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wir fahren morgens im grand canyon village los und am south rim entlang richtung osten, ich fahre nochmal ein paar meilen zum desert view tower, einfach weil er da ist und ich noch einen letzten blick auf all das wunder werfen möchte. die kinder maulen, sie wollen weiter, aber ein gewitter überzeugt die jungs, mit blitzen und wolken und einem eimerguss regen, der erreicht uns auf dem weg zwischen parkplatz und restauration, wir werden pudelnass, die laune ist wg abenteuer wieder großartig. gespräche mit anderen touristen bei pommes und gutem, starken kaffee (ich hab den berüchtigten amerikanischen plörrkaffee nur in einem oder zwei billigmotels bekommen, alles andere war überrraschend stark, heiss und lecker), diese art von gesprächen, die einen aus der tiefenentspannung nicht rausholen und die ich ganz gern mag, mit der grundbegeisterung darüber, dabei zu sein, hier zu sein, dem schwebenden freundlichen desinteresse, mit dem man nach ein paar sätzen aus dem „where are you from?“- bereich übergangslos wieder in die landschaft guckt.

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ich stelle mich nach dem guss an den canyonrand, es sind ziemlich viele menschen dort, trotzdem herrscht stille, wir stehen bewegungslos am geländer, als hätten alle den atem angehalten. der ausblick ist spektakülär, wir können den colorado genausogut sehen wie die nordkante, darüber blauer himmel, schwarze wolken und riesige, lange blitze, es donnert, die möglichen bilder sind schnell verschossen, dann versuche ich diese weite einzuatmen, das tiefe rot, es passen ja millionen farbnuancen zwischen die farben rot und braun, der gesamte horizont ist damit gefüllt, und es ist ja ein großer horizont, den man am canyonrand sieht, weil es außer nach vorne und ringsherum auch noch 3000 meter nach unten geht. man hat vielleicht im weltraum oder im ozean so einen freien blick in jede mögliche richtung, und auch nach den drei tagen am grand canyon haut mich der anblick sofort aus dem hocker. dann fällt mir das ding mit den 6 millionen jahren erdgeschichte ein, die da vor mir ausgebreitet liegen, und all die schönheit kriegt noch einen 4D- touch: raum und zeit, ich atme ein und habe den aromatischen nadelholzduft in der nase, der seit dem gewitter in der luft liegt. alle sinne satt (pommes vorhin), das zaubert ein leicht meschugges grinsen in die meisten gesichter. sogar das „ja ja mama, is ja gut“ der kinder hörte sich ein bisschen respektvoll an.

nach dem abschied vom grand canyon geht es über 180 meilen in die stadt page. bei der reiseplanung hatte ich in google earth beim rumklicken bilder vom antelope canyon gesehen, ich weiss noch den prozess von „ganz weit ab vom schuss“ bis „liegt auf dem weg“, den ich als sehr befreeiend erlebt habe wegen dem mu welteroberungswillen, den man so ausleben darf, wie die landkarte zu strasse wird. page, nie vorher gehört und zum glück nicht gewusst, dass der antelope zu den „meistfotografierten slot canyons der welt“ zu gehört, nein, ich habe es für uns entdeckt, das war das gefühl.

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das gelände wird flacher, die erde bleibt tiefrot, die landschaft beeindruckt mich nachhaltig, über weite strecken ist bis zum horizont nichts menschliches sichtbar, es sieht aus wie vor hundert, 200 oder 300 jahren. rund um die stadt konglomerate von imbissen, tankstellen, supermärkten, in großen hallen mit großen parkplätzen davor. im superwalmart vor page, man kann ihn gut auf google earth erkennen, kaufe ich uns schnell noch einen kindle touch für 99$, weil die kinder nichts mehr zu lesen haben und bei den mobilen geräten die akkus immer so schnell ausgehen. das ding war ab kauf auf jeder fahrstrecke und in jedem hotelzimmer in dauerbetrieb, sobald weder pool noch tv möglich (erlaubt) waren. lustig, wie das monatelange theoretisierende ja-nein-oder bzgl ebooks in der sekunde vom tisch war, in der ein wirklich überzeugender grund aufgetaucht ist.

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das rodeway inn in page, rechts hinten im pic, ist ein arg unprätenziöses motel, aber es bietet einen swimmingpool und einen kleinen rasen mit picknicktischen und charmante rotgestrichene wände. die kinder haben den zeitraum zwischen auto ausladen und ins schwimmbad hüpfen inzwischen auf unter 2 minuten gedrückt, ich habe dann immer ein bis anderthalb stunden für mich, bis der hotelmanager die jungs rausschmeisst, weil sie unbeaufsichtigt nicht dürfen. im supermarkt gegenüber hole ich abgepackte sandwiches, die sofortigen würgreiz auslösen und ungegessen in den müll wandern. wir weichen auf einen imbiss beim walmart aus, wo uns die bedienung zu unseren sandwiches aus versehen 12 tacos fertigmacht, die wir im lokal verteilen und so mit allen ins gespräch kommen. ein altes ehepaar lässt uns dafür von seiner auswahl probieren, ein fröhliches try this und try that, und es bleiben immer noch 4 tacos übrig, die ein kräftiger junger mann mit einem lauten „thank you!“ in minuten verdrückt.

