die verbindung zwischen einem buch und dem leseerlebnis ist unmittelbarer als bei einem e-book. die ersten augenblicke, der weg vom digitalen in die vorstellung ist eine zusatzstrecke, die energie kostet, konzentration einfordert, mehr phantasie benötigt. beim lesen will mein kopf das gerät ausblenden, das leuchten der oberfläche, und versucht, die wandelbarkeit der buchstaben zu vergessen. weiß nicht, ob die unmittelbarkeit bei papierbüchern frühe prägung und lange gewohnheit ist. auch bei hörbüchern rematerialisiere ich das gehörte immer erst, gebe ihm tiefe und raum zurück, dass es wieder welt wird, das dauert von den ersten worten an ein paar sekunden. diese medien bleiben bewußt, bis der inhalt durchs eindämmungsfeld durch ist, vor allem vorgelesenes ist frei verfügbar im raum, wie ein gespräch am nachbartisch oder ein radio in der küche, außerdem ist es ja schon mal gesprochen und erlebt, und muss mich erst erobern, als ob mein leserherz sagt: du text, du hast doch schon ein zuhause, warum soll ich dich haben wollen? und wenn dann so eine schöne sinnliche stimme liest, bin ich schon wieder abgelenkt durch einen nebenstrang.
Beim Hören von Büchern schlafe ich grundsätzlich ein, vielleicht liegt’s an der Tageszeit – nachmittags auf dem Sofa, das ist gleich wie Mittagsschlaf. Manche fahren Auto dabei, das scheint mir auch nicht das richtige Setting. Dass wiederum ein e-book nicht ‚gestaltet‘ ist, finde ich irritierend. An Typografie nicht nur vage interessiert, sondern leidenschaftlich damit arbeitend, kaufe ich oft Bücher, deren Schriftbild ‚schön’ ist und fundierte gestalterische Kenntnisse zeigt. Gerade lese ich „Die Heilkraft der Natur“ von Richard Mabey. Dass es mit hellgrünem Leineneinband versehen und in dunkelvioletter Schrift gesetzt ist, macht mir zusätzlich Freude. Ich habe sogar die äußerst sympatische Verlegerin kennenlernen dürfen und mit ihr gefachsimpelt. Deshalb ist dies für den Moment mein Lieblingsbuch, und gerade gestern erkannte ich, es dürfe auf der einsamen Insel auf keinen Fall fehlen.
einschlafen passiert als nächstes, besonders bei schönen stimmen.
und ja, unbedingt, die gestaltung fehlt sehr, lässt sich ja auch nur schwer umsetzen, ich habe ja die freie wahl über schriftart, satz etc. bei ebooks, ohne jedes fachwissen jenseits meiner unbegründeten vorlieben, und niemand will pdfs lesen. das ist ein großes manko.
„die heilkraft der natur“ scheint mir auch inhaltlich eine gute idee für eine einsame insel, und was schönes will man ja immer bei sich haben.