pasqua con chi vuoi

der eine chill-tag fehlt im osterprogramm, aber die ablenkung durch unternehmungen trägt eher zur erholung bei. ein tag mit einer freundin, mit der mein leben verwachsen ist seit fast 30 jahren, zusammen auf dem schönen st. matthäus-friedhof das grab ihres mannes gepflegt, unkraut entfernt, sie hat blümchen gepflanzt, am grab von den kindern erzählt, das hätte ihm gefallen, glaube ich. danach zu ihrer tochter, die grade das zweite kind bekommen hat und umgezogen ist, geplaudert, ihre großartige ratatouille gegessen.

Blick auf eine dunkle Horizontlinie vom Strand aus, Wasser grünlich, Himmel hellblau, eine Möwe fliegt

am karsamstag bin ich früh um halb acht nach warnemünde gefahren, in einem fast leeren zug, um einen tag meer zu haben, hatte 2 stunden in relativer ruhe am strand, dann kamen die massen dazu, weit verteilt, weil da soviel platz ist, aber es hat die illusion allein-am-strand doch schwieriger gemacht. war mich nicht sicher, ob mich das stört. viele schiffe gesehen, unter anderem ein paar scandlines-fähren mit einem riesigen schornstein.

Blick vom Strand auf eine Scandlines-Fähre mit dem großen Flettner-Rotor in Schornsteinform

jemand auf bluesky hat ein bild davon erkannt und als flettner-rotor identifiziert, und der g.-zwilling, der grad eine klausur zur strömungslehre geschrieben hat, konnte mir erklären, wie das funktioniert. die fähre ist eine art segelschiff, sehr faszinierend. auch ein riesiges sandfarbenes schiff mit merkwürdiger form war dabei, jemand meinte, damit würde der hafen ausgebaggert. viele fähren, viele passagierschiffchen, ein lustiges treiben überall, kam mir vor wie so eine rentnerin, die das hauptamtlich macht, und es schien nicht das schlechteste leben. aber es war mir dann viel zu voll, man kam am nachmittag kaum durch, dabei eine traumartige atmosphäre, in der luft war wohl eine menge sand aus der sahara, alles schien wie durch eine feine gaze, merkwürdig schattenlos. nächstes mal wieder unter der woche und an keinem feiertag. immerhin vormittags paar stunden im sand gelegen, in den himmel geguckt, ausgeruht. füße in der ostsee gehabt, eiskalt. ein paar sehr weiße menschen waren komplett im wasser, unfassbar. außer mir waren nur ein oder zwei andere frauen (oder männer) allein unterwegs, das ist mir aufgefallen, habe es nicht verstanden, ist das so außergewöhnlich, alleine einen ausflug ans meer zu machen? das anstrengendste war, wie immer bei tages- oder nachtausflügen, die heimfahrt vom hauptbahnhof mit der m10, voll mit schrillen und schrägen sieh-mich-an, hör-mir-zu-gestalten, das war mir dann einfach zuviel input nach so einem tag.

das erstemal seit jahren keinen osterstrauss, komplett vergessen, und keine kirche, da zu viel programm. mache ich nächstes jahr anders, da plane ich wieder selber. jungs sind alle woanders, vermisse sie natürlich, aber es geht ihnen gut, sie sind beschäftigt. g.-zwilling hat zwei monsterwochen mit klausuren überstanden, der große sitzt im masterstudiengang, d.-zwilling ist in danzig mit freunden und hat danach weitere klausuren. der alltag fehlt, die gespräche orientieren sich dann an ereignissen und fließen nicht mehr wie ein strom durch leben, alltag, alles.

heute zur mutter gefahren, wollte eigentlich nicht, bin aber hin aus dieser pflicht heraus, dem gefühlsersatz. es geht ihr nicht gut, sie wird irgendwie durchsichtig, schläft schlecht, hat hohe entzündungswerte, nimmt ab. in ihrem hohen alter geht sowas sofort an die substanz, ich werde spürbar genervt, als sie sich nicht in bewegung bringen lässt, nicht mir mir einmal um den block gehen will, reisse mich am riemen, aber sie merkt es doch natürlich und beschwert sich, zu recht.

kw 10, tatsächlich

die zeit saust, schon wieder märz, unfassbar. ich spür noch nichts. die balkone in den letzten monaten nur ein paar mal zum gießen betreten, noch keine knospen am knöterich, ich hoffe, der hat auch diesen winter überlebt. keine zwiebeln vergraben, diesen winter war zuviel anderes los, ich war meistens ko, wenn ich zuhause war.

die zwillis sind im prüfungsstress zum semesterende, beide sind außerdem im umzugsstress, ich kann zu wenig tun für sie, merke erneut, wie wenig meine eltern mitbekommen haben von mir in dieser zeit, ich war weg, niemand hat irgendwas gefragt oder wissen gewollt, das hat sich allerdings auch später nicht mehr geändert, das ist auch heute noch so, meine jungs sind mir viel näher, die mäuse. der g.-zwilling hat crazy viele klausuren demnächst, weil er seine chile-zeit aufholen möchte, plus neuen job als hiwi im fraunhofer, während der d.-zwilling sich für ein deutschland-stipendium bewirbt. drücken sie bitte daumen. ich freu mich sehr über die beiden. einer ist grad hier und lernt in der bib, also endlich mal wieder eine lasagna gemacht, sehr genossen.

der große hat einen 1-er bachelor gemacht und sitzt jetzt am master, yeah, große freude, er macht grad praktikum in mainz, hätte ihn fast ins kleine nahe ingelheim geschickt, wo ich mit eltern, und später mit schwester ende der 60er, anfang der 70er ein paar jahre gewohnt habe, bevor wir nach mailand zogen. hab noch bilder von der grundschule dort im kopf, sie lag leicht unterhalb der strasse, und vom großen garten ums haus. wir wohnten in einer kleinen dachwohnung, mit treppen und dachschrägen, und meine mutter ist einmal die drei stufen runtergefallen, als sie mit meiner schwester schwanger war, ich hab das bild von den stufen, dem licht, dem stress auch noch irgendwo abrufbar, und den flur, und unser kinderzimmer. oder war das noch in berlin? meine mutter, die mit uns in unserem hellblauen käfer nach mainz ins krankenhaus gefahren ist, vermutlich, weil mein diabetes kam. von 3 bis 7 oder so habe ich da gelebt.

bei der ärztin gewesen wegen einer hautveränderung, kein krebs, sagt sie sofort, und schafft es, dabei nicht genervt zu klingen, sie ist eine sehr erfahrene solide ältere dame mit pechschwarzen haaren, immer noch täglich 8 stunden in ihrer praxis, große altbauwohnung, überall kunst und reisebilder, aber sie setzt sich kurz hin, wenn sie mit mir redet, solche ärzte sind mir die liebsten, einfach da, jeden tag. respekt. im umfeld sind die krebserkrankten schon an mehreren fingern einer hand abzuzählen, so ist das halt beim älterwerden. nichts ist sicher. dankbar.

in der lesegruppe haben wir diesmal ein buch von milena flašar, „oben erde, unten himmel“, worauf ich sehr gespannt bin. habe von ihr „sie nannten ihn krawatte“ gelesen, gekauft auf einer lesung, zu der mich der künstler eingeladen hat, der das titelbild des buches gemalt hat, das hängt nämlich in meiner wohnung, gekauft, als ich vor jahrhunderten mal in einem kunstverein ausgeholfen habe, wo dieser mensch ausgestellt wurde. es war für meine verhältnisse teuer, aber es war ein großes ja auf den ersten blick, das ist eher selten bei kunst. es ist auch ein großes bild, aber ich hatte platz. da hängt es jetzt über dem sofa, ich sehe es immer noch gern, es war also eine richtige entscheidung, aber es war auch eine investition, weil ich das geld nicht einfach über hatte. ich habs in einer galerie gekauft, ein anderes großes bild habe ich für sehr viel weniger zum freundschaftspreis vom künstler bekommen, also von einem anderen künstler. beim hinterhergoogeln jetzt bemerkt, dass der maler sich auf dieses und noch zwei andere motive spezialisiert hat, viele davon gemalt hat, sie für deutlich weniger verkauft, als ich damals bezahlt hab. nun ist geld in der kunst ja häufiger schall und rauch als in anderen regionen, aber es ärgert mich trotzdem.

