die jungs haben jetzt nicht nur getrennte eltern, asthma und eine kranke mutter, sondern auch noch eine leserechtschreibschwäche. zwei von ihnen. der große, der grade wieder mit freude und frohen lebensgeistern in die schule geht, seine englischängste überwunden hatte, sitzt beim abendessen und die tränen laufen ihm übers gesicht. aber dann wirst du in lesen und rechtschreiben nicht benotet, das ist ein vorteil, versuche ich einen trost, und du bekommst extra unterricht. ich will keine nachhilfe, sagt er, ich will nicht immer anders sein, leise und traurig. ich bin müde und weiß nicht was ich ihm sagen soll, gar nicht, leere im kopp, er weint, ich nicht, weil das ja kein weltuntergang ist, nur noch ein brocken. dann aufstehen wollen, einfach nach frankreich fahren, in alten billigen hotels wohnen, radebrechen, völlig entspannt dinge in den kopf bekommen, die keine bedeutung haben, keine folgen, die man nicht mitnehmen muss, aber schon nach einem seichten fluchtsatz such ich im netz nach fördermöglichkeiten hier im viertel, weil die schule das nicht bringen kann, die haben immer nur vertretungen. es werden wahrscheinlich keine leser werden, denkt es weiter, und jetzt bin ich doch traurig. akzeptieren, ein hoheitliches wort. ich werde mir solche hosen kaufen, durch die strassen laufen und zu allem nein sagen, andrerseits fragt ja keiner irgendwas, und ich werde halt fördersachen suchen. grade kann sie mich mal kreuzweise, diese welt.

7 Gedanken zu „“

  1. lassen sie die jungs guhgeln: leonardo da vinci, einstein und carl gustav von schweden waren (ist) angeblich auch legastheniker. so wtf?

    gibt sich auch oft nach der pubertät, interessanterweise.

    im übrigen sind legastheniker meist überdurchschnittlich intelligent und haben sehr oft besondere begabung für technik etc., sind oft genug auch hochbegabt.

    und die nachhilfe für legastheniker ist keine nachhilfe, sondern man kriegt dort erklärt wie man sich helfen kann, wie man leichter lernt, wie man mit der legasthenie umgeht.

    mein bruder ist auch legastheniker: ing., gute position, wohlgelitten, gemeinderat. in der volksschule wollte man ihn schon in eine hilfsschule stecken, weil er nicht mitkam beim unterricht (ist ja auch schon lange her, heute passiert sowas nicht mehr – aber schon die diagnose legsthenie war schwierig). drei jahre nach der pubertät war alles vorbei, htl als einer der besten seines jahrgangs abgeschlossen.

    jeder lernt anders, das ist keine schande und keine krankheit sondern eine eigenart, so wie plattfüsse, brille oder schiefe zähne: kann man alles korrigieren oder kompensieren.

  2. Vom ollen Tom Cruise las ich vor vielen, vielen Jahren auch ‚mal, dass er wortblind sei. Ich glaube, das war im Time Magazine. Aber nicht, dass sich Ihre Jungs ausgerechnet an dem ein Beispiel nehmen und Scientologen werden wollen. Dann lieber König.

  3. Ich weiß auch jemanden, der vielleicht gegen die Traurigkeit helfen kann. Ben ist Sänger und Texter der Ohrbooten, obwohl sein Lehrer überzeugt davon war, dass er nie etwas mit Worten zu tun haben wird … Vielleicht gefällt die Musik deinen Jungs? http://www.ohrbooten.de

  4. mein bruder, der tolle, zeit seines lebens legastheniker und schulversager, hat mit 27 die perfekte nische gefunden und ist sehr sehr kreativ und ziemlich erfolreich, da in seiner nische. aber er hatte auch tolle förderung, leider in niedersachsen und somit nicht empfehlenswert. ich weiß aber noch gut, wie positiv er nach ein paar wochen mit dieser förderung wurde. der innere druck ließ nach, das gefühl zu versagen. und er ging wieder gern zur schule. ich kann mich ja auch mal umhören, hab da so ne freundin die was wissen müsste. kopp hoch. ist echt viel was ihr da am hals habt.

  5. bevor sich dann alle – und die kinder selbst auch – darauf konzentrieren, was sie nicht so doll können: bitte nicht vergessen, *was* sie alles können. waren das nicht auch geschichtenerzähler ohnegleichen? mit mündlichen noten kann man eine menge rumreißen. und eindruck machen. und für später/bald: mädchen mögen zwar schöne briefe, aber noch lieber telefonieren sie. mixtapes. mixtapes!

    und das mit dem anders sein. ach kinder. die anderen sind auch anders.

    im netz könnten sie vielleicht hier was finden:
    http://www.teachersnews.net/links/rubriken/lernstoerungen/index.php

    und hier:
    http://www.lrs-portal.net/legasthenie-lrs/index.php

    wenn sie die links noch hübsch machen möchten, gerne.
    bin grad ein wenig klammermüde.

  6. vielen dank für die tollen kommentare, haben sehr geholfen. die ohrbooten hat das kind jetzt auf dem ipod 🙂 und ist beeindruckt und deutlich weniger traurig, vor allem, weil er sowieso sänger in einer band werden will grade.
    die geschichten von kelef, arboretum („tom cruise wer?“ aber einstein kannte er.) und brittbee habe ich weitergegeben, die links, frau stattkatze, waren sehr lehrreich. ich hoffe, ich kann den jungs helfen.

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