die gesellschaft auf einem anderen planeten, die alles mit fein differenzierter musik ausdrückt, das abstraktionsniveau über die jahrtausende verfeinert, eine kultur, die so viele opern hat wie unsere filme, die ohren zentraler als der blick, das leben eine große sinfonie, schönheit ist ein klang. getwittert wird wirklich, in 12 noten oder 3 takten, die helden habe alle das absolute gehör. diskriminiert werden die unmusikalischen, aktivisten treten dafür ein, dass jede stimme schön ist, nicht nur die voluminösen, umfangreichen volltöner, auch die krächzigen, leisen, unsicheren. das hören von geschichten ist dort weit verbreitet, es gibt hörbücher und lesungen, ein paar aus guter familie können selber lesen, die begabten davon auch schreiben, aber das zählt als eine knopflochblumenwissenschaft. texte zu schreiben lernt nur, wer einen besonderen drang dazu verspürt, literaturgeschichte ist was für spezialisten, grammatik nur für nerds.
gut, die kindererziehung läuft als fuge oder kanon, soweit trägt das bild noch, aber seriously finde ich es traurig, dass in unserer sprachwelt die musikalische erziehung nicht einfach so im schulunterricht mitvermittelt wird. im gymnasium der kinder gibt es 12jährige, die keine noten lesen können, die kids sollen in ihren „keyboardzeiten“ immerhin kurze stücke komponieren, können die dann in der mehrzahl aber nicht aufschreiben, das stört auch keinen weiter. aufnehmen, gut, aber wenn der strom mal ausfällt? bleibt doch nüscht vom menschen, abgesehen von müll und kultur.
ich hab ein bissken klavier gespielt als mädchen und viel gesungen in diversen chören, konnte demnach noten lesen, allerdings weder vom blatt spielen noch sofort fehlerfrei singen, aber ich habe recht genaue vorstellungen von tonverläufen, sagen wirs mal so. sonst nix, keinerlei kenntnisse über tonarten, ihre unterschiede und gemeinsamkeiten, zwischen dur- und mollakkorden konnte ich nicht unterscheiden, vom quintenzirkel hatte ich nichts, nichts und nochmal nichts gehört. meine teilhabe an der musik bis aufs singen eher passiv, aaaber: bei all den angeboten im netz zählt da jetzt keine ausrede mehr, es gibt apps für jeden schritt.
nagut, ich übe das notenfinden meistens so:
viel vergnügen macht zb musicopoulos, weil da viele verschiedene aspekte geübt werden können, vom schlichten notenlesen auf klavier, gitarre, bass oder violine bis zu fragen über ionische, dorische und andere modi, erst kann man die erklärung lesen, leider weiß auf grau, dann gibts testreihen für alle möglichen lernschritte. liefert eine gute grundlage, glaube ich, auf englisch! ich hätte so gern ein paar deutsche sachen für die jungs.
musicopoulos bietet auch einen ear trainer an, das würde ich mir zur abwechslung auch mal für zb reimschemata wünschen. gibts schon, oder?
von octavian bin ich noch ein wenig überfordert, aber ich habs verstanden inzwischen: es zeigt alles zu allen tonarten. schon praktisch, wenn man dann mal soweit ist.
spass haben wir auch mit read rhythm, grad weil man als anfängerin viel mehr im ton drinhängt und der rhythmus schnell mal aus dem blick gerät. die app ist sehr einfach aufgebaut und zeigt erschreckend fein, wann ich im takt bin und wann nicht mehr, und wie wenig genau mein „ungefähr richtig“- gefühl in wahrheit trifft.
sehr schlicht und für diese angenehmen leeräume im kopf kurz vorm einschlafen: note-a-lator, mit übungen zum erkennen von akkorden und tonarten, nebenbei wird das gehör geschult. auch viel basales wissen, ein kenner der materie langweilt sich dort bestimmt schnell, aber ich habe den unterschied zwischen verschiedenen akkordarten (zb dur/moll/vermindert/erweitert) tatsächlich dort hören und nicht nur verstehen gelernt.
(ich kann mir immer noch nicht merken, wo auf dem griffbrett die noten liegen, ich kanns mir mit den fingern erschließen [e-f-g-a- usw.], aber es sitzt noch nicht, wobei, für die e und a – seite schon, merk ich grad beim drübernachdenken, na immerhin, es geht voran. das klavier, mit 9 oder so gelernt, sitzt da bombensicher, ist aber auch viel viel einfacher. nichts geht übers frühe anfangen, im ernst, schulen.)
große freude schöner g auch an der liebevollen app von der deutschen grammophon, die beethovens neunte auseinandernimmt und kommentiert und dabei vier einspielungen vorstellt, man kann hin-und herspringen und sie direkt vergleichen, sehr großartig, mit komplettmanuskript oder einzelstimmen. ich hätte sowas gern für die großen werke der anderen b’s, bach, brahms, bruckner – die neunte hört ja niemand einfach so. das WO würde ich grad noch mal kaufen, vielleicht von richter, herreweghe und gardiner? die sind halt nicht alle bei der DGG.
ich freu‘ mich über weitere empfehlungen zur vermittlung der grundlagen, für kinder und für mich.
Ich habe leider keine Empfehlungen, denn ich lernte Klavier bei einer uralten, Engländerin, mit einer very stiffy nose, die mich mit Fingerübungen traktierte, auf das die Take zu verschwimmen beginnen, aber was für ein Glück, es ist wenn die Noten, Musik werden, noch immer, noch heute und ihnen und den Kindern sei sehr viel Freude dabei gewünscht
vielen dank, ich werde es ausrichten. die engländerin mit der stiffy nose hab ich genau vor augen, wie schön, wenn die ihnen den spass nicht verdorben hat!
Gut, daß das die Sex Pistols nicht wußten!
(Aber irgendwie schon toll, was es alles gibt. Ich mußte das früher zu Beatles-Platten üben. Immerhin habe ich durchs Gitarrespielen begriffen, was dieser ominöse „Halbton“ ist, von dem in der Schule immer mythischerweise die Rede war. Der hatte ja so einen Behauptungscharakter – „und dann folgt ein Halbton“ – aber wenn man ihn dann Heureka! selbst entdeckt… Schon toll, so ein Halbton.)
vielen dank. ihr erster satz wird mich gut durch die weihnachtszeit bringen! mit den halbtönen haben wir ja noch glück, in indien gibt es vierteltöne, keine ahnung, ob es indische klaviere mit mehr tasten gibt. welten sind das, welten.
grade auf einer seite noch hinweise auf nette apps fürs gitarrespielen gefunden, der link sei noch hinzugefügt.