gemacht. sie war immer eine woche beim vater, eine bei der mutter, der vater hat nicht gelernt und es nicht einmal versucht, ein guter vater zu sein, „der schickt mir nichtmal das kindergeld, und das könnte ich gut brauchen“. es sind studierende, dann reden sie eine weile über eine ökonomin, aber sie sprechen leiser, es ist nicht mehr für alle und die welt gesagt. mir gegenüber eine ebenso junge frau mit so einer versteckten schönheit, sie blitzt auf, sobald sie lächelt, was ich weiß, weil ich sie anlächeln musste und sie zurückgelächelt hat. nach dem umsteigen ein mann, den ich von hinten sehe, sein hals und nacken ist mit 6 langen roten linien tätowiert, wie zeilen, darauf steht in schwarz ein wort, sehr groß, aber ich kann es nicht lesen. genosse? grosse? gausse? er hat sich die haare auf dem hinterkopf sehr sorgfältig mit 10 haarklammern hochgesteckt, damit man seinen nacken lesen kann, also versuche ich es ernsthaft, bis meine haltestelle kommt. auf dem weg vom bahnhof nach hause hinter mir drei sehr junge männer, gefühlt eher schüler, die sich über laserpointer unterhalten, ey, 15km pro sekunde, 15-km-pro-sekunde, pro sekunde! ein anderer widerspricht, aber ich kann es nicht hören, dann sind alle ein paar meter lang fassungslos über die geschwindigkeit des lichts, 2-hundert-tausend-meter-pro sekunde, ey! das ist dreimal um die welt, bevor du mit blinzeln fertig bist! hinter der blau angeleuchteten kuppel des planetariums geht ein feuerwerk hoch, sekunden nach dem knall. zufrieden nach hause, häufigeres ausgehen vorgenommen. (apropos gesprächsfetzen, was macht eigentlich parka lewis?)
heute vielleicht noch vinicio capossela, obwohl die freundin nicht mitkommen kann. sage ich, ich bin eigentlich zu geizig für jetzt-auch-noch-eine konzertkarte, sagt sie: sei nicht so protestantisch, sei bisschen katholischer und genieße, und sie hat recht damit, aber inzwischen ist das konzert leider ausverkauft.
ich bin ja weihnachtsfan, merke ich so langsam und eher widerwillig, dekoriere inzwischen ein bisschen, habe sogar einen star-trek-adventskalender, der mir aber nur im blog nicht peinlich ist. heute also zum 1. advent eine kerze angezündet, einen lebkuchen gegessen, mittags mit freundin am schlachtensee entlang spaziert, mit so gut wie allen anderen berliner*innen. außerdem noch ins kunsthaus dahlem mitgenommen worden, zum 42. und letzten museumsonntag in berlin, es gab viele arbeiten zum thema spurensuche ins jetzt, unter dem thema „Künstlerische Projekte und Interventionen gegen Antisemitismus“. schöne klare ideen, arbeiten, die kommunikation brauchen, um zu wirken, ins gespräche gehen mit uns, teilweise ganz manifest: vier menschen setzen sich im engen kreis miteinander hin, dann reden alle für 1 minute, gleichzeitig, nachher fragt die künstlerin, was man behalten hat vom gesagten. es war schwierig, weil ich immer zwischen dem gesagten und dem gehörten hin- und hergewechselt bin in der wahrnehmung, gleichzeitig hab ich versucht, den verlauf vorherzusehen, meine hoffnung war, dass wir uns alle irgendwie chorisch auf ein thema einigen, aber dafür hat die minute nicht gereicht. fühlte mich ans scrollen erinnert, wo andauernd fremde stimmen die sinne füllen, und die eigenen gedanken nur noch als kleine bruchstücke im strom auftauchen, sry fürs bild.
die performance haben wir leider verpasst, es wurden sehr viele gekochte eier dafür verwendet, wie die koordinatorin erzählte, und ich durfte welche mitnehmen, die ich dann abends in den salat getan habe. schönes kleines museum im grünen, mit sehr finsterer geschichte (gebaut 1939 von den nazis, als „staatsatelier“ für arno breker), aufregende architektur, viel licht und raum, es lohnt den besuch.
