schulplatz.

meine großen, wunderbaren zwillinge sollen an zwei verschiedene schulen kommen. eine davon ist unter den beliebtesten des bezirks, was immer das auch heissen mag, davidzwilling hat es jedenfalls in die klasse seiner wahl geschafft, am c.v.o.-gymnasium, da geht auch der große glücklich hin. gregorzwilling soll an den stadtrand, noch weiter draussen als der golfplatz, sagt das schulamt, nach karow, das ist so ziemlich die arschkarte aller berliner schulen, immerhin nahe am berliner ring, falls jemand außerhalb lebt. schulweg wäre über tram, u-bahn, s-bahn UND bus, alles nacheinander, und dann noch fussweg.

geschwisterregelung gilt ab dem nächsten jahr, die kann ich wohl noch nicht anführen. im letzten jahr galt sie auch. warum sie im nächsten und im letzten jahr gilt und in diesem nicht? heaven knows.

was kann ich tun?

warum einem meiner kinder eine excellente schule ermöglichem und dem anderen eine, von der niemand jemals gehört hat, die nur in den horrorgeschichten über nicht vermittelte kinder auftaucht, die schule in karow nämlich?

puh.

naja, auf in den kampfmodus, mit einem gewissen gefühl der machtlosigkeit angesichts all dieser willkühr von amtsseite. da hat sich also die sekretärin am cvo gedacht, ach ja, nehmen wir einen, dann – ja, was werden die sich gedacht haben, gar nichts womöglich? werde ich nie erfahren, es wird irgendwas rationales, unpersönliches, im stil von „können-wir-nichts-dafür-immerhin-wurde-einer-aufgenommen“ sein.

mal wieder schwimmen gehen

ach lass den sommer mal wieder etwas eigenes werden, bisschen größer, bisschen tiefer, näher am staub, als wärs nicht schlimm, auf die nase zu fallen, als wäre nie was passiert. manchmal kann ich sehen, wie schnell das leben läuft, immer weiter, und wir sind könig und können kurz stehenbleiben, sonne im gesicht, für einen blick, der alles trifft und versteht, was man verstehen soll, und sonst nichts, weil da ist auch nichts, mein lieber schwan. und dann der nächste schritt, der nächste tanz, in&out of the blue.

baseball

mein bisheriger zugang zum baseball war ausschließlich über deep space nine. die amerikanischen sportfilme mit baseball habe ich vermieden, weil sich die regeln nicht so gut zusammenfassen lassen wie bei anderen sportarten (2 mannschaften, 2 tore, ein ball). bis jetzt wusste ich, dass einer einen ball wirft, der gegner ihn mit einem schläger treffen muss, und andere spieler im kreis rennen, solang der ball in der luft ist. es ist alles sehr geheimnisvoll.

das spielfeld ist auch sehr gut versteckt, es liegt hinter einem fussballplatz, man muss einen vor jahrzehnten asphaltierten weg um den fussball herumlaufen, dann einen kleinen erdwall hochklettern, und dann hat man es vor sich. der sohn ist stolz, „es ist ein riesiges feld, mama, für die großen“.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

es fühlt sich an wie ein stadtrand in den siebzigern, die ganze sportart hat was vom insidertip. trotzdem der übliche nachteil von mannschaftssportarten im verein: andauernd turniere, jedes wochenende.

die kinder haben gestern noch die weißen streifen aufs feld gemacht, jetzt bringt ein trainer diese viereckigen bases an, mit so etwas wie einem großen metallhering unten dran, sie werden in den boden eingeschlagen. es sieht alles echt aus, im winter war die mannschaft in einer halle ohne baseballmarkierungen, aber jetzt ist april, es ist hell, 10 grad, wie ein warmer wintertag, die freiluftsaison hat begonnen, der neue und von den vereinseltern selber eingerichtete platz kann bespielt werden.

aus einem schuppen holen die eltern sich ein paar plastikstühle, hunde, decken und thermoskannen sind dabei, der verein vom großen hat einen cateringservice organisiert, der würstchen und caipis und bier und softdrinks verkauft. mir ist mittags zu früh für alkohol. ich versuche, vorm beginn noch ein bisschen in den regeln zu lesen und lasse emma mit den anderen hunden toben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

letzte ratschläge vorm ersten batter-einsatz für den großen. bei ihm mehr vorfreude als aufregung, wobei hey, er ist ein cooler hund und ich bin die mutter.