ich date grade nicht und möchte eigentlich lieber auf direktem wege sonderbar werden, als mich beim dating weiterhin zu alt oder zu unattraktiv zu fühlen, oder einfach nicht gemeint. scheint, als ob die datingphase wiedereinmal vorbei ist. die meisten männer in der börse sind 58, sehen auf ihren bildern teilweise deutlich älter aus, und hätten gern noch kinder.

noch ist es kalt morgens und abends in der wohnung, friere beim aufstehen und habe abends eine wolldecke drüber, hoffe, das ändert sich bald. das einkleiden morgens, schicht um schicht, dann ist es auf arbeit zu warm, dann abends wieder auspellen, kleiderhaufen, und die eine blosse stelle am rücken, wenn sich die schichten verschieben. vielleicht doch nach italien? beim einschlafen mag ich den moment, wenn ich nach dem hinlegen und lichtaus die warme decke über die kalte schulter ziehe, und alles sofort diese lauschige, angenehme wärme hat. sofortige entspannung.

berlinale, another end *

*spoileralert

heute früh auf, weil ich um 9 uhr (an einem sonntag! grrr.) ins kino wollte, mit null lust, aber nuja, für gael garcia bernal stehe ich natürlich immer auf, habe aber gestern trotzdem noch versucht, dem grade zu besuch weilenden david-zwilling das ticket anzudrehen, weil sonntag ist sonntag. ihn heute extra dafür mit kaffee geweckt, dann nochmal geschaut, und siehe da! es gab wieder tickets, also sehr zufrieden, fast glücklich, mit dem sohn ins kino gefahren, diesmal nur eine minute zu spät gekommen. ein riesensaal, verti music hall, kannte ich nicht, sie haben glaub ich noch stühle vor die saalreihen gestellt, daher die zusätzlichen tickets.

der film hatte muckis, ein riesenthema, eine traurige liebesgeschichte, ein mann, der seine partnerin verloren hat, findet keinen weg, damit umzugehen, und wendet sich an eine firma, die das bewusstsein und die persönlichkeit von menschen für kurze zeit in einem anderen menschen unterbringen kann, einem host, damit ungesagtes gesagt werden kann, ein abschied möglich wird. schön fand ich den weg, wie im film ein erklärbär der firma den kunden erklärt, wie sie es schaffen können, die teilweise anwesenheit des toten in eine vollständige gegenwart zu verwandeln, für die wenige zeit, die sie noch miteinander haben, wie sie bei der begegnung mit den hosts eine notwendige willing suspension of disbelief (das steht irgendwie immer und überall in kursiv) durchlaufen müssen, damit das bewusstsein der trauernden darüber hinweggehen kann, dass der körper der geliebten person ein anderer ist. in einem streit sei das leichter, so der erklärer, weil da sofort verbindende emotionen ins spiel kämen. dem mann gelingt das auch, und im streit erkennt man sehr schön, wie gut sich die beiden kennen, es entsteht eine merkwürdig vibrierende nähe, weil man etwas über die vergangene beziehung der beiden erlebt, nicht nur erfährt. schreiben vs schreiben über, das alte ding. gleichzeitig bleibt das gefühl der fremdheit des mannes gegenüber dem host spürbar, schauspielerisch sicher eine schöne aufgabe. das war ein filmisch sehr dichter moment.

ich stelle mir erinnerungen immer als einen synchronen moment in der diachronen wahrnehmung vor, wo *etwas in der gegenwart uns an personen, situationen, an andere ereignisse erinnert und beides sekundenlang miteinander verbunden wird, eine glitzernde synapsenkette lang (sry), eine intensive und physiologisch spürbare gegenwart im bewusstsein des erinnernden haben, aber dadurch werde ich auch getrennt von meiner umgebung, das ist womöglich bei gemeinsamen erinnerungen in einer liebe anders, weil das gefühl da sofort gespiegelt wird vom anderen, ein zusätzlicher anker, als bei erinnerungen an eine liebe, eine erinnerte liebe ist auch eine liebe, aber liebe braucht gegenwart, es erscheint mir unvorstellbar, den tod aus einer erinnerung zu löschen, er färbt doch alles, was noch da ist, es wäre ein sehr gruseliges gefühl übrig. (hmm, ich weiß leider nicht mehr, wohin ich mit dem gedanken wollte, fällt mir vielleicht morgen wieder ein.)

der film ist spannend und funktioniert, ich war drin, hatte am ende tränen in den augen, ich mochte auch die fast beiläufig gezeigte erkenntnis, dass leute sich nicht ändern können, selbst wenn es nur noch diese eine chance gibt, das zu tun, auch weil der tod sofort nicht mehr vorstellbar ist, wenn er aufgehoben wird. und dann nahm der film in den letzten minuten noch eine wendung, die diese erkenntnis als nicht relevant für den film markiert hat, darauf hat mich david-zwilling aufmerksam gemacht, durch das ende bekommt der film noch eine andere richtung, der handlungsbogen schließt sich ganz anders als erwartet, es bleiben offene stellen, nicht nur die nicht abgeschlossene trauerarbeit, die ist wie im richtigen leben, wo sie ja auch niemals endet, sich nur verändert.

der film wirke „verkopft“, so der sohn, und ich habe jetzt auch mühe, die letzten minuten des films zu rekapitulieren, wer war jetzt host, wer kunde, wessen verlust wird da bearbeitet, die schöne authentizität der figuren gerät durch diesen pirandello-moment durcheinander. da wär ich gern beim gespräch dabei gewesen, falls es eins gegeben hat. [edit: es gibt die pressekonferenz] david hätte sich außerdem gewünscht, dass die beziehung zwischen den beiden hauptfiguren vertieft wird, glaubwürdiger wird, dass es in den gesprächen nicht nur ums thema geht, es ist irgendwie ein sehr lang anhaltender dramatischer höhepunkt, dieser umgang mit spannung ist aber glaube ich modern in der gegenwärtigen dramaturgie, ich mag das ja auch nicht so. wir beide hatten auf dem heimweg das gefühl, der film hätte bisschen kürzer sein können, david hatte auch eine perfekte letzte szene im kopf: der moment, als der mann, mit tränen in den augen, im bordell von der prostituierten weggeschoben wird, sobald er nähe sucht.

der film wird was gewinnen, so mein vollkommen unprofessionelles gefühl.

