kw 30

ab woche drei ist es erholung, bin wieder fitter, mehr kraft und mehr optimismus, was das leben aller oder mein eigenes angeht. am wochenende wieder einmal erstaunt über die geschwindigkeit der repubblica, die bidens ausstieg und harris‘ nominierung sehr genau vorausgesagt hat. habe seit langem mal wieder ein ereignis sofort an die familie weitergegeben, war wirklich kurz aufgeregt und optimistisch. die jungs sind weiter skeptisch, aber ich genieße den kurzen flow und will gleich wieder doch noch neue möbel kaufen, gestern hab ich zu meiner großen überraschung in einem dorfmuseum der gegend einen schirmständer entdeckt, der als allererster schirmständer überhaupt einen deutlichen will-haben-reflex auslöste, von antonia campi designt.

stein-objekte von antonia campi

sie hat auch sehr elegante ausgehöhlte steine hergestellt, ich habe ähnliche steine von jedem trip ans meer mitgebracht, es sind auf ihre art perfekte steine. ich habe dann gleich nach „dremel“ gegoogelt und wollte sowas selber machen, aber es ist wohl nicht gut für die handgelenke. jetzt mit neuem ziel über die hiesigen flohmärkte und trödelshops ziehen.

heute über den markt, wollte ein paar neue gürtel kaufen, dann ein kleid gefunden, wie es hier viele ältere damen tragen, weit und leicht und bunt, bisschen putzfrau, bisschen althippie. ich frage den verkäufer nach dem material, „seide!“ sagt er, ich äußere zweifel, er: „indische seide“, „nicht bügeln“, sagt er noch, wahrscheinlich würde ich es nie wieder vom bügeleisen abkriegen. außerdem zitronentortelli, brot, zeitung. keine gürtel.

dies jahr ist deutlich zu warm, den ärger über die verregneten berliner sommer kann ich noch abrufen, aber eher in der theorie. die kette von tagen über 30° hat eine eigene solide unbezwingbarkeit, kein ausweg möglich. die sommer meiner kindheit erinnere ich nur wegen dem licht, das endlose zuverlässige licht der hochsommer, an die temperaturen habe ich keine erinnerung.

kw sommer

heute am see war richtig wochenende, in der großen villa neben dem strand wummerte irgendein ballermann-kram, die gäste fuhren mit vielen motorisierten spielzeugen im strandnahen schwimmbereich herum, darunter ein riva-boot, ein jetski, eine handvoll fliegender surfbretter, ein oder zwei andere motorbooten, alles immer mit vollgas durcheinander. die leute sind recht wohlhabend und zeigen das, ob man will oder nicht. mein schwimmweg zur boje geht eigentlich an diesem grundstück vorbei, aber es war wie auf dem jahrmarkt mit autoscootern.

gestern im kiosk einen l’espresso gekauft, titelbild ist der blutende trump mit erhobener faust, ein klares jahrhundertbild. im netz auch die anderen fotos gesehen, mit t. hinter den armen seiner leibwächter, kopf gesenkt, und das bild mit der flugbahn der kugel natürlich, von dem erzählen sogar die jungs am telefon. pete souza schreibt auf instagram über die fotos. ich habe das attentat erst einen tag später mitbekommen, sollte unbedingt wieder newsfeeds verfolgen, bei nachrichten habe ich die pings abgestellt, da kommt ja sonst dauernd irgendein kram. der espresso titelt mit „unaufhaltbarer t.“, das ist wirklich mehr propaganda als journalismus, werde keinen mehr kaufen, werde zu einer dieser nervigen abonnent*innen, die immer mit kündigung drohen, als ob das irgendwas ändern würde.

weiterhin in gedanken über letzte wege, fühle mich grade älter als ich bin, kann es aber schon wieder albern finden gegenüber den ganzen wirklich alten leuten im umfeld. ebenfalls weiterhin gespräche über die letzten lebensjahre, die familiären verknüpfungen, menschen müssen weiterleben, so lang es geht, weil ihre renten aus einer zeit stammen, als man von der rente noch gut leben konnte, oft sitzen weitere angehörige (ob pflegend oder nicht) mit im boot, die renten sind eine wichtige stütze für die eigene versorgung, so der hinweis einer ärztin im geriatrie-bereich. wenn die alten dann sterben, geraten die angehörigen in teils missliche lagen, und nein, das lässt sich nicht immer verhindern. fand ich bestürzend. in italien sind die renten wesentlich höher, abhängig von den jahren der beitragzahlung. 60% bei 40 jahren, 48% bei 30 jahren, 70% hab ich auch gesehen, aber nicht wiedergefunden. die mindestrente ist bei 615€, man muss aber generell vorher mindestens 20 jahre gearbeitet haben.

keine zeitungen geguckt, bei nachrichtenstille stellt sich am see recht schnell ein zustand der zeitlosigkeit ein, stehe dann vorm spiegel und sehe den nicht nachgefärbten ansatz und fühle mich kurz vor den kopf gestossen. lange in der sonne gesessen, vergessen, einzucremen, die haut hat die wärme sehr angenehm gespeichert, eine elementare freude. nachher mit einem kalten chinotto zero im handtuchgarten gesessen, während die sonne unterging.

