nachmittags einen überraschungsbesuch bei meiner mutter gemacht, wir haben die geschenke verpackt und uns ins auto gesetzt und hatten so noch 40min, um ein lied mehrstimmig zu üben. die fahrt durch berlin im regen, über leere strassen, während aus drei tiefen männerstimmen („du singst bass, ihr zwei tenor, ich alt, ok?“ „nein, ich bin kein tenor, ich bin auch bass“ „ich bin auch bass“) oh du fröhliche erschallt, ist mein lieblingsweihnachtsmoment geworden. wir haben uns bei meiner mutter in den vorgarten gestellt und ihr ein ständchen gesungen. sie kam auf den balkon, unfehlbar perfekt gekleidet, in meerblauem samt, und hat sich sehr gefreut. unter ihr wohnt eine andere alte dame, die auch auf ihren balkon kam, auch allein zu hause, auch sehr schön gekleidet, ob ich mich auch schön angezogen hätte, wenn ich weihnachten alleine bleiben müsste? höchstens halbherzig, also vielleicht obenrum elegant, unten yogahosen, oder umgekehrt. ich weiß es aber nicht. ich danach mit den jungs noch eine hunderunde zum grunewaldsee gemacht, dabei an einem tennisclub vorbeigekommen, wo eine große gruppe draussen im regen auch sehr laut oh du fröhliche sang, sie standen alle auf abstand, deshalb klang es irgendwie lauter. wir wollten kurz mitsingen, vielleicht ist es auch für andere das lied, auf das sie am wenigsten verzichten wollten, bei den weihnachtsgottesdiensten, an die ich mich erinnere, wird es zuletzt gesungen, während die gemeinde schon steht, und entlässt die leute in ihr privates fest. mein lieblingslied ist ja immer noch adeste fideles, aber für mehrstimmig hätten wir das üben müssen, was wir vorhatten, aber dann war es plötzlich gestern 14 uhr.
danach nach hause, essen vorbereiten, einen cremant trinken, bescherung.
ich hab vollkommen unerwartet richtige geschenke bekommen, darunter ein buch, was ich seit ewigkeiten lesen will, sehr gefreut! ein kleines startrek-modell zum selberbauen, aus metall, einen schönen füllfederhalter, mit etui, cremes, und lustigerweise einen fläschchen ostfriesenwhisky, auf den ich wirklich gespannt bin, von meiner mutter eins ihrer wunderschönen accessoires, die sie so langsam in der familie verteilt, und ein hyalurongel oder so etwas fürs gesicht, ja hmm, doch doch.
wir haben ein paar mal versucht drei familienteile per facetime, google meet oder skype zu verbinden, es hat aber immer nur mit zweien geklappt, haben wir halt wie sonst auch hintereinander miteinander geredet. gegen 23 uhr hab ich die gans in den ofen gelegt und die jungs sind ausgegangen, um sich mit freunden „auf abstand und mit maske, klar mama“ auf einem platz in der nähe zu treffen. dort haben sie gesungen, wie mir erzählt wird, und geredet, wie sonst vor einer kirche im kiez, die für jugendliche jedes weihnachten einen spätgottesdient mit hektolitern glühwein anbietet, immer sehr beliebt bei allen. zum ende hin, erzählt der große, kam eine gruppe coronaleugner vorbei, die wohl gestern von platz zu platz gezogen ist, „alt, so mitte dreissig“, ohne maske. sie sangen „fürchtet euch nicht“.
jetzt ist es kurz nach vier, nach der gans ist die küche wieder halbwegs okay, ich liege mit übriggebliebenen gerösteten brotwürfeln und einem glas rotwein auf der couch und telefoniere, die anderen ruhen. es ist schon wieder fast dunkel, stille, die adventskerzen sind heruntergebrannt. es war ein schönes fest, eigentlich, liegt bestimmt auch daran, dass wir nach diesem jahr gewohnt oder nur geübt darin sind, eigenen abläufen zu vertrauen. wie immer freue ich mich jetzt auf ein, zwei entspannte tage ohne pflichten, müsste aber eigentlich dringend an den schreibtisch. jetzt muss ich an den tisch, wir spielen irgendwas zusammen, ich werde heillos verlieren und so tun, als sei es absichtlich.
das klingt schön.
nicht wundern. freuen. (du hast das alles wohl sehr gut gemacht.)
und ich wundere mich immer noch drüber.
da ist was verrutscht …