welle und form

ich bin früher, als ich meine haare noch mein haar nannte, mit großer hoffnung und bereitschaft durch die regale mit haarpflegeprodukten gewandert, hatte meinungen und vorlieben, eine werteskala von guhl bis schauma, die entscheidung zwischen volumen und seidigkeit fiel mir schwer, und ich hielt sie für notwendig. das wurde im lauf der jahrzehnte alles nach und nach weniger wichtig, von alleine, es waren immer dieselben 2 oder 3 sorten shampoo, ich habe seit ein paar jahren immer öfter vergessen, mir spülungen zu kaufen, das haarspray liegt seit ewigkeiten hinter der waschmaschine, und wenn ich in der drogerie vorm shampooregal stand, hatte ich vergessen, welches ich zuletzt hatte. ein bisschen frischen wind brachten die ökologischen aspekte, also kein silikon, keine komischen stoffe, das hat mich dann eine weile wieder mit einer gewissen neugierde aufs produkt und so einem entscheidungseifer erfüllt, das fehlen von silikon habe ich den haaren angemerkt, könnte den unterschied aber jetzt schon nicht mehr beschreiben. sichtbar war es glaube ich nicht, jedenfalls auf keine weise, die nicht ebenso gut hätte eingebildet sein können. einziger reproduzierbarer effekt: nach einem produktwechsel fühlt es sich nach der ersten wäsche immer irgendwie besser an, aber ich wollte nu auch keine 5 flaschen herumstehen haben. marketingidee: vielleicht 2 sorten für im wechsel anbieten? irgendwann im letzten jahr habe ich dann einmal zu einem silikonfreien billigshampoo gegriffen, für knapp über einem euro, und siehe da – kein unterschied fühlbar, alles frisch nach der wäsche. es war eine kleine überwindung zum verlassen der sphäre notwendig, ähnlich wie beim wechsel auf android, also ein spürbarer verlust, wo ich das selbstbild jetzt selber füllen muss, wenn die marke nicht mehr da ist. jetzt war der nächste schritt fällig, habe mir ein festes shampoo gekauft, es sieht aus wie ein stück seife, man spart die bescheuerte plastikflasche. und es funktioniert wie es soll, die haare sehen nach der wäsche gewaschen aus, und nach dem bürsten frisiert. mehr kann, nach meiner lebenserfahrung, kein mensch erwarten.

cecina, 80er

hin- und her gerissen zwischen so einer lust, mir eine höhle einzurichten, die frei von moden und trends mir wohlbefinden verschafft, also eine kleine meerfantasie im schlafzimmer, das immer noch nicht tapeziert ist, erst brauche ich einen job, wobei ich mich sowieso noch dauernd umentscheide, was tapeten und farben angeht. ich habe noch nie vorher ein zimmer eingerichtet, sie haben sich immer einfach so ergeben, aber seit ich mir die einrichtung vorgenommen habe, ist sie mir wichtig.

ich schlafe zum glück überall gut, träume aber selten, und fast nie meinen lieblingstraum, in dem immer meer und wasser vorkommen, und manchmal ein boot, und wellen, deshalb wird es jetzt an der wand statt blømster wohl ein wellenmuster mit kleinen fliegenden fischen geben. und warum nicht aufs ganze gehen: ich möchte in einem boot schlafen, und suche auf ebay.it nach einem letto a barca aus dem vorletzten jahrhundert, es gibt immer mal wieder ein paar, leider meistens mit alten matratzengrößen, also nur 195cm lang und nur 140cm breit. eine freundin macht mich darauf aufmerksam, dass es die auch hierzulande gibt, zb aus dem biedermeier, oft als empire- oder louis philippe- betten angeboten. teils sehr schöne alte möbel aus kirsche und nussbaum für ein paar hundert euro, kurz davor, mir so ein kleines bett zu kaufen, weil es realistisch betrachtet sowieso zuviel aufwand bedeutet, einen mann zu suchen, der länger als ein paar nächte bleibt. sagen sie bitte trotzdem bescheid, wenn sie eins in der größe 160×200 auf dem dachboden haben.

musste mich für diesen flirt mit dem stimmungsmöbel im schlafzimmer von allerlei einflüssen befreien, darüber gemerkt, dass es ja gründe dafür geben mus, dass die betten im handel alle gleich aussehen (zb eckig, jede kurve kostet) und kann jetzt ursache/wirkung wieder richtig herum wahrnehmen. ich werde mir dann, wenn es tatsächlich alles fertig wird, noch ein paar bilder mit meerwasser ins zimmer hängen. weil ich es kann who cares.

oder ich lasse es leer und schlafe auf einer isomatte, mit platz für jede neue idee.

auf instagram angefangen, mir bilder aus rom und von der italienischen küste anzuschauen, gemerkt: ich würde schon gern wieder in italien leben, am liebsten am meer. ich war zum glück 2 wochen am see im letzten jahr, denn nach über einem jahr ist die stadt ohne kultur, ausgehen und theater, ohne vernissagen und parties und leute und premieren und konzerte in kleinen jazzclubs doch ein eher trübes pflaster.