sommer am see

2. tag see, die letzte woche ist schon weit weg. fahrt war anders als sonst, als gäbe es inzwischen zehnfach soviele autos auf den strassen, überall autos, alle 5 meter eins, auf über 1000km gab es weniger als eine handvoll momente mit einigen hundert metern leerer strasse, als müsste das nahe ende der verbrennermotoren noch mal so richtig gefeiert werden. war auch noch kein ferienanfang. ist das zur zeit immer so? ich fahre selten weite strecken. abschluss der reise mit drei stunden stau in der südschweiz kurz vor der ausfahrt, gut, dort war tatsächlich ferienbeginn, und es gibt den feierabendverkehr der leute, die in der schweiz arbeiten und in italien leben.

genieße die ruhe, habe meine mutter noch nicht angerufen, bisher nur eine gute freundin am see kontaktiert, bin noch im stressmodus. eine woche dauert es, bis man runter kommt, hier am see geht es bisschen schneller, weil der ort so mit freizeit verbunden ist, das ist wie konditionierte entspannung, wie ich sie mit meinen hunden trainiert habe. habe die yoga-matte dabei, die gitarre und neu gekauftes zeichenzeug, wirklich schöne farbstifte von faber, da war gleich ein kleines minibooklet in der packung für mein sommerhobby, sehr hilfreich, habe sogar schon damit angefangen.

falls ich mein alter erleben sollte, werde ich mit wonnen jeden scheiß mitmachen.

den alten rechner wieder in betrieb genommen, leider kann ich damit nicht mehr filme gucken, weder netflix noch prime läuft auf browsern unter mac os 10.11. sehr nervig und willkürlich, letztes jahr lief es noch. aber bloggen geht.

meine legophase ist je eigentlich schon wieder vorbei bzw. die schublade ist inzwischen voll, und ich will keine fertig gebauten sets in der wohnung stehen haben, nur unter dem glastisch steht eine kleine wunderhübsche defiant von bluebrixx, die sieht man aber nur, wenn man genau hinguckt. fürs einfach so bauen braucht es diese göttliche entspannte leere zeit, daran arbeite ich. jedenfalls: das besorge ich mir vielleicht doch noch, (nicht für 150€ natürlich, die spinnen ja komplett) habe sogar mal wieder den sommerfilm jaws geguckt, ja, auf dem handy, und will gleich eine rauchen, die siebziger waren wirklich für erwachsene. ich habe schon ein paar sets in dieser eigentlich-vorbei-phase gekauft, aber nur die besonders schönen, weil warum nicht, das leben ist kurz genug.

edit: paar tage später erscheint in der nyt ein schöner langtext zum buch, welches die grundlage für den film war. ob die auch lego sammeln? googeln ergab einen tag der haie. und es ist sommerloch.

edit 2: okay, okay, eins noch: lego hat einen wirklich hübschen clip dazu.

17. juni 2024

im gespräch mit freundinnen neulich den gedanken gehabt, dass wir im miteinander bilder von freunden und geliebten entwickeln, von der art der beziehung, die sie mit uns haben, gefühlsbilder, die schwer loszulassen sind, wir überlegen, ob es deswegen so selten übergänge von affäre zu beziehung, von freundschaft zu liebe gibt. uns fallen aber gegenbeispiele ein.

geträumt (erinnere mich sehr selten) von einem abstieg an einer senkrechten felswand, typ cirith ungol, über unregelmässige, schmale stufen, die nur ein paar cm aus der wand stehen. ein junge hat mich dahin gebracht, ich sage ihm, ich schaff das nicht. denke aber aus pflichtgefühl darüber nach, ob es nicht doch geht, welche stufe ich zuerst betreten könnte. zweiter traum: innenraum, ohne fenster, viele leute, eher party-athmo. ich bin mit einem mann zusammen, freue mich über seine gegenwart. eine frau kümmert sich um mich, als er kurz rausgeht, sie sammelt insekten auf, unter ihren füssen und von den wänden, es sind viele, sie werden größer im laufe des traumes. am ende hält sie mir fast ein dutzend der tiere entgegen, auf beiden händen, fragt, ob ich angst habe. habe ich nicht, ich berühre sie, sie wirken wie tiefsseefische, groß und bunt, ein großes rundes rotes insekt wie ein modell aus hölzern oder einzelnen stäben, exoskelett. ich berühre es, es hat keine angst und stupst meine finger an, wie ein pony.

ich denke, es geht um therapie, meine liegen jahrzehnte zurück, vielleicht ist jetzt irgendwas durchgearbeitet.

auf dem markt eine bekannte getroffen, die ähnliche kinder hat wie ich (1 und dann 2), nur 10 jahre jünger. geplaudert, das ritualisierte freundliche karten zeigen, eine mütterdisziplin, grade genug sagen, nicht zuviel, wer was grade wo macht, kurz vorm ende des gesprächs gibt es eine kleine pause, sie atmet ein und erzählt von einer schweren erkrankung in den letzten jahren, sie hat tränen in den augen dabei, ich bin kurz sprachlos, sage im schwimmen freundliches, dann kippt mir der kreislauf weg und wir gehen zusammen zu einer bank, wo wir in ruhe noch ein bisschen weiterreden können. hoffe so, dass es gut ausgeht, merke diese scharfe grenze, und wir alle wissen genau, wo wir stehen, diesseits, jenseits.

vorhin noch eine erinnerung an einen 17. juni vor mauerfall, aber sie ist wieder weg, verschwunden im großen ganzen.

meine söhne nicht.

die nachricht, dass wieder musterungen stattfinden sollen, hat mich kalt erwischt, anne roth hat dazu reinhard mey & friends verlinkt, und meine haltung zu dem thema ist mit dem song voll umschrieben, besonders mit den lauten stellen.

