mich bei tellonym angemeldet, um hotelmama zu reservieren, weil der name so schnell weg ist normalerweise. wie damals auf twitter. bisschen tut es mir ja leid, das hotelmama auf twitter so hartnäckig die klappe hält. ich bin da hin- und hergerissen zwischen meiner wunschidentität als coole halbintellektuelle großstädterin und meiner realen existenz als eher nicht relevante fünfzigerin ohne karriere oder, oder, ach, ich sag mal: oder ähnlichem. ist mir neulich erst aufgegangen, verbunden mit der frage, wann das nichtgelebte endlich mal abgetrauert ist, denn dann könnte ich als serienguckerin und comicleserin und frau mit einem mehr banalpoetischem zugang zur welt endlich entspannt vor mich hin twittern! wär doch was. so abstrakte metaprobleme hab ich beim bloggen zum glück gar nicht, als wär twittern öffentlicher. gibt es eingentlich beschreibbare unterschiede zwischen weiblichem und männlichem twittern? witz, aphorismen, aphrodisiaka, befindlichkeiten, minitheoreme, je vielseitiger, desto lieber lese ich.
diese neue seite ist eigentlich ein bisschen pubertär, oder nicht? der erfinder ist ja auch erst 19, oder war es grade noch. meiomei.
die rückseite von komplimenten und geständnissen ist ja denunziation, aber ich glaube dem macher, dass da nix böses dahintersteckt, wie postsecret nur für dich. muss es mal den jungs zeigen, aber in deren umfeld twittert keiner, auf instagram sind sie auch nicht unterwegs, facebook dient ihnen glaube ich mehr der repräsentation als der kommunikation, da geht eh nur der heimliche zettel in der schultasche, und so wichtig ist es dann auch wieder nicht, um dafür ein risiko einzugehen.
ist es nicht eine eher ostdeutsche eigenschaft, mit meinungen, vor allem mit kritik, hinter dem berg zu halten? vielleicht aus stasizeiten, wo unpassende oder unerfreuliche äußerungen den menschen existenziell gefährdet haben, mein eindruck (und meine erfahrung): diese zurückhaltung, das schweigen und rumdrucksen hat sich in die neuzeit gerettet, das gefühl der bedrohlichkeit von kritik ist vielleicht unhinterfragt in allgemeine höflichkeitsregeln diffundiert.
ich kriege mich nicht mehr auf 140 zeichen, fürchte ich, wird alles immer langwieriger hier.
in italien gibt es eine charmante art, alles in komplimenten mitzuteilen, das kompliment gehört zur eloquenz dazu, ist kein kommunikativer sonderfall mit alarmzeichen, keine wasserscheide, nichts, was die strömung aufhält oder ändert. es wird elegant in die normalen kommunikationsformen integriert, es ist ein kleines geschenk, eine höflichkeit, man gibt damit nicht den schlüssel zum innersten heiligtum aus der hand, man macht das gegenüber nicht zum alleinerben damit, meistens ist es auch kein heiratsantrag, nichtmal versehentlich. wer niemals komplimente macht, nimmt sich zu ernst, glaube ich. ich vermisse die komplimente im kalten dunklen berlin (slow und jorge, an mein herz!), darum mach ich da mit. eine woche oder zwei.
na, mal gucken.
Also für mich bist du schon sehr relevant. (Stell dir das östereichisch ausgesprochen vor, wienerisch, „ßea relevånt.“)
ich hörs! wir sollten uns unsrer wechselseitigen relevanz regelmässig bei einer sachertorte versichern gehen.
Sozusagen Teffen beim Relevanztee.
Bei Komplimenten mache ich gerne mit. Sie sind nämlich sehr großartig und ich komme hier so gern vorbei und fände das Internet sehr viel ärmer ohne Sie. Sie sind so lebensklug und weltgewandt, überhaupt haben Sie ein strahlendes Herz und fragte mich jemand, wie ich sie beschriebe, ich sagte ohne Zögern: eine Mischung aus Franca Magnani und Coco Chanel-nur mit Gitarre und einem Hund auf dem Fauteuil.
oh! jetzt haben sie mich an diesem trüben und ominösem wahltag im november wirklich zum erröten gebracht, und ich sage nicht „ach, das ist von h&M“, wie früher immer, sondern danke, das freut mich sehr, auch wenn es ein bisschen zu viel ist. ich gebe die komplimente gern mal bei einem sherry auf der couch zurück!
Das klingt doch nach einer famosen Aussicht und einem sehr guten Plan.