aplomb

ein bekannter erzählt von seinen schwierigkeiten, ein künstlerisches projekt auf die beine zu stellen, weil die leute, die er anspricht, sich nicht mehr melden, nicht schnell genug arbeiten, kein risiko eingehen wollen. weiß nicht, welcher aspekt davon sein projekt am ehesten verhindert, aber die unhöflichkeit bei desinteresse ärgert ihn am meisten.

kenn das von mir selber, grad ein anspruchsvolles projekt sozusagen weiterziehen lassen und nicht eingestiegen, weil mein erfolg zweifelhaft und der megastress wahrscheinlicher waren, diese projekte, für deren durchführung man erst ein paar grundlegende persönlichkeitszüge ändern müsste, die man aber eh schon immer mal angehen wollte, warum also nicht mit bezahlung und richtig druck? wie das ein oder zwei ticks zu kleine perfekte kleid. schon bei so leichten entscheidungen den zweifel, ob ein größeres oder mit bisschen wahn angeheiztes selbstvertrauen da nicht mehr genützt hätte, anstatt der langen erfahrung mit dingen, die eher nicht so gut klappen. einsicht oder resignation?

(aplomb jetzt mal so als vergessene tugend. im ballett meint es auch die fähigkeit, in einer bewegung innehalten zu können, ohne schwanken, mit eleganz. wie gern könnte ich das, innehalten, schon weil man dann die bewegung davor zulassen kann, wie ja überhaupt die selbstkontrolle viel mehr sinn macht, wenn man damit bewegung gestaltet und nicht nur stillstand moderiert.)

andrerseits die erkenntnis, wie sehr vielgründig ein gelingen oder misslingen ist, wie beim yoga, wo manchmal sogar die krähe gelingt, also ein oder 2 sekunden lang, wieviele der so unterschiedlichen zyklen in körper, seele und geist da gleichzeitig im lot sein müssen – also bei nicht-daueryogis wie mir, wahrscheinlich ersetzt regelmässige praxis einen haufen dieser notwendigen sychronizitäten. aber nicht vollkommen. ich denke da viel drüber nach, weil mein diabetes mich dazu zwingt, diese zyklen so viel als möglich wahrzunehmen, aber warum zbsp. der gleichgewichtssinn mal gut und mal nicht vorhanden ist – der mensch ist ein wunderwerk an komplexität. vielleicht ist ein ständig umkippender baum ein zeichen dafür, dass grundloses auf einem bein stehen dem kleinhirn gerade nicht notwendig erscheint, es ist ja offensichtlich, dass bewusstsein und restmensch nicht immer dieselben dinge gut finden –  trotzdem klappt es in der nächsten stunde hervorragend, auch wenn man nicht heimlich mit dem kleinen finger an der wand lehnt.

5 Gedanken zu „aplomb“

  1. Meine Bäume sind auch alles Espen, mein Kleinhirn scheint da grundsätzlich keine Notwendigkeit zu erkennen. Auch nach einem Jahr kann ich Hund und Schlange noch nicht leiden, geschweige denn mit Eleganz ausführen. Krähe? Vielleicht in tausend Jahren einmal.

    Und ja, es gibt Projekte, die überlässt man besser anderen.

  2. interessant, das mit den tausend jahren dachte mein gesamter yogakurs auch, unter gelächter, als die lehrerin die erste krähe zeigte. nach ein paar mal habe ich (und andere) es einfach getan, also ernsthaft versucht, einfach los, soweit es geht, als könnten wir das schon, und ich habe die füße diese beiden glorreichen sekunden gelüftet – schon ist das gefühl dafür so grundsätzlich anders, dass es denn sicherlich sehr lächerlichen anblick wert war. wir sind aber auch ne gruppe von frauen, die sich ca 12 jahre kennen, das hilft.

  3. Ich denke immer wieder über den Post nach und habe schon ein paar Mal zu einem Kommentar angesetzt.
    Ich habe mich letztes Jahr bei einem Projekt auch nicht mehr gemeldet. Nach drei Treffen in Jahresabstand, wo ich dem Initiator immer wieder den Markt, auf den er wollte, zu erklären versuchte und er mich Full Time als Mädchen für Alles einspannen wollte. Für lau bzw. ein Taschengeld natürlich.
    Solche Initiatoren sind oft wie große Babies, die einfach loskrabbeln und eine Menge Leute um sie herum räumen die Gefahren und Stolpersteine aus dem Weg. Diese Partnerschaft braucht es: Die Leute mit blindem Gottvertrauen und die mit dem teilnehmenden Verantwortungsbewußtsein. Im besten Fall wird es eine win-win-Geschichte. Die mit der Anteilnahme profitieren vom Gottvertrauen und das Baby kommt gut an.
    Je öfter man so etwas macht, desto genauer kann man sich die win-win-Quote ausrechnen, meist liegt sie unter 10%. In 90% ist es ein asymmetrischer Energiefluß.
    Von denen, die sich nach bekommenem Support die Lorbeeren allein auf den Kopf setzen, wollen wir mal gar nicht reden. Die Produktion des letzten deutschen oscargekrönten Erfolgsfilmes war ein Exempel dafür. Und von denen, die nur so ambitioniert-naiv tun und in Wahrheit eine knallharte Kalkulation unter Benutzung kostenloser oder womöglich noch Geld mitbringender Helferlein im Kopf haben, schweigen wir mal auch.
    Klar, als Unterstützer kann man noch etwas beobachten und anschieben, um zu schauen, wie erfolgreich das Projekt werden könnte. Das hat dann was von „die Ratten verlassen das sinkende Schiff“, wenn die Sache doch nicht so gut anläuft.
    Es ist nun mal so, wir sind nicht mehr 20 und haben jede Menge Erfahrungen. Wir wissen, was funktionieren könnte und was nicht. Wir haben zwar weniger Energie, dafür mehr Wissen, wie wir ein Ziel erreichen. Das macht uns als Ressource wertvoll, aber auch sperrig. Und uns kann man nicht mehr mit „da lernst du ganz tolle Dinge tun und Leute kennen“ ködern.
    Insofern – alles hat seine Zeit. Ich mache heute immer noch Umsonst-Karmapunkt-Projekte. Aber da habe ich den Hut auf, ich mache das, was ich am besten kann und Sauger umschiffe ich weiträumig.

    1. deine einschätzung mit den unter 10% finde ich jetzt tröstlich, im ernst. schöne zusammenfassung der möglichen konstellationen.

      in meinem fall war der anbieter klar und strukturiert, aber für mich wäre es komplettes neuland gewesen, der lohn etwas zu gering für den zeitaufwand, aber dann wieder marktgerecht und in ordnung von der sache her- es lag also hier nicht am projekt, sowas kann ich einschätzen inzwischen, nur für mich in meiner momentanen verfassung (bisschen de-spirited) ein zu hoher berg, sagt meine erfahrung 😉

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