ich hab neulich erst gelesen, dass die wehrhaftpflicht tatsächlich erst 2011 abgeschafft wurde, nein, „ausgesetzt“ heißt es. ich erinnere meine freunde mit ihren aufwändigen bemühungen, in den ersatzdienst zu kommen, also jahrelang in krankenhäusern, altersheimen, in sozialen jobs für einen hungerlohn zu arbeiten, weil sie keine soldaten werden wollten, und damit ihre studien- oder lebenspläne für ein paar jahre auf off stellen mussten. das war normal. die wehrdienstverweigerung war damals kompliziert durchzusetzen, musste sehr gut begründet werden, es gab interviews mit fangfragen (was tun sie, wenn jemand ihre familie bedroht, würden sie dann zur waffe greifen, auch wenn sie eigentlich tiefgläubig und pazifist sind), die freunde mussten sich gut vorbereiten. es hat nicht immer geklappt, aber es ist ein grundrecht, den wehrdienst zu verweigern, laut wikipedia allerdings nur solang, wie es noch genug soldat*innen gibt, die kämpfen wollen. wenn es da mal hapert, ist das grundrecht im nu wieder weg. und die musterung ist pflicht, die männer müssen sich sogar selber melden dafür, das hat der staat gut hinbekommen, er nimmt seinen männern jede wahlfreiheit und verpflichtet sie dazu, ihre daten zur verfügung zu stellen. kein entkommen im ernstfall.

es gibt ca 249.000 soldat*innen in d, davon sind ca 10.000 freiwillig wehrdienstleistende, (so sagt die bundeswehr) das sollte doch genügen, aber nein, sie wittern ihre chance, die ganzen alten weißen männer mit aktien von rheinmetall, die kriege müssen doch zu etwas gut sein, und die ganzen ollen kasernen können auch mal renoviert werden mit frischen steuergeldern.

selbstverständlich kann jeder und jede soldat*in werden, wenn sie sich dazu berufen fühlen und das töten für hinnehmbar halten, es gibt bestimmt auch leute, die deswegen extra mitmachen, wegen waffen, disziplin, dem blutrausch, der grenzüberschreitung im schützenden korsett der militärischen disziplin, der gewalt, wobei nein, die bundeswehr ist doch ein zivilisierter haufen, da kann man karriere machen, bleargs, und so weiter, wir brauchen doch ein bedrohungspotential in der welt, die russen, der klimawandel, die weltlage, nur zur verteidigung, einer muss es doch machen, und so weiter. well, politiker*innen, geht da doch gefälligst selber hin, zum kämpfen, macht das alleine, ich will so jemanden nicht einmal an meinem tisch haben. den gedanken, dass jemand meine kinder zu mördern machen will, zum gehorsam verpflichteten sklaven, die das schlimmstmögliche tun sollen, töten, leben beenden, naja, den finde ich nicht prickelnd. darauf läuft die bundeswehr hinaus, das lässt sich nicht beschönigen, nur verdrängen. falls es soweit kommt, und das wird es anscheinend: es gibt andere schöne länder auf der welt, also im ernst. (sry for pathos, musste raus. ist mir jetzt schon peinlich.)

jetzt juni

ich warte die ganze zeit auf die sommergefühle und merke allmählich, ich muss die selber machen, die kommen nicht von außen. wetter bleibt kühl, hilft nicht weiter, auch meine freundinnen sind alle unterwegs, niemand da für spontane aperitifs.

wie die leute in der seniorenresidenz meiner mutter immer zu mir sagen „sie sind ja berufstätig„.

prenzlauer allee/alexanderplatz, auf den letzten metern vor der ampel stehen 15 fahrräder und 15 autos, aber die autos haben dafür ca 8m strasse und die räder nur anderthalb meter radweg. es gibt ja auch in berlin schon andere strassen, grade im netz die wunderbare entwicklung von paris bewundert, hier sind weitere fahrradstädte. in berlin ist das leider nicht mehr so, es geht mal vor, mal zurück. die neue verkehrsenatorin will aber wohl wieder mehr dafür investieren, aber ich glaube das erst, wenn die farbe auf den strassen trocken ist. das nervt ab frühling, wenn alle wieder aufs rad steigen.

heute und morgen genieße ich die vorteile des öffentlichen dienstes, ich streike nämlich, fahre gleich zu einer demo und merke, dass ich diese pause dringend gebraucht habe. die entlastung, für die wir streiken, ist sehr sehr notwendig, es ist auch ein streik für die kinder, die gesehen werden sollen, wahrgenommen, in stabilen, verlässlichen beziehungen mit den erzieher*innen, sie sollen platz haben für ihre eigenheiten, ihre vorlieben, ihre grenzen, weil die erzieher*innen die kids kennen, wenn es immer dieselben sind und nicht dauernd andere, weil wegen personalausfällen jemand aus einer anderen gruppe aushelfen muss. vertrauen braucht zeit, nähe ist ein geschenk, nichts davon gibt es mit ständig wechselndem personal, und in den großen gruppen gehen die kleinen mäuse verloren, sind sich selbst überlassen, werden wahrgenommen, wenn sie weinen. die förderung und begleitung, das tolle berliner bildungsprogramm ist unter diesen bedingungen kaum umsetzbar, die kids werden halt betreut, weil das personal viel zu knapp ist, und das lässt sich natürlich nicht so schnell ändern, auch die stadt berlin kann das nicht ändern auf die schnelle, also rechnet sie sich die not einfach weg, so zählen im personalschlüssel die auszubildenden als vollausgebildete vollzeitkräfte mit, von tag eins ihrer ausbildung an, auch die langzeitkranken werden mitgezählt, immerhin mit schlechtem gewissen. jedenfalls genug gründe zum streiken. ein schlüssel von 1:3 bei den unter 3 jährigen, (es war mal 1:3,75 für die unter 2 jährigen, auch nicht realisierbar) wie seit 2019 eigentlich vorgesehen, das wäre schön, vielleicht habe ich die letzte anpassung aber auch übersehen. wir sind praktisch oft bei 1:8 oder mehr, je nachdem, ob alle kinder da sind oder nicht. auf der streikveranstaltung heute sprach eine kitaleiterin von einem tag mit 1:30, weil die andere fachkraft ausgefallen war. vorteil: die kleinkinder lernen sehr früh, alleine klarzukommen, unsere können zb schon treppen herunterrutschen, bevor sie laufen können, weil wir sonst nicht alle in den garten bekommen. mit kleineren gruppen wäre im job pädagisches arbeiten möglich, so freuen wir uns einfach, wenn kein kind größere blessuren davonträgt.

