horvath in comic sans

hinweg unter schneeregen auf dem fahrrad, kein eis immerhin, und ich behalte im kopf, dass ich in viertelstundennähe zu ein paar der großen deutschen bühnen lebe. wir sind müder und vom winter angenagter als neulich beim veiel und kommen noch ein  bisschen fast zu später. ich stehe irgendwann gysi im weg, ohne ihn im gegenlicht zu erkennen, erst später, als er in der selben reihe wie wir sitzt, immerhin fallen ein paar blicke (nur frauen verstehen das, oder, wie der strizzi im stück einmal sagt: „scheiss 50jährige“).

lustig war es eigentlich erst hinterher, nach dem stück in der schlange zum freibier, wo ich mit der freundin und anderen ein paar mal hin und her gewechselt bin, zwischen schönem regieeinfall und einziger, nicht tragfähiger idee, das liegt am thalheimer, der bühnenbild und text so reduziert hat, dass ich auch die figuren eingekocht und bisschen überzeichnet wahrnehme, ich muss mich nicht einfühlen in sie (thalheimer selber sieht das anders, ist aber bei mir nicht angekommen. wahrscheinlich bin ich dumm), sie reden und bewegen sich wie im comic, mit ausrufezeichen. ich mag, wie sie sich bewegen,   wie in kleinen gifs tanzt, zappelt und windet sich jede anders, parodiert dabei sich selber, das gegenüber oder das, was gerade gesagt werden soll, während die marianne auf diesen gnadenlosen horvath-schienen in den untergang rauscht. das war ziemlich frisch und modern, als ob diese alten schicksale (frau verlässt blöden bräutigam, liebt einen taugenichts, kriegt ein kind, wird verlassen, muss nackttanzen, kind stirbt, muss am ende zum bräutigam zurück, absolut niemand hat mitleid mit ihr, selbst beim autor bin ich mir nicht sicher.) wie marionetten über die bühne bewegt werden müssten, mich hats bisschen an rtl erinnert, wo auch immer schicksale produziert werden mit immergleichen abläufen. die bühne war leer und dunkel, ein tisch mit stühlen, die kostüme 30erjahre, nur der metzger war extrem blutig, damit man sieht, wie extrem blutig seine und überhaupt die menschliche fantasie ist.

2 schönste momente: einmal will oskar eine bonbonschachtel schenken und kriegt sie nicht aus der jacke, ein tolles bild dafür, wie einer nicht aus seiner haut kann. und die großmutter, die der marianne den tod ihres kindes mitteilen will und dabei ins tanzen gerät, weil die häme gesiegt hat, erinnert mich an die eine wunderschöne szene im film elizabeth, wo ihr körper sich auf den krieg freut, ganz leise. die beiden szenen lohnen den abend. geärgert haben mich die dauernden ausrufezeichen in körper- und gesprochener sprache. ich bin doch nicht blöd!

der regisseur kommt gefühlt 10 mal auf die bühne beim schlussapplaus, seine schauspieler hat er dabei felsenfest im griff, die sehen nicht besonders glücklich aus, thalheimer guckt dabei kein einziges mal ins publikum.

ich mochte horvath bei marthaler lieber und thalheimer bei den webern.

verlorene schätze

1. ferientag. schatzkammertag, alle schachteln, dosen und kästen mit steinen, schlüsseln, münzen, aquarell- und graphitmalkästen, fundstücken, ketten, briefmarken, tagebüchern, bastelkram werden ausgepackt.

die münzen, erzähle ich den kindern, hat mein großvater vor seiner heirat auf langen reisen durch die provinz selber zusammengesammelt, hat den leuten geschichten darüber erzählt, wie das leben in rom, im süden und in der vergangenheit war, er war in gegenden, wo nur alte münzen als zahlungsmittel akzeptiert wurden, und hat sich über die monate einen ordentlichen schatz an silbermünzen zusammengesammelt. das weggeben fiel ihm immer und immer schwerer, und er musste seine reise beenden, als alle seine taschen, alle strümpfe, sogar die unterwäsche mit münzen vollgestopft waren, und er nicht mehr schlafen konnte, aus angst, er konnte sich nichtmal mehr hinsetzen, weil das ganze silber an seinem körper leise klingelte und so seinen schatz verraten hätte. nach der heirat hat er alles in plastikbriefchen verpackt und in flachen pappschachteln in seinen aktenschränken versteckt, wo wir es nach seinem tod gefunden haben. ich sage den kindern, ich hätte keine ahnung, was all der kram wert sei, und dass der sentimentale wert vielleicht, aber nicht unbedingt, höher als der materielle sei.

