kw 22

das familienfest werden wir nachholen, sagen wir jetzt im modus der selbstvergewisserung, aber ich weiß natürlich, das sowas nie klappt. meine mutter ist wieder zuhause, sie wird aber noch über unbestimte zeit ambulante pflege brauchen, bis sie ihre kraft wieder hat. sehr froh, dass dafür ein anruf und ein paar formulare genügen, sonst hätten wir das alles last minute organisieren müssen, das krankenhaus hat sie nämlich einen tag nach dem stent einfach entlassen, viel zu früh, sie kommt auch jetzt, eine woche später, noch nicht alleine aus dem sessel hoch.

ich wollte jetzt eigentlich auf dem weg zu einer vernissage im neuköllner lite-haus sein, aber es ist mühsam. erkältung, weit weg, todmüd, morgen wieder früh. erstmal nickerchen, und dann haben diese nickerchen gleich hinter dem augen-zu riesige räume, wo die ganze nacht reinpasst, aber ich war klug und hab den wecker gestellt und es noch raus geschafft. freundin iris ulbricht macht außergewöhnliche sachen, sie malt unter anderem alte geschichtsträchtige flugzeuge, große zeitlose bilder, die hab ich glaub ich mal auf einer ausstellung am tempelhofer feld gesehen. im lite-haus zeigt sie marble moon, ein riesiger, blutroter ball. sehr lebendiges bild, nicht ganz realistisch, nicht ganz abstrakt, es glimmert so dazwischen herum, die oberfläche der kugel bewegt sich fast beim blick darauf, man spürt die oberfläche. kalt und heiß gleichzeitig.

die ausstellung als ganzes hatte mir zu wenig zusammenhang, die drei räume (und der flur) waren zu vollgehangen, das lite-haus denkt sich als goßes museum. der ehrgeiz ist natürlich angemessen, es sind schwierige zeiten für junge kunst. alle besucher viel jünger als ich, das ist besonders, bei den anderen vernissagen von freunden und bekannten altert man so mit, aber vielleicht waren die älteren auch schon weg.

es gab noch ein bild, bei dem vieles stimmte, „am ende des tages ist der beginn der nacht„, abstrakt, ein sehr farbechtes aquarell von maja neuhaus. die großen, fast hyperrealistischen arbeien von barbara wolters habe ich gebührend bewundert, mag sie aber nicht so, sie berühren und interessieren mich nicht, sind nicht mehr, als sie darstellen. meine freundin, wegen der ich eigentlich hin bin, war schon weg, ich kam zu spät und bin wieder heim, etwas unbefriedigt. immerhin kunst.

auf arbeit am tag danach gemerkt, dass meine erschöpfung sich in versprechern, übersehen, vergesslichkeit manifestiert, hadere sehr mit mir, ich würde gern, wäre gern anders, kann aber nix tun, außer die tage wieder kürzer zu gestalten. ich schaffe es inzwischen ganz gut, die müdigkeit nicht als eigene schwäche auszulegen, aber auch das kostet energie. das gewettere gegen teilzeitkräfte halte ich für eine unzumutbare unverschämtheit.

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