heute ist ein sensationeller dritter streiktag, bisher gab es keine verhandlungen zu den themen, gestern haben wir das rote rathaus eingekreist, das war nett, wie immer genieße ich das solidarietätsgefühl, dass streik und gemeinsame demos hervorrufen, habe ja lange allein gearbeitet. heute gibt es als eine art erstes angebot eine halbe stunde der senatorin für ein paar repräsentanten aus kitas und gewerkschaften, so wurde es grad auf der streikveranstaltung angekündigt. eine kollegin sprach dort von „wochenlangen streiks“ in der vergangenheit, die wohl auch wenig bewirkt haben, ich habe also wenig hoffnung, dass sich die arbeitssituation grundlegend ändert. ich werde die stunden reduzieren müssen, um den job als person mit genügend energie für ein privatleben zu überstehen.

heute mir einen restwocheneinkauf im biosupermarkt gegönnt, vorgenommen, alles mitzunehmen, was mich irgendwie anlacht, am ende war es ein gefühlter zentner, hatte schlagseite beim heimradeln, weil in bioläden alles in glas verpackt wird. einkauf ein drittel teurer als im rewe, gut, ich hatte zweimal sanddornsaft dabei.

plane grade die sommerferien, wie immer am lago, aber ich würde diesmal gern auf der hinfahrt kurz unterbrechen, um mit den zwillis ein wochenende lang einen ausflug zu machen, oder mit allen eine gemeinsame woche, es ist aber klausuren- und lernphase an ihren unis, ich hoffe, es klappt trotzdem.

on the road

herrliches maiwetter, warm und grün, ich sollte dringend mehr ausgehen. mit den aperitiven klappt es noch nicht so gut, das liegt aber an mir, bin abends zu kaputt. ich denke, ich sollte das auch in schwierigen zeiten machen, freund*innen treffen, an einer strasse sitzend ins leere starren, am aperol nippen, gelegentlich etwas sagen.

vielleicht schaffe ich das die tage noch mit meiner schwester, die seit ein paar tagen in berlin ist, um sich um meine mutter zu kümmern, der geht es weiterhin schlecht. sie braucht jetzt noch eine herz-op, so etwas wird heutzutage auch mit fast 90 noch gemacht. meine mutter will es. die ärzte reden mit uns, wenn meine mutter nichts sagt, aber sobald sie sich beteiligt am gespräch, ist sie der alleinige ansprechpartner, das ist ein sehr gutes gefühl in dem krankenhaus, in dem sie jetzt ist. oder ist das so üblich? vielleicht haben sie erfahrungen mit angehörigen, die den patient*innen ihre meinung aufzudrängen versuchen, mehr oder weniger tun wollen, als möglich ist und als die patient*innen selber sich wünschen. der eingriff soll diese woche erfolgen, ich hoffe nicht, dass sie nur wegen der feiertage so lange warten muss. wir versuchen jetzt, sie ins herzzentrum verlegen zu lassen, in der hoffnung, dass es dort mehr erfahrung mit hochaltrigen menschen gibt, und eventuell mehr verfügbare chirurg*innen. dabei sind die feiertage jedenfalls nicht hilfreich. um einen op-termin im herzzentrum muss ich mich selber kümmern, ihr jetziges krankenhaus gehört nicht zur charité. werde heut nachmittag mal hinfahren, pfingstmontag, da wird niemand sein, aber vielleicht habe ich ja glück.

bin wirklich urlaubsreif, das merke ich, habe das richtige arbeitszeitmodell für mich noch nicht gefunden. grad geht gar nichts, auch kein bloggen, die gesamte wahrnehmung rotiert um meine mutter, wobei wir natürlich theoretisch damit gerechnet haben, dass mal etwas passieren wird, aber der unterschied theorie/praxis ist wie immer erheblich.

nach den sommerferien werde ich wieder 35h arbeiten, wobei ich eigentlich in den letzten 8 jahren bis zur rente lieber vollzeit machen sollte, dafür müsste ich aber den job wechseln. oder ich verliebe mich mal wieder, das nimmt dem leben auch gewicht, auch wenn mir das grade zu viel körperliche präsenz erfordert, ich will mich gar nicht kümmern um aussehen, frisuren, kleidung, den ganzen kram, mental bleiben die neins eh immer am unveränderlichen kleben, dafür bin ich grad zu sehr versunken.

neulich mit einer freundin über erste dates gesprochen, sie hat sich gewünscht, dass die männer das eher wie ein bewerbungsgespräch wahrnehmen, da schimpft man ja auch nicht dauernd auf den letzten arbeitgeber und breitet die niederlagen der letzten jahre aus. solche hatte ich auch ein paar mal, da sitzt man dann ratlos und zunehmend mit den ohren auf durchzug daneben, sie datet aber mit größerer altersdifferenz als ich, vielleicht liegt es daran. bah, leidiges thema.

mal wieder einen erkennen, das wär schön.

zwischendrin schaue ich mich hier mal kurz um und bin gleich wieder mehr die, die ich sein will.

