es sind überwältigend viele gitarren zu sehen, und jede einzelne davon verdient wahrscheinlich eine eigene geschichte, die macher haben ja ihre meisterstücke mitgebracht. wie bei großen kunst-austellungen sortiere ich meinen überblick auf einer skala des habenwollens. in museen und gallerien such ich mir immer drei arbeiten heraus, die mich ansprechen, die ich näher heranlassen will, meistens, weil ich sie schon auf einer intuitiven grundlage begreife, bevor die auseinandersetzung mit dem kunstwerk-dingsda etwas fundiertes entstehen lässt. bin also offen für launen, hormone und subjektivität, wie sonst soll ein potentieller käufer bei 500 gitarren auch entscheidungen treffen? gitarren sind ja (fast immer) leichter zu verstehen. drei stück will ich mitnehmen wollen, nur drei sollen sich einprägen, und trotzdem hat sich auf platz drei eine ukulele eingeschlichen.
e-gitarren bei den e-gitarren weiß ich es sofort, finde ein paar tische weiter aber noch eine, bei der ich es auch sofort weiß, und vergesse die erste gleich wieder, bis ich nach ein paar runden merke, dass ich einfach blaue gitarren sehr mag. das liegt daran, dass ich keine ahnung von e-gitarren habe. meine wahl behalte ich deshalb lieber für mich, bis auf eine ebenfalls blaue von nik huber, weil adam miller eine seiner gitaren vorspielt.
adam miller ist ein phänomen, ich kannte ihn vorher nicht, er spielt, als hätte er mindestens 15 finger. hab ihn an beiden tagen gehört, einmal auf akustischer, einmal mit e-gitarre. groovy! meinte gregor nach dem anhören, und das ist das besondere: beim zuhören vergesse ich, wie aufregend er spielt, und gerate einfach in den rhythmus und die musik. einmal mit iphone, einmal mit slr aufgenommen, qualität also mäßig:
miller nennt auch eine huber sein eigen und macht wohl alles damit, was man mit so einer gitarre tun kann, studio, live, shows, solo- und band. gitarrenbauer und spieler haben sich über die musik kennengelernt, ihr umgang ist familiär. der typ spielt seine stücke mit einer leichigkeit, als hätte er ein eigenes raumzeitkontinuum, in das viel mehr reinpasst als in unseres. ich will schneller hören, um all die feinheiten mitzukriegen, miller selber wirkt dabei komplett tiefenentspannt, grinst beim spielen vor sich hin und tut einfach sein ding.
acoustics bei den akustischen instrumenten mag ich die klaren, eleganten, unverschnörkelten bauweisen lieber, vergucke mich dann auf magnetöse weise in eine bariton-ukulele mit 6 saiten, von widmann custom electrics gebaut. die G- und E-saite sind jeweils doppelt gespannt, die zweite G ein oktave höher gestimmt, die zweite E genauso wie die erste, glaube ich! hab nicht gefragt leider. körper aus mahagoni, palisander-griffbrett, einlagen aus perlmutt und abalone, nitrolack. ein traum.
ein besucher setzt sich damit in die ecke und spielt, und sie klingt wie weihnachten, hell, klar, tragend mit weichem bauch, das ist überhaupt die größte freude bei all den akustischen instrumenten: die klarheit, tragweite und reinheit ihres klangs, wirklich anders als alles, was bei thomann so im regal hängt, mit ausnahme des prescious-raumes vielleicht. die uke kriegt platz drei.
die luthiers sind ein ehepaar aus den usa, sie haben ein modell extra für berlin gebaut, mit einem perlmuttbären oben im kopf, den körper mit wunderbaren tiefergelegten ornamenten. plaudere ein bisschen mit ihnen, sie haben drei töchter wie ich drei söhne, auch mit zwillingen, eine schon auf dem college, zwei grad nach dem abi. das nimmt mich ein bisschen mehr für die beiden ein, aber das erste stehenbleiben und nachfragen war nur wegen dem instrument. wir zeigen uns bilder, und hätte ich geld, dann jetzt auch eine bariton-uke, obwohl ich die nur sehr, sehr wenig spielen können würde, aber dann! spreche mit ihm über das sammeln, „du spielst normalerweise eh nur auf deiner lieblingsgitarre“ sagt er. er baut für spieler.