(in wirklichkeit haben die jungs schon seit dem dritten satz nicht mehr zugehört und sich interessanteren dingen wie der auswahl eines films oder eines neuen ipad-spiels gewidmet, so dass ich dann vollkommen unerhört weiterhin die tollsten döntjes erzählen kann, piraten, räuber, geheime königliche sonderprägungen, „laut dem letzten brief meines urgoßvaters befindet sich unter all dem silber eine einzige, sehr alte, sehr gut vergessene (das beste versteck: vergessen) und vollkommen unscheinbare zeitreisemünze und “ … hey, das ist ja tatsächlich eine idee: ©)

in den kästen gefunden: zwei goldvreneli und zwei goldene austroungarische 20-coronen münzen – heut ist schatztag für alle – und zweimal deutsche geschichte, einmal als lustige 5DM-münze mit einem schönen portrait von karl marx,

einmal in form einer sondermünze für die olympischen sommerspiele 1972. die ist immerhin schon ganz grün. der wertbewusste und geschichtsvergessene tunnelblick der münzsammler.

kw12

 

das graublaubraune auf dem bild ist blankes spiegelndes eis, und nein, es ist überhaupt kein blitzeis.

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ich glaube, ich würde gern später noch ein kind kriegen und mich dann so darüber freuen wie praschl. (hey, er hat ja seitdem weitergeschrieben, was für eine schöne überraschung.)

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ich habe inzwischen eine alte gitarre gekauft, über ebay, ich würde sie gern mal von einem könner gespielt hören, ich weiß nicht einmal, wie gut sie wirklich ist, sie ist schön laut im gegensatz zu gregorzwillings nylongitarre. mich begeistert sie, das genügt für eine anfängerin vollkommen. wenn sie doch nicht soviel taugt: pas mal, sie war nicht teuer. ich würde gerne auch musiktheoretisch etwas auf den baum kommen, mein grundwissen reicht grad mal zum tonarten zusammenstoppeln, mit zählen (ganz-ganz-halb usw.), über die tonarten und über die griffe verfügen kann ich natürlich gar nicht. beim klavierspielen reicht es ja völlig, sich die kreuze und bs zu merken, da bin ich niemals auch nur in die nähe einer meta-ebene geraten, das ist auch heutzutage noch so beim kinderuntericht, theorie gibts gar nicht, wobei davidzwilling immerhin gerne improvisiert und kleine stücke selber baut am klavier, durch reines trial&error, das geht natürlich genauso gut, nur: es fällt ihm schwer, sich an seine ideen zu erinnern, weil er nirgendwo notation lernen kann/darf/muss. david benutzt garageband als lückenfüller, aber nur die aufnahme-, nicht die notationsfunktion. in der schule lernen die kinder so etwas natürlich auch nicht, also dort wird keinerlei musiktheorie vermittelt. eigentlich kaum verständlich, es ist ja ein bisschen wie sprachenlernen ohne grammatik.

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putzfrau weggeschickt. habe ihr 4 wochen vorher bescheid gesagt, damit sie ev. noch was anderes finden kann, sie versteht: einen monat nicht kommen, dann alle vier wochen. sie weint, als sie es richtig versteht. ich schenke ihr zum abschied einen deutschkurs, die kinder finden: das ist ganz schön gemein. jetzt konzentration auf das angenehme dabei, keine blicke mehr in die schubladen, nicht mehr dieses bei aller rationalisierung doch noch spürbare unangenehme gefühl, jemand anderen dein klo putzen zu lassen, und die hässlichen gedanken, die der egoschutz ganz selbstläuferisch dabei auffährt: sie muss ja nicht so einen unsicheren job machen, sie könnte ja endlich deutsch lernen, das ist halt so bei putzjobs, es ist nicht mein problem. ich schätze sie bisschen älter als ich es bin, sie hat mehr kinder als ich, alle erwachsen, die enkelkinder bereits kommun… äh- die kommunion gibts nicht passiv, sie ist ein aktiver akt! merk dir das.