8. mai 2024

zum glück nix an der ostsee gebucht, denn gestern nachmittag ist meine mutter gestürzt, weil der rollator bergab schneller war als sie, und hat sich den oberarm glatt gebrochen. sie wurde ins krankenhaus gebracht, der arm in einer schlinge, schmerzmittel gab es auch, dann sass bzw. lag sie da stunde um stunde, weil eine weiterbehandlung nicht schnell organisierbar war. der bruch sollte mit einem langen nagel fixiert werden, der von oben durch den knochen geschoben wird, ein humerus-nagel, klingt gruesome, ist aber wohl normaler umgang mit solchen brüchen, selbst bei hochaltrigen patientinnen. im ersten krankenhaus haben sie dann gemerkt, dass der nagel nicht vorrätig ist und offensichtlich auch nicht geholt werden konnte, also wurde sie spätabens noch in ein anderes krankenhaus transportiert, mit der feuerwehr, weil es keinen krankenwagen gab, der feuerwahrmann bat mich vorm losfahren noch, die wertsachen meiner mutter an mich zu nehmen, das sei besser. hab ich gemacht. dorthin konnte ich ihr ein paar sachen von zuhause bringen, sass dann noch weitere 2 stunden mit ihr in einem zum glück stillen raum in der rettungstelle, weil es keinen gab, der sie hätte hoch aufs zimmer bringen können, in nasser bettwäsche. keine schwester, kein/e pfleger/in weit und breit. die ärztin, die im empfang der rettungstelle sass, hat sich dann erbarmt und eine frische decke bezogen und meine mutter kurzerhand selber hoch auf station gebracht, nach mitternacht war sie endlich oben und konnte etwas ausruhen, mit novalgin, glaube ich, ich hab gehofft, dass nachts nicht passiert, mit so wenig personal, hätte fast nachts um oo uhr noch versucht, in der charité eine op zu organisieren, habs aber dann noch gemerkt. alles nicht vertrauenserweckend, aber nuja.

am nächsten tag um 13 uhr wurde sie dann operiert, für den chirurgen war es der 4. humerus-nagel an dem tag, und meine mutter ist daran mit schuld, als sie nämlich, schon mit haube, zugängen und allem, auf der liege in den op gefahren wurde, kam ein junger mann auf sie zu, sagte, er hieße soundso, sei ein junger arzt und würde jetzt den eingriff machen. meine mutter hat daraufhin „nein“ gesagt. es sollte der dr. s. machen, der ihr alles erklärt hatte und einer der oberärzte der krankenhauses ist. der der junge mann wiederholte, er würde das heute machen, er sei der aip-ler, oder sowas ähnliches, meine mutter sagte daraufhin nocheinmal „nein“, und wenn der herr dr. s. nicht käme, würde sie sich nicht operieren lassen. dann kam halt der dr. s. und hat übernommen. ich finde das fabelhaft und den weg der klinik, gestressten, ängstlichen und leidenden menschen sowas kurz vor einem eingriff zuzumuten, nicht okay, sagen wirs mal so. andrerseits ist das eine unfallstation, da kommt immer was rein, vielleicht beurteile ich das auch falsch, und es war schon besonders nett, dass der junge mensch sich überhaupt vorgestellt hat und ihr so diese wahl ermöglicht hat? und sie hat, das zählt bestimmt auch, so wie die welt nunmal ist, eine zusatzversicherung für krankenhäuser, mit einzelzimmer und chefarzt. es sind bestimmt beide ärzte super, aber bei einer sehr alten dame mit vorerkrankungen war mir jemand lieber, der das schon oft gemacht hat, selbst wenn es oft an einem tag sein sollte. die hatten jedenfalls genug nägel an bord. sie war dann fast dreieinhalb stunden weg, dann wurde sie wieder ins zimmer gebracht, wach und mit dickem pflaster auf der schulter, der arm wieder in einer schlinge, aber kein gips oder so etwas, es war ein minimalinvasiver eingriff. sie hat gesprochen und war präsent, ab dann setzte bei mir entspannung und müdigkeit ein, ich holte ihr noch kopfhörer und schmierte ihr die stullen beim abendessen, dann bin ich nach hause. 24€ parkgebühren haben mich die acht stunden im krankenhaus gekostet, das fand ich ziemlich dreist, immerhin hab ich sämtliche verfügbaren fünfer in den blöden parkautomaten gesteckt, möge er verstopfen und den dienst aufgeben.

abends total k.o., genehmige mir einen lagavulin und hoffe, dass es gut war, sie nicht umdirigiert zu haben, hoffe, der chrirurg hat gut gearbeitet.

gemerkt, dass so ein unfall bei einem hochaltrigen menschen erwartbar ist, wir sind da mental drauf vorbereitet, auch im umfeld höre ich das, stürze ohne gegenwehr und ohne möglichkeit oder kraft genug, sich noch abzufangen. gestern nicht schlafen können, weil mir dieser brutale nagel nicht aus dem kopf ging, habe schlimm gezweifelt, ob die entscheidung richtig war, oder ob ein einfacher gips nicht besser gewesen wäre. habe einem chirurg vertraut, der den schritt meiner mutter gegenüber als besser vermittelt hat, nicht als zwingend notwendig, nur besser, ohne den selber gesprochen zu haben, mir hat es eine andere ärztin kurz zusammengefasst. mehrfach gefragt worden, ob die mutter noch zurechnungsfähig ist, vielleicht ging es da auch um haftbarkeit etc.?