(ich selber bin ohne jeden sport aufgewachsen und habe dann als teenie immer am rand der felder gesessen und mich nicht getraut, wenn die anderen volley, völkerball oder fussball gespielt haben, im tiefen kann-ich-nicht-modus. froh, dass es so anders ist bei den jungs.)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

der ball wurde von einem aus der anderen mannschaft geworfen. wenn er ihn trifft und wegschlägt, muss er zur nächsten base rennen, wärend die gegner versuchen, den ball zu kriegen. hinter den anderen bases rund ums spielfeld stehen ebenfalls leute aus seiner mannschaft, die dann auch immer ein feld weiterrennen müssen. wenn der ball gefangen wird, bleiben alle stehen. batter ist jeder mal, werfen darf aber wohl nur, wer es gut kann, das ist also ein jungsziel, mal pitcher zu sein, keine ahnung, ob es auch für den fänger (hinter elias auf dem boden kniend) eine chance zum heldentum gibt. nur wenn man es als läufer einmal rundrum schafft, ist es ein homerun, dazu muss der ball also sehr weit weggeschlagen werden. der junge dahinter muss den ball fangen, wenn der schläger ihn nicht trifft oder nicht treffen darf, weil er zu hoch oder zu tief angeflogen kommt. wenn er ihn nicht fängt, muss der batter ebenfalls losrennen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

die regeln, die ich bis hier verstanden habe, wirken nicht sooo kompliziert, aber beim punktezählen setzt es dann aus, die lerne ich dann in den nächsten wochen, es hängt mit den würfen des pitchers zusammen, mit dem schlagen und fangen, denn der ball darf nur ins feld geschlagen werden, sonst zählt es nicht.

in der stadt gibt es immerhin 13 baseballvereine, 10 davon auch für kinder und jugendliche, 2 davon im ostteil, einer noch in mahlow, das ist südlich von berlin. die eltern der anderen kinder sehen jung und tätowiert aus, sie tragen die baseballkappen des vereins, viele von ihnen spielen später selber noch. ich werd nicht recht schlau aus den leuten (die kinder haben einige sportarten durch in den letzten 7 jahren, am speziellsten waren die turnereltern mit dem auffälligen unterschied ost/regelfit und west/freundlich desinteressiert, die fussballer sind unkompliziert und kumpelig-nett, aber bei spielen sehr  aufgeregt, die hockeyeltern waren alle eher akademisch und distanziert, von den karateeltern kriege ich nix mit, da gibt es keine turniere), komme aber mit einem kubanischen vater ins gespräch.

baseball ist kubanischer nationalsport, klärt er mich auf, früher konnte dort jedes kind basbeall spielen, genauso wie überall in südamerika. wusste ich nicht. er sagt, die kubaner hätten höchstens 4-5 jahre nach den amis  damit angefangen, seit „der krise“ 1959 sei es bisschen  schwieriger für baseball in kuba, aber sein sohn solle es genauso von klein auf spielen wie er selber, um dann später leichter in den usa studieren zu können. die usa wirkten samstag auf mich sehr weit weg, aber das engagement des vaters ist spürbar und klar auf der schönen seite der elterngefühle.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zum abschluss gab es noch gemunkel, es sah irgendwie gut aus, wie sie da alle standen, in der gemeinsamkeit. sie trainieren bis zu dreimal die woche, er ist jung, er lernt das spiel bestimmt schneller als ich die regeln.

