„sag mal, auf was für einem konzert warst du mit elias neulich? ach prince! david garrett war ja auch da, du das war toll, mit orchester, der spielt ja so großartig, das glaubst du gar nicht, das hab ich gesehen zufällig. das ist ja ein toller musiker. und mit prince, damals als die shermans noch da gewohnt haben, also bevor die nach amerika zurückgezogen sind, die waren bei den baptisten, und die baptisten hatten so einen gebetsraum, einen recreationroom, im – wie heißt das noch, was war noch die großmutter, wart mal, im diakonissenhaus war das. weil die kirche, das ist alles privat in amerika, und wenn die kirchenmitglieder geburtstag haben, werden die persönlich aufgerufen, und wenn jemand hilfe braucht, dann wird dem geholfen, und da machen immer alle mit. die shermans hatten mich mitgenommen an dem tag, und prince kam da hin, der war wohl grad in hamburg, und da wurde mir der vorgestellt, ich hab noch gesagt, was für ein prinz? du, der war nett. die baptisten haben immer einen chor und jim war da natürlich auch drin, und der prince hat da bei dem gottesdienst auch mitgesungen.“

die tante ursel, eine sehr energiereiche lieblingstante kurz vor ihrem 75., erzählt aus dem fernen jahr 1998.

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lamentela

also, der TANGO, wie konnte ich nur ohne? wißt ihr, was man alles tanzen kann, sicher in der musik und in armen, und dann den rücken heben in den freiraum hinein, ein ganz klein wenig, eigentlich nur in gedanken, aber der mann bekommt es mit und gibt mich frei in diese kleine mitte, immer ein volt vor dem takt, ta-ta-ta-ta läuft man übers parkett, die ganzen vielen schritte werden geradeaus hineingetanzt in die milonga, lauter glatte schnörkel, oder auch spöttische, du willst uns schnell, milonga, morgens um 3? ha, da hält mich die hand im rücken, ein lachen, paar synkopen ganz still stehen, in spannung und mit heißem atem, die einspielung unterlaufen, aber nur kurz, obwohl ich immer gar nicht weiß, ab wo es schritte sind, also nicht mehr hand oder rücken oder so, der übergang intention in bewegung ist ein nervending der körper untereinand.

atmen und gehen, mehr ist das nicht mit dem tango, der ist eine sprache eben, und man kann sie tanzen, der mann wiegt seine arme manchmal ganz ein bisschen, das ist ein metawiegen, ein kommentar, und und genialerweise kann man die augen zumachen dabei.

sie tanzen anders heute, sagt mein tänzer, den ich auch seit 7 jahren nicht gesehen habe, schau sie dir an, sie schwitzen, es ist immer noch ein dritter dabei, ein zuschauer, und richtig fliegen die beine der damen hoch um ihre knie herum, es sieht aus wie der bewegungswirbel im comic, das mag ich nicht mehr so, sagt er, ich will die frau spüren beim tanzen, und das ist natürlich auch scharmant, weil das gewirbel, also das krieg ich nun wirklich nicht hin so aus dem nichts.

(die begeisterung noch tatsächlich aufgeschrieben und nicht nur gedacht, jetzt grad nur das betrunkene rausgestrichen, aber es ist natürlich wie jeder gute zustand eine ja/nein-geschichte, schwörst beschreibbar. man steckt in einer ganz mühelosen dynamik, die einen musikalischen Raum durchmessen kann, wortwörtlich, mit schritten, und ihn dabei vollkommen erfasst. das ist, wie man sich vielleicht vorstellen kann, eigentlich ist das glück.)

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