5 Gedanken zu „welle und form“

  1. ich gebe etwas weniger als der Rest der Welt für Haarpflege aus, vermute ich, bin aber nicht unzufrieden. Vor circa fünf Jahren habe ich aufgehört ausgewiesene „Shampoos“ zu benutzen, da mir in den Sinn kam, dass die Empfehlung siliconfrei vielleicht auch simpler zu haben ist, nämlich durch Flüssigseife, die mir vom Duft und der Beschaffenheit zusagt. Seither nehme ich für die tägliche Dusche von Kopf bis Fuß, also inclusive Kopfhaare eine Discounter-Creme Dusch von dm mit Vanille-Cocos-Duft. Sonst nix. 300 ml 0,65 €. Früher habe ich Shampoos aller Preisklassen benutzt und extra Spülungen usw. Bis diese Information publiziert wurde, dass sich eine Art Abhängigkeit bei zuviel extra Futter für die Geschmeidigkeit einstellt (diese Silikone, Silikone, Silikone). Jedenfalls waren meine Haare schon mal stumpfer und dünner. Kommt mir vor, als hätten sie sich über die Jahre erholt. So ein Stück Seife wäre nix für mich, ich mag es dieses fetten Klacks Flüssigseife, Cremedusche, wie immer man es auch nennen mag, schnell aufzuschäumen und wieder auszuspülen.

  2. P.S. meine Cremedusche ist von dm, bevor die Frage kommt 🙂 Beim Friseur war ich zuletzt in den Neunziger Jahren, aber nur, um Frank Schäfer mal aus der Nähe zu erleben. Ich schneide meine Haarspitzen ab und zu mit einer im Internet bestellten Profischere.

    1. selbst ist die frau! eine haarschere fliegt hier auch irgendwo noch herum, das kann ich mal versuchen.
      interessant, auf diese idee bin ich gar nicht gekommen, einfach komplett auf spezialprodukte für die haare zu verzichten. duft ist ein thema, den hab ich auch nach dem festen shampoo, bisher ist es in der anwendung problemlos, nur ein bisschen ungewohnt und schwieriger zu dosieren. ich hab mal gelesen, dass die ganzen extrastoffe gelegentlich ausgewaschen werden müssen, deswegen sind deine jetzt vielleicht wieder leicht und glänzend!

      1. Bei Haarseife – nicht zu verwechseln mit festem Shampoo – muss man bei mittelhartem Wasser auf jeden Fall eine saure Spülung mit Essig o.Ä. machen, weil da „Kalkseife“ entsteht. Das hat mich davon abgehalten, Haarseife zu verwenden. Festes Shampoo benutze ich schon länger, Shampoos mit Silikon hingegen noch nie. Früher benötigte ich bei den Bio-Shampoos oder den ph-neutralen mit „Totem Meer“ doch immer mal ab und an eine Spülung, bei dem festen Shampoo nicht mehr.

        Soweit ich weiß gibt es festes Shampoo auch ohne Duftstoffe. Ich nehme bislang eins mit dem Duft von Mandarine und Basilikum.

        Da ich keine glatten Haare, aber leichte Stufen drin habe, schneide ich an meinen Haaren nicht selbst herum. Es reicht schon, dass ich zwischen den Friseurterminen alle Vierteljahr an meinem Pony herumkrotze. Er schneidet mir den auch nach, aber manchmal ist halt keine Zeit oder Gelegenheit.

        1. ja, das habe ich auch gelesen, es erschien mir zu kompliziert, obwohl es mich an meine gut durchspülte jugend erinnert hat. bier, zitrone, apfelessig, eier, olivenöl, aufgetragen wie ein geheimer zaubertrank, der die haare dann goldbraun machen sollte, statt einfach nur braun. für „keine glatten haare“ hätte ich mit zwanzig jedenfalls noch einiges in kauf genommen!

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