lost & found in space

samstag früh merkwürdig gefühlt, so ein sirren in allen zellen, tinnitus laut, ein großer bewegungsunwillen, die energie zieht sich zurück wie schneckenaugen, wenn sie angefragt wird, alles will zurück in die schale. ich bin total ko nach den letzten tagen arbeit, das beunruhigt mich etwas, soll es doch noch eine weile damit weitergehen. leichtes muskelziehen nach dem yoga, immer wenn ich die augen schließe, will der ganze körper hinterher in die warme dunkelheit, wird schwer, wegsinken in einen tiefen schlaf, eine verlässliche umarmung. aufgerafft, die planung für ein familienfest im frühsommer vorangebracht, dabei gemerkt, dass ich nicht mehr fit bin im kommunizieren. habe in den chatapps den gruppennamen „einladung zum 90.“ vergeben, und 5 sekunden später schrieb jemand aus der gruppe: danke, wann feiern wir denn, und wo? in meiner generation konnte man nachrichten vorm absenden fertig schreiben. bisschen die briefpost vermisst und genervt gewesen. dann mit dem rad zum markt- und mit dem auto zum großeinkauf, sofort danach aufs bett gefallen, leckeren kram gegessen, einen zweistündigen dokumentarfilm über ds9 entdeckt, von 2018, ein indiegogo-projekt von ira steven behr, einem der produzenten des franchises. fast die ganze crew samt schreibern ist dabei, rene auberjonois ist auch noch an bord, er ist im dezember 2019 gestorben. wachgeblieben. jetzt ist der samstag schon wieder fast durch und ich bin kaum erholt, der tag ist so durchgerauscht. kopf immernoch leer. oder werde ich krank? das altwerden, freunde, ist nicht ohne, und ihr könnt es nicht aufhalten. da denke ich grade mehr drüber nach, wie wir alle, wenn ich so herumlese.

montag nachmittags ein bisschen herumgelaufen, luft frisch, himmel aprilartig, es bleibt deutlich länger hell inzwischen, dann zum lesen in ein cafe gesetzt, also erstmal davor, weil alles voll war, im wintermantel kein problem, das gefühl der freien zeit einsickern lassen, es ist völlig anders als ein sonntagnachmittag im kaffee. beim spazierengehen durchs viertel noch einige andere mittelalte frauen wie mich gesehen, alle allein vor caffees, naja, vielleicht wollen die rauchen? kleiner feiner faden melancholie. vor ein lieblingscafe hingesetzt, dass ich ganz gern mag. eine lange schlange zum buchladen an der anderen ecke beim kleiner werden beobachtet, es gab eine signierstunde, kenne weder autorin noch ihre bücher. ein paar minuten später kam frau seubert vorbei, sie war zufällig dort mit einer freundin verabredet, wir haben uns unterhalten, bis es dunkel wurde, das war richtig schöne serendipity.

abends gleich wieder nach signierten büchern herumgesucht, eventuell auf chinesich, weil why not (weil du es nicht lesen kannst, echt. habe einen archipel gulag auf russisch geerbt, der steht im regal, den werde ich glaube ich auch nicht mehr los.) etwas gefunden, nicht gekauft, weil ich weiß, dass meine regale voll sind, die wohnung ehrlich gesagt auch, und wenn ich mal nicht mehr bin, wer soll das alles entsorgen? das geld lieber ins depot gepackt, da ist es besser aufgehoben.

8 Gedanken zu „lost & found in space“

  1. Ich hatte ja schon erwähnt, daß ich (nur einer der vielen unangefangenen Pläne) den großen Entsorgungsroman schreiben sollte, aber ja, ich schaue mich aktuell hier auch öfters um und denke, wen interessiert das noch, Marbach wird mein „Archiv“ (vornehmer Ausdruck für aus dem Ramsch gefischte Bücher) nicht haben wollen, ich kriege keinen jungen Besuch, der neugierig die Bildbände aus dem untersten Regal ziehen würde, wenn sie denn da stünden, so wie ich das früher überall getan hab, selbst die paar Bände Fachliteratur sind obsolet, vielleicht will noch wer ein paar der Coffeetable Books, aber bestimmt niemand die ganze Literatur, all den alten Kram, wozu?

    1. noch hänge ich an den büchern, sie machen mich ja auch aus zu einem teil. die erfahrung zeigt aber, dass in berlin so gut wie alles innerhalb von ein paar stunden neue besitzer*innen findet, du musste es nur in einer kiste auf den bürgersteig stellen, nicht alles auf einmal, hin und wieder ein paar stapelchen. sonst müssen wir halt für die obsoleten bücher ein paar obsolete bibliotheks-systeme verwenden, dann fallen sie keinem mehr auf.

      1. Fällt mir grad auf: auf die Frage „was machst du beruflich?“ sollte ich nur noch antworten mit „Ich bin ein Obsolet.“

        Obsoleten aller Länder, vereinigt euch, ihr habt nichts zu verlieren als eure Bibliotheksausweise!

  2. Anekdotisch : habe im letzten Spätsommer das Leben meiner Schwiegermutter entsorgt. > 40m^3 – es ist zu schaffen. Man muss ich darob nicht zu sehr sorgen. Trotzdem mein Tip : schon vor dem Ableben lieber selbst die ein oder andere Sache mal … zur MÜLLKIPPE bringen.

    Puhhhhhhh.

  3. mit müllcontainer ist es natürlich leicht schaffbar, aber immerhin ist es eine russische erstausgabe!

    (bücher natürlich nicht auf den müll, beim rest bin ich im grünen bereich, nur kleidung darf etwas ausgedünnt werden, leider vor allem, weil ich nix elegantes mehr trage, nur noch pragmatisches-waschbares-bügelfreies etc.)

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