I’m a

zwillingsgeburtstag.  ein wunderbarer und sehr entspannter tag, noch keine parties, die machen wir getrennt dieses jahr, weil jeder eine eigene will. zum ersten mal nur 1 kuchen, dafür ein großer. kerzen, ständchen, hund will vom kuchen abhaben. ein abendplan war geplatzt, da habe ich den jungs videos satt angeboten, wir lagen also mit popcorn und chips und bionade/bierchen auf der couch und haben den hobbit und argo geschaut, um halb elf abends davidzwilling noch eine wärmflasche gemacht, weil er nach maulwurfskuchen, knabberkram und einer doppelten lasagna etwas hinüber war. (mother)

gestern kurz mit einem weltbass am tisch gesessen (u.a zorn, coleman, waits, anderson), er wohnt ein paar wochen über mir. was ich denn so tue, fragt er, „I’m a writer“, sage ich, bevor sich der kopf einschalten kann, und ich werde den mann nicht gut genug kennenlernen, um eine berichtigung notwendig werden zu lassen. warum mach ich sowas? ich habe nur ein paar jahre lang mit schreiben geld verdient, hauptsächlich als eisbär, davor und danach bin ich ein paar originellen ideen gefolgt, habe aber auch jede menge schwachsinn gemacht, das meiste eher unspektakulär. (joke)

der große spielt mit der gitarre und tut so, als könne er superschnell spielen. „kann das jemand?“ fragt er mich, ich freue mich und öffne den klassiker, gleich kommt ein freundliches hallo vom spolar plexus, ich erinner mich an das wohnzimmer meiner freundin mitte der achtziger, in dem christian kathrein sass und die stücke einfach so mitspielte. „hört sich echt scheisse an“ sagt der große, ich werfe ihn sofort raus und schicke ihn in sein zimmer. er soll jetzt 10 mal „das ist nicht so mein stil“ schreiben und mir die füsse küssen. kein respekt. i’m a bitch.

gott, ist das großartig, das stück. seit jahren nicht gehört, die songs geistern noch durch ein paar wiedergabelisten, aber sie sind zu sehr an alte zeiten geknüpft, nicht mal negativ, vielfach an menschen, nächte und stimmungen gebunden. neu hören ist eine hohe kunst, dabei geht zuviel verloren, nicht bei dieser platte natürlich, aber. mal auf kassette in einem einem citröen DS am lago, der fahrer auf koks, ich mit einem mailänder auf der rückbank, vielleicht verliebt, vielleicht nicht, der mich nach durchknutschter nacht eh sitzenlassen würde, die sonne ging auf, die musik ging weiter. später einer freundin vorgespielt, die irgendwie zu brav war dafür und es nicht cool genug fand, um es ihr nochmal vorzuspielen. das schwarze plattencover mit rand. habe die cd vor 10 jahren einer familienhelferin geschenkt zum abschied, weil damals, als ich mit den kleinen jungs frisch allein zuhause war, der große immer die kleinen verkloppt hat, teilweise mit kochlöffel, da hab ich beim jugendamt angerufen und nach tips gefragt. eine nette familienhelferin ist dann ein paar mal gekommen und hat mit den kindern gearbeitet, wir waren wechselseitig erstaunt übereinander, die, weil ich sie um rat frage, ich, weil sie so nett war. sie hat sich bei uns ein bisschen gelangweilt, es lief dann irgendwie unter bürgerverständigung, glaube ich. es gab einen schlussbericht mit chefin, noch einer mitarbeiterin, ihr und mir, der zur allseitigen zufriedenheit ausfiel, man, war ich jung damals. 2003. sie war ostlerin, mochte gitarre und kannte kaum internationale musiker.

I’m a blogger.

(morisette-revival-day)

(sie können hier über paypal etwas in die trinkgeldbüchse werfen, wenn sie möchten. das hotel mama hat auch einen wunschzettel. vielen dank dafür!)

