14. dezember 2022

mehrere minusgrade. werde ich heute mit dem rad zur arbeit oder nicht? ich werde schleichen. bei eis und schnee vielleicht auf ein dreirad umsteigen, oder stützräder anbauen, wo der wechsel auf mäntel mit spikes doch ein bisschen zuviel aufwand bedeutet, vor allem, weil die kalten tage ja nur ein paar wochen im jahr betreffen, meistens als einzelne tage. mal schauen, vielleicht gibts da schon was – oh, gibt es, ist aber nicht einfach anklippbar wie ein anhänger oder so.

mehrere oleanderblüten, einige schon verwelkt, einige noch als knospe

neulich auf einem spaziergang mit jemandem über unsere (meistens) mütter geredet, die zunehmend bedürftig werden, die einsam sind und engeres kümmern einfordern, tägliche telefonate, wo sie ohne punkt und komma von ihren arztbesuchen erzählen, ohne fragen zu stellen, einkaufen, sonntagnachmittage, ein tag pro woche, alle zwei wochen, je nach dem, und es ist nie genug. der freund erzählt von einem therapeuten, der ihn da von dieser andauernden bringschuld freigesprochen hat, denn die elternteile haben sich die situation selber geschaffen, sind selbst verantwortlich dafür, allein zu sein, sie hätten freundschaften pflegen oder neue schließen können, altersheime auswählen, wgs gründen können, statt so lange im sumpf sitzen zu bleiben, bis der sie nicht mehr auslässt. ich fand diesen hinweis befreiend und beneide die leute ein bisschen, deren beziehungen zu ihren eltern dieses kümmern zu einer selbstverständlichkeit machen, die bei allem stress viel freude bringt. im umfeld gibt es viele davon, oft ist allerdings die art der beziehung gar kein thema, es ist halt so, die alten brauchen hilfe, externe betreuung oder altersheime sind zu teuer, also hilft man ihnen, ganz pragmatisch, da bekomme ich dann doch wieder schlechtes gewissen, wenn ich von der großen bedeutung, die mein ohr und meine zeit für meine mutter hat, etwas überfordert bin. mütterliches (elterliches) forderungsmanagement, die währung ist schuld, es gibt kein entkommen. nur einen atemzug später fällt mir auf, dass ich jetzt anfangen sollte, mich um mein altern zu kümmern, und nicht weiterhin darauf vertrauen sollte, wg diabetes et al eh nicht alt zu werden. natürlich werde ich meine söhne nie so unter druck setzen, für mich da zu sein, natürlich nicht, und vielleicht tun sie es dann ja auch gerne, aber schöner wäre es, gar nicht erst so bedürftig zu werden.

beim stapel verräumen ist mir aufgefallen, dass ich den letzten knausgård gar nicht fertig gelesen habe, vor allem, weil die diversen plots, neuer planet und autofiktional erzählte figuren, nicht zusammengekommen sind bis weit hinter die mitte des romans. gibt es noch einen weltuntergang wie bei „melancholia“? will nicht googeln, da steht immer zuviel drin. dann würde ich es weiterlesen. (schade, gibt kein abstimmungs-ding bei wordpress.)

6 Gedanken zu „14. dezember 2022“

  1. „natürlich werde ich meine söhne nie so unter druck setzen, für mich da zu sein, natürlich nicht“

    Leider hat man das häufig später nicht mehr so im Blick/Griff, wie man denkt, fällt mir bei meinen [anekdotischen, aber eben doch mehrfachen] Beobachtungen auf :(. Habe einige Zeit in einer Demenztagesstätte gearbeitet und das war lehrreich und prägend und hat mich insb Demut „dem älter werden“ gegenüber gelehrt [bilde ich mir ein]

    [übernommen aus mastodon]

    1. die hilflosigkeit bei demenz oder anders begründeter pflegebedürftigkeit ist dramatisch, und schwer vorzubereiten. das ist aber etwas anderes als das selbstverantwortete alleinsein, obwohl natürlich irgendwann alle wegsterben, usw.

      darf ich das als kommentar ins blog kopieren?

    2. mit dem Demenz-Hinweis meinte ich nicht nur die Erkrankten, sd auch die Angehörigen, die sichtlich hilflos vor allen externen Veränderungen in ihrem eigenen Leben standen, und häufig anderes Verhalten gezeigt haben, als sie gedacht hatten, anfangs. Ich glaube, dass vieles, was ich mit 20 dachte, später/heute eben nicht mehr zutrifft und auch andere heute geglaubte Gewissheiten zu meiner Person/Persönlichkeit durch Altern nicht nur schön oder überhaupt bleiben…

        1. ich fürchte, so wird es werden, es gibt ja gar kein betreuungssystem für normalverdiener. die schönen seniorenstifte kosten ab 2500€ pro monat, und selbst wer es sich leisten kann, muss natürlich wollen. entweder die familie kümmert sich irgendwie, oder das leid wird groß, eventuell sogar beides. ich hoffe, freundschaften, wohngemeinschaften, enge soziale netzwerke können mich im alter irgendwie auffangen, aber bei demenz sind natürlich alle pläne hinüber.

          1. Nun, es gibt Betreuungssysteme für Normalverdiener, sogar für Garnichtsverdiener. Dass in einem deutschen Pflegeheim Menschen unabhängig von ihrem Einkommen aufgenommen werden, halte ich für so bedeutend, wie eine solidarische Krankenversicherung. Aber es gibt natürlich Unterschiede, und wie so oft ist die Qualität von den einzelnen Mitarbeiter:innen abhängig. Sie können in Heim XY auf der zweiten Etage ein großartiges, warmherziges Team haben, und auf der dritten einen Haufen Drückeberger, die sich ständig krank melden und die Bewohner:innen nur abfertigen.

            Den oft gehörte Plan, sich im Ernstfall innerhalb eines selbst geschaffenen Netzwerkes gegenseitig helfen zu wollen, halte ich für naiv. Ihre Freund:innen sind dann auch alle alt, und der körperliche Verfall ist unter Umständen viel schlimmer, als der geistige. Wenn Sie nicht mehr alleine unter die Dusche oder aufs Klo kommen, brauchen Sie Profis, die sich um Sie kümmern.

            Das größte Problem ist allerdings vielleicht wirklich, wie Sie auch sagen, die Einsamkeit, und die damit verbundene Erwartung, Hoffnung, dass die eigenen Kinder hier zuständig sind.

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