11. februar 2024

gestern abend um 23 uhr rief der gregor-zwilling an und bat um eine pin zum filmegucken, er war beim david-zwilling in halle zu besuch und die beiden haben auf prime die eine folge einer serie entdeckt, die vor 15, 16 (18, es sind 18 jahre, schluck.) jahren einem zwilling angst gemacht hat. wir haben das dann gestern per watchparty spontan zusammen geguckt, das war ein sehr schöner familienmoment.

heute nach der wahl, bei der kaum jemand da war, noch mit einer freundin im bodemuseum getroffen, um screen von polyviou anzuschauen, auf lucy raven in der neuen nationalgalerie hatten wir auch lust, aber es ist weiter weg und bei nieselregen etc.pp. wege zur kunst. die freundin ist kunsthistorikerin und wusste überall etwas zu sagen, es ist schön, so mit offenen augen durchs bodemuseum zu laufen und dabei zu plaudern, dafür ist so ein verregneter sonntag grade richtig. die video-arbeit von polyviou war virtuell gut eingebunden in die räumlichkeiten, es gab auf einer vielleicht 2x2m großen leinwand bilder, filme, animationen mit textzeilen darunter, kirche, kunst, geschichte und weg in den untergang, passt vor allem zu den vielen christlichen skulpturen, reliefs, großartigen holzarbeiten der sammlung. die picassos haben wir nicht gesehen, davon habe ich erst nachher gelesen, müssen wir halt nochmal hin. american cheesecake und kakao im cafe mit dem weiten blick in die große kuppelhalle, davor noch paar bücher gekauft (ich weiß! ich weiß es ja.), die dann in die regenhose gewickelt und so trocken im fahrradkorb nach hause bekommen.

heute wieder drastische klimanews, vielleicht kann ich meine neuen viel zu dicken norwegerpullis ja doch noch mal tragen.

mit dem ausmisten begonnen, dinge umgeräumt, unter anderem steht jetzt so ein legoobjekt in einem bücherregal, habe es vor wochen gebaut und noch nicht wieder auseinandergenommen, weil ich immer noch spass am anblick habe. überlegt, ob ich das so einem date zeigen würde, andererseits gehen die letzten dates irgendwie automatisch davon aus, dass die party in ihren wohnungen stattfindet. wir haben uns mit ende 50/anfang 60 halt alle eingerichtet in unseren leben, ich kann mir gar nicht vorstellen, bei einem anderen einzuziehen zb, wenn es dann mal zu einer intensiveren beziehung kommen würde. home = castle.

november, november.

merke die weltlage an einer nervosität, die alles unterlegt, die konflikte sind immer nur einen gedanken weit weg. die zeitschrift micromega, die ich schätze, stellt sich klar auf die seite der palästinenser und differenziert nicht zwischen hamas und zivilisten, ich merke beim lesen, wie sehr ich da bei habeck bin. unfassbar, dass eine zeitschrift die nachrichtenlage nicht hinterfragt und sich nicht um faktencheck bemüht, anderslautende berichte (israel habe eine bombe aufs krankenhaus geworfen vs eine beim start explodierte rakete von der hamas) schlicht ignoriert und vom „genozid“ an den palästinensern schreibt, der 7. oktober wird nur nebenbei erwähnt. selbst wenn es schwerfällt, sich für eine version der geschichte zu entscheiden, gehören beide genannt. zur weltlage habe ich das interview mit dem autor etgar keret gern gelesen. der antisemitismus, der sich auch in berlin zeigt, ist jedenfalls unerträglich.

bei der kaltmamsell den hinweis auf einen blogpost bei rungholt gefunden, den ich euch ans herz lege.

händel-schlager für den grauen november. grad fällt mir ein, wie ich diese arie mal den söhnen vorgespielt habe, „das ist eine oper“, und die kids: „ja, opa singt.“

es sterben weiterhin menschen aus meinem umfeld, mit ende fünfzig/anfang sechzig scheint es da eine art erster runde zu geben, krebs oder herz-kreislauf, mit mitte sechzig ist der fluss dann hoffentlich schon fast überquert. die statistik klärt die wahrnehmung, es geht eben jetzt los, ab mitte 50 sterben mehr als doppelt soviele menschen wie bis 50, ab dann geht es in ähnlichen schritten weiter. ich rechne nicht damit, besonders alt zu werden, würde es aber gern, deshalb kümmer ich mich so gut wie möglich um meinen diabetes, der nach wie vor schwer einstellbar ist. mein eigenes leben findet seit jahren, sehr zu ungunsten meiner karriereplanung, deutlich mehr im augenblick statt, ich freue mich dauernd über irgendwas, einerseits aus bewusster entscheidung ob der unsicherheit des lebens allgemein, andererseits weil ich ein eher geruhsamer mensch bin. ich weiß, dass ich mich kümmern muss und tue das, und kann leute nicht richtig verstehen, die ihre gesundheit als gegeben ansehen, statt als geschenk, dass es zu hüten gilt, sry für satzbau.

im letzten jahr hatte ich in einer mischung aus nostalgie und sentiment meinen söhnen adventskalender zugeschickt, richtig originelle (für den angehenden bio-lehrer einen insektenbausatz), mit dem hinweis, damit erst am 1. dezember zu beginnen, woraufhin der kalender auf einem schrank landete und dort erst ostern wieder zum vorschein kam. ich hab die lektion gelernt und dieses jahr nur für mich einen gekauft, einen trekkie-kalender, mein hausgast ist zum glück auch pro weihnachten. oh, der ist schon vergriffen, hätt ich mal früher gepostet! aber der mit einer mini burg blaustein ist noch verfügbar.

jetzt, wo mein eigenes leben nicht mehr prekär ist, wird die welt zunehmend prekär, oder scheint das nur so, weil ich kapazitäten freihabe dafür?

alte welten

beim bücherlüften mal wieder das kleinste und älteste hervorgeholt, ein kleines taschenbuch in pergament, sehr charmant.

kleines, in pergament gebundenes altes buch auf einem glastich

es enthält eine ausgabe der fünf erhaltenen bände des geschichtsschreibers polybios*, leider in einer schriftgröße, die vielleicht bis zum alter von ca. 29 lesbar ist, mit ich glaube einem nachwort von wolfgang musculus, einem pfarrer und reformator mit bewegtem leben. vielleicht hat der den band auch veröffentlicht? das buch ist noch zu musculus‘ lebzeiten erschienen, 1554.

titelseite der historie von pol<bios in einer ausgabe aus dem 16. jh.

ich habe anstandshalber eine übersetzung besorgt (ups. ich habs für die hälfte gekauft. es gibt aber auch ein reclambändchen für paar euro), die ich nie lesen werde, lieber mal wieder den mommsen nicht lesen, der ist immerhin ein bisschen frischer.

im einband steht handschriftlich „quod mortale fuit posita requieris in urna“ oder so ähnlich, was sterblich ist, bleibt in der urne, und dann geht es weiter mit „spiritus afora vanet“, der geist verschwindet im draussen, bei der letzten zeile brauch ich hilfe: gimnasiaretu rufus oder so, google sagt „rothaarige im fitnessstudio“.

innerer einband eines alten buches, darin erkennbar ein paar handschriftliche zeilen

vielleicht ist die form von gimnasiare rumänisch und das buch stammt vom siebenbürger teil der vaterfamilie? da war ein prof für ur- und frühgeschichte dabei, allerdings mit schwerpunkt rumänien.

nichts bleibt. so ähnlich geht es mir auch oft in dieser jahreszeit, es ist allgemeingültig, aber dieses buch setzt dem schon was entgegen, not?