(boston-graphic)

es wurde gewarnt vor den bildern, sie seien nicht nur „graphic“ sondern „very graphic“, bezieht sich das auf die größere sichtbarkeit graphischer signale im vergleich zu sonstigen aufnahmen?  ach nee, es heisst auch „explizit“, ach so. habe weitergeklickt, in diesem merkwürdigen weiterklicktrieb in the wake of tragedies, geht es um teilhabe oder darum, diese kleine überlebensfreude wegzukriegen, indem man zumindest hinschaut? so hab ich dieses eine fürchterliche foto gesehen, mit den fehlenden beinen, dem mann, der die arterien zuhielt, dem merkwürdig unblutigen wadenbein darunter, und dem weissen, geschockten gesicht des opfers. werde ich nicht mehr vergessen. der helfer hat in den letzten 10 jahren seine beiden söhne an die usa verloren, all dieses wissen, das sich stapelt und zu keinem sinn führt. grad wieder der gewaltschwerpunkt im vordergrund, unter den dingen, die wir unseren kindern am dringensten beibringen müssen: keine gewalt. das zweite ist ja genauso einfach, keine gier (kein profitdenken, mein ich)

kw 15

sofort balkon hergerichtet, beim ersten mü wärme. großer sohn macht mit großer freude mit und hilft richtig. ein zwilling trägt zwei 20l-erdsäcke übereinander die treppen hoch, ohne mit der wimper zu zucken. gemischte gefühle.

ich habe überhaupt nichts anzuziehen! die t-shirts sind irgendwie alle ein ganz kleines bisschen zu eng geworden, hauptsächlich obenrum (die oberweite gewinnt wunderbarerweise beim älterwerden, bestimmt eine größe) und finde jetzt alles ein bisschen ordinär. was macht man da? höhere schuhe natürlich, damit auch untenrum bewegung reinkommt.

zwillinge werden 12 diese woche. soll ich muffins für ihre klassen backen? schon wenn man den gedanken hat, gibt es natürlich kein zurück mehr. hat jemand bis morgen ein feines rezept für schokomuffins? der geburtstag ist donnerstag. die meisten probierten (außer den cupcakes damals für die klasse des großen, mit füllung und frosting, aber die sind mir jetzt zuviel aufwand) sind entweder trocken oder bisschen geschmacklos. vielen dank für hinweise!

hai-alarm angeguckt. muss man sehr, sehr betrunken sein für, es sei denn, man kommt aus friedrichshagen. der film rechtfertigt das adjektiv unfassbar.

 

 

 

KW 14 kriegt ***

gestern durfte ich mit frau montez einen kaffee trinken gehen und bin jetzt nochmal so froh, dass sie ein weblog schreibt, sonst hätte ich sie ja niemals kennengelernt. lustig war auch, dass wir beide von unseren müttern angerufen wurden, als wir da so sassen, und in einem ähnlichen tonfall geanwortet haben, freundlicher kümmermodus, zeichen dafür, wie die rollen sich ändern, wenn die alten in die jahre kommen. auch sonst wars bisschen ein familientreffen, mein schwesterherz rief auch an und teilte mit, sie würde heute kommen, nach berlin, aus rom, mit einer der cousinen meiner jungs.

bisschen wie in alten zeiten, als die ganzen tollen blogger meinen weg kreuzten, wie frau modeste habe ich seit studium und kindern nicht soviel menschen kennengelernt wie in den letzten sieben 8 jahren, und es sind ja doch auf spezifische art andere freundschaften beim sagen wir tagebuchbloggen, wie so internatsgeschichten, die fortwährende klassenfahrt.

 

(offene liste)

das geschenk kleiner abschnitte (< 0,5m) im tangram der vorlieben, überschaubar, mühelos zu erweitern, die euphorie des nichtwissens.

arnold odermatt, dessen vw im genfer see ich zuerst in einer zeitung gesehen habe, den wollte ich kennenlernen und bin mal direkt vom artforum in eine vernissage bei springer & winckler gelaufen, habe mit ihm reden können, er hat mir netterweise den katalog signiert*, ich hätte auch ein bild gekauft, aber die waren schon zu teuer, nicht absolut zu teuer, aber für mich, damals 2.5, vor zwei jahren schon 4. er war froh und charmant verwundert über die aufmerksamkeit, es war wie ein geschenk des sohnes (der alles organisiert hat) an den vater, eine feine ankedotische erfolgsgeschichte, die freude daran, dass die große ästhetische sorgfalt dieser bilder eine anerkennung findet.

