die hochhaustürme im ernst-thälmann-park und die plattenbauten in den randlagen des bezirks haben eine beruhigende wirkung auf mich, ich war da seit emmas tod nur noch ein oder zweimal, statt täglich, und es fehlt mir etwas, als ausrichtung meines stadtgefühls, aber warum? weil ein unterschied erkennbar wird zu den durchsanierten vierteln, in denen ich ja sehr gern lebe, ohne ganz dazuzugehören, wie ich mir einbilde, weil die soziale differenz nicht wegsaniert worden ist. mir fehlt das alte berlin mit all seinen gegensätzen immer noch, oder nein: als die gegensätze nicht hauptsächlich finanziell waren, sondern sich ganz selbstverständlich zeigten als unterschiedliche stile, schulen, kunstformen, geschmäcker, altersklassen, was auch immer. ich hoffe, es liegt nur an meinem alter, dass ich die ganzen nuancen nicht mehr wahrnehme.
ist aber auch die lebensphase, wo das gespräch oft aus heiterem himmel aufs thema alterssicherung kommt, was planst du, wird es gehen? in meiner generation erzählen dann grad die freiberufler nicht von reiseplänen, dochnoch gitarre, endlich französisch oder ähnlichem, sondern sagen nichts mehr nach ein paar zynischen worten.
jedenfalls. mal wieder vorgenommen, häufiger zu kochen, was ich kaum noch tue, seit die jungs ausgezogen sind. ich nehme gefühlt zu, wann immer ich abends was esse, aber das kann ich ja ignorieren, oder ich könnte mein asia-gemüse-repertoire mal reanimieren. schon vorgenommen, mit den nachbarn zu essen, dann lohnt sich auch mal wieder ne lasagna. lasagna-kilos sind goldene kilos. grade selber mit einem husten beschäftigt, also die erste hühnersuppe des jahres, mal nach einem empfohlenen rezept von herrn droste selig, mit ingwer, curry und honig. mal schauen, vor parmesan mache ich aber halt.
habe auf ebay einen alten edlen norwegerpulli erstanden, wohl aus den neunzigern, für wenig geld, und er fühlt sich an wie eine ganze behausung, warm und leicht. er riecht nicht, hauptgrund gegen den erwerb gebrauchter kleidung, ein zweiter, für noch weniger gekaufter, roch bisschen, also nur einen tick, nach alten leuten, den hab ich gründlich gewaschen, jetzt ist er wie neu. tragen das auch die menschen in norwegen und island? oder sind die da total untragbar, wie etwa ein fransenhemd oder ein, … – mir fallen keine untragbaren klamotten ein, halt, eher: werden sie dort nur in einem definierten kontext getragen, wie eine lederhose oder ein dirndl? der große hat auch so einen zum geburtstag bekommen, allerdings neu, und trägt ihn sehr gern.
inzwischen kann die kälte gerne länger dauern, ich mag es auch, wenn ich so verschwinden kann in winterkleidung, meine italienische jugend ist einfach sehr lange her. berlin ist ja leider immer einen tick zu warm und zu belebt für richtig guten schnee, er taut, gefriert wieder, man rutscht, es wird alles ein schmutzig graues elend.
falls ihr gesund seid, geht bitte auch dieses we auf eine demo gegen rechts, schon zur selbsttherapie, soviele menschen sind da unterwegs, alle altersklassen, von schüler*in bis rentner*in, ich hab da so ein wir-gefühl bekommen, wie sehr lange nicht mehr, wir haben etwas zu sagen, und es spielt eine rolle, was wir zu sagen haben. inzwischen habe ich sogar den eindruck, dass die demos etwas bewirken, anders als noch letzte woche, einfach weil es so viele sind, überall, andauernd. sie sind hilfreich bei der selbstvergewisserung als mehrheit. ich weiß nicht, ob sie jemanden vom wählen der afd abhalten, vermutlich nicht, aber es gilt weiterhin: keinen fußbreit den faschisten und nazis.