der autor hatte ein sehr aufregendes leben, er hat von 200 bis 120 oder 117 v. ch. gelebt, geboren in megalopoli in arkadien, griechenland (wie aus einem superhelden-epos), hatte als sohn eines anführers des achaiischen bundes politische ambitionen, er wäre wohl fast als hipparchus, eine art offizier der achaiischen reiterei in den krieg gezogen, daraus wurde aber nichts (wikipedia), war 167 v. ch. einer von 1000 griechischen geiseln, die nach der niederlage griechenlands im dritten makedonischen krieg nach rom gebracht wurden. seine politische karriere wurde dadurch gestoppt, aber er hatte wohl auch so ein gutes leben, er wurde wegen seiner umfassenden bildung privatlehrer für die söhne des mannes, der den krieg in der entscheidenden schlacht gewonnen hatte. er blieb 17 jahre in rom und schrieb in der zeit seine historien, zug dann mit dem jüngeren der söhne, scipio aemilianus, in den dritten punischen krieg und erlebte dort 146 v.ch. den untergang von karthago und corinth. er entwickelt eine art der geschichtsschreibung, die immer noch ernst genommen wird und erkenntnisfördernd ist, analytisch, pragmatisch, bedacht auf zusammenhänge und analysen. im netz steht, er würde tyche eine wichtige rolle in seinem geschichtsverständnis zuschreiben, der göttin des schicksals und des guten gelingens, gleich gedacht, ich sollte das buch dem großen vererben, der als einen von ähm mehreren auch den namen tycho trägt. polybios wurde 80 jahre alt, ich würde glaube ich eine tv-show über dieses leben gerne ansehen. er hat zb auch eine chiffriermethode entwickelt, die bis ins letzte jahrhundert verwendet wurde.

es gab über die jahrhunderte immer wieder autoren, die sich an übersetzungen und ausgaben der bücher gesetzt haben, ihn interpretiert und diskutiert haben. fast 100 jahre lang hat zb ein institut an einem lexikon von polybios gearbeitet, mit einer konkordanz und allem, was dazu gehört, leider auf altgriechisch. sowas hätte ich auch gerne gemacht im leben.

da buch ist ein paar hundert euro wert, also zuwenig, um es guten gewissens zu verkaufen, jetzt habe ich es mir eh wieder lieb gebloggt. beim projekt dinge entsorgen muss ich mir abgewöhnen, sie vorher anzusehen, ergebnis des tages: 700 seiten buch dazu. nächstes mal fange ich gleich in der kammer an.

8. oktober 2023

die absurden gegensätze dieses tages. der krieg in israel macht druck auf der brust, versuche bisschen darüber zu lesen vorm aufstehen, aber die fassungslosigkeit wird nicht kleiner, die angst und sorge. ich schaffe es ehrlich gesagt noch während dem frühstück gut, das dann komplett zu verdrängen, und gehe voller vorfreude auf einen lang geplanten museumsbesuch mit dem g.-zwilling, der d.-zwilling konnte leider nicht, wir waren jedenfalls endlich noch einmal im pergamon, bevor es auf jahre schließen wird. ich nutze für die berliner museen jahreskarten und brauch keine zeitfenstertickets, musste aber trotzdem 25 minuten anstehen, um die neue karte zu kaufen. früher gabs die im abo, das ich immer vergessen habe zu bezahlen, jetzt holt man sich halt jedes jahr ’ne neue, das ist einfacher. habe dem sohn gleich eine ermäßigte spendiert, der war aber beim kauf noch nicht da, also ich mit foto von seinem studiausweis, ließ die bemerkung fallen „man muss sie ja zwingen zur kunst“, und die trotz riesenschlange und hunderten von leuten entspannte mitarbeiterin entgegnete mir energisch: „nein, das stimmt nicht, das funktioniert nicht“, und erklärte mir, warum das bei ihr nicht funktioniert habe, ich sagte meinen zweiten eher blöden satz „sie sind ja jetzt im museum“, sie „ja, an der kasse“. wir gingen mit einem lächeln auseinander, ich hab sie sehr bewundert. das museum sehr voll natürlich, aber die kunst ist so groß und wirkmächtig, das stört gar nicht. mit g. rede ich darüber, dass die kunst eigentlich nicht hierher gehört, er erzählt von den forschern, die zu dritt oder viert eine unmenge an stücken untersuchen sollen, wollen, müssen, und bis das geschehen ist, können die sachen nicht zurückgefordert werden, weil sie noch erforscht werden. es wird also noch jahre oder jahrzehnte dauern, und es klingt sehr nach einem arbeitsmodell, bei dem das eigeninteresse des museums im vordergrund steht.

dummerweise im museumsshop vorbeigekommen, der ist da schrecklich, riesengroß, voller kram, der nice to have ist, „es ist schrecklich hier“, sagte ich an der kasse, „ja, das sagen viele“ antwortete die kassiererin, bevor ich noch einen kleinen sticker mit nofretete (wozu? um himmels willen, ich werde den nie tragen) in die schale lege. es war ein teurer, aber sehr schöner tag im museum.

nachher bin ich mit dem g. noch in den neubau gegenüber dem bode-museum ins café gegangen, wir haben uns das pergamon- panorama angesehen und haben einen kaffee getrunken, mit bester aussicht auf die museen, ein toller ort, nur die focaccia war alle. danach ist er weiter und ich bin noch kurz rüber in die alte nationalgalerie, um mir die secessionen-ausstellung anzusehen, das kleine triumphgefühl, wenn man an der sehr sehr langen schlange einfach vorbeilaufen kann, wegen jahreskarte, das hab ich dann einfach genossen. maske vergessen, leider, aber wenig gehuste, die saison beginnt erst noch.

bis heut früh noch dieses körpergefühl „hund“ in den sinnen gehabt, wo liegt sie, was braucht sie, bewusst gedacht: sie ist wieder weg. gefühl zwischen vermissen und erleichterung.

kws 37 + 38

familienfeste sind schön geworden, seitdem wir sie selber veranstalten. der moment, wo wir alle abends im garten sassen und der große von einer kleinen runde mit einem ausgestopften mäusebussard zurückkam, „hat jemand rausgestellt“, kurz drauf kam noch eine etwas zombiehafte elster und noch ein vogel dazu. der bussard wurde an die wand gehängt, aber niemand wollte sich darunter hinsetzen. später lief ein reh durch den vorgarten, aber das hab ich nicht gesehen. es gab großartiges essen, selbstgebackenes brot, gespräche, fotos, geschichten, einen spaziergang an den fluss mit füßen im wasser. gefühl einer übergabe an die nächste generation, die jugend unter ca. 30 war in der mehrheit, lächeln, lachen, gegiggel und geplauder überall. eine tolle familie, vielen dank an die cousine, die das in ihrem haus und garten veranstaltet hat. rückfahrt mit beiden zwillis, der freundin des einen und meiner mutter, das war auch eine sehr nice sache.

neulich früh auf der stargarder (fahrradstrasse) lauter polizisten, die autofahrer anhalten, sehr erfreulich. die eine dame im dicken bmw-suv mit münchner kennzeichen, die das fenster runterlässt und „ich bin anlieger!“ brüllt, „anleger, anleger“, will man da antworten, aber es fällt mir natürlich nicht schnell genug ein.

die jungs fehlen mir. das nachgekaufte lego ist bei mir eine sentimentale erinnerung an die zeiten, als hier dauernd lego gebaut wurde, an die weihnachtsabende im steinübersähten wohnzimmer, überhaupt an das viele spielen und bauen in der wohnung, die stimmen und streits, das aufräumen und das chaos. wenn die söhne mal hier sind, ignorieren sie mein lego, natürlich, sie sind da rausgewachsen, es ist meine trauer, nicht ihre.

heute zum kaffee mit einer liebsten freundin ins cafe am neuen see geradelt, bzw es versucht, nicht durchgekommen, der gesamte tiergarten war mit hohen stellzäunen abgeriegelt, wegen einem skatermarathon, ich konnte nicht einmal den radweg am 17. juni nutzen. die angst der leute vor gewalt ist bestürzend und fühlt sich übertrieben an, besonders natürlich, wenn man deswegen viel zu spät kommt. oder fürchten die veranstalter quereinsteiger? ich erinnere jedenfalls das eine mal, als ich mit den kindern innerhalb des abgesperrten 17. junis war, irgendein fussballsieg, und wirklich gestresst davon war, nicht einfach durch den park weggehen zu können, wegen den meterhohen zäunen, man fühlt sich wie ein kaninchen im gehege, ein hamster im rad.