fand es doof, mit fremden ärztinnen in solchen situationen zu sein, die therapie wird dann als alternativlos vermittelt, obwohl das vielleicht nicht so ist, wobei, es wird ja oft genagelt, ich hätte halt nicht googeln sollen. orthopäden haben da ja einen gewissen ruf. naja, es ist (bisher, toitoitoi) gut gegangen. die schwester auf station hat gesagt, sie seien zu zweit, mit allen patienten, da bin ich dann lieber auch heute den ganzen tag dageblieben, um auf sie aufzupassen.

mein tip an euch mit ähnlich alten verwandten: bereitet euch auf diese situationen vor, sie werden kommen, findet gesprächspartner, besprecht das vorher mit ihnen, ob ihr sie auch spontan anrufen dürft, die müssen ja keine entscheidungen treffen, nur zuhören und spiegel sein. ich hatte zum glück meine schwester. neulich mit frau kellerkind darüber geredet, dass frau als single immer alles alleine entscheiden, besorgen, bearbeiten muss. wir sind das gewöhnt, aber in solchen momenten ist es belastend und eher doof.

auf die miserabel besetzten rettungstellen und krankenhäuser könnt ihr euch natürlich nicht vorbereiten. da braucht es glück.

baustellenblues

heute zu ungewohnten zeiten herumgeradelt und in eine leichte unterzuckerung geraten, eine von den interessanten. die zeit dehnte sich, sie verging sehr langsam, die ampelphasen dauerten ewig, absolut überall waren baustellen, die radspur führt mitten auf die strasse, selbst in meinem gemütlichen tempo muss ich dauernd bremsen, überall baugruben, bauzäune, kein durchkommen. es gibt in berlin keine einzige strasse ohne baustelle, ich war mir sicher, habe in jede strasse hineingesehen, und es stimmt! ich fand das beim radeln sehr empörend, kein durchkommen nirgends, das ist jetzt genug mit berlin, beschloss ich, ich würde so schnell wie möglich woanders hinziehen, in den süden irgendwo, kann ja nicht sein, dass nachbarn und freunde von mir, die nie in ihrem leben in italien gewesen waren, kein wort italienisch können, da einfach hingezogen sind, mit sack und pack, pferden und hunden, und ich sitze hier immer noch im kalten, chaotischen und irgendwie total kaputten berlin. der rewe, wo ich zum einkaufen hinwollte, war nicht mehr zu finden hinter bauplanen, der nächste war ebenfalls hinter einem bauzaun, und hatte nur winzige kleine dreirad-körbe zum einkaufen. ich verstand das nicht, warum ist das so? was um alles in der welt bauen die denn da überall, da blickt doch keiner mehr durch, worum es geht, die baumafia in berlin muss gigantisch gut vernetzt sein. danach schob ich nach hause, weil mir das holperpflaster zu anstrengend war, mit den abgründen zwischen den kindskopfgroßen pflaster-klunkern, den löchern im belag. kaum zuhause, ist mir dann aufgefallen, wie kaputt das internet ist, google geht nicht mehr, überall nur noch eine anzeigenhölle, nur noch verkauf, es gibt keinen weg da raus, es sei denn, man bezahlt eine hohe monatliche ablassumme an irgendeinen anonymen großkonzern.

dann ging zum glück der blutzucker endlich wieder nach oben.

erinnert, dass ich zu den baustellen auf deutschen autobahnen schon mal geschrieben habe, und ja, in berlin wird auch nie gearbeitet auf den baustellen, zumindest nicht frühmorgens, mittag oder nachmittags, wenn ich daran vorbeifahren muss. nie. vielleicht sind es unterschiedliche auftraggeber? einer macht überall absperrungen, dann ist die baustelle als stelle sozusagen deklariert, die finanzierung gesichert, dann kommt nach monaten irgendwann mal eine baufirma und fängt an, den boden aufzureissen, dann ist das erledigt, dann ändert sich in der regel nie mehr irgendetwas, ein bisschen wie in unsreren lebensläufen, wo die löcher auch irgendwann nicht mehr füllbar sind.

(aufgew.)

geträumt von einem mann, den ich auf einer steilen bergaufstrecke gefunden habe, er sitzend in einer art rundem, flachem planschbecken aus schnee, auf rädern, langsam den berg hochfahrend, er war krank, hatte krebs gehabt, ich hab ihm den berg hochgeholfen, oben sind wir ins gespräch gekommen, er hat mir etwas sehr nahes gesagt, ich fand sein breites lächeln wunderbar. ins aufwachen hinein darüber nachgedacht, ob ich so ein risiko eingehen soll, mit einem mann, der eventuell bald sterben wird, gleichzeitig sicher, das da etwas sehr schönes ist zwischen uns. das merkwürdige gefährt hatte ich vielleicht von einem stück zusammengebundenem erdreich, auf dem frühlingsblumen wachsen, wie ein mini-hochbeet, das stand gestern vor einem blumenladen, aus dem eine freundin etwas mitnehmen wollte, es sah gleichzeitig leicht zerbröselbar („bloss nicht anfassen“ gedacht, als die freundin es hochheben wollte) und sehr naturnah und gewachsen aus.

