es ist so still.
diese texte über covid-19 sind wahrscheinlich das erste mal in 20 jahren interessant, oder bei der nächsten pandemie. ich habe schon einmal an einem jahrhundertereignis teilgenommen, aber anders als beim mauerfall springt der impuls zur dokumentation jeden an, der irgendein soziales medium nutzt. mir hilft das über die unruhe, es geht allen so, jeder spricht darüber. meine erinnerung an den mauerfall hat etwas ganz privates, meine eigenen bilder sind grundlegend anders als die aller anderen, sie sind nicht symbolisch oder repräsentativ, sie sind zufällig, erlebt und nicht gesucht. ob sich die bedeutung so einer geschichte für die biographie verändert, wenn alle ähnliche bilder damit verbinden? sind die bilder stärker als die erfahrungen, geht etwas verloren oder kommt was dazu? es wird eine unwucht in richtung bilder vs erlebnisse geben, wenn die blogs und reportagen nicht gelesen werden, ein grund mehr, auch banales aufzuschreiben. vielleicht reichen ja auch memes.
bei all der digitalen gemeinschaft vergesse ich zur zeit fast, mein alleinsein und die ruhe zu genießen, dabei bin ich sehr gern allein. die jungs halten ihre zimmertüren geschlossen, wir sehen uns beim essen, und wenn es etwas zu sagen gibt. also netz aus, buch und musik an.
heute, am ersten tag der anders genannten ausgangsperre, ist die ruhe viel deutlicher. man hört gar nichts mehr. auf der strasse waren am wochenende noch relativ viele passanten unterwegs, nur sehr wenige mit maske, die meisten hielten weniger als anderthalb meter abstand, beim bäcker gehen die leute dicht an mir vorbei durch die tür, ohne hochzuschauen, auch auf der strasse lässt sich fast niemand zu einem ausweichen hinreißen, weiche ich also selber aus. ich glaube, es geschieht selten aus einer entscheidung heraus, häufiger aus so einer art trägheit, einem beharren im normalen, es gibt noch keinen schutzreflex.
ich bin ein bisschen erkältet, habe zue ohren und einen kleinen frosch im hals, war bis vor einer woche in einem umfeld mit der höchsten erkältungsdichte überhaupt beschäftigt, einem kindergarten. der eine zwilling mit allergien und asthma hustet gelegentlich, einerseits ist es die jahreszeit dafür, andererseits hat ein kumpel gestern von einem coronafall in der familie berichtet, die beiden haben sich vor einer woche in einer größeren gruppe unter freiem himmel mit ellbogenstups begrüßt, trotzdem gab es natürlich eine gewisse nähe. es ist der zweite fall in der familie, der große hatte ja auch schon einen eventuellen kontakt, immerhin wird die quarantäne in dieser zweiten woche leichtfallen, weil alle mitmachen. in der ersten woche hatten wir keine, weil wir nichts von der infektion wussten, haben aber abstand gehalten, hände gewaschen und sind nicht ausgegangen, auch die söhne nicht. ohne die jetzt verordnete strikte isolation ist das virus unter jungen menschen nicht aufzuhalten.
wäre aufregend, wenn auch der gemeine schnupfen verschwinden würde.
bis auf bisschen gemüse für die hühnersuppe, und frischem obst, muss ich diese woche nix einkaufen, habe vor, dafür eine maske aufzusetzen. bin mir relativ sicher, dass wir bald alle eine tragen werden, wir haben zuhause noch irgendwo ein paar einzelne ffp3-dinger aus einer alten bestellung, ich könnte aber noch welche nähen, baumwolle und küchenhandtücher sind ein guter ersatz, wie es scheint. eine firma näht masken in diese schlauchschals, die über mund und nase hochgezogen werden, alle ausverkauft, das kann man sicher auch selber machen, ähnliche schals gibt es für wenige euros online, sie sind ein bisschen diskreter als die masken, zumindest, solang es noch nicht wärmer wird.
ich warte auf online bestelltes mehl, bei den letzten drei supermarktgängen waren die regale leer, es gab auch online lieferschwierigkeiten, aber heute kam die versandbestätigung. endlich backen! ich verwende das gute caputo-mehl, die mutterhefe überlebt damit schon ein jahr trotz gelegentlicher vernachlässigung.
Felis hat die Nähanleitungen für vier verschiedene DIY-Masken ausprobiert und genäht und hat darüber berichtet:
https://nightcat.one/2020/03/maskenball/
Sie empfiehlt die vierte Variante, die sie leicht abgewandelt hat (Bändel statt Gummis und ein „Nasendraht“).
vielen dank! ja, ich habe die nähmaschine schon auf dem tisch stehen, alte kleidung durchgesehen, heiß gewaschen und geschnitten. auf twitter empfahl jemand die flachen metallschienen für diese schlichten bürohefter, angenehmer auf der nase und wohl auch formstabiler. ich bedauere ja schon wieder, keine schönen stoffe parat zu haben, nur weiß, hellblau und streifen, wo doch alle so schöne farbenfrohe muster vorm mund haben! es hat nachteile, nur notfallnäherin zu sein. bei der frühen kleinen hunderunde schon 3 masken gesehen, einmal krankenhausgrün, einmal selbstgemacht schwarz, einmal weiß.
Ich kam heute nicht umhin, ein paar Dinge einzukaufen und sah zwei Herren mit Tuch vor dem Mund und einen mit normaler Maske. Ich selbst muss mir auch mit Schals behelfen, Nähmaschine und Stoffe lagern bei meiner Mutter. Da ich seit dem Wochenende mitunter etwas Husten habe, kann ich nicht dorthin, sie holen.
ich hoffe, sie haben sich nicht das virus eingefangen! (habe nicht ins blog geschaut und ihren kommentar übersehen, weiß auch nicht, wie mir das ausgerechnet jetzt passiert, wo ich zeit genug hätte). ich habe ein paar masken genäht, mir sind aber die langen bänder ausgegangen, mit neuem schnitt warte ich jetzt auf gummilitzen. fürs verschenken werde es aber wohl zu wenige werden, mal schaun. passen sie auf sich auf!