das café nach der renovierung dann ein echter reinfall, viel zuwenig personal, überall steht benutztes geschirr auf den tischen oder regalen herum, die himbeerlimo schmeckt nach wasser, der kaffee kam kalt nach einer halben stunde. meiden sie das, es macht traurig. wir aber lagen in den sofas und haben es genossen, uns mal wieder zu sehen. das rückradeln dann auf umwegen, aber ganz schön, herrliches wetter, wollte dann noch schuhe gucken am hackeschen markt und musste erneut feststellen, dass die zeit nicht stehenbleibt, keine läden übrig, nur camper und luccicco.

das kleine ziehen und das große bling

geerbter schmuck, tragt ihr den? ich habe ein paar von den großmüttern über meine mutter an mich weitergegebene stücke, zierliche goldene armreifen, verspielt, vielleicht 20er-30er jahre. es sind die einzigen gegenstände, die ich von den großmüttern habe, sie haben sie getragen, sie berührt, sonst gibt es ein paar möbel, alte schwarzweißbilder, das ist alles. die geschichten von menschen verschwinden ja bis auf die eckdaten meistens schon mit den enkeln, sie bleiben nur eine generation wichtig und lebendig. ich darf entscheiden, ob ich diese dinge an die söhne weitergebe oder auf enkelinnen warte.

jedenfalls brauchen sie licht, statt in kästchen vergessen zu werden, man sieht ihnen ihr alter an und das besondere, das sie damals dargestellt haben, sie sind in allem nicht aus dieser zeit. ich weiß nicht, wie oft oder wann sie benutzt wurden, ich habe sie bei den konfis getragen, oder mal zu weihnachten, bei familiären anlässen also. zum 50. hab ich von meinen freunden ein schönes goldenes armband mit feinem blattwerk geschenkt bekommen, das trage ich häufig, in der oper, im theater, beim ausgehen, damit fällt die identifikation viel leichter als mit den erbstücken. beziehung geht klar vor bedeutung.

heutzutage ist schmuck eher klar, geometrisch, irgendwie solide wirkend, es sieht dann aber oft aus, als solle es möglichst einfach maschinell herstellbar sein. habe aber auch keine große ahnung. von meiner mutter habe ich ein paar ringe, mit steinen, verspielt und auffällig, das ist nicht so ganz mein stil, ringe als statement bekommen ja im gesamtbild schnell ein eigenleben, ich trage sie ein bisschen als verkleidung und habe sofort das bedürfnis, vorher zum friseur zu gehen, mich um diese objekte herum einzukleiden, ich nehme sie wahr, sie funktionieren, ein kennzeichen für eine familiäre oder bürgerliche tradition, zumindest eine zugehörigkeit. ich bekomme sie allerdings oft erst am nächsten tag wieder ab, meine mutter ist zierlicher als ich, die rolle sitzt dann sehr fest an mir dran. frauen haben es ja leichter, männer müssen manschettenknöpfe oder hermes-gürtel oder so etwas auffahren, das wirkt sofort ein bisschen gewollt. ein hoch auf den klassischen siegelring, oder ist das auch angeberisch? werde die paar glitzer-ringe mal tragen und schauen, ob ich mich damit wohl fühle. mein lieblingsring, den ich mir irgendwann mal kaufen werde, ist ein trinity love von cartier, die alte, schmale version.

(bei einem ausflug zu einem konzert trug eine freundin solchen schmuck, er fällt auf, aber eher so nebenbei, daher mal drüber nachgedacht.)

seit ein paar wochen ziehts mir im herz, oder im rückent, kann nicht einschätzen, wo genau. das erste mal wirklich und nicht nur im übertragenen sinne, kardiotermin gemacht, geht erst im august. bisschen nervös, aber sonst gehts mir gut, keine atemlosigkeit, nicht müder als sonst, es ist bestimmt nur das allgemeine älterwerden, oder muskelkram, und die tatsache, dass mir mit ende 50 schon freunde weggestorben sind am herzinfarkt, und die waren auch sonst gesund. eventuell bleibt das jetzt so, in den nächsten jahrzehnten, mit all den neuen vorsorgeterminen, oder gibt es beim älterwerden automatisch eine hypochonderphase, durch die man halt durchmuss? grmbl.

immerhin bin ich grade halbwegs gut trainiert, durchs fahrradfahren und die bewegung beim job, eine mittelweg-lösung, wo doch um mich herum die freund*innen entweder gar keinen sport mehr machen, ihre treppen nur noch mit pausen schaffen, oder andauernd, für beides scheinen der körper und seine wunderbar komplexen systeme (atlas-app habe ich und surfe oft auch ohne grund durch die ebenen) nicht geschaffen, edit: für beides scheint mein körper nicht geschaffen, nie von sich auf andere schließen, jeder körper ist eigen. wobei, etwas mehr herz-kreislauf würde nicht schaden. yoga vermisse ich etwas, eine bandscheibe will nicht mehr so richtig, das traue ich mich nicht mehr.

zur zeit surfe ich lieber behausungen am meer, am mittelmeer natürlich, als männer. es gibt da eine weitaus größere auswahl, ich könnte jederzeit hinziehen, meinen job gibt es da auch, und im mai ist da schon frühsommer. beim suchen gemerkt, es sind alles wochenpreise, und es wird meistens nur in den ferien vermietet, aber es gibt im hinterland etwas renovierungsbedürftige wohnungen für 70.000, da hat man dann etwas zu tun und im notfall ist die kirche gegenüber. eine bekannte von mir hat das gemacht, ich hab sie mal besucht, ein malerisches häuschen in einer sehr alten kleinen stadt, vielleicht eine stunde vom meer.

außerdem surfe ich spinone-welpen.

es ist wie es ist

in den achtzigern war ich ja schon in berlin, in meiner uni- und freunde-blase, hatte noch keine genaue ahnung, was ich mit meinem leben machen soll, zuviel war noch abgrenzung von all dem, was ich nicht war. ich habe zu wenig gelesen für mein studium, aber ein paar autoren haben mich erwischt, wie man halt mit paarundzwanzig erwischt werden kann. ein seminar mit rainer niehoff war dabei, das erinnere ich noch heute als intensiv und leicht und leidenschaftlich klug. ich habe nicht viel gesagt da, hab aber verstanden, was literaturwissenschaft sein kann, brücke und fluß, und was nicht. es ging um hans henny jahnn, immerhin heißt der g.-zwilling mit zweitem namen henny, die bücher stehen im regal, ich lese alle paar jahre mal ein theaterstück nach, wenn jemand das inszeniert, aber für die romane fehlen mir inzwischen geduld und glauben, oder nein, es fehlt die zeit, vor allem, die fähigkeit des abtauchens in eine welt, die das wert ist.

es gibt ja autoren wie hesse, sartre, camus, chatwin, kurze bücher, die vor allem von zwanzigjährigen gelesen werden, ich bin mit dem großen in seiner hesse-phase vom see aus nach montagnola ins museum gefahren, hab mich gefreut, als beim g.-zwilling ein band sartre lag, allerdings auch gemerkt, dass ich den jungs außer paar gemeinplätzen kaum was dazu sagen konnte, es ist zu lang her, meine lebensumstände haben mit literatur nichts mehr zu tun, es gibt nur noch ein paar fragile fäden ins literaturnetz, immerhin glitzernde fäden.

