ich gehöre zur braut ist ein in italien entstandener dokumentarfilm über eine reise quer durch europa. einer von vier regisseuren ist heute dabei, gabriele del grande. del grande ist außerdem noch schriftsteller, journalist und blogger, er erzählt, wie er mit einem freund am bahnhof einen kaffee getrunken hat und von einem mann gefragt wurde, auf welchem gleis denn der zug nach schweden abfahren würde. der mann hatte das große bootsunglück auf dem mittelmeer überlebt und wollte weiterziehen nach schweden, in ein land mit großzügigerer flüchtlingshilfe als italien. del grande, der selber schon für reportagen nach syrien gereist ist, hat dann mit freunden darüber nachgedacht, wie man denn jemanden ohne papiere nach schweden bringen könnte, verkleidet als japanische touristen vielleicht, mit sonnenbrillen und kameras? dann kam ihnen die idee mit der hochzeitsreise, mit ein paar freunden zusammen haben sie das abenteuer organisiert und sind einfach losgefahren, eine kamera an bord, vier tage lang bis nach malmö, schweden, die italienisch/französische grenze die anstrengendste, da sind sie über einen steilen bergpfad zu fuß bei ventimiglia über die berge, die braut im hochzeitskleid. den rest der strecke mit vier autos in einer hochzeitskolonne, weisse blumen an den antennen.
nach der reise waren die regisseure wieder in mailand und haben ihren film ein paar firmen vorgestellt, auf der suche nach einem produzenten, dem fernsehen und so, aber niemand hatte interesse, die türen blieben allesamt zu. also versuchten sie ihr glück auf indiegogo, ohne erfahrungen im crowdfunding, und hatten einen riesigen erfolg, wahrscheinlich, so del grande im gespräch nach dem film, weil es so etwas konkretes war, anders als die vielen petitionen immer. der film ist für die filmfestspiele in venedig fertig geworden und dort außerhalb des wettbewerbs gelaufen, cannes wollte nicht, sagt der regisseur, seitdem ist er auf tournee, war schon in vielen eurpäischen, aber auch arabischen ländern. es ist eine sehr schöne geschichte, weil sie vollkommen unprätentiös und ohne ein einziges politisches nebengleis von den menschen erzählt, die da unterwegs sind, und weil dieser streich dem eiskalten bürokratismus ein schnippchen schlägt, mit einem lächeln und einem brautpaar. ein kind ist auch dabei, ein junger begabter rapper aus syrien, der mit seinem vater auf der flucht ist, die braut stammt auch aus syrien, mit deutschem reisepass, sie ist als schmugglerin dabei, bis zu fünf menschen darf man nämlich schmuggeln, ab dann erhöht sich das strafmass gewaltig, so erzählt der regisseur nachher, und auch, dass schmuggeln eben die einzige möglichkeit ist, wenn alle anderen wege verschlossen sind. del grande ist freundlich auf eine art, dass man ihm sofort hausschlüssel und kinder anvertrauen würde, dabei sehr klar und geradeaus in seinem handeln, das mögen die leute so, er tut einfach, was er kann. ein wunder. jemand fragt ihn, was wir denn machen können, so als normalos, er sagt: reisen, viel herumreisen, die ignoranz sei der hauptgrund für rassismus, und einfach auf augenhöhe sein mit den menschen, türen aufmachen, leute auch mal aufnehmen.