 

worte für schnee

gerade wollte ich schreiben, dass dieser winter uns wie den eskimos mehr worte für schnee bringen wird, aber die schöne geschichte mit den vierzig worten war nur ein rural myth, da ist eine metaphorische formulierung eines ethnologen ins tatsächliche gerutscht. die inuit kennen vier worte dafür, alles andere sind verknüpfungen, stimmungen, alles andere ist also der mensch im schnee.

momentan verlässt mein vokabular für schnee alles beschreibende und reduziert sich aufs uneigentliche, aufs fluchen und hrmpfen, ich möchte das wort gar nicht verwenden. aber wenn ich das abstreife und so tue, als sei ich kein lineares wesen, als bewussten akt, wie das schön kleiden trotz kälte, oder das schminken trotz dunkel, als sei ich mein hund, zum beispiel, der bei jedem spaziergang große freudensprünge macht, als würde er den schnee zum ersten mal sehen, viermal am tag, dann …

heute morgen versucht, den spaziergang als asana zu begreifen oder als meditationsübung, dafür durch einen längeren tunnel gemusst, weil der winter schon so lang dauert, aber dann einen kleinen ort perfekter idylle gefunden, wie einen bildauschnitt in der wahrnehmung, einen magischen raum auf einem bild, der sich der interpretation verweigert, keine geschichte hat, nirgends hin will, nur der schönheit verpflichtet, neige pour la neige, auch wenn ich jetzt, wieder zuhause, eher ein generisches auch schön zustandebringe.

abenteuer zahnspange

spätnachmittags höre ich davidzwilling plötzlich leise vor sich hin weinen. „ich muss nochmal raus“ sagt er, will nichts erklären, und ist weg. ich schicke die anderen beiden hinterher, vielleicht hat er munition draussen verloren, es ist schon stockfinster, sie können ihm suchen helfen. sie finden ihn nicht, nicht im hof, nicht vorm haus, kein david. dem großen fällt dann die lösung ein: „wenn es so wichtig ist, hat er bestimmt etwas wertvolles verloren: seine zahnspange! nicht so doofe plastikmunition.“ ich nehme den anderen zwilling mit, der große soll stellung halten, wir gehen mit einer taschenlampe den ganzen langen spazierweg von heut nachmittag zurück. dazwischen anruf vom großen: david war wieder zuhause, es ist wirklich die spange, er ist wieder raus zum weitersuchen, wieder allein, er gibt nicht auf. david gibt niemals auf. denke kurz an den größenunterschied zahnspange und prenzlauer berg, ich meckere, der große hätte ihn da behalten sollen, denke kurz an die mutterregel  vier, „logistik “ (die ersten drei lauten essen, trinken, pflaster), aber das nützt jetzt auch nichts mehr. ich bin mit gregor schon anderthalb kilometer weg von zuhause, wir suchen jetzt zumindest einmal den ganzen weg ab. er hatte die spange in ein taschentuch gepackt, um die superekligen leckeren pommes vom flohmarkt essen zu können, und dann in die jackentasche – stellen sie sich die suche nach einem weißen taschentuch mit einer kinderzahnspange drin vor, im teilgeschmolzenen, plattgetrampelten berlinschnee. im dunkeln. mit leerem magen – aber was soll man denn tun? das ding war neu und es ist teuer. wir laufen die ganze strecke bis zum flohmarkt, durch den mauerpark, mit der taschenlampe, ich suche auch mein kind, das mir doch wichtiger ist als die spange, obwohl der ärger das ein bisschen vernebelt grade. das kind kann ja notfalls auch von der polizei gesucht werden, aber die blöde spange, das nimmt uns keiner ab. kein david, keine zahnspange, natürlich nicht. als ich grade mit einem stock im mülleimer herumwühle, in den die kinder ihre pommesschalen geworfen haben, dabei mit dem sich schon abgefunden habenden mutterblick versuche herauszufinden, welche zeitung da im müll unter den kaffeebechern liegt, klingelt mein handy, david ist zu hause. er erzählt: er ist auch beim zweiten mal fast die ganze strecke zurückgelaufen, da war ein mann im dunklen cantianpark, vor dem hatte er angst und ist ein paar schritte zur seite getreten, und da lag, genau vor seinen füssen, ein papiertaschentuch, da hat er dann reingesehen, und sie war drin, seine spange. er hat sie wiedergefunden, auf einer schneewiese im dunkeln. ein gottesbeweis, wenn sie mich fragen, „ich hab so gebetet“, sagt er später, und hält gefaltete hände hoch. ich hab gefragt, ob sie nicht vielleicht einfach in der zweiten jackentasche gelandet ist, und ihm das peinlich … ? nein. er hat sie wiedergefunden. ich glaube ihm, er ist nämlich ein gründlicher sucher und kein panikkind. er weint wirklich nicht so leicht.

