heut nachmittag hab ich mich auf den balkon in die sonne gesetzt, um meks buch anzufangen, springweg brennt, und dann ging es mir so wie den anderen leser*innen: plötzlich war es ein paar stunden später und das buch ist zu ende, es liest sich sozusagen von selber. ist mir schon lange nicht mehr passiert. beim lesen sofort wieder in dieser zeit gewesen, als alles noch so offen war, das leben, die wege, entscheidungen, jetzt sind meine kinder gerade noch in dieser lebensphase, und ich bin mek wirklich dankbar dafür, dass ich dem modus, dieser unmittelbarkeit der jugend mal wieder näher bin.
im buch wird ein altes haus in utrecht besetzt, mek und seine truppe gehören dabei schon zu einer art von profis, es gibt bestimmte abläufe beim besetzen, dann beginnt eine art rollenspiel mit der stadtverwaltung, wo jede seite abwechselnd schritte macht, wie bei einem gesellschaftstanz. die gespräche, die verschiedenen persönlichkeiten, wie entscheidungen mal getroffen werden und mal einfach passieren, die totale offenheit von situationen, es liest sich sehr lebensnah und hat einen intensiven zeitreiseneffekt. und oft ist es lustig, wie die hausbesetzer ihre strasse vor der räumung an beiden enden mit sofas abriegeln, so schön, und dann kam berta, aber das solltet ihr selber lesen. und es gibt überraschend viele hunde im buch!
beim lesen gleich gedacht, das wär ein würdiges ende auch für mein riesiges altes sofa, die jungs wollen es immer loswerden, aber ich sitze halt noch drauf.
mir waren hausbesetzer*innen lange zeit ewas unheimlich, so piratenartig, sie nehmen sich halt, was sie brauchen. in mailand gibt es das leoncavallo, von dem mek auch schreibt, da war ich in den frühen achtzigern auf demos und konzerten, ich hab mich aber eher als solidarische touristin gefühlt, nicht als teil der leute, hab mich nicht getraut, auf den diskussionsrunden zb zum thema feminismus was zu sagen, bin aber hingegangen. das leoncavallo gibt es noch, es steht schon wieder vor einer räumung, die am 15. mai stattfinden soll, irre. ich war ja immer mehr in der bürgerlichen ecke zuhause, und die besetzten häuser waren jenseits der grenze, also die gründe dafür waren alle richtig und nachvollziehbar, aber der weg war mir zu kämpferisch, vielleicht, weil die häuser immer nur kurz vor oder nach den räumungen in meiner wahrnehmung auftauchten. dann sind freunde von mir in welche einzogen, dann war es normalisiert, der jetzt tote freund martin hat eine zeitlang in der rigaer str. gewohnt, weiß gar nicht, ob es das haus da noch gibt.
jedenfalls. lest das.