waplington mit „living room„, das mich umgehauen hat damals, die freude ist immernoch reproduzierbar beim anschauen, der hat auch ein paar schräge sachen gemacht,  ist nicht auch dieser band mit erfundenen  screenshots von ihm? „learn how to die the easy way„, genau. 2002. faszinierend, wie man mit einer idee ein ganzes buch machen kann, und: wie ihn das netz da überholt hat. das living-room-buch ist inzwischen ordentlich abgeliebt. auch den band „truth or consequences“ mag ich sehr.

soth, von dem ich im netz eins seiner motelbilder gesehen habe aus dem band „niagara“ (bei goncourt? ach, ich weiß es nicht mehr. sorry.), der mich auch jedesmal freut, genau wie sein letztes buch, looking for love, aber das hab ich erst ne knappe woche. von soth hab ich dann auch diese aufregenden schaumbilder hier, obwohl ich die wohl niemals irgendwo aufhängen werde, aber, mütterausrede: vielleicht wollen das die jungs mal? soth ist vorbildlich in der preisgestaltung, 18$ für etwas zeitschriftartiges, da geht das leicht hipsterige der bilder in ordnung.

diese holländische modefotografin, sassen, deren bilder fast alle großartig sind, obwohl ich mit portraits sonst wenig anfangen kann, sie sind mir meist zu aufdringlich, aber sie kriegt es irgendwie hin, weil die personen eher teil als zentrum der bilder sind. auch auf der galerieseite vom soth in berlin entdeckt, oder bei goncourt? weiss nimmer. sie ist z.zt. auch so eine superteuer-kandidatin im netz.

eine reihe sehr zufälliger bilder in einem kleinen buch von hiroshi ono, in-between, sie haben so etwas unbeholfenes, das offensichtliche wird fotografiert, es kommt wenig mehr dabei heraus, aber der ganz gestus ist so charmant, als wären austria und slowenien fremd genug für einen so generischen umgang. ich habe noch ein büchlein aus der reihe, mit lauter viel zu dunklen fotos aus der luxembourghischen provinz, das ist sehr finnisch.

einen italiener, der die emiglia romagna so fotografiert hat, als wäre er im tiefen amerikanischen westen.  ich bekomme beim ansehen gleichzeitig heimweh nach diesem bisschen heruntergekommenen norditalien und nach meinen usa-bildern. paolo simonazzi, „tra la via emilia e il west“

einen band im samtcover habe ich auch, „the book of shadows“, der herausgeber hat auf flohmärkten bilder erst gefunden und dann gesammelt, auf jedem ist der schatten des fotografen deutlich sichtbar. im laden gefunden, aufwändig gemacht, also von außen. es sind alte bilder, die fotografen halten die kameras auf bauchhöhe, die bilder entwickeln eine ordentliche faszination. der samt ist merkwürdig unpassend für so ein buch, aber sehr angenehm in den händen. was ist die zielgruppe von samteinbänden? liegen alte fotos nicht immer in tabaksdosen?

bill owens, da mehr ein tonfall als einzelne bilder. aus american leisure dieses bild, auf dem die badeanzüge und badehosen aus demselben stoff sind, die bilder vom altamont-festival, entdeckt, als ich gerade lola bensky las, wie die protagonistin als entspannte und unbedarfte musikkritikerin eins der festivals in monterey erlebt hat.

hier eine lange liste von fotografen, ich kenne vielleicht ein zehntel davon, beim googeln nach dem schwimmbadfoto gefunden.