 

last winter day

die zwillinge vergessen ihren anderthalbstündigen ich-will-aber-keinen-ausflug- streit sofort, als sie am ende der sandkuhle im grunewald den gefrorenen tümpel entdecken, wusch, stürmen sie den hügel herab, hund hinterher.

wir haben keinen schlitten mit, es liegt auch nur noch auf den wegen und im waldschatten schnee, aber die zwillis holen sich große dicke eisbrocken aus dem gewässer und versuchen darauf, die paar verbliebenen schneeflächen runterzukommen, es klappt perfekt, die eisstücke sind überhaupt nicht steuerbar, drehen sich, rutschen unterm hintern weg, zerbrechen, dann muss man neue holen oder auf immer kleineren flächen den hang runterrutschen. es macht ihnen so einen spass, ich muss es nichtmal verbieten vorher. fürs familienleben ist das wichtig, da sie ein schlechtes erlebnis nie vergessen und bei jedem zukünftigen ausflugsplan neu einbringen können (die guten werden pragmatisch erinnert, eis=notschlitten wird bleiben, und märz=südhang schneefrei).

zuhause gibts eis auch noch von oben, versenkt in frischgekochtem heissen kakao mit schlag, und schokokekse. jetzt stille, der große schläft nach dem gerenne, die zwillis spielen irgendwas. ich überlege, ob ich die sechste staffel lynley wirklich noch zuende ansehen  soll, so düster und freudlos, wie sie daherkommt, der mord interessiert nicht wirklich, der symbolische überbau ist mächtiger als der plot, die figurenentwicklung steht der dramaturgie im weg. die autoren lieben ihn sehr, ihren lynley, sie wollen ihn für sich behalten, er wird immer sturer und wortkarger.

das vollkommen neue gefühl, heute genug licht bekommen zu haben, wie der grünmangel in den alten lichtmangel diffundiert. diese winterwaldfarben wie aus den fünfzigern, all das vergangene, das ein stück weiter weg scheint, nur weil man da noch nicht auf der welt war, so dass nichts davon unsere nerven berührt haben kann. das große mischmasch in sepia.  mehrere männer in norwegerpullovern gesehen, ein schöner anblick, und der eine, der nicht jünger war als ich, hatte bestimmt nur wegen der kälte so einen roten kopf, und nicht wegen dem flachmann, den er benutzte.

der preis

ärgerkram zwischendurch. was prägt vertrauen? gute erfahrungen, gute antworten, hilfestellung und gemeinsamer spass, näää, das meine ich gar nicht, richtiger muss die frage lauten, ob ich jemandem glauben soll, wenn er etwas erzählt, das zu meinem finanziellen schaden und seinem finanziellen nutzen ist. das grundvertrauen ist wackelig, ich wurde angelogen, aber das ist jahre her, der mann ist fremdgegangen, als ich mit einjährigen zwillingen zuhause war, das regt mich schon lang nicht mehr auf,  aber den kern vergesse ich nicht. ich habe ihm geglaubt, wenn er von viel arbeit, kongressen und überstunden gesprochen hat, er könne nichts dafür, es tue ihm auch leid – während ich total kaputt mit den drei kindern die abende und wochenenden allein verbracht habe.

jetzt muss ich entscheiden, ob ich übers jugendamt eine pfändung beantrage, damit der rückstand an unterhaltszahlungen endlich kleiner wird. der mann sagt, er könne nicht mehr, er sei immer total am limit, aus anschlag, tief im dispo, könne sich nichts, aber gar nichts leisten, ist freundlich und übernimmt klaglos sportverein und -klamottenkäufe für eins der kinder, und überhaupt müsse der unterhalt dann komplett neu berechnet werden, er glaube nämlich, er müsse eh zuviel zahlen, er hätte soviel andere kosten. wenn ich also den damals errechneten unterhaltsbetrag in anspruch nähme, wäre ich die böse, die sein leben runiniert, er bittet um mein verständnis, er habe schließlich eine neue familie. kann der wirklich so pleite sein? er hat ein haus gekauft, sein freundin arbeitet auch – argh, hasse solche entscheidungen.

jaja, ich weiß. ich bin da eher konfliktscheu und im allgemeinen zu gut für diese welt. ich möchte den leuten wirklich lieber glauben als nicht glauben. seine kinder nutzt er für seine ziele sehr nonchalant, sie nehmen ihn in schutz, er hätte wirklich nix, keine kröten, der papa sei total arm, ich müsse das glauben, der ist immer so gestresst, der papa. vor den kindern müsste ich mich also auch verteidigen, erklären, relativieren, würde ich auf zahlung bestehen. keine angenehme vorstellung.

andererseits: er hätte auch einfach nicht immer fast einen hunni zuwenig überweisen können, oder?

is doch wahr.

