baustellen

gestern abend ist nach einem unwetter in trier ein großes, schweres dachblech vom schornstein durch das glasdach des wintergartens gefallen, mit einem riesigen krach, wie der große erzählt, einen halben meter von einem wg-mitbewohner und 2 schritte vom großen entfernt. es ließ sich nachts nicht reparieren, dazu hätten sie aufs kaputte dach gemusst, also haben sie mit einer großen müllplane versucht, den eventuellen regen direkt in die badewanne zu leiten. (die wohnung hat einen originellen schnitt, man kommt vom wintergarten ins badezimmer und geht dann weiter in andere räume). heute kommt jemand und richtet es irgendwie. das war viel zu knapp. durchatmen.

früher bin ich gerne runter ins dorf gelaufen, habe im kiosk eine zeitung gekauft und mich mit dem hund in die bar gesetzt, für einen cappuccino mit brioche. der alte inhaber des kiosk ist gestorben, dann gab es kurz einen nachfolger, der die hälfte der ladenfläche in eine gelateria umgebaut hat, jetzt ist der kiosk geschlossen. in der nächsten kleinen stadt hat erst der große kiosk in der mitte am lungolago zugemacht, vor ein paar wochen auch der am bahnhof (è fallito, sagt mir einer, als ich danach frage), jetzt gibt es noch ein paar tageszeitungen in einem stand neben der tür in einer bar und in einem laden hinter der tankstelle, der hat aber eine lange mittagspause. den espresso, italienische version des spiegel mit ähnlicher aufmachung und anspruch, gab es in den letzten jahren als sonntägliche beilage in der repubblica, jetzt ist das magazin laut webseite zwar wieder am kiosk erhältlich, es gibt aber keinen kiosk mehr.

die zeitschrift wurde nach dem tod von eugenio scalfari (mitgründer der repubblica und des espresso) im jahr 2022 ein paar mal weiterverkauft, es gab ein hin und her in der leitung, zuletzt 2022 ist ein chef nach nur ein paar monaten zurückgetreten/abgesetzt worden, weil er vermutlich (!) in einem text über waldbrände im amazonas profiteure der abholzung benannt hat, und die gehörten zu den eigentümern. ersetzt wurde er durch mauro rossi, der sich eher bei themen im wohlfühlbereich hervorgetanhat, in zeitschriften über luxusgüter und für anlageberatung. mal sehen, wieviel vom ursprünglichen anspruch noch übrig ist, jetzt gehört das heft mehrheitlich einem ölkonzern, ich weiß ja auch nicht. die namhaften journalisten sind weg, sogar der großartige karikaturist altan hat das gekaperte flaggschiff verlassen. das abendland hätte besseres verdient.

unbedingt weiterhin taz lesen und sponsern.

die kleinen läden in der kleinen stadt mit schuhen oder schmuck oder schreibwaren sind alle geschlossen, immerhin ist der laden mit eisenwaren noch da, wo wir uns früher taschenmesser angesehen haben, es aber auch alles für garten und haushalt gibt. den buchladen habe ich bisher vermieden, habe genug bücher dabei, da geh ich dann kurz vor der rückfahrt vorbei.

zeitläufte. ich würde mich ja freuen, wenn irgendwas mal interessanter, freier, vielseitiger, abgelegener, einzigartiger etc.pp würde, statt immer nur abgeschafft, eingestellt, geschlossen.

2 Gedanken zu „baustellen“

  1. Vielleicht singen die Fehlfarben mal „Es geht nicht mehr voran“. Dieses Verschwinden der Orte und Dinge (und Menschen) erfreut auch mich nicht. Dabei bin ich No-Future-Generation.

    1. stimmt, no-future umschreibt es ganz gut, für immer mehr dinge. hoffe, dass es viel neues gibt, das wir alten vielleicht gar nicht so wahrnehmen, weil es nicht in unsere gewohnheitsmuster oder so passt? ich werde da mal drüber nachdenken, so auf die schnelle fällt mir allerdings nix ein.

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