* „warum den namen vom autor reinschreiben lassen, der steht doch schon auf dem umschlag! jetzt ist es doch dein buch, da musst du deinen namen reinschreiben, mama.“ (waren das meine kinder oder eine geschichte von andrer leute kindern? vergessen.)

fotobuch

immer wieder verblüffung, wenn ich als vergriffen geltende bücher noch in irgendeinem onlineladen bekomme. das ist wie eine zeitreise zwischen gestern, wo der buchhändler sagt: er könne noch mal hinten im lager nachsehen, und das buch dann mit einem lächeln zur kasse bringt – und der heutigen O/I- logistik, in der es keine unsicherheiten mehr gibt, nur noch gelegentliche fehler. erhöht die freude, wenn nach ein oder zwei wochen das buch im briefkasten liegt, für paar euro fuffzig, das bei amazon oder zvab schon für paarhundert plus gelistet ist.

ob tatsächlich jemand diese hohen preise bezahlt? neulich in einem fotobuchladen in der immanuelkirchstrasse kleine zettel mit „bei amazon x euro, hier y“ auf den büchern. ich kann mir nicht vorstellen, dass es tatsächlich käufer gibt für all diese teuren restexemplare oder erstausgaben usw., ich glaube nicht an den käufer mit geld, eher an den käufer mit timing, der bücher mit miniauflagen zeitig kauft und behält und sich an den phantasiepreisen freut. mal beobachten, wie lange sowas absurdes bei amazon vorrätig bleibt, aber ich hoffe, der markt findet anders statt. diese preise sind glaub ich nicht realisierbar, nicht für zeitgenössisches.

ich habe keine große ahnung von fotobüchern, aber ich liebe es, sie anzusehen, sie wirken fast wie yoga. kommt alles durchs internet mit den vielen fotografen, vor allem durch die tanzgruppe goncourt, hackr, hammerschmitt, nochwer?, aus deren blogs und fb- und anderen accounts ich vermutlich die meisten hinweise habe. danke dafür!

ich finde in meinem vorliebenfeld (landschaft, dokumentarisches, strassen) fast alle interessant, wenn sie es schon ins buch geschafft haben, es ist schwierig, unter diesen vielen jemanden herauszufinden, der spannend bleibt auch nach vielfachem ansehen, bilder, die immer wieder funktionieren, für die/den ich reellen raum freigeben möchte und nicht nur virtuellen. ein schöner gedanke, dass die welt mit kunst flächendeckend gefüllt ist, wie eine bestandene menscheitsprobe, vielleicht sind klare kriterien eh nicht möglich, wenn die auswahl so groß ist. ob es jetzt eher mein persönlicher bildungshorizont  oder die eigene geschichte ist? es fühlt sich an wie serendipity, wenn ein werk einen erwischt, mit einem schwer erklärbaren und nicht vorhersehbarem  punkt, an dem schönfinden in begeisterung umschlägt.

wenn das klare ja oder nein nicht möglich ist: ob ich die energie zum tollfinden ins buch hineinsehen muss oder ob es mir entgegenspringt, mit dieser existentiellen wucht sehr guter arbeiten, aber das passiert fast nie, dieses sich verlieben als kurzschluss, das bild nur noch bild, nicht mehr künstler oder verlag oder agentur oder thema, vielleicht ähnlich wie bei literatur der unterschied zwischen etwas schreiben und über etwas schreiben? bei strassenfotos, wenn etwas alltägliches einen kleinen haken in die wahrnehmung setzt, ein element des fotos außergewöhnlich ist oder eine andere spannung erzeugt, auf nicht dramatische weise –

sonst beginnt folgendes:

