mit gregorzwilling, 7, allein essen gegangen.

„mama, willst du diesen mann?“

nein.

„warum denn nicht?“

er ist zu jung.

„und außerdem ist er ein inder.“

nein, das stört mich nicht.

„mama, der kommt immer wieder! vielleicht hat der sich verliebt in dich!“

nein, verlieben dauert länger. nur ganz selten verliebt man sich auf den ersten blick.

„aber manchmal passiert es.“

manchmal passiert das. ist dir das schon mal passiert?

„ja.“

mit vasco rossi?

„nein.“

mit –

„mama, das ist privat.“

genau, das geht mich nichts an.

„darum hab ich auch gesagt, das ist privat.“

möchtest du eine hühnersuppe als vorspeise?

„aber warum kommt der mann dann immer zurück?“

die menschen hier haben sich die tische aufgeteilt, und jeder bedient immer an denselben tischen. jeder kellner behält seine tische im auge, und wenn uns etwas fehlt, dann kommt unser kellner zurück.

„woher weißt du das?“

das ist immer so in restaurants. so behalten die kellner den überblick.

„das ist aber praktisch.“

morgends früher aufstehen muss ich. der gewohnte ablauf ist verklumpt, wir haben als familie den kleinen hunde-organismus noch nicht richtig adaptiert. ich muss ihm ein paar minuten vor dem hausverlassen zu fressen geben, wenn ich ihm zu früh was gebe, bleibt er nicht dicht, bis die jungs fertig angezogen sind, dann bleiben die kinder am herumlaufenden hund hängen wie am fliegenpapier, sie fallen aus dem morgendlichen rhythmus auf ihren hintern und spielen, im flur sitzend, mit jack, während die uhr tickt und tickt und tickt, und dann fehlen die handschuhe und schals an den kindern, und der frieden ist in gefahr.

auch das ich alles alleine machen muss, fühlt sich manchmal wieder blöd an, dann fühle ich mich blöd, weil ich mit längst okayem hadere, dann läuft der hund mir überall hin nach und hört auf mich, und es lohnt sich wieder alles.

(das antiziperte neue wird vom tatsächlichen neuen vollständig ersetzt, also nichts ist wie erwartet, auch was ich mir vorgestellt hatte, erkenn ich nicht wieder.)

davidzwilling

davidzwilling hat wieder gebrüllt. diesmal hat er mit kleinem lego ein raumschiff bauen wollen, welches aus physikalischen motiven, also absolut in stein und zeit gemeisselten unveränderbaren kausalitäten, nicht so halten konnte, wie er es bauen wollte. es fiel auseinander, notgedrungen, immer und immer wieder, das kind unerreichbar in seiner entschlossenheit, das es trotzdem halten soll. „soll ich dir helfen?“ „nein! geh weg!“ das ist derselbe zwillling, der ab und zu weint, weil er nicht sterben will, niemals. ich habe seine wut als eine art stellvertreterwut begriffen, auf die dinge, die er nicht ändern kann. ich finde die wut richtig. ich hätte wahnsinnig gerne mitgebrüllt, wegen dem leben, aber ich habe mich nicht getraut.

während der davidzwilling drüben brüllt, sehr sehr laut und in etwa wie angestochen, weil sein legodingens entzwei gegangen ist, und weiterbrüllt, wenn man ihm helfen will, seine brüder anbrüllt, dann geh ich einfach weg, schreib ein pastawartezeitposting, und lasse ihn brüllen, weil mir einfällt, dass er sehr aufgeregt war vorm hockey heute, und das hockey ist jetzt vorbei, und alle haben ihn wiedererkannt und wussten seinen namen noch, und er hat bis zuletzt beim aufräumen geholfen, und ist wie eine kleine flummikugel durch die halle geschossen, von innen bestrahlt wie ein früher weihnachtsbaum, da muss man vielleicht ein weilchen brüllen erstmal.

… (vom alten blog)

morning has broken

Der Wunsch, im Leben der Kinder ca. 3 Jahre einfach überspringen zu dürfen. Argh! Dann ist beim Großen schon Pubertät, das wird richtig die Hölle, wenn das so weitergeht. Oder wenigstens ein Jahr überspringen! Die gehen doch immer so schnell vorbei, da könnte man doch, seufz, jeder Morgen ist ein Zeitloch hier. Mann. Keine Lust mehr. Es gibt ja so Momente im Alltag, mit denen man trotz aller Mühen nie so richtig warm wird, hier im Hotel ist es der Morgen mit Schule. Aufwachen mitten in dunkler Nacht wegen diesem beknackten deutschen Morgenstund-Wahn geht irgendwie noch, mit Freundlicheit und Frühstück locke ich die Monster in die Küche, aber das ist auch das letzte Glatte an sonem Morgen.

Danach nutzen sie jede semantische und grammatikalische Möglichkeit, ein „Nein!“ unterzubringen, die denkbar ist, gerade sind es Strumpfhosen (die habe ich aufgegeben), 2 Schichten Kleidung (nicht aufgegeben), Zähneputzen etc. Beim mehrschichtigen Eintüten vor dem Verlassen des Hauses führe ich nur noch interne Strichlisten weiter: das dritte Paar Handschuhe verloren, pro Kind, doch, Du machst deine Jacke zu, doch, Du benutzt die alten uncoolen Fäustlinge, wenn die coolen Handschuhe mit Druck und Fingern schon wieder weg sind, nein, Du kannst jetzt nicht mehr spielen, nein, Du kannst heute nicht ohne Helm fahren, nein, ich habe Deinen Hausschlüssel nicht.

Jaja, die Ansätze: alles vorbereiten, die Wäsche, die Mitteilungshefte am Abend vorher, natürlich mache ich das, die Schulbrote am Abend vorher, nein, igitt, das schmeckt doch nicht. Aber manchmal klappt es nicht, gestern war ein Topf angebrannt und ein Schuh musste repariert werden, dann ist neben dem Üblichen Küche/Bad-Aufräumen mein gefühltes notwendiges Abendpensum irgendwie durch, jaja, so geht das nicht, selbst schuld, im Leben ist ja absolut überhaupt nichts so sicher wie die Konsequenzen des eigenen Handelns, und das macht mir Angst, weil auch die Erziehungsfehler ihre Folgen schon in sich tragen, als Wurzel oder Blüte, um mal zu romantisieren.

Verantwortung ist eine bescheuerte und dämliche Crux. Auf dem Heimweg von der Schule, als es hell wurde und besser und ich die Sueddeutsche (hihi, sonst immer nur als www. … .de vor Augen, ich denke die nicht mal mehr mit Umlaut) gekauft habe, weil sie mich ablenkt, kurz gedacht:

(Vergessen, was ich gedacht habe.)

Jedenfalls bleibt man als noch angemüdete Erwachsene immer an den Situationen hängen, die es ja nie sind, das sind nur die Wellenkämme, die brechen (Autsch. Egal: Das brauche ich gerade.) und der Blick auf das Große Ganze ist frustrierend, weil es nur als Spielwiese des eigenen Mangels daherkommt so morgens.

Veröffentlichen? Klar doch.