kw frei

beim verfolgen der reise von mek + k nach spitzbergen ein mir unbekanntes stück land entdeckt, eine große insel, die zu europa gehört, nowaja semlja genannt. eine weile gefreut, neues land, wie aufregend, warum kenn ich das nicht, über google earth bilder geguckt, schöne, karge und kalte landschaft, keine stadt gefunden, nur ein paar einzelne häuser. dann nachgelesen, seitdem entsetzt; es ist ein testgebiet für atomwaffen. hunderte wurden da gezündet bis 1990. die menschheit verdient wirklich alles, was auf sie zukommt.

mit der hündin und mit frau wortschnittchen und ihrem max eine hunderunde gemacht, mit anschließendem kuchenessen mit frau modeste, wie früher eigentlich, wunderbar. heute werde ich frau ruhepuls sehen, nach jahren.

auf den spaziergängen mit der hündin treffe die menschen, die sich an mich mit emma erinnern, sie freuen sich und zeigen daumen hoch, fragen nach, dann erkläre ich meinen urlaubshund. ich bin mir ja nicht einmal sicher, ob ich diese bekanntschaften ohne ihre hunde wiedererkennen würde, mit ein zwei ausnahmen, wo die freundschaft einen weg ins restleben gefunden hat. vermisse das entspannte soziale mit- und nebeneinander auf hunderunden.

habe die woche frei, bis jetzt hab ich keins der dinge getan, die ich mir vorgenommen hatte, schreibtisch (den ich nicht mehr nutze seit dem neuen job) aufräumen, bücher fertig lesen, meine konzentration ist grade nicht nachweisbar. gitarre spielen. silber putzen. der herbst fängt einfach nicht an, es bleibt kurzärmelig warm, das gefühl ist befremdlich. wenn die grenzen der jahreszeiten so verschwimmen, sich auflösen, ganz woanders liegen, scheint nix mehr sicher, auf eine nicht nur negative weise, vielleicht ist viel mehr änderbar, als ich glaube, vielleicht sind sogar neuanfänge noch möglich, so ganz unauffällig mitten im geschehen, naaa, ich fang zu plaudern an.

25. september 23

nachmittags anderthalb stunden über einen friedhof spaziert, um ein grab zu finden. m. hat geburtstag, er wäre jetzt so alt wie ich. der einzige weg, wie sich der altersunterschied zwischen zwei menschen vergrößern kann. wie altert jemand, der tot ist? eine weile nachgedacht, was ich anziehen soll, weil er schöne schuhe liebte, mich dabei nicht albern gefühlt, mal schauen, wie sich das entwickelt über die nächsten jahre. noch jemanden mit blumenstrauss getroffen, ich rufe seine familie an, die andere frau findet schließlich das grab, es liegt direkt neben einer dicken, vielleicht anderthalb meter hohen hecke, die bei der beerdigung im letzten november noch nicht da war. auf dem grab ist eine fahrradklingel befestigt, sehr schöne idee. das radeln nach kreuzberg genossen, ein warmer, sonniger septembertag. durch die sucherei war es zu spät, um am grab zur ruhe zu kommen, aber in zukunft werde ich es wiederfinden können. alles intensiv wahrgenommen, das leben ist kostbar.

letztes juni-wochenende

gestern auf dem weg zu meiner mutter das erste jede zelle umfassende sommergefühl gehabt, 26°, sonne, paar wolken, perfektes licht, eine einzige umarmung. kisten gepackt, nach rückkehr abends kann ich den zwiespalt zwischen kannweg und ichbins nicht abschütteln und gehe mit so einem entsorgunsbedürfnis durch meine wohnung. bei der mutter muss ich die entwertung der dinge, die wegkönnen, selber vornehmen, vorwegnehmen, vorschlagen, sie will fast alles mitnehmen, deshalb abends ähnlich erschöpft wie sie. es ist alles kein vergnügen.

es hat vorteile, wie ein studierender mit ein paar koffern durchs leben zu reisen, oder nicht? die ansammlung von dingen entwickelt ja eine eigendynamik, kaum hat man eine bibliothek, da kommen schon bilder, objekte, schuhe dazu.

„I was 17 years old, and at that time a girls place was to be a wife and a mother. We were outside the box, we were mermaids, before it became a thing.“ lebe deinen traum. (merpeople, netflix-doku)

alte leute bleiben im amt, teilweise bis 100, wie der spiegel beobachtet hat (ich habe den artikel nicht gelesen, weil ich kein abo möchte, aber eine freundin hat ihn mir nacherzählt, ich hoffe, das ist erlaubt) ich weiß nicht, ob das eine frage der generation ist, oder eine der machtgenese, weil soviel energie für den weg ins amt notwendig war, dass in diesen leben kein platz mehr übrig war für eine persönlichkeit jenseits des amtes. das alter nicht als hemmschuh wahrnehmen, oder es überhaupt nicht wahrnehmen, das geht natürlich nur in posten mit viel macht und wenig mühsal. ich glaube nicht, dass das mittelfeld, der mittelbau, die vielen dienstleister mit vollzeitberufen so an ihren jobs kleben. dabei gäbe es für hochaltrige machtpersonen so viele möglichkeiten, sie könnten im ehrenamt sinnvolles tun, aber das ist halt kein cooler job, es müsste etwas sein, von dem sie gerne beim aperitiv erzählen, wenn sie ihre privilegiertheit irgendwie mitnehmen könnten, wäre es vielleicht einfacher, auch in der schönsten seniorenresidenz wären sie nur eine*r unter vielen.

