5. februar 23

sonntag. zur feier des tages franzbrötchen geholt, also sonntag vormittag das haus verlassen ohne grund, im finsteren winter ist die wohnung ja eine feste umarmung, aus der man nicht heraus möchte. das unmerkliche hellerwerden (klingt nach hellebarde, stoßwaffe gegen die dunkelheit)(einer dieser sätze, die ich meistens wieder lösche, aber die jährliche wiederkehr des lichts kann gar nicht groß genug gefeiert werden) kippt langsam ins bewusste, vor acht schon licht, menschen wollen was unternehmen, 13:30 und es ist noch völlig hell. schon wieder kurz krank gewesen, magen wollte nicht, aber es geht schon wieder, heute nur noch männerschnupfen. für 2 kids ist grade die sehr anstrengende prüfungszeit am ende des semesters, wünschen sie ihnen gute nerven und gute fragen, der dritte füllt den rest seines pausensemesters mit einem praktikum, bei dem er mehr verdient als ich, was mich doch nachdenklich gestimmt hat. sicherheit schön und gut, aber … werde nachdenken, in wie weit ich mir bloss selber nicht mehr zutraue. vielleicht doch noch im nicht-sozialen bereich neu bewerben? andrerseits brauche ich wirklich nicht viel mehr, und weiß gar nicht genau, wie ein höheres einkommen meinen alltag verändern würde. mehr essen gehen? ich würde mehr klamotten kaufen, aber mein schrank ist sowieso schon zu voll. mein job bringt mich zum lachen und hält mich beweglich, ich kann mit dem rad hinfahren, er ist sinnvoll, wenn auch einen tick zu anstrengend. alles wichtige besitze ich bereits. mit mehr geld würde ich gelegentlich mal für eine woche an ein südliches meer fliegen, aber damit ist der umwelt mehr geschadet als mir genützt, den verzicht kann ich verkraften. die kids bräuchten dann kein bafög, das wäre natürlich ein wirklicher gewinn.

vorgenommen, mehr schmuck zu tragen, ohrringe, lackierte fingernägel, parfum, der kram steht hier im bad herum und wird ja nicht besser vom nicht tragen. eventuell nehme ich mir das jedes jahr um diese jahreszeit vor. gemerkt, dass mir der große aufwand, den ein gestyltes äußeres bedeutet, nicht mehr möglich ist, es scheint mir völlig unverhältnismäßig, ich empfinde das sogar als einen vorteil des singleseins. gelegentlich nägel bunt, gerne, aber dauernd, passend zur kleidung, wie es jemand auf twitter geschildert hat? der aufwand! es ist eine sache der jugend natürlich, ich erinnere mich kaum daran, ich hab die energie gar nicht. es ist natürlich noch immer, noch lange, tiefer winter, da sieht man unter den dicken astronautenjacken eh nix.

im winterschlafmodus habe ich noch wenig appetit, trinke eigentlich keinen alkohol mehr, gelegentlich überlege ich mir, mal einen whisky zu trinken, aber dann hab ich keine lust auf den biss des alkohols im mund, zuviel input irgendwie. freue mich auf ein kühles bier in der fernen sommerhitze. bisschen sorge, dass ich ende wie meine großeltern, die am ende nur noch praktisch salz- und gewürzfrei gegessen haben und es nicht verstanden haben, dass ich das nicht essen wollte. als kind dachte ich, die alten hätten eben ein leben lang das schmecken gelernt, hätten soviel probiert und wären immer besser geworden, bis ihnen dann ein hauch salz fürs erlebnis genügt, während ich als kind noch die volle dröhnung brauchte. das fade essen als lebensleistung.

ich weiß gar nicht mehr genau, warum ich hier alles in klein schreibe, es war damals etwas prinzipielles, eine wortgerechtigkeit, vielleicht auch eine hommage ans italienische. beim neuen rechner habe ich bei wordpress das rechtschreibprogramm noch nicht ausgestellt bzw. den schalter nicht gefunden und muss jetzt mit safari fast jedes substantiv extra wieder kleinschreiben, das ist ein ziemlich lächerlicher aufwand, besonders, wenn man den grund vergessen hat. wenn ich mit der hand schreibe, in notiz- und tagebüchern, nutze ich korrekte groß- und kleinschreibung, da ist die prägung durch schule etc. unüberschreibbar.

entdeckt, dass es eine neue staffel jack ryan gibt, handlung ist ein hanebüchenes weltuntergangsszenario, das mich angesichts der weltlage mehr berührt als die vielen genauso üblen 007-plots. hüpft bis jetzt ein bisschen viel durch europa, als wärs egal, hauptsache touristisch relevant, aber krasinski sehe ich gern dabei zu. wehe, wenn die serie nicht mit dem weltfrieden endet!

4 Gedanken zu „5. februar 23“

  1. Ha! Franzbrötchen habe ich mir vorgestern hier (Hamburg) auch gegönnt. Gibt es ja in Trier nicht, ein schlimmer Zustand. Meine Schwägerin sagte heute einen schrecklichen Satz zu mir, den ich hier da lasse, weil zum richtigen bloggen komme ich gerade nicht: „Ja, es passieren ja auch immer weniger Geschichten um einen herum“. Sie bezog das auf das (ihr) Alter, müsste aber ungefähr so alt sein wie Du. Da habe ich richtig Angst bekommen.

  2. es passieren halt zunehmend auch doofe geschichen, das fällt mir auf, krankheiten, jobverluste, dinge, die nicht mehr so leicht zu händeln sind wie früher. die anderen, leichten, lustigen geschichten muss man einladen und pflegen, glaube ich, da musst du keine angst habe, wenn man sie fördert und füttert, gibt es sie weiterhin.

    1. Die leichten Geschichten muss man einladen, das ist wahr und möglich.
      Sich nicht den Kopf mit der Blickrichtung zum Elenden versteifen lassen. Auch wenn man in Verantwortung verstrickt ist, die Kontakt mit unangenehmen Lebensaspekten aufnötigt, wird die Last durch vermeintlich korrespondierende ernste Mitgefühlsdemonstration für keinen leichter. Gerade im Drama braucht es Leichtigkeit als Gegengewicht.

      Ich würde mir oft gerne noch einmal die Fingernägel anmalen, wie früher, bin aber so sehr empfindlich geworden, was den Geruch von Lack angeht, also auch getrocknet. Fiel mir zuletzt im Schlaf auf. Ich habe oft eine seitliche Einschlafhaltung, wo ich die eine Hand unter die Wange schiebe. Da störte mich einmal der Geruch der lackierten Fingerspitzen so sehr, dass ich ihn am nächsten Tag entfernte, obwohl frisch lackiert. Es hinderte mich am Wegträumen in den Schlaf.

      1. ja. ist auch ein stückweit selbstdisziplin, nicht immer einfach. als zuhörende will ich mitbekommen, wenn das gegenüber grade wirklich dringend mein ohr braucht, und wann es ein kontakmodus zu mir und vielleicht zu sich selber geworden ist (dieses alles-ist-schlimm-dingens). mehr leichtigkeit!

        das mit dem lack verstehe ich, der geruch hängt eine weile in der luft. es gibt ja diese aufklebe-fingernägel in allen möglichen dekoren und farben, vielleicht sind die einen versuch wert? weiß aber nicht, ob man dann kleber in der nase hat, oder wie gut das funktioniert.

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