weiterhin jobsuche, es ist wieder wie immer, also meistens gar keine antwort auf bewerbungen. die jobsuche vor 3 jahren war wohl einzigartig, da habe ich innerhalb von einer einzigen stunde nach bewerbung angebote bekomen, ob ich ev. schon morgen zu einem vorstellungsgespräch kommen könnte.
dazwischen immer phantasien, einfach wegzugehen, zurück nach italien, dort „irgendwas“ machen, also irgendwas anderes. oder noch was lernen, das wärte auch cool, ich würd gern mal in einer bibliothek arbeiten, oder in einem archiv. einem museum. sowas würde ich heutzutage studieren, glaube ich, oder etwas aus dem therapeutischen bereich. ich bin für ein arbeitsmodell, bei dem menschen sich nicht lebenslang festlegen müssen auf einen job, wo vielleicht, auf einer lehrbaren grundlage im dinge bewältigen, dann immer neue fort- und weiterbildungen möglich sind. es gibt so viele aufregende dinge zu lernen.
partnerwahl unter älteren ist mühsam, wenn sie immer noch das spiegelbild suchen, mit demselben geschmack, denselben erfahrungen. die männer zeigen dann im netz ihren fast vollen setzkasten und wünschen sich jemanden, der ihn bei sich aufhängt. habe null hoffnung, dass es was wird, kleiner so what-stolz. neulich eine anfrage verpasst, dann hat er mich gleich geblockt, und er hat einen hund! vor allem deshalb ist es schade, aber so ist das leben, schnell rotierend auf allen kanälen.
allgemeine unlust bei allem, ich hoffe das legt sich schnell, brauche viel energie in nächster zeit. nur noch 1 monat bis weihnachten, freue mich auf die jungs und fürchte ein bisschen, dass die tage mit ihnen zu schnell vergehen werden. meine mutter will auch kommen, wie immer, sie fährt dann halt nach ein paar stunden wieder, wenn es ihr zuviel wird, ein guter plan, sie möchte bloss selber entscheiden, wie alles läuft, und das will ich trotz ihrer 90 jahre nicht mitmachen. sollte ich? wie seht ihr das? da muss ich noch bisschen nach kompromissen suchen, natürlich kann sie den vorwurfston wie am ersten tag, und mein schuldgefühl reagiert geschmeidig.
[ edit ] wie verbringt ihr weihnachten?
weiter mit jobsuche, und ich freu mich schon, wenn eine bestätigung per mail kommt, oft kommt gar nichts zurück. der versuch, wieder mal in ein anderes gewerbe zu springen, fühlt sich anders als früher eher beängstigend als dynamisierend an. ich bin nicht gut bei jobs, und es wirft mich immer aufs tatsächliche alter zurück, ich kann nicht in meiner eigenen wahrnehmung bleiben, die sich traumwandlerisch durch meine innenräume bewegt, zeitlos. bewerbe mich ua bei der stadt, dort kann ich die bereits hochgeladene bewerbung noch bearbeiten oder zurückziehen, das ist schon recht cool.
gemerkt, dass ein besonderer und mir lieb gewesener schauspieler schon unfassbare 9 jahre tot ist, gestorben an meinem geburtstag, jetzt kleine nachtrauer. er schien mir immer zeit- und alterslos, habe ihn wohl nie gegoogelt, er wäre sonst 80, was mir ein angemessenes alter erscheint, um noch am leben zu sein. roger rees. immer mehr person als rolle, dieses leicht amüsierte, gentlemanhafte gebahren, one of a kind.
beim yoga neulich trugen mit einer ausnahme alle die gleichen australischen winterstiefel, mit einem gewissen selbstverständnis. wir sind alle eher jenseits von mode, es ist lustig, wenn der gemeinsame nenner zwischen pragmatik, qualität und stil so einhellig auf ein bestimmtes modell hinausläuft. die stiefel werden getragen, bis sie kaputt gehen, und dann kauft man sich das nächste paar.
davidzwilling zu besuch, sehr schön, wir haben zusammen eins der schöneren legosets gebaut, die orrery, und sie funktioniert, es sind etwa 365 umdrehungen der erde für ein jahr, eine komplett aus amerikanischen serien stammende sentimentalität, da bauen kinder immer sowas für die schule und die erwachsenen helfen. er will sie wieder abbauen, sagt er, denn ich möchte es nicht ins regal stellen.