 

berlin, berlin

mit bloggerinnen tango tanzen – im bebop, das liegt inzwischen direkt an der spree,  gegenüber von der 02-arena, sehr suggestiv, in einem loftgebäude, das seit den 80zigern bespielt wird. ich hab da mal sylvester gefeiert, also in einem der lofts, ich glaube im ersten offenen berliner winter, und wir sind nachts über die oberbaumbrücke, an deren ostberliner ende ein grenzwärterhäusschen stand, wir hatten die pässe dabei und haben ein eintagesvisum bekommen, ein grünes a5-blatt. drüben war nix, sind wir wieder zurück, aber die brücke war aufregend genug, meine ich zu erinnern.

im bebop, noch am mehringdamm, ist damals mein großartiger tangolehrer gestorben, bei einem tanz in den mai. alte zeiten, ich war danach nicht mehr da, ich hatte drei kleinkinder und bin nicht mehr tanzen gegangen, aber natürlich kriegt man den tango nicht aus dem system.

gestern abend  waren wir auf auf einer praktica, ich habe zum ersten mal im leben geführt, schwieriges unterfangen, mich dann aber doch einem mann überlassen für ein paar richtig schöne tangos zu später stunde, bisschen wackelig gefühlt, aber die musik fängt mich auf, und der tänzer, wie es sich gehört. wie immer will ich gleich weitermachen. großen dank an engl fürs mitnehmen und an wortschnittchen und anne fürs mitkommen. wir haben alle getanzt! vorwärts wie rückwärts. könnt ihr glauben. ich habs genossen, die welten ein bisschen zu verknüpfen, vorgestern und jetzt, tango und bloggen. schöne nacht.

heut um kurz vor elf an der gethsemanekirche im schnee fast vom rad gefallen, weil die glocken losgeschlagen haben, tief und laut. das sind ernsthafte glocken. ich war auf dem weg in die nächste kirche, wo der große mit seinen kumpels als konfirmand vorgestellt wurde. geborgen gefühlt, ich sollte wahrscheinlich einfach mehr in die kirche gehen, dann hat sich der agnostizismus ganz schnell erledigt. schöner morgen.

die iden des mimi

ich möchte ein bisschen rumjammern, aus völlig banalen stressgründen (selber krank, krankes kind, noch 2 kinder, hund u haushalt, und arbeit), aber dann fällt mir immer als erstes der letzte liebeskummer ein, der übers blog nur gesagt hat „selbstmitleid“ (der ist vorher selber jahrelang zum jammern zu mir gekommen, daher wahrscheinlich), dann fällt mir jorge ein (hugs an jorge!), an die schlimmst kranken will ich jetzt gar nicht denken, weil ich ja eigentlich nur ein bisschen jammern will, weil das alleinerziehen bei krankheit am meisten nervt, und ich hab ja schon die chronische grunderkrankung, die überhaupt kein zuckerschlecken ist, nee im ernst, ein bisschen jammern vom hohen podest der lebenden aus, (wie h. h. jahnn schrieb: der toten sind viele) mit noch gesunden kindern, einer wohnung und einem fröhlichen kleinen hund. verd., es war schon mal leichter, ein bisschen wehleidig zu sein, das ganze entnervende relativierungsgewese klebt am leiden wie ein rudel luftballons, ich komme nicht auf grund, nee.

2. versuch: ich hab fieber; ein kind muss kotzen, die anderen streiten, sollen aber a) lernen oder b) rausgehen, ich hab einen hund, ich muss essen machen, ich muss betten beziehen, streit schlichten, bezugsperson bleiben, geld verdienen, aber ich bin echt platt grade. nicht mal komplexe rezepte sind möglich, ich werde die hühnerbeine mit gewürzen bepasten und in den ofen schieben, mehr nicht, von komplexen sätzen ist ja schon lang nichts mehr zu sehen.

wobei, was ich alles nicht muss: müll runterbringen, trockner leeren, hund rausbringen, fällt mir da ein, gell, zu irgendwas waren die letzten 9 jahre allein mit drei kindern ja doch gut, sie machen all das nach nur 4 bis 5 aufforderungen, was ich für einen guten schnitt halte, da hab ich doch was geschafft, oder? ich würde mich jetzt gern 9 jahre ausruhen, bitte danke.

(in zukunft schreibe ich immer nur noch: 9jahre!, dann ist allen klar, was ich sagen will, oder?)