ich übe mich idealerweise in der notwendigen aufmerksamkeit, so geschult wie interesselos, ein zen-gefühl, bei dem alles und nichts präsent sein sollte. manche gegenwartswerke/künstler muss ich mit meinen rudimentären mitteln vorher freistellen aus dem marktwert-diskurs, bei einigen geht das kaum noch, am besten, wenn man die bücher hochhebt mit unscharfem auge, den titel nicht anguckt, dann erst im buchinneren fokussiert, oder wie ich das mache: buch anheben, öffnen, dann erst brille ab. der ich-will-impuls mancher bücher, oft als pathos oder samteinband oder als zu breiter oder zu schmaler rand, ist ja auch wieder nur ein zeichen von schaffenskraft oder gestaltungswillen, worte, bei denen die lenden nicht weit sind, aber nu, ich mag dieses machertum eigentlich, selbst wenn es mal daneben geht, der designwille sollte diskret bleiben, wobei mich ein mangel an stil auch dem teilgelungenen buch wieder näher bringt, wie ich da so mit oller mütze und schneestiefeln am tisch stehe, aber heikel ist es schon, die bilder müssen das dann aufwiegen. die leute machen ja nur einen kompromiss ziwschen geld und geschmack, trotzdem, der manchmal zu offensive habitus, nee, mag ich nicht, lege das buch wieder hin und hab sofort wieder die anderen 500 im blick, die auch alle toll oder mindertoll sein könnten = da hilft das netz natürlich, mit der vereinzelung oder der empfehlung.

gell, achja. dann wird es doch wieder was mit hoher tiefenschärfe, in s/w oder mit perfekter farbkomposition, und-oder von den üblichen verdächtigen waplington, soth, eggleston oder odermatt, wobei es von denen grad auch nix neues gibt. der rest ist schminke. als würde ich nur 5 autoren lesen. bildhunger.

höchste zeit für ein paar aktuellere favouriten.

 

 

gebunden

seit lektüre dieses textes bei frau engl einen frosch im hals, das vollkommen selbstvergessene dieser schlagenden eltern, im kopf genug fremdheit von allem menschlichen, um die spuren der schläge lustig zu finden. was das dem kind sagt, ich tue dir weh, und nichtmal deine verletzung dabei nehme ich irgendwie zur kenntnis, es berührt mich nicht, was ich tue, ich finde mich amüsant. das kind wird nicht nur verraten, der verrat wird auch noch weggelacht, es wird vollkommen im stich gelassen, es will mitlachen, um nicht so allein zu sein. abgründig, normal. die szene ist fast das schlimmste, was ich zu dem thema gelesen habe.

ich selber wurde nicht oft geschlagen, vor allem nicht selbstverständlich, einmal wollte meine mutter, dass ich nachher meinem vater sage, es sei nicht so schlimm gewesen, „weil der sitzt da oben in seinem zimmer und kommt nicht mehr raus“, es war also schon nicht normal, leite ich daraus ab. ich habe kaum erinnerungen an meine kindheit, meine eltern haben uns geliebt, wie sie es konnten, denke ich, gelernt haben sie es wohl nicht, beide haben dabei einen haufen grenzen überschritten, mein vater aktiv, meine mutter auf eine sehr passive-verdrängende weise, durch wegschauen, nichts sagen und nicht da sein. beide waren keine besonders begabten empathen. nein: beide waren komplett unempathisch, sie waren nicht interessiert,  ich meine auch: ohne es zu bemerken, das ist ja ein großteil dieses nicht-gesehen-werdens, nicht als persönlichkeit und nicht als person. diese väterlichen ausbrüche waren meistens an alle gerichtet, es war immer außergewöhnlich, alleine gemeint zu werden vom jähzorn, ich erinnere dabei neben wut und ohnmacht auch die dornige aufregung, beachtet zu werden.

ich weiß ja heut auch, das kostet kraft, das bemerken, hingehen, hinhören, ich habe bei meinen kindern kraft gebraucht, um aus diesem elterlichen vorbild herauszukrabbeln, manchmal wirklich auf händen und knien, so fühlte es sich an, ein laufen lernen. die dämonen sitzen irgendwo in der kammer, aber sie machen mir keine angst mehr, sie sind eine art totem geworden, wie die drei affen sitzen sie da. und mich freut es immernoch genauso wie am ersten tag, wenn ich merke: es hat geklappt, du kannst es, du bist bei ihnen, sie sind hier, du willst sie kennenlernen, sie sind ganz gewollt, ich bin ganz da, sie dürfen es auch sein. sie sind in ordnung, die jungs. auch wenn das große stille schweigen noch immer lockt, es ist ein sehr sicherer hafen.