die jahreszeit, wo man alten küssen hinterhergoogelt, von einem sylvester vor vielen jahren, aber ich weiss nicht mal mehr den namen, was mich freut, weil es eine schöne erinnerung ist. kinderfreies wochenende, keine pläne, sehr schön.
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samstag starkregen (ohne brille sichtbar: schirm; mit brille: kapuze; nicht sicht-, nur fühlbar: ignore), zum glück knapp vorher laufen gewesen, also musste ich mit dem hund nur noch kurz raus. wintermantel.
ob man hunden das schütteln auf befehl beibringen kann? vielleicht sollte ich aber auch keine weissen teppiche auslegen.
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freitag kam ein freund und hat mir aus benn vorgelesen, der grade auf dem tisch lag, weil ich bei goncourt vom stundengott gelesen hatte und ein vages echo hochkam, kein gedicht, glaube ich, und das kapitel aus diesem romananfang ist es auch nicht, vielleicht ein mem der 60er jahre, bachmann? war es nicht eher etwas mit einem kleinen und freundlich bleibenden triumph, ein der ewigkeit entrissener, ins ordnungssystem und vergänglichkeit überführter gott, die kurze stunde, festgehalten.
yes, obviously im benn weitergelesen: Wer allein ist, ist auch im Geheimnis,/ immer steht er in der Bilder Flut,/ ihrer Zeugung, ihrer Keimnis,/selbst die Schatten tragen ihre Glut.
ein jammer, dass pathos so einen schlechten ruf hat.
den freund und mich hat das gedicht, ein anderes, ein bisschen traurig gemacht, wir haben dann einen lagavulin getrunken, eine stulle gegessen und von anderem geredet, dann bin ich zu einem abend mit anderen alten freunden weiter in den contadino sotto le stelle, das scheint nachwievor ein lieblingsort für dates zwischen bisschen älteren, weil die beleuchtung so freundlich schwummerig ist. guten wein getrunken und über die nähe gefreut, die ganzen nicht abgeschlossenen geschichten mit brüchen, zweifeln, wünschen, wir sind immerhin im fluss, das ist doch schonmal was, und es hört uns jemand zu.
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jetzt einen text lesen, der eventuell zu einem verlag soll, von einem bekannten, nicht ganz glücklich darüber, weil das eigentlich ein job ist, der aber als gefallen angetragen wurde, weil ich bin ja keine lektorin. andrerseits hat er nachhilfestunden angeboten für einen der jungs, mir war das unangenehm, weil er nix wollte dafür, ich werde das kind jetzt hinschicken – diese tauschhandel sind zukunftsmusik, eine willkommene alternative, aber es ist kompliziert, weil die werte so subjektiv bestimmt werden, neulich der anbieter von nachhilfe, der pro stunde um die 25 euro haben wollte, bei dem preis wär ein schnelllektorat vielleicht wieviel stunden wert? und bei 13 euro? oder weg vom geldwert zu einer anderen bedeutung, idealerweise im vertrauen auf werte wie erziehung und takt und anderes altmodisches zeug.
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leichter hunger auf die dinge, die ich nicht habe, also auf die nicht käuflichen davon – der andere freund neulich, der von seinen bordellbesuchen erzählt und sich freut, wenn er eine dame findet, die ihren job dort mit natürlichkeit versieht, ist das ein vorteil, den männer haben? mir fehlt eigentlich eher das gehalten werden, so im reellen wie übertragenen sinn, der sex ist dabei nur ein kleiner teil des deals. dem mann fehlt das auch, aber er trennt die beiden radikaler, kauft sich das eine, wartet auf das andere.
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Kein Hochgefühl von Räumen
und auch Erlösung nicht,
nur Stunden, nur Träumen –
o gib dein Kerzenlicht.
(Wer allein ist –, G. Benn, Gedichte, Fischer, S. 277 und O gib –, ebd., S. 337)
Das habe ich auch gerade gemacht, gegugelt. Und bisschen geschmunzelt über das Bild, werden wir ja alle nicht jünger. Und ist ja schon 20 Jahre her, dass der Herr mal in der Oderquelle Bier gezapft hat (ich erzählte). Jetzt ists wieder gut.
Das ginge wohl, das mit dem Schütteln auf Kommando, heisst es. Aber wie?
Der Contadino ist immer meine Eselsbrücke im Kurs, weil ich mir die vielen Präpostionen nicht merken kann. Grüß‘ ihn von mir. Ich mag ihn auch sehr.
leichter hunger auf die dinge, die ich nicht habe. Ja. Genau.
gugeln und gut ist, das ist auch eine kunst. das kann nicht jeder.
ich glaube, immer wenn sie sich schütteln, muss man ihnen das kommando sagen und sie loben, bis die verknüpfung sitzt, konditionierungen haben ja vorteile so in der handhabung. aner welchen befehl?
der bauer wird gegrüsst!
Und dann soll man die dauernd nassmachen, dass die sich dann schütteln? Da verzichten wir doch lieber auf die weissen Teppiche.
das wäre echt ein argument, aber das nassmachen besorgt der mai in berlin! keine extraarbeit.
Ach, der Benn. Auch so ein Vergessener.
mut zum grossen bahnhof hatte er ja, und diese reime!