der mann für sich („Sarah“, BE)

erstes mal wieder im theater, und ich hätte mir die zeit nehmen sollen, das stück vorher zu googeln. es war eine voraufführung, uraufführung heute, dramatisierung eines romans von scott mcclanahen, eventuell bisschen autobiographisch, die hauptfigur heißt genauso. ich sass da und habe mich auf ein ensemble gefreut, und dann kam ein mann auf die bühne und stellte ein mikrofon auf, oh nee, dachte ich, das wird doch wohl nicht … dann begann der mann mit großer geste zu erzählen, wirkt betrunken, verliert fast die fassung, die ganze figur scheint nicht fest verankert in zeit und raum, der text ist gut geschrieben (usa, szene im auto, fahrer wird von polizei angehalten, fürchtet alkohol-kontrolle, steigert sich rein, dabei zeitsprünge, mal redet er, mal spielt er die szene nach, sehr dicht alles) es geht um sarah, seine frau und die mutter seiner kinder. nach 10 minuten text ist die figur eigentlich fertig erzählt, ich hab verstanden, es wird kein ensemble geben, scott bleibt allein auf seiner bühne. hrmpf, und zeigt uns einen vollkommen unaushaltbaren mann, spielt und wütet sich dabei in ein so ein auswegloses selbstmitleid hinein, ach, ich musste anderthalb stunden einem mann auf egotrip zuhören, wäre gern wieder gegangen, aber der große war mit einer freundin dabei, also tief ein- und ausatmen und durchhalten. der schauspieler war natürlich großartig, ein richtiges monster-solo, aber so eine figur hätte ich im internet nach 5 sätzen geblockt. niemand will sich so etwas anderthalb stunden lang anhören, die figurenentwicklung ging auch nur richtung abgrund. gerade die szenen, wo der mann die nerven verliert und sich in jähzorn-attacken fallen lässt, nein, sich hineinwirft mit dieser gewaltlust, in der sich die situation hermetisch schließt, kein zugang mehr möglich wird, auch kein ausweg, nur die erschöpfung irgendwann, wenn das mobiliar zerstört ist und keiner mehr antwortet, die sind unerträglich, wenn man solche situationen selbst schon erlebt hat. brr.

nachher noch bierchen auf dem hof mit dem großen sohn und einer freundin von ihm, dort bewunderung für die schauspielerische leistung von marc oliver schulze (die szene, wo er die geburt seiner tochter schildert, die ist wirklich sehr toll, hochdramatisch, rabenschwarz, komisch) und ein gewisses rätselraten darüber, warum reese das auf die bühne bringen wollte.

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11. august 2021

sind der lichter viele, und der tag wird erinnert werden von der, die ich dann sein werde, aber es wird mir nichts passieren dabei, ein paar spuren zu all den anderen, das ist unfassbar, denn sie weiß nicht, ob es sie dann noch geben wird. seit einer woche weiß sie das. und sie schreit nicht die ganze zeit, sie erzählt eins nach dem anderen und wird dann still, ich habe ein paar minuten lang nur geflucht, alle die hilfreichen und lustvollen und lebendigen italienischen flüche, die mir einfallen, dio cane, eine lebensfeier, wir haben hummus gegessen, der hat geschmeckt, darüber haben wir auch geredet, darum wollte sie da mit mir hin, um es mir zu erzählen, wir waren vor einem jahr schon mal hier.

außerdem zufällig passiert: der g.-zwilling übersteht vollkommen unversehrt einen unfall, als ein wagen auf dem weg nach italien einen stau übersieht und ihnen hinten reindonnert, das unfallauto mit totalschaden, ihres kann weiterfahren. weites herz heute.

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ich war seit hundert jahren nicht mehr im theater. zuletzt bei einer merkwürdig zähen inszenierung von dörr an der volksbühne, wo über stunden ein paar kutschen durch kleine arcadia-parzellen geschoben wurden, in denen aufwändig kostümierte leute sex hatten oder über s. redeten. es war dafür erstaunlich langweilig. aber jetzt, aber bald, ein unbekanntes stück, eine voraufführung, keine erwartungen, aber diese unwissenheit, bevor der vorhang sich hebt, wie wird es aussehen, ist es mehr text, mehr bild, oder ist ein ganzes. vielleicht hat sogar endlich jemand die musik ernstgenommen, das fehlt mir seit marthaler, und es wird eine inszenierung, bei der alles stimmt und wir die zeit vergessen können, dafür würde ich sogar video in kauf nehmen, alles egal. theater!

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Enrique (steht inmitten seiner schafherde): Look at them. They look peaceful.
Ruth Anne: It sounds to me as if you are in a mid career crisis.
Enrique: Lately, I asked myself, what are people going to say about me, after I am gone? ‚Enrique Lopez, he raised sheep.‘ I gotta try something else before I am too old.
Ruth Anne: What are you gonna do?
Enrique: I don’t know. Cows, maybe.
(Northern Exposure 4/16, Ill Wind)

ich so in meinen beruflichen überlegungen.

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