die einzelnen schritte, wenn sie merken, dass ihr kind deutliche probleme beim lesen/schreiben hat:
1. gespräch mit der lehrerin
die lässt einen sog. „hamburger test“ machen
darauf muss man i.d.r. 4-5 monate warten, weil die betreffende sachverständige krank ist
(für einen schulexternen test bei einem spz kann man sich auf eine warteliste setzen lassen, nach deren ablauf man dann einen termin innerhalb eines jahres bekommen kann)
2. mit dem testergebnis geht man zum jugendamt und stellt einen antrag auf förderung, danach rechnet man
1-2 monate bearbeitungszeit
3. das jugendamt macht einen hausbesuch, um herauszufinden, ob die kinder echte probleme haben, und bewilligt den antrag
1-2 monate bearbeitungszeit
4. das jugendamt schickt die kinder zum schulpsychologischen dienst, der die kinder nochmals testet
1-2 monate bearbeitungszeit
5. der spd schickt die kinder dann zum duden-institut, dass die kinder nochmals testet
1-2 monate, bis der termin möglich ist
6. das duden-institut schickt die ergebnisse zum schulpsychologischen dienst
1-2 monate bearbeitungszeit
7. der dienst bestätigt die fördernotwendigkeit und schickt die unterlagen zum jugendamt
1-2 monate wartezeit
8. das jugendamt bewilligt eventually die förderung,
ich weiß noch nicht, wie lang da die bearbeitungszeit sein wird
9. jetzt benötigt man bloss noch termine für die förderstunden beim duden-institut
sie hätten eigentlich noch einen slot für den kinderarzt einbauen können, am besten zwischen schule und dem ersten besuch beim jugendamt. und vielleicht wäre außer dem duden- auch der klettverlag gern beteiligt? der übernimmt dann vielleicht die förderung der kinder, die nach bewilligung schon nicht mehr in der grundschule sind, ab dann zählen nämlich auch die deutschnoten bei den LRS-kindern, sodass der druck nochmal größer wird.
Aber bis zur Pubertät kriegt ihr das hin, oder?
Mit anderen Worten: Bis das Kind alle diese Schritte absolviert hat, steht es kurz vorm Abitur.
REPLY:
nein. eben nicht.
REPLY:
nun, vielleicht knapp. in der pubertät werden diese dinge eh unwesentlich.
REPLY:
Mein bester Freund auf der Oberstufe war Legastheniker, so nannte man das damals. Er machte ein gutes Abitur und studierte auch. Von einer Förderung hatte er mir nie etwas erzählt. Er schrieb auch noch mit den wildesten Fehlern, belegte dennoch Deutsch als Leistungskurs. Aber vielleicht sortiert man heute solche Schüler eher aus.
REPLY:
liebe frau casino, ich kann mir denken, dass so eine situation nicht einfach ist und abi/studium sind ja eigentlich auch nur selbstverständlich, weil wir das selber alle so ‚einfach‘ hingekriegt haben. (wobei mir die führerscheinprüfung eine lehre war. ich hab die gleich bestanden und fand das pipieinfach aber beide meine schwestern (beide mit abi) haben nach dem dritten versuch aufgegeben und fahrn jetzt mit dem bus. ist halt doch nicht selbstverständlich.). anyways…
der herr quietplease ist schwerstens dyslexisch/legasthenisch, wurde mit 16 diagnostiziert, bekam dann förderunterricht und einen verbilligten computer (jaja, doll!) und hats durchs abi und bis zum magister geschafft. vorausgesetzt sie kriegen mal termine bei duden institut sehe ich also keinen grund, warum ihr sohnemann es nicht bis zum abi schaffen sollte. ist ja ihr sohn, also nicht blöd (das lese ich einfach so aus ihrem blog heraus), und solange sie und er es schaffen, dem verstärkten druck standzuhalten und das ‚lesen können‘ nicht zum vordringlichen ziel wird, dann wird das alles schon werden. vielleicht sogar mit abi. und wenn nicht, dann halt nicht.
(mei, was für ein vortrag. ich halt jetzt mal lieber die klappe und ihnen die daumen, dass das mit dem duden hinhaut.)
REPLY:
(danke. ich liebe vorträge!! und diese geschichten liebe ich natürlich ebenso.)
REPLY:
Ich meinte „eher“ nicht im Sinne von „früher“. Jener Freund war übrigens auf einem Gymnasium, ich war auf einer kooperativen Gesamtschule, das Oberstufengymnasium war für beide zuständig. Er hat übrigens später sein Diplom in Soziologie – ein Fach, das ja nun nicht gerade sprach- und textarm ist -, mit „sehr gut“ bestanden. Ende der 1990er bin ich ihm dann nochmals begegnet, da erzählte er mir, er wolle nun auch noch Informatik studieren, da verdiene man einfach besser (er hatte inzwischen eine Familie).
Ich drücke Ihnen die Daumen, dass sich Ihr Sohn nicht durch die Frusterlebnisse entmutigen lässt und er trotzdem die Freude an Geschichten behält (auch wenn er sie noch nicht so gut lesen oder aufschreiben kann).