valentine

und dann unterbrechen sie mich, grade als ich auf den hinweis „mama, morgen ist valentin“ mit einer kurzen, eher spöttischen ansprache antworten wollte. „ich war auch im blumenladen“, sagt der große, „aber da waren zwei, die ich kannte, die haben rosen gekauft, dann war es mir peinlich, aber vielleicht gehe ich morgen noch“, die zwillis diskutieren die tatsache, dass man „in der, wie heißt sie noch, oberschule“ solche sachen einfach so machen kann, und wie gut der große es da hat. „wenn du in der fünften einem mädchen sagst, dass du es liebst, dann weiß das sofort die ganze schule.“ die jungs kichern sich fröhlich und aufgeregt durchs abendessen. „in wen bist du? komm, sags mir!“ davidzwilling bleibt ungerührt und sagt: „ich bin noch nicht soweit“, spielt aber beim essen einige szenarien durch, bei denen seine identität als briefeschreiber geheim bleiben könnte. später bittet gregorzwilling mich um den alten füller meines vaters, füllt ihn mit tinte, und schreibt mehrfach einen valentinsbrief, bis er ihm gefällt. er klebt eine seidenpapierblume mit tesafilm drauf und schmuggelt die gabe in seine schultasche. beim vorlesen sehe ich, dass er nasse haare hat, sorgfältig gekämmt. „nein, mama, das ist son haarspray! nicht anfassen!“

jetzt bin ich für eine weile vom spott geheilt.

6 Gedanken zu „valentine“

  1. das ist doch die schönste zeit, dieses aufbrechen ins ungewisse, von dem man vorstellungen hat in dem alter, zwar noch nicht weiss, aber jeden tag mehr ahnt von einem sich öffnenden ganz großen ding. /ich seh‘ das gerade bei der tochter, die ist zwölf, die findet jungs immer noch natürlich SAUBLÖD, aber sie lacht und giggelt in sich hinein, wenn sie liebesangelegenheiten bemerkt und spürt, ganz still, ganz am rande, und v.a. ganz zart. ohne bisher zu wissen. allein das ahnen. /und immer wieder hab‘ ich deshalb deja-vu’s, die kommen wohl vom kleinhirn wieder hervorgerutscht, das ist wunderbar, lustig, und vor allem sehr allgemeinzärtlich. Kichern ist definitiv gesund! (das wird gendergesellschaftlich höchstunterschätzt.)

  2. REPLY:
    das ganz große ding. ich hoffe ja fast, das es anders ist bei den kindern, irgendwie selbstverständlich bleibt, so wie jetzt, sie reden drüber, es ist etwas normales, jeder ist verliebt, oder auch nicht, mich rührt das alles aber auch sehr. allgemeinzärtlich!

  3. …vor allem, dass die ersten Valentinstags-Liebesbriefe mit Tinte und Füller geschrieben werden!
    Ich darf annehmen, dass diesem werdenden Mann balmöglichst einige werdende Frauen auf’s Innigste zugetan sein werden, nicht nur seine erkennbare Attraktivität (das Erbe der Mutter, isswohlklar), sondern auch den klassischen Stil schätzend, mit er die Szene betritt und zu gegebener Zeit – Narziss und Goldmund – wieder verlassen und weiterziehen wird; Licht am Horizont, fürwahr

  4. REPLY:
    ich war auch ehrlich beeindruckt. klassischer stil hilft ja bei unsicherheit, das hat er instinktiv richtig gemacht … und was man so hört im freundeskreis, sind die jungen damen recht anspruchsvoll. vom gymnasium des großen wurde berichtete, dass ab 10. klasse „alle mädchen“ mit rosen in der hand nach hause gegangen sind, das klingt jedenfalls vielversprechend.

    du schreibst werdender mann, das stimmt wohl. er wird 11, die nächste phase steht vor der tür, die wanderschaft fängt an. ich seh sie noch mehr als kinder, die ein paar schritte in zu großen schuhen herumlaufen.

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