mir ist aufgefallen, dass die bedienung aussieht wie weit über 80, eine alte dame in fastfooduniform. ich muss die tacos nicht bezahlen und bin erst beruhigt, als die anderen studi-kellner und die alte dame schnelle witze übers zählenkönnen reissen. ich habe viele alte menschen in solchen jobs gesehen, immerhin sagt dort niemand, sie würden es tun, weil sie sich noch fit fühlen.

wir frühstücken aus styroporgeschirr, die gab es sogar in einigen der besseren hotels, tellerchen und becherchen und schälchen aus einem federleichten vollkunstkram, der nach dem essen in grossen müllsäcken verschwindet, wie ein notbehelf auf einem campingplatz, wenn man die ganze ausrüstung vergessen hat, ein bisschen albern ist es und bringt die europäischen gäste zum lächeln und die französischen zu einer kleinen geste kultureller überlegenheit (augenbrauen und spitze finger), ich denke, das wasser muss hier extrem teuer sein. es gibt nicht genug sitzplätze für alle, wir stehen an einen betonkübel gelehnt vor dem ess- aka-rezeptionsraum, alle in schlangen vorm toaster und dem kühlschrank mit yoghurt, obst und den großen milchtüten mit je einer gallone inhalt. mir gefällt das unwattierte an diesen unterkünften, ich bleibe nah am real life, mit dem plastebecher neben der leeren hauptverkehrsstrasse, blick auf diese grossen flächen und flachen häuser überall.

dann geht es schnell zu antelope canyon tours weiter, 300m über die strasse, ich mit ausgedruckter bestellbestätigung aus berlin in der hand. die canyons gehören den navajos, man muss also zwangsläufig eine tour mit führung buchen. die indianerin an der kasse vergleicht meinen zettel mit einer handschriftlichen liste in einem dicken notizbuch, wir sind dabei, 4 personen, 120$, es wird gleich losgehen, die jungs sind wie immer schon von dem transportmittel begeistert, riesigen wüstentauglichen pickups mit 2 aufmontierten sitzbänken hinten. festhalten! schreit der fahrer und fährt einige rasante minuten über den highway 98, dann geht es durch eine schranke und er brettert noch eine viertelstunde durch roten, feinen wüstensand, der wagen springt über dellen im boden, die haare fliegen, es gibt staubwolken und die jungs kreischen, für sie war der ausflug jetzt schon ein voller erfolg.

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die antelope canyons waren dann eine vollkommen schräge erfahrung. wunderschön anzusehen, eins dieser einmaligen unbelievables, es sind unterirdisch ausgewaschene, vielleicht 20 oder 30meter tiefe schmale einschnitte durch viele schichten stein in all den wunderbaren rottönen, die es dort gibt.

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schräg ist die hatz, in der wir durch den canyon getrieben wurden, wir durften nicht anhalten, die bilder müssen aus der hüfte geschossen werden, unser führer treibt andauernd an, weil die nächste gruppe schon drängelt, als sei sie ein naturgesetz, jede minute wird zu geld gemacht.

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die hälfte der zeit muss man sich an der vorherigen gruppe vorbeidrücken, weil der canyon an vielen stellen sehr schmal ist, es gibt kaum chancen, fotos ohne menschen zu machen, schon stehenbleiben ist ein risiko fürs stativ und die kamera.


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gregorzwilling schreibt nach dem durchlauf mit einem stein etwas auf den fels, als wir auf die abfahrt warten, unser führer verbietet es ihm wegen der heiligkeit des steins, ich hätte ihn in schutz nehmen sollen, wie soll man bei all der hektik in der luft noch ein gespür fürs nichtmaterielle bewahren können?


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unser guide macht motivvorschläge, dort ist lincoln zu sehen, dort washington, dort pocahontas, er zeigt auf die felsen und den passenden standort, ein paar von den 40-50 leuten versuchen, sich dort zu positionieren, während der rest schon weiterstolpert. ich habe die kamera auf dem stativ, wb auf wolkig, und mache mehr oder weniger blind die bilder, es tut bisschen weh, weil man stunden und komplette grosse speicherkarten lang dort bleiben will, aber es ist fließband und keine handarbeit, eine bilderproduktionsstrecke, die bilder sind auch alle in ordnung, aber das riesige dollarzeichen in den augen der besitzer bleibt in genauso lebhafter erinnerung wie das naturwunder. klar, dürfen sie, keine frage, aber eine geringfügig weniger offensichtliche verachtung der gäste wäre cool.

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aber schön ist es.

4 Gedanken zu „page“

  1. Ich war noch nie in Amerika und ich würde gerne hin zumal alle Bilder, die ich – wie diese – in der letzten Zeit gezeigt bekomme, immer so sind, wie ich es mir dort vorstelle, vom Fernsehen vorgezeichnet, so auch hier, ich kann es kaum erwarten.

  2. Danke für diese ausführlichen Reisebeschreibungen, sie lesen sich so liebevoll und doch aufmerksam kritisch, gelassen, fröhlich, schwerelos. Danke dafür!

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