parkplatz direkt davor, schlange vorm einlass, an dem ein mann in einem papierstapel blättert und namen durchstreicht. ich bin über freunde da und hab keine einladung, wieso überhaupt eine vernissage mit einladung? kenn ich sonst nur von museen, nicht von orten mit verkaufsabsicht. ich nutze in alter, noch nicht verlernter technik die sekunde, als der einlasser kurz woandershin guckt und gehe durch. drinnen sehr, sehr voll, die in-crowd komplett da, sehr gut angezogen, ich bin erleichtert, das die schuhe von heike makatsch so aussehen wie meine, hätte aber einen abendmantel und komplette schminkatur wählen sollen, statt der uralten d&g- herbstjacke, aber wer ahnt denn so einen auflauf?
die eine junge frau, die aussieht wie ein schatten am abend, sehr schmal, mit ultradünnen beinen in sehr engen hosen, haare bis zur taille, magerer langer kiefer, riesenaugen, riesenmund, alles auf 12cm- schuhen, nicht sicher, aus welcher dimension sie stammt, sie bringt die reflexe durcheinander. essen hätte es gegeben, im letzten hof stand eine wurstbude oder sowas.
die kunst ist kunterbunt, die sachen sind teilweise sehr gut im markt, wollen aber nicht mit mir nach hause, bis auf ein oder zwei stücke. die stimmung ist brauselig, die besucher strömen hin und her, es sieht alles genauso aus wie im film bei highend-vernissagen, es sind nur etwas zuviele leute da. die halle ist riesengross, über 500m², die stilrichtungen sehr disparat.
es gibt einen kleinen schwerpunkt auf geometrischem und abstraktem, ein paar gegenständliche sachen, typ halber gezeichneter frauentorso mit konstruktivistischen dreiecken und kreisen und einem stuhl, oder ein großer realistischer affenoberkörper mit einer muschel in den händen, von kevin earl taylor, die lustige, aber nicht nur feinsinnige collage mit blättern, auf denen beim näherhingucken anderes zu sehen ist, nette deko für die liegeecke in einem dieser imaginierten designerlofts.
paar sehr schöne objekte, einen plätschernden brunnenturm aus mülltonnenfragmenten, eine zerschnittene tür mit einem sehr eleganten dicken pinselhieb darüber (von clemens behr), diese axt unten, schöne klare ideen. die großformatigen bilder sind wohl auf die grossen wohnungen all der erfolgreichen szenetypen zugeschnitten, da verlieren die abstrakten bestimmt auch sofort dieses flimmernde beliebige, und hängen dann fest, über einem sofa. die lassen sich bestimmt ganz gut verkaufen, vorgenommen, mir die namen der künstler zu merken und sie in 5-8 jahren nochmal nachzulesen.
beim rausgehen kam uns im halbdunkel miranda july entgegen, gekleidet wie ein garçon der zwanziger, in knickerbockern. ihre ganze großartigkeit erfasst man sogar in sekunden, beim vorübergehen. die würde ich ja sofort nehmen, aber sie ist leider schon vergeben, an den film, den film, da gibt es kein zurück, ach ach.
Gefällt mir alles nicht. Ach so, das heißt heute: Ist nicht so meins. Jedenfalls ist es mir zu abstrakt. Frau July ist wieder was anderes, obwohl die privat sicher nicht unanstrengend ist. Ich zucke manchmal zusammen, weil ich montags immer eine eMail von Miranda July bekomme. Ich habe dieses Projekt wethinkalone.com abonniert, bei dem man einmal die Woche Mails zu bestimmten Themen bekommt, die sie aus ihrem Bekanntenkreis zusammengestellt hat. (Morgen ist leider Schluß.)
Wird denn in Berlin viel verkauft – oder ist ausschließlich Sehen und Gesehenwerden?
ich muss meinen bescheuerten spamfilter doch nochmal ändern, der ist etwas hyperaktiv – jetzt hab ich von frau julys mails erst vorhin drüben bei ihnen gelesen, dabei stand es doch schon hier heut nacht!
ich weiß nicht, ob gekauft wird. ich denke, solang die preise so unter 2000€ liegen, kaufen die leute auch mal einfach so, ob die fünfstelligen preise hier käufer finden, weiß ich nicht. das publikum sah aber schon eher saturiert aus. den herrn yeo gibt es ab 1.250 €, das ist eigentlich in ordnung, wenn auch beileibe kein schnäppchen. immerhin hält es länger als zwei ipads.