grade ein abendessen aus erdbeeren, gruyere, hummus verspeist, will ein paar kilo abnehmen ohne aufwand, ich koche nur noch selten, weiß auch nicht, wie das passiert ist. meistens bin ich zu müde dazu, vielleicht hätte ich mehr energie, wenn ich nicht nur für mich? ich hoffe, in den ferien geht das wieder besser.

wollte einen geleerten bücherkarton von der strasse wieder ins auto stellen für die nächste ladung, aber jemand hat ihn mit gammligem müll gefüllt. dazu passanten, die mir raten, die bücher doch auf momox anzubieten. menschen ey.

das kleine ziehen und das große bling

geerbter schmuck, tragt ihr den? ich habe ein paar von den großmüttern über meine mutter an mich weitergegebene stücke, zierliche goldene armreifen, verspielt, vielleicht 20er-30er jahre. es sind die einzigen gegenstände, die ich von den großmüttern habe, sie haben sie getragen, sie berührt, sonst gibt es ein paar möbel, alte schwarzweißbilder, das ist alles. die geschichten von menschen verschwinden ja bis auf die eckdaten meistens schon mit den enkeln, sie bleiben nur eine generation wichtig und lebendig. ich darf entscheiden, ob ich diese dinge an die söhne weitergebe oder auf enkelinnen warte.

jedenfalls brauchen sie licht, statt in kästchen vergessen zu werden, man sieht ihnen ihr alter an und das besondere, das sie damals dargestellt haben, sie sind in allem nicht aus dieser zeit. ich weiß nicht, wie oft oder wann sie benutzt wurden, ich habe sie bei den konfis getragen, oder mal zu weihnachten, bei familiären anlässen also. zum 50. hab ich von meinen freunden ein schönes goldenes armband mit feinem blattwerk geschenkt bekommen, das trage ich häufig, in der oper, im theater, beim ausgehen, damit fällt die identifikation viel leichter als mit den erbstücken. beziehung geht klar vor bedeutung.

heutzutage ist schmuck eher klar, geometrisch, irgendwie solide wirkend, es sieht dann aber oft aus, als solle es möglichst einfach maschinell herstellbar sein. habe aber auch keine große ahnung. von meiner mutter habe ich ein paar ringe, mit steinen, verspielt und auffällig, das ist nicht so ganz mein stil, ringe als statement bekommen ja im gesamtbild schnell ein eigenleben, ich trage sie ein bisschen als verkleidung und habe sofort das bedürfnis, vorher zum friseur zu gehen, mich um diese objekte herum einzukleiden, ich nehme sie wahr, sie funktionieren, ein kennzeichen für eine familiäre oder bürgerliche tradition, zumindest eine zugehörigkeit. ich bekomme sie allerdings oft erst am nächsten tag wieder ab, meine mutter ist zierlicher als ich, die rolle sitzt dann sehr fest an mir dran. frauen haben es ja leichter, männer müssen manschettenknöpfe oder hermes-gürtel oder so etwas auffahren, das wirkt sofort ein bisschen gewollt. ein hoch auf den klassischen siegelring, oder ist das auch angeberisch? werde die paar glitzer-ringe mal tragen und schauen, ob ich mich damit wohl fühle. mein lieblingsring, den ich mir irgendwann mal kaufen werde, ist ein trinity love von cartier, die alte, schmale version.

(bei einem ausflug zu einem konzert trug eine freundin solchen schmuck, er fällt auf, aber eher so nebenbei, daher mal drüber nachgedacht.)

seit ein paar wochen ziehts mir im herz, oder im rückent, kann nicht einschätzen, wo genau. das erste mal wirklich und nicht nur im übertragenen sinne, kardiotermin gemacht, geht erst im august. bisschen nervös, aber sonst gehts mir gut, keine atemlosigkeit, nicht müder als sonst, es ist bestimmt nur das allgemeine älterwerden, oder muskelkram, und die tatsache, dass mir mit ende 50 schon freunde weggestorben sind am herzinfarkt, und die waren auch sonst gesund. eventuell bleibt das jetzt so, in den nächsten jahrzehnten, mit all den neuen vorsorgeterminen, oder gibt es beim älterwerden automatisch eine hypochonderphase, durch die man halt durchmuss? grmbl.

immerhin bin ich grade halbwegs gut trainiert, durchs fahrradfahren und die bewegung beim job, eine mittelweg-lösung, wo doch um mich herum die freund*innen entweder gar keinen sport mehr machen, ihre treppen nur noch mit pausen schaffen, oder andauernd, für beides scheinen der körper und seine wunderbar komplexen systeme (atlas-app habe ich und surfe oft auch ohne grund durch die ebenen) nicht geschaffen, edit: für beides scheint mein körper nicht geschaffen, nie von sich auf andere schließen, jeder körper ist eigen. wobei, etwas mehr herz-kreislauf würde nicht schaden. yoga vermisse ich etwas, eine bandscheibe will nicht mehr so richtig, das traue ich mich nicht mehr.

zur zeit surfe ich lieber behausungen am meer, am mittelmeer natürlich, als männer. es gibt da eine weitaus größere auswahl, ich könnte jederzeit hinziehen, meinen job gibt es da auch, und im mai ist da schon frühsommer. beim suchen gemerkt, es sind alles wochenpreise, und es wird meistens nur in den ferien vermietet, aber es gibt im hinterland etwas renovierungsbedürftige wohnungen für 70.000, da hat man dann etwas zu tun und im notfall ist die kirche gegenüber. eine bekannte von mir hat das gemacht, ich hab sie mal besucht, ein malerisches häuschen in einer sehr alten kleinen stadt, vielleicht eine stunde vom meer.

außerdem surfe ich spinone-welpen.