am tisch dahinter glitzert es sehr, sehr stark. da stehen drei e-gitarren nebeneinander, jede von ihnen lückenlos mit strass besetzt, eine glitzerorgie, einmal in silber, einmal in fast gold, einmal in grau. mann, posaune ich, die hätten prince gefallen! er: „Yes, in fact I build two for Prince“ – der stand von jens ritter, einem gitarrenbauergott. bin etwas sprachlos, der mann selber ist freundlich und offen wie alle seine kollegen. keine allüren.
auf platz eins und zwei bei mir dann zwei frauen. beiderlei instrumente sind perfekt gebaut, und ohne diese ganzen lustigen extras, die sich bei vielen ausgestellten gitarren bisschen in den vordergrund drücken – schnörkel, soundholes an überraschenden stellen und besondere oberflächen, die aus den instrumenten sammlerobjekte machen. „for collectors“, sagen diese luthiers, wenn man sie fragt, „not so much for players“. ich klebe unten noch bilder dran, ziemlich lustige objekte dabei.
rosie heydenrych baut für turnstone guitars, zwei gitarren davon hab ich hören können, mit eher kleinem korpus, eine mit einem aufregendem rücken aus geflammtem ahorn.
sie klingen gefühlt minutenlang nach, wenn der gitarrist seine hand abgehoben hat, soviel klang aus einem so zierlichen instrument. im original sind sie heller, es war maues licht im estrel.
hier spielt shaï sebbag, ein junger gitarrist aus frankreich, auf einem ihrer instrumente, aus amerikanischem redwood.
ganz hinten in der ecke entdecke ich christina kobler, eine gitarrenbauerin aus österreich. hier gibt es ein interview mit ihr. ihre instrumente sind klar, perfekt gebaut, sogar in der vollen und lauten halle über viele meter deutlich hörbar, und sogar für meine schlechten ohren wahnsinig gut klingend. im ernst, vielleicht liegt es doch nicht an meinen ohren, vielleicht klingt die welt einfach schlecht, dachte ich nach dem wochenende voller intensivem zuhören.
hab leider vergessen, die rückseite zu knipsen, mit einer sehr bewegten maserung versehen. das besonders schöne und gutklingende holz ist mir lieber als die besonders kunstfertige einlegearbeit, aber dazu braucht es auch finderglück und serendipity.
olivenholz
dann gibt es einen erlanger gitarrenbauer, der für eins seiner instrumente olivenholz verwendet hat, wunderbar helles, dichtes holz mit fein gekräuselter maserung. er sucht für seine konzertgitarren nach zeitgenössischen hölzern aus nachhaltiger wirtschaft, weil das klassische tonholz oft nicht mehr zu haben ist. die gitarrenbauer haben jahrzehntelang das berühmte rio-palisander verwendet, weil es eben zur verfügung stand, sagt er, aber andere hölzer klingen genauso gut und sind nicht von ausreiseverboten betroffen. es heißt, dass fast alle 300 palisanderarten nicht mehr frei verkäuflich sein werden, spätestens dann wird der markt sich öffnen. würde aber trotzdem gern mal eine gitarre aus rio-palisander im arm halten, nur mal so, gleich danach hätte ich allerdings dieses stück näher kennengelernt, als neuen ansatz, mit olivenholz verbindet man ja vor allem salatbesteck, wie ein besucher sagte. die olivenbäume in meiner bekanntschaft sind knorrige, dunkle alte bäume, die den jahrhunderten trotzen und ernte um ernte liefern, ihre stämme haben eine massive und schwere ausstrahlung. die gitarre aus olivenholz sieht dagegen so überraschend leicht und elegant aus, mit einer klitzekleinen perlmutteinlage unten auf dem griffbrett. rundum schön, hab sie aber nicht gehört.
die lustigen poste ich morgen noch dazu.
ach, fast mein lieblingsbild: samstag auf dem hinweg zur show bin ich zwei musikerinnen begegnet, die auf dem weg ins studio waren, ich durfte sie knipsen. die band heißt banana of death, die gitarre ist eine gestreifte harley-benton. keep on rockin‘ (and rollin‘)!