ich bin allhier*

nach ein paar wochen ohne rechner gemerkt, dass ich das bloggen nicht inhaltlich vermisse, eher wegen dem modus, dem status, der teilhabe an der netzwelt, die sich genauso real anfühlt wie der kontakt zu freunden im nicht virtuellen leben, als sei das lesen und gelesenwerden umarmung genug. slippery slope. bitte alle weiterbloggen!

gestern war der pollesch-tag in der volksbühne, und ich bin krankgeschrieben, ultradoofes timing. habs verpasst. pollesch war einzigartig, dann ist mir eingefallen, dass davor die zeit mit marthaler auch einzigartig war (castorf war nicht so meins, zu unelegant-holzhammermäßig), woraus ich schließe, dass höchstwahrscheinlich jemand neues kommen wird, vielleicht sogar schon zum theatertreffen, das ich verpassen werde, weil ich im arbeitsalltag den start für den ticketverkauf verpennt habe.

julian lage und jorge roeder im gretchen am 19.04.2024

julian lage war wieder in berlin, diesmal im gretchen, eigentlich ein club, sieht von innen aus wie das so36, langer rechteckiger betonraum. ein konzert ohne stühle, sehr nervig, es ist musik zum zuhören, hinhören, genau werden, es passte irgendwie überhaupt nicht. ausverkauft, 1000 leute passen da rein, es war voll. fand es schwierig, nach vollem arbeitstag noch 4 stunden stehen zu müssen. zu alt für sowas. das konzert war wilder, freier und zeitloser als die anderen, die läufe ungebundener, auf eine sehr energiereiche weise, ein bisschen, als wären sie angekommen in einem parallelen bezugssystem für freejazzer, abenteurer, musiker, die eigene landkarten schreiben, neue dimensionen bespielen, ein eigenes system benutzen. es war atemberaubend und zum ersten mal ein bisschen exklusiv oder ausschließend. habe die neue cd zwar wie immer signieren lassen (von roeder, lage ist nicht wieder herausgekommen), aber noch nicht gehört, fürchte mich etwas. mache ich mit ruhe am wochenende.

war letzte woche beim letzten pollesch-stück, sehr merkwürdige erfahrung, einen monat nach seinem tod, den abschiedsbrief von hinrichs noch im kopf. ich schrieb auf bsky, und mehr fällt mir jetzt nach einer woche schon nicht mehr ein: der pollesch war merkwürdig, paar gute momente natürlich dabei, aber. hinrichs zeigte verlorene einzelgänger im trägen miteinander, sie reden zögerlich, setzen einzelne worte in den raum, und tun nichts, wie wir alle. nichts dabei, was einen öffnet und mit nach hause will, kein mal wollte ich mir was merken, muss die alten sachen mal wieder ansehen. ja nichts ist okay. die kurze passage über den verlust war schön, zurückgenommen wie der ganze theater-anteil des bühnentextes. habe angst, das wesentliche nicht begriffen zu haben, aber dieser alles-it-eitel-moment ist schon rübergekommen.

außerdem werde ich am we fanfiction gucken, eine gruppe trekkies aus deutschland hat einen fast einstündigen film auf die beine gestellt, sehr beeindruckend. beim link suchen gemerkt, dass es noch mehr solcher filme gibt, auch lang und aufwändig, in mehreren teilen. bin noch nie auf die idee gekommen, einem fanclub oder so etwas beizutreteten, ich traue der idee nicht ganz, wäre aber gern mal für ein paar stunden eine trill. irgendwas mit ganzkörpermaske.

habe die letzten beiden folgen discovery nicht mehr angesehen, sie halten mich nicht, bleiben zu gefühlig, laberig, handlungsfern. die plots bringen das team nicht zusammen, die dialoge sind alle sehr therapieartig, was bedeutet das für dich, wie fühlst du dich damit, jeder für sich, ohne dass die emotionen teil der handlungsebene der figuren untereinander werden, sie sind die handlungsebene, der plot fehlt. mal sehen. die figuren mag ich eigentlich, sie sind komplex und charming genug, es ist halt alles reden über, nicht erleben von. falls jemand meiner gebildeten leserschaft weiß, wo ich das (vermutlich) benjamin-zitat dazu finden kann, es wäre mir eine freude. es ist mir eins der hilfreichsten kriterien.

*der titel fühlt sich unangebracht an, als teil eines dialogs, an dem ich keine teilhabe habe. keinen teil habe? na, ihr wissst schon. da bin ich nun, keine ahnung, schön und sicher eingebunden, for what it’s worth. habe in letzter zeit häufiger so ein gefühl der endlichkeit, um es mal vorsichtig auszudrücken, vielleicht, weil ein paar nahe menschen schon gestorben sind, die erinnerungen an sie verlieren an masse mit jedem zusätzlichen jahr, werden summarisch, anekdotisch. wobei, halt, dieser eine moment in der küche, mit m., der einen tee wollte, keinen kaffee, ich habe keine gewohnten bewegungen für tee, habe gezögert, ihn angesehen, dann wussten wir beide, was gleich passieren würde, erst wurden die worte leiser, bekamen lange wurzeln, hielten den moment fest, dann haben wir uns umarmt und das reden sein gelassen, waren sofort im strom des großen ja, jetzt, endlich. ich weiß nicht mehr, wer die umarmung eingeleitet hat, das tut mir jetzt leid, aber ich weiß noch, wie wunderbar frei von allem dieser moment war, keine zukunft, keine vergangenheit. die gegenwart ist unersetzlich.

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