weiter jobsuche, ich glaube, an einem ort, der im stellenangebot größten wert auf „konfliktlösungs- und durchsetzungsfähigkeit“ legt, will ich nicht unbedingt arbeiten, nach spandau oder zehlendorf (je 20km mit öffentlichen) will ich auch nicht täglich, und würde auch gern im öffentlichen dienst bleiben. es ist nicht mehr so einfach wie nach corona. drücken sie mir bitte die daumen.
nachmittags endlich mal wieder spaziergang mit freundinnen, u.a. über einen friedhof, viel über den tod geredet, wie wir begraben werden wollen, wie und wo die toten liegen, die uns nahe waren. echte novemberthemen. auf dem friedhof am leisepark gibt es so ca 2x2m große flächen, in der mitte ein turm aus übereinandergelegten ziegelsteinähnlichen platten, darauf namen und lebensdaten einer person, wild gestapelt, sozialbegräbnisse, meine ich zu erinnern, das hat mir mal jemand erklärt. das wollen wir eher nicht, so im haufen mit unbekannten anderen. danach noch einen kaffee.
immer noch zu kaputt fürs ausgehen unter der woche, ein jammer, so langsam melden sich die freunde gar nicht mehr.
einen interessanten aspekt zur trumpwahl hat alan moore im guardian beschrieben, über die veränderung des fandoms seit den sechzigern, infantilisierung der massen, die noch als erwachsene sich kindlichen heldenepen hingeben, keine auseinandersetzung wollen, emotional stehengeblieben sind, den größten unterhalter wählen, keine veränderung ertragen, keinen anderen helden neben ihrem dulden können. gefunden über die großartige und ein bisschen beunruhigend hyperaktive seite fumettologica. ein bisschen ist es count me in, aber ich nutze diese welten bewusst als eskapistische minitrips, die zur zeit leider nicht funktionieren. gestern dann etwas untypisches gemacht und mich in eine masse menschen begeben, freiwillig, um eine alte freundin wiederzusehen, die nach jahren woanders jetzt wieder in berlin lebt, das war sehr schön. so war ich auf dem spektakel zum mauerfall, der natürlich eine riesige party verdient. die organisatoren hatten die schöne idee, über 700 musiker*innen auf 5 bühnen in der stadt synchron ein paar hits zum mauerfall zu spielen zu lassen, in einem einstündigen konzert, ja, mich erinnert das auch an die foo fighters. fühlte mich gemeint, als jemand, der in der nacht dabei war, und nicht gemeint, ich bin ja in freiheit aufgewachsen, kenne die mauer nur von außen, und habe keine ahnung, wie sich das leben in der diktatur angefühlt hat. es waren sehr viele junge leute da, gefühlt jünger als 35, bei uns älteren hätte ich gern gewusst, ob es mehr ossis oder wessis waren, es wäre schön, wenn das egal wäre inzwischen, aber so ist es natürlich nicht. immerhin gibt es texte und bücher darüber.
die lotto-stiftung hat mit diversen organisationen und autor*innen aus hunderten von fotos, texten, artikeln ein buch zusammengestellt, es muss ein riesiger kraftakt gewesen sein, das ding bis zum 9. november fertig zu bekommen, einige fotos im buch wurden erst vor wenigen tagen geschossen. 2 große paletten des werks lagen vor einem container am brandenburger tor, der herausgeber stand daneben und gab sie an die leute weiter, sie sind ein geschenk an die besucher der veranstaltung, eine sehr schöne idee, vor allem weil die zahllosen selbst gemachten plakate auf den demos von ’89 dort dokumentiert werden, das gibt es glaube ich sonst nirgendwo. heute bekommt man sie noch auf dem campus für demokratie.
worst day im job ever, ich war mir am ende sicher, ich hätte entweder demenz, ads oder einen eskalierenden hirntumor, und ich wusste nicht, was mir davon lieber gewesen wäre. arme kolleg*innen. muss alles ändern, muss vor allem da weg. noch nie, und zweifel, ob das wieder, etc. pp. hab zu lang gewartet. ich will wieder vor einen computer! sogar einen windows würd ich nehmen.
die amis machen diese woche ja auch nicht leichter, bin so froh, dass ich mit den kindern schon vor 12 jahren da gewesen bin, würde vor allem die sequoias, den grand canyon und new york gern wiedersehen, aber vielleicht überlebt das alles ja noch ein paar jahre, obwohl die bäume natürlich nicht sicher sind vor dieser art kapitalismus. und wenn deutschland dann im märz doof wählt, dann gehen wir einfach alle in ein land mit i, island, irland, italien, machen da doofe jobs am rechner und genießen die natur. ich bin eh schon zu lang hier.
und das kindergeld wird 2025 auch abgeschafft, oder wird umbenannt und muss neu beantragt werden, damit es unbürokratischer wird. hell yes.
wahltag, und ich bin aufgeregter, als wenn die wahl bei uns wäre, also in deutschland oder italien. werde spät ins bett gehen und früh aufstehen, um etwas mitzukriegen, aber das ergebnis wird wohl noch länger auf sich warten lassen. es ist keine angenehme spannung, es steht einfach unangemessen viel auf dem spiel.
mit meiner mutter über ihr leben gesprochen, sie sagt: „ich hatte ein sehr schönes leben, es ist mir richtig gut gegangen.“ sie wirkt in frieden. ich hoffe auf ein gemeinsames weihnachten, auch wenn es ihr eigentlich zu viel ist, mit 90 jahren, von ihrem schlimmen unfall im mai hat sie sich aber inzwischen gut erholt und spaziert entspannt mit ihrem rollator durch die gänge, geht zum arzt, versorgt sich fast alleine. im coronajahr bin ich mit den jungs zu ihr gefahren und wir haben als überraschung im garten gesungen für sie, im seniorenheim geht das eventuell auch, sie hat ja einen balkon, mal schaun, mal sehen.
sie erzählt, wie sie mit ende zwanzig in einem job in der jugenpsychiatrie war, bei dem der chef alle interessanten dinge machte und sie mit ihrer kollegin eigentlich nur putzen und hinterherräumen sollte, und wie sie dann zu zweit auf einen berg gestiegen sind, der job war in tübingen, laut „scheiße!“ gebrüllt haben, und dann am nächsten tag beide gekündigt haben. sie sagt, sie hat immer nach richtig guten aufgaben und kolleg*innen gesucht, und wenn es das da, wo sie war, nicht gab, ist sie gegangen.
gemerkt, dass ich meine heizung gerne etwas zu kalt einstelle, um meine wunderbaren norwegerpullis mal anziehen zu können, bei 20° ist es noch zu warm dafür. skifahren werde ich wohl nicht wieder, habe grad so bilder von früher im kopf, abfahrten in madonna di campiglio oder cervinia, ich konnte das ganz gut, mit relativem selbstverständnis, habe mich auch beim fahren im kreis drehen können, hatte keine angst, das gefühl ähnlich wie ich mir das surfen vorstelle. vielleicht einfach mal nach norwegen fahren mit den pullovern.
heute sind ja überall feierlichkeiten, ich habe zum zweiten mal keinen eimer süssigkeiten in der küche, weil ich begriffen habe, dass die kids nur bei anderen kids klingeln gehen. bin wg au zuhause, und war auch nicht in der kirche, ich glaube, nur in kirchlichen kindergärten dürfte man wahlweise statt arbeit in die kirche am reformationstag, das ist ja kein allgemeiner feiertag. verpasse heute leider auch die sehr liebevoll vorbereitete halloween-party der älteren gruppen im kindergarten, aber mein hausgast feiert auch, und zwar diwali, das höchste fest der hindhus, ein lichterfest, auch da gibt es wohl jede menge süßigkeiten. es ist unter anderem ein neujahrsfest, das neue hinduistische jahr beginnt. sie bekommt besuch und hat mir gesagt, ich bräuchte heut nicht zu kochen. ich habe meine chance genutzt und ein bisschen weihnachtsbeleuchtung vorher aufgehängt, aber in indien leuchtet natürlich alles überall, und eigentlich soll man neue lichter verwenden und die alten entsorgen, es ist ein sozusagen ein frischer, tagesaktueller sieg über die dämonen, über das böse, über die dunkelheit, ein anlass, um mit freunden und familie zusammen zu essen und zu feiern, und zwar 5 tage lang. das scheint angemessen ob der zeiten, die wir grade haben. ich bleibe heute brav auf dem bett und werde nur versuchen, gelegentlich wie zufällig mal in der küche vorbeizuschauen.