nach nur einer woche lag ein weißer umschlag im briefkasten, darin der alte, zurückgekommene, mit einem sammelsurium an marken beklebt. die briefmarke darin ist schön sonnengelb und deutlich unverlierbarer als die deutschen. für bhutan bin ich inzwischen wahrscheinlich zu alt, das kloster sieht im netz derbe unerreichbar aus, weit oben an einer felswand.

ich soll sie nicht abspielen, schrieb der herr noch dazu, das alte plastik von 1973 sei zu brüchig, aber yt hilft da natürlich weiter.
gleich vorgenommen, mal wieder weihnachtspost zu verschicken, es kommt ja gar generell überhaupt keine private briefpost mehr, im sommer in italien habe ich nicht mal mehr postkarten gefunden, sie sind irgendwie mitsamt den kiosken verschwunden, alles ein opfer der digitalisierung. habe vor ein paar jahren die eine mit einem bild vom ferragosto-feuerwerk aus einem tabacchi mitgenommen, der inhaber meinte, sie würde längst nicht mehr nachgedruckt, lohnt sich nicht mehr, kauft keiner, außer mir natürlich. alles nur noch per whatsapp, bilderserien mit oder ohne reisebericht, das mag ich eigentlich auch, aber natürlich bleibt die am kühlschrank hängende postkarte viel länger in erinnerung, und als liebhaberin von autographen gefällt mir der gedanke, wie jemand sie im urlaub in der tasche oder im zimmer herumliegen hat, lastminute noch schreibt, mit der sommerhandschrift, und dann am letztmöglichen briefkasten einwerfen muss, es ist eine handfeste erinnerung.
früher musste ich die fläche dort einmal im jahr leeren, inzwischen kommen vielleicht im jahr ein oder zwei karten, vom großen (dieses jahr kam sie aus nepal, das war schon aufregend) und von der besten freundin. martin hat auch immer mal eine geschickt, eng beschrieben, als gruß aus einem fernen leben. inzwischen sind im briefkasten nur noch rechnungen und werbung, alles andere kommt als paket und muss dann aus nahen spätis abgeholt werden.
zeit für die weihnachtsbestellung aus nürnberg, da kann ich auch die lieferung terminieren, wenn ich micht richtig erinnere.
Mail-Art stirbt aus. Oder erlebt – wie einst bereits Vinyl – eine Renaissance. Im europäischen Ausland werden mittlerweile auch aberwitzige Portokosten für simple Ansichtkarten aufgerufen, irgendwas mit Weltpostverband. Oder auch einfach Lustlosigkeit. Es ist schon traurig.