ich versuche das mit diesen besonderen büchern alle paar monate mal, bleibe ein paar dutzend seiten, lese nicht oder selten zu ende. vielleicht ist es lesegruppenmaterial, aber wie früher in der uni kapitelweise, als eine art lesebegleitung, das gabs doch beim ersten knausgård, wenn ich es richtig erinnere? für all diese monolithe, vielleicht auch für den tunnel von william gass, oder den horcynus orca von d’arrigo, dann die sorge, dass auch diese bücher im rückblick verschwimmen, nicht mehr die meilensteine sind, die sie ungelesen und im vorfeld noch waren, so als sehnsuchtsobjekt, das buch, in dem ich endlich verloren gehen darf oder mich wiederfinden kann. die glastonbury romance von powys ist da anders, der roman funktioniert auch in auszügen, da lese ich gelegentlich als eine art ausflug ins grüne drin herum.

ich schaue allerdings auch gelegentlich indiana jones, aus ähnlichem impetus. egal. wochenende!

eine freundin, die literatur unterrichtet, hat mir gesagt, das heutige buch der jugend sei allegro pastell von leif randt, und naja, wenn ich das probelese, also sagen wir, ich nehme dann mein alter wahr, es liest sich wie nahtlos aus dem leben gegriffen, zwanzigjährige schreiben tagebuch, was sie unbedingt tun sollten, aber es sind halt uninteressante zwanzigjährige. dann lieber drama, intensität, grenzen, fremde weltgebäude.

hmm. ein versuch, mich selber ins lesen hineinzubloggen, und das hat ja schon mit dem daten nicht wirklich gut funktoniert.

alltag und kultur

im gespräch mit freund*innen über dinge, die wir nicht gern tun, so haushaltstechnisch, gibt es einen steten fluss, der mir rätselhaft schön oder beunruhigend erscheint, je nach standpunkt. wie ich früher den umgang mit haufenweise wäsche als sehr unangenehm wahrgenommen habe, waschen-aufhängen-legen-wegräumen als nur mit widerwillen durchführbar erinnere, so ist das jetzt in eine emotionale belanglosigkeit gekippt, mit ausnahme des kleinen geschafft-gefühls, wenn der wäscheständer zusammengeklappt werden kann. es ist nicht mehr interessant genug, nicht mehr vom alltag unterscheidbar genug, um es zu prokrastinieren. ich wasche nur noch ein oder zweimal pro woche, nicht mehr jeden tag, teils mehrfach, daran liegt es vielleicht, aber ich mag den gedanken einer erziehung oder entwicklung viel lieber, weil er sich auch ohne die notwendigkeit denken lässt.

ich würde gerne wieder mehr lesen und musik hören, mehr ins theater gehen, ich lasse mich leider ablenken von dingen wie müdigkeit (ich schlafe ein) oder streaming (mein kopf ist woanders). damals hat das beim gitarre-üben funktioniert, weil ich den lehrer so überaus den unterricht bezahlen musste, ohne so einen sachfremden motivator habe ich das (auch mangels begabung) nicht durchhalten können, obwohl ich das instrument großartig finde, im gegensatz zur wäsche. der extrinsische motivator fürs lesen ist zb der termin für die lesegruppe, das funktioniert auch, manchmal erst kurz vor schluss, wenn das buch mich nicht so packt.

um das lesen wieder selbstverständlich werden lassen, bräuchte ich entweder eine art gamification, wie sie goodreads im ansatz bietet, oder ich müsste es eine zeitlang eben einfach tun, bis die gewohnheit gesiegt hat, und dann unabhängig vom buch sozusagen als selbstläufer funktioniert. bin für tips dankbar.

wenn ich weniger bei twitter oder im feedreader herumhänge, nehme ich meine wohnung mehr wahr, das hilft mir auch dabei, mehr zu lesen, inzwischen fühlt sich ja das netz wie ein wohnraum an, meine 2-d-existenz. ich versuche also, ohne rechner/handy die raumtiefe zu feiern, mich in den sessel zu setzen, den kindle oder ein buch in die hand … usw.

grade eine stunde mindestens damit verbracht, ein neu erstandenes legoteil auseinanderzunehmen, wieder zu vereinzeln, dem wahren sinn des endlosen neubauens wieder zuzuführen. ich kaufe diese dinge auf ebay-kleinanzeigen für ein x-tel des originalpreises, sie kommen dann bei peniblen menschen in schönen zipperbeuteln, bei anderen grob so zerlegt, dass es irgendwie in den karton passt. im wettbewerb um nachhaltigkeit fehlen noch interessenten, die lego ausschließlich wieder zerlegen wollen, extrasternchen gibt es, wenn die teile nach bauschritten sortiert werden. einen namen habe ich schon: lego reverse.

edit: in berlin gibt es die möglichkeit, legosets auszuleihen, aufzubauen und dann wieder zurückzugeben. eigentlich gehört das auseinandernehmen dazu, aber man kann das auch dazubuchen, dann macht das jemand anders.

schöne woche gehabt, 2 tage frei, einen mit viel bach verbracht, den habe ich immer noch im kopf, am feiertag das verschobene date (wie oft ein interessanter mensch, mit dem aber weiter nix entstehen wird). der d.-zwilling hat mich besucht, wie immer spontan, sehr gefreut, wir haben zusammen gekocht (kaltmamsells blumenkohl-curry, als einen tick zu aufwändig befunden), geredet, bevor er zum lernen wieder nach halle weitergezogen ist. die anwesenheit vom d. in der wohnung ist wohltuend und schafft so eine art emotionales klangfeld, ich sehe ihn gelegentlich, höre ihn, weiß, er ist da, kann tee oder essen anbieten. genießt die zeit, solang eure kinder noch bei euch wohnen, im ernst, sie geht vorbei und kommt nicht wieder.

leipzig, mp

mit frühem zug los, die pension nimmt erst ab 14 uhr auf, also bin ich dann noch ein paar stunden durch die stadt gelaufen, was ich in fremden städten sowieso immer am liebsten mache. an der nikolaikirche gleich vorbeigekommen, sobald ich drin war, rief der g.-zwilling an, zum telefonieren brav rausgegangen, mit ihm verabredet und danach noch eine führung durch die kirche mitgemacht, bei der ich einfach so mitlaufen konnte. der schwerpunkt der führung lag auf dem widerstand gegen die ddr, der in der kirche begann, sehr schön erzählt, viele kommen wohl auch hauptsächlich deswegen dorthin. mich hat die kirchengeschichte mehr interessiert, johann sebastian bach hat da 1723 seine stelle als kantor angetreten, hat in den ersten beiden jahren wöchentlich kantaten geschrieben, eine nach der anderen. eine zeitlang vorgenommen, den kindern jeden sonntag die passende kantate vorzuspielen, aber wie es so geht, es kommt dann anders.

mit dem g. weiter in die thomaskirche. ich wusste nicht, dass bach dort begraben liegt, hatte dann ein fangirl-herzflattern an der großen schwarzen platte im altarraum. es gibt auch einen fanshop, ein glaskasterl zwischen kirche und thomanerhaus. vor der kirche war ich mit gregor im buchhandel, er suchte ein buch von 50 cent, fühlte mich deshalb voll berechtigt, ihn in den fanshop von bach mitzunehmen. kugelschreiber, aufkleber, tshirts, kaffeetassen. ich hätte alles kaufen können, war aber brav, habe trotzdem 35€ dort gelassen für irgendwelchen pipifax, inclusive der playmobilfigur von jsb. überall im zentrum hört man bach, strassenmusikanten spielen bach, in den cafés läuft bach, mir kam die welt plötzlich als friedlicher ort vor, bis der g.-zwilling zu recht darauf hinwies, dass es ja auch noch andere komponisten in leipzig gegeben habe, mendelssohn bartholdy, die schumanns, grieg, mozart war dort, mahler, richard wagner wurde in leipzig geboren, was ich auch nicht wusste vorher. heute teilt der g.-zwilling noch mit, auch karl liebknecht sei in leipzig geboren, nur ein paar häuser von seiner wg entfernt. am haus griegs sind wir vorbeigelaufen, es steht eine kleine statue im garten, aber die statue bachs ist natürlich um einige meter größer. stelle mir vor, wie all diese komponisten eigene fanclubs unter den honoratioren der stadt haben, die sich dann um gelder, museen, veranstaltungen und feierlichkeiten balgen.

selbstverständlich ist nichts auf der welt so schön, so perfekt, so etc. wie die matthäuspassion, weil. und sie wäre fast in vergessenheit geraten, wenn nicht der sehr junge mendelssohn bartholdy sie hundert jahre nach der ersten aufführung und 70 jahre nach bachs tod zu ostern 1829 das erste mal wieder aufgeführt hätte, und sie damit zum teil der moderne hat werden lassen. heinrich heine, friedrich schleiermacher und hegel waren teil des illustren publikums an diesem abend, das erinnert bisschen an das foto mit delon, faithful und jagger nebeneinander auf demselben sofa.

dann höre ich ein bisschen zu und bin sofort wieder drin. sie beginnt ja mit dem verrat, keine lebensgeschichte, keine bergpredigt, wir werden gleich ins zentrum der osterpassion geworfen, und sein opfer weiß es alles schon vorher. die trauer, wenn sie singen ach, nun ist mein jesu hin!, als er abgeführt worden ist nach dem verrat von judas. jesus schweigt zu lügen stille, antwortet nicht auf die vorwürfe, und bittet um geduld, wenn mich falsche zungen stechen (tick zu inbrünstig mit wunderlich, aber classics go!). ob er gottes sohn sei, fragen ihn die priester, er bestätigt und das wars dann, er wird zum tode verurteilt, in einem leichten, kurzen und etwas hämischen chörchen, man hört, es kostet sie nichts, kein nachdenken, keine überlegung, sie tun es einfach. es folgt das wunderschöne wer hat dich so geschlagen, obwohl du nichts getan hast, fragt der chor. petrus verrät ihn derweil ein weiteres mal, ob er ihn denn kenne, wird er gefragt, nein, sagt er, jesus? nie gehört. mittlerweile ist es nacht geworden, dann wieder morgen, und petrus erinnert sich an die prophezeihung, er würde jesus dreimal verraten haben, ehe die sonne wieder aufgeht. ihm wird anders, er weint, und während man noch zweifelt, ob man ihm denn jetzt noch glauben könne, planiert bach mit erbarme dich jeden zweifel. da sitzt man dann und verzeiht einfach allen und allem und jedem, für diese paar minuten. das muss man erst mal 294 jahre lang schaffen.

schall und rausch. inzwischen wirft der reuige judas den hohepriestern das geld wieder hin und bittet in der einspielung der chapelle royale (ich glaube, es singt peter kooy) fast freudig: gebt mir meinen jesum wieder! (leider nirgends online gefunden, lieblingsaufnahme von 1985, hier eine weniger leichtfüssige, aber auch bisschen tänzerische version von viel später, mit mertens bei ton koopman), und dabei schon erleichtert klingt, weil er einen schritt in die busse getan hat, oder bei karl richter sehr bestimmt und fordernd, als sei es sein recht. bei bach kommt dann als antwort ein tröstliches und leises „befiel du deine wege„, auf die melodie vom schlager der passion, der erst später mit allen stimmen gesungen wird, wenn jesus zum kreuz gehen muss, „o haupt voll blut und wunden„. erstmal bieten die hohen richter dem volk noch einen austausch an, das klappt nicht, lasst ihn kreuzigen singt der chor am ende des gesprächs in einem geschlossenen, schnellen kreislauf, da gibt es kein entkommen mehr. keine chance. dann geht es noch ein bisschen hin und her, aber barrabas wird freigelassen, jesus wird gepeitscht und geschlagen, es ist vorbei. dann singt der alt, gefasst, man hört, der j. ist verloren, aber er ist noch da, da steht jemand noch am anfang der trauer, noch ganz abgewandt vom geschehen, ganz für sich, noch fassunglos, aber schon in der akzeptanz, als sei er schon gestorben. das hat mich früher immer so aufgeregt, der generelle mangel an revolutionären aktionen bei hinrichtungen jeder art. man nimmt sie hin. jesus stirbt dann neun stunden lang, am ende erkennen die menschen ihren fehler, aber es ist zu spät. er wird vom kreuz genommen und joseph übergeben, der ihn beerdigt, mit reinem herzen.

menno, jetzt ist schon 00 uhr, nur weil meine liebste einspielung nicht online ist. besorgt sie euch, es ist die beste. und ja, ich bin agnostikerin, außer beim hören dieser musik. dann wird alles schlüssig sozusagen, schlüsselfertig, besenrein.

edit: heute früh mit dem dringenden traum wachgeworden, ich müsse noch schreiben, dass ein bach-sohn direkt nach dem auftritt als sänger der mp verstorben sei, und dass die passion auch deswegen so lange nicht mehr aufgeführt wurde, weil ein persönlicher leidensweg damit verbunden war. im traum habe ich das am sonntag im bach-museum gelesen, in einem text zu seiner familie, aber in meiner dicken bachbiographie finde ich das nicht, auch nicht im netz. schräg. war mir sehr sicher heute früh. vielleicht, weil der g.-zwilling dem d.-zwilling und mir auf dem spaziergang von einem unfall in chile erzählt hat, bei dem er ein paar meter in freiem fall in einen abgrund gestürzt ist, aufgehalten von so einem absatz im fels, hoch über einem vereisten see. wurde mir sehr anders, als ich das hörte. er musste dann „20 km mit verstauchtem fuss“ zurücklaufen. (heute frei, da kann ich bachforschung betreiben).

es war jedenfalls in leipzig richtig kalt, hätte fürs stundenlange herumlaufen doch eine schicht thermowäsche drunterziehen müssen, vor allem die kälte war anstrengend. vor einem jahr war ich im kurzurlaub um den frauentag beim großen in trier, da hab ich auch gefroren, diesmal immerhin mit warmer wollmütze. märzkälte beisst.

am abend ist noch der d.-zwilling dazugekommen, halle ist nur eine stunde mit der s-bahn entfernt, wir haben beim g tee getrunken und sind dann essen gegangen, in ein riesiges lokal mit offener küche, vietnamesich-japanisch. wir haben gut gegessen, aber nicht gut genug für den preis, ich habs genossen, die beiden an einem tisch zu haben. beim plaudern und reden läuft bei mir immer der zweite film im hintergrund, die erinnerung an die 18 jahre, die ich die kinder zuhause jeden tag beim essen um einen tisch hatte. worüber haben wir geredet? es gab wenig heftige diskussionen, wie ich es bei anderen eltern immer mit einem gewissen respekt beobachtet habe, soviel intellektuelles engagement, andauernd, es war bei uns schon eher bewusst friedfertig, versöhnlich, eher den konflikt vermeidend und dabei auch mal ins smalltalkhafte gleitend, oder erinnere ich das falsch? manchmal sorge, dass das alleinerziehen die gute beziehung zu dem einen hauptzuständigen elternteil wichtiger macht, es bei zwei eltern leichter ist, auch mal mit allem ins kontra zu gehen. ach nee, es gab gar nicht soviele konträre punkte früher, mit den kindern bin ich mir in den meisten grundlegenden dingen einer meinung. nach dem essen haben wir den d.-zwilling noch in die illustre albertina begleitet, wo er abends noch lernen wollte, für eine klausur heute. hat mich sehr beeindruckt.

am nächsten tag musste ich um 10:30 auschecken, sonst noch einen tag bezahlen, bisschen frech, also frühstück beim g., dessen wg zufällig nur 100m neben meiner pension liegt. danach sind wir ins grassi – museum für angewandte kunst spaziert, wo wir erstmal einen kaffee und ein süppchen zu uns genommen haben (der stoffwechsel der jugend!). ich bin da 2 stunden herumgelaufen, fand es entspannend, die ganzen schönen gebrauchsdinge, die keine meinung erfordern, viel porzellan, allerlei kram aus dem alltag in anderen jahrhunderten. überraschend eine toilette aus dem 18. oder 19.jh, in reich geschmückter blaublüten-keramik, sehr schön, das wäre doch was! würde ich lieber reinigen als die ewig klinisch weißen unserer tage. der g. ist dann zurück in seinen sonntag, mich hat es noch ins bach-museum gezogen, wollte unbedingt einmal ein paar manuskripte sehen, dicht davor stehen, im gleichen raum sein mit ihnen, yadda yadda.

das museum ist im bose haus, dem haus der familie bose, die mit den bachs gut befreundet waren, es liegt direkt gegenüber der ehemaligen thomasschule, in der bach mit seiner familie gewohnt und gearbeitet hat. das museum ist schön eingeschmiegt ins haus, es gibt sehr viel musik zu hören, das mochte ich, auch wenn die displays zur auswahl nicht mehr top of the line sind. gut gemacht, sie schaffen es, mit den wenigen objekten, die es aus bachs lebenszeit noch gibt, ein paar seiten noten, eine schatztruhe, eine orgel, dieses bunte und so vielseitige und wirkungsvolle musikerleben nachvollziehbar zu zeigen.

15. januar 2023

es ist zeit. nach 15 jahren im dienst bekommt mein alter rechner einen ruheplatz im regal, nicht etwa, weil er kaputt gegangen ist, sondern weil die zeit nicht auf ihn wartet, die browser nicht mehr aktualisiert werden können, die kamera zu alt für videocalls ist, weil die neuen versionen von android studio für meinen diab-kram zwar laufen, aber der rechner nicht mehr genug kraft dafür hat. es ist ein abschied von einem lebenspartner, er hat länger gehalten als das ipad (5 jahre) und die diversen iphones. die tastatur ist immer noch die beste, die ich je hatte, der bildschirm ist hochauflösend und bis jetzt makellos, jedes pixelchen an seinem platz. er geht in einer minute an, hat 8 gb ram und eine schnelle ssd mit 1tb, ich bin ja die generation, die alle daten immer noch vor ort haben will und den cloud-systemen eher misstraut. habe ein nachfolgermodell gekauft, hoffe, es hält genauso lange, glaube aber nicht daran, die geplante obsoleszenz macht bestimmt auch vor highend-geräten nicht halt.

frühmorgendliches bloggen im bett

gestern so früh schlafen gegangen, dass ich jetzt um 5 wach bin, kann aber noch nicht richtig denken, schreiben geht, aber nur linear sozusagen, noch keine textwahrnehmung, keine metaebenen möglich.

kurzes we gehabt, viel gelesen (das lesegruppenbuch hat zähe stellen), erholt, viel telefoniert mit freundinnen und familie, eine online-italienischstunde für den sonntag vorbereitet, eine freundin hat mir das netterweise vorgeschlagen. sehr interessant, will gleich wieder theorie zum spracherwerb lesen, es ist ein so faszinierendes thema. hab dabei zuviel gequatscht, ich hoffe, da kommt noch routine dazu, in die grammatik komm ich hoffentlich wieder rein. auch gemerkt, dass der alte rechner wirklich nicht mehr geht, er war nicht nutzbar, musste das telefon zu hilfe nehmen, nur stress. hoffe, der neue ist diesmal der richtige. während der stunde klingelt es und die zwillis plus freundin stehen überraschend vor der tür, das passiert sonst nie. nachher noch einen tee mit ihnen getrunken, geredet, gefreut, versucht, die übriggebliebenen weihnachtspralinen und lebkuchen an sie zu verfüttern, dann sind sie wieder weg.

sie fahren flixbus in ihre studistädte, mir ist das unheimlich, busse auf nächtlichen autobahnen voller raser und baustellen. das 49€-ticket kommt ab april, ist aber nur, also ausschließlich im abo nutzbar, 500€ im jahr, so ein totaler studifeindlicher schwachsinn, die planer wollen offensichtlich keine gelegenheitsnutzer, sie wollen nicht alle, sie wollen mich nicht. jede demokratisierung des öpnvs wird verhindert, sie wollen keine vollen züge, sie wollen nur die pendler, es ist der kleinste mögliche schritt in richtung 9€-ticket, kaum mehr als eine frechheit. ich hoffe, da tut sich noch was.

gemerkt, dass ich mich bei vollen wochenenden fast besser erhole, als wenn ich gar nix vorhabe. ein für den januar überraschend gutes we.

megaherz

heute war ein diab-nachmittag. erst ist die pumpe tot, also zeigt ein leeres display, was ich erst bemerke, als ich für den kakao im café insulin geben möchte und der blutzucker über 300 ist. zu hause will ich die batterie wechseln, finde sogar noch zwei, die pumpe verwendet batterien in einer im handel nicht auffindbaren größe, die muss ich extra bestellen, aber keine zeigt irgendeine wirkung. habe dann meine ururalte medtronic 722 aus der notfalltasche geholt, eine simple aaa-batterie eingelegt, datum und zeit aktualisiert (die pumpe ist von 2006 und war lange aus), die basalrate per hand eingegeben, und versucht, die pumpe mit meiner pancreasapp zu verbinden. dafür hatte ich vor jahren einen kleinen edison eingerichtet, ich berichtete, aber da ist die antenne kaputt, deswegen hab mir für notfälle wie diesen einen sog. orangelink gebraucht gekauft, der empfängt über bluetooth signale von der app und sendet sie per funk an die insulinpumpe, die das empfangen kann, weil sie für eine fernbedienung eingerichtet ist und die verbindung nicht geschützt ist. nach anderthalb stunden läuft es. befriedigendes gefühl, dabei wie immer große dankbarkeit für die entwickler der apps und geräte.

es passt irgendwie zusammen, dass an dem tag, an dem meine dana rs- insulinpumpe den dienst aufgibt, auch mein sensor ausläuft und ich das handy endlich, nachdem es mich fast ein jahr genervt hat, auf android 13 geupdatet habe, also das habe ich zuerst gemacht, danach der ganze ärger. mit den updates bin ich immer vorsichtig, weil ich auf eine sichere verbindung meiner geräte über bluetooth (und jetzt wieder über funk) so angewiesen bin. bis eine ersatzpumpe im haus ist, werde ich jetzt wie so ein teenager auch zuhause dauernd handy und orangelink am körper haben, ich hab keine ahnung, wie weit funkverbindungen reichen, ist das wie bluetooth? oho, neuer sensor läuft, 42, sie entschuldigen mich, ich ess erstmal was.

den g.-zwilling gesehen, der für eine party nach berlin gekommen ist, die kurzfristig abgesagt wurde. wir haben zusammen gegessen und von der woche erzählt, dann ist jeder wieder in seine welt abgetaucht, fast wie früher.

ein krisseliger tag, wie eine freundin zum wetter sagte, der markt war leer, der himmel auch, allgemeine unwilligkeit, an der welt teilzunehmen, zumindest bei mir. januar ist wie nachts losfahren, um irgendwann im tag anzukommen, man muss da halt durch, die langen dunklen stunden ohne anfang und ende, ich mag das eigentlich, aber der weg ans licht ist im allgemeinen und besonders in berlin viel zu weit, es wird wieder dunkel, wenn ich gerade